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Herbert E. Meister, Dr. iur., deutscher Jurist; Spezialist im Markenrecht; geboren am 28. Oktober 1946 in Regensburg. Euroskeptiker; Kritiker der EU-Verwaltungspraxis. War in verschiedenen juristischen Sektoren tätig, zuletzt von 1995 bis 2009 als EU-Beamter im „Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt“ (HABM) in Alicante/Spanien; führte mehrere Prozesse gegen das HABM (pensioniert am 1. November 2009). Lebt in Cala Llombards (Mallorca).
Berufliche Biografie
Zulassung als Rechtsanwalt in 1975; von 1975 bis 1979 Wissenschaftlicher Assistent (bei Wolfgang Grunsky, Bielefeld)[1]; darin 1977/1978 EEC Research Program University of Cambridge (UK; Wolfson College)[2]. Von 1979 bis 1986 Referent in der Rechtsabteilung des Bundesverbandes der deutschen Industrie e. V. (BDI) Köln.[3] Geschäftsführer des Arbeitskreises Datenschutz der deutschen Wirtschaft; von 1982 bis 1996 Mitherausgeber der Zeitschrift „Datenschutz und Datensicherung“ (DuD) und der DuD-Fachbuchreihe (Vieweg Verlag)[4]. Von 1986 bis 1995 Geschäftsführer im Markenverband e. V. (MV), der Spitzenorganisation der deutschen Markenartikelindustrie.[5] Ab 1. November 1995 Eintritt in den Dienst der Europäischen Union (Aufbau des Europäischen Markenamtes = HABM; bis 2002 Leiter der Nichtigkeitsabteilung, dann Rechtsberater)[6]; in Pension per 1. November 2009.
Kritiker von Fehlentwicklungen im öffentlichen Dienst der EU unter Inkaufnahme persönlicher Nachteile. Als der 2. Präsident des HABM, der Holländer ''Wubbo de Boer'', im Jahr 2002 das Amt umorganisieren wollte, opponierte Meister. Gegen die darauf folgenden „personellen Maßnahmen“ führte Meister sieben Gerichtsverfahren.[7]
EU-Systemkritik
Nach einigen frühen kritischen Äußerungen zur europäischen Entwicklung[8] hat Meister die Erfahrungen in Bezug auf die Gründung der EU-Agentur „Harmonisierungsamt“ (HABM/Alicante) in einigen Publikationen verarbeitet und Vorschläge zur Vermeidung der politischen Fehler in vergleichbaren Fällen gemacht. Zur Politik der Ansiedlung von Agenturen: Nach der Ansiedlung des HABM in Alicante, wird für die Ansiedlung von EU-Einrichtungen ein intensives Monitoring von Beginn an durch die nationalen Regierungen und deren Botschaften in den jeweiligen Bewerberstaaten gefordert.[9] In Bezug auf Deutschland fordert Meister eine Änderung der Geschäftsordnung der Bundesregierung dahin, dass bei allen Vorhaben (Ansiedlung von Organisationen, politische Auswahl des Führungspersonals) vor einer deutschen Entscheidung über die Außenvertretungen (Botschaften, Konsulate) die Hintergründe aufzuklären sind.[10] Zum Thema Aufsichtsfunktionen/Aufsichtsräte: In EU-Agenturen heißt das Aufsichtsgremium „Verwaltungsrat“, in welchen nur nationale Ministerialbürokraten und Vertreter anderer Behörden berufen werden; Meister schlägt als „zwingend notwendig“ vor, auch von außen Praktiker des jeweiligen Gebiets als Verwaltungsräte zu berufen.[11]
Zur Entwicklung von Europarecht bei neuen Materien: Das HABM ist als EU-Markenamt die erste europäische Zentralbehörde für den Gewerblichen Rechtsschutz („Intellectual Property“; IP). Das dabei anzuwendende Gesetz (Verordnung 40/94 über die Gemeinschaftsmarke) war Neuland sowohl für die Exekutive (Verwaltung) wie auch für die europäische Justiz; Meister benennt die erste Grundsatzentscheidung des Europäischen Gerichtshofs zum Thema (Fall Baby-dry, EuGH vom 20. September 2001, C-383 P) als „objektiv falsch“ und damit als unbeachtlich.[12] Zur Vermeidung solcher Entwicklungen wird vorgeschlagen, in den zuständigen Spruchkörpern des Gerichtshofs für die Europäische Union Spezialkammern einzurichten, in die nicht nur nationale Ministerialbürokraten, sondern auch von außen erfahrene Praktiker berufen werden.[13]
Publikationen
- Datenschutz im Zivilrecht. Das Recht am eigenen Datum, 2. Aufl., Heider 1981
- Der Sitz des Europäischen Markenamtes, in: Markenartikel (MA) 11/1986, 526
- Dem Plagiat keine Chance. Maßnahmen gegen Produktpiraterie weltweit, FAZ vom 26. Mai 1986, B9
- Produktpiraterie: Plagiate können künftig beschlagnahmt werden, Handelsblatt (HB) vom 17/18. Oktober 1987
- Binnenmarkt und Realpolitik. Teil 1, MA 12/1988, 602
- Das Phänomen Produktpiraterie, in: Wettbewerb in Recht und Praxis (WRP) 1989, 559 = MA 4/1989, 192
- Binnenmarkt und Realpolitik. Teil 2, MA 6/1989, 288
- Leistungsschutz und Produktpiraterie, Frankfurt/M. 1990
- Neues deutsches Zeichenrecht. Eine Zwischenbilanz, in: MA 11/1990, 525.
- Aspekte der Produktpiraterie, WRP 3/1991, 137
- Der Kampf gegen die Markenpiraterie, in: Dichtl/Eggers, Marke und Markenartikel, München (Beck) 1992, 269
- Die Marke zwischen den Gesetzen, in: Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR) 1994, 167
- Das selbständige Deutsche Markenamt, MA 5/1994, 258
- Marke und Recht, 2. Aufl. Wiesbaden 1994
- Die Verteidigung von Marken. Eine Skizze zum neuen Recht, WRP 1995, 366
- Praktische Erfahrungen mit dem neuen Markengesetz, WRP 1995, 1005
- Marke und Recht. EG-Texte mit praxisbezogenen Hinweisen, 3. Aufl., Renningen 1997
- Seniorität oder die so genannte Beanspruchung des Zeitrangs einer nationalen Marke, WRP 1997, 1022
- Markenfähigkeit und Per-se-Ausnahmen im Gemeinschaftsmarkenrecht, WRP 9/2000, 967
- Konkrete Unterscheidungskraft in Art. 7(1)(b) GMV, WRP 10/2000, 1098
- Beschaffenheitsangaben in Art. 7(1)(c) GMV, WRP 3/2001, 207
- Üblich gewordene Gattungsbezeichnungen in Art. 7(1)(d) GMV, WRP 7/2001, 796
- Verfahren zur Löschung von Gemeinschaftsmarken vor dem Harmonisierungsamt, WRP 3/2003, 297
- Von den Signa zur Gemeinschaftsmarke: Zu Entstehung des Markenwesens, WRP 12/2003, 1389
- Von den Signa (…) (2): Markenwesen und Gewerblicher Rechtsschutz, WRP 3/2004, 305
- Von den Signa (…) (3): EWR und Europäische Union, WRP 5/2004, 543
- Methodik im Markenrecht oder erste Bausteine einer Europäischen Rechtslehre, WRP 3/2005, 290
- Historische Entwicklung von Zeichenwesen und nationalem Zeichenrecht: Deutschland, WRP 10/2006, 1185
- Historische Entwicklung von Zeichenwesen und nationalem Zeichenrecht: Deutschland (Teil 2), WRP 11/2006, 1307
- Historische Entwicklung von Zeichenwesen und nationalem Zeichenrecht: Deutschland (Schluss), WRP 12/2006, 1453
- Grundlagenforschung zum Thema Motivschutz und Verwechslungsgefahr, WRP 3/2008, 309
- Mathematisierung des Markenrechts und Europäische Rechtslehre, WRP 2/2009, 138
- Realitäten der Marken-Wahrnehmung: Erste sozial-empirische Anlehnungen, WRP 9/2009, 1043
- Vom Möbeleinzelhandel zum Wettbewerb in Theorie und Praxis, WRP 3/2010, 339
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. die Hinweise in: Meister, Die Anerkennung deutscher Ehescheidungsurteile im United Kingdom, Zeitschrift für Familienrecht (FamRZ) 2/1977, S. 108; ders., Einige Gesichtspunkte des Datenschutzes im deutschen Zivilrecht, Österreichische Juristenzeitung (ÖJZ) 3/1977, S. 65.
- ↑ Dazu: Meister, Zivilgerichtsverfassung in England, Deutsche Richterzeitung (DRiZ) 7/1978, S. 207; ders., Zur englischen Strafgerichtsbarkeit, DRiZ 10/1978, S. 306.
- ↑ Jahresberichte des Bundesverbandes der deutschen Industrie (BDI) 1979 bis 1986; der BDI hat in 1999 seinen Sitz nach Berlin verlegt.
- ↑ Vgl. Meister, Aspekte einer Novellierung des Bundesdatenschutzgesetzes, DuD 3/1980, S. 123 (Vieweg Verlag); ders., Transnationales Wirtschaftsrecht. Rechtsprobleme der Verhaltenskodizes für Multinationale Unternehmen, in: Recht und Politik (RuP) 2/1982, S. 97.
- ↑ Jahresberichte des Markenverbandes 1986 bis 1995 (Markenverband; der MV hat seinen Sitz von Wiesbaden nach Berlin verlegt). Ferner: Meister, Der Sitz des Europäischen Markenamtes, in: Markenartikel (MA) 11/1986, S. 526.
- ↑ Vgl. Jahresberichte des HABM 1995 bis 2002.
- ↑ Vgl. die in den Verfahren geschilderten Sachverhalte, insbesondere EU-Gericht 1. Instanz vom 28. Oktober 2004 in T-76/03. Ferner: EuGH C-12/05 P (Revision gegen T-76/03); EuGH C-12/05 P REV (Wiederaufnahmeverfahren); EU-Gericht für den öffentlichen Dienst (TFP) vom 18. Mai 2009, verbundene Rechtssachen F-138/06 und F-37/08; TFP vom 30. November 2009, F-17/09; TPI vom 21. Juni 2010, T-284/09 P (Revision gegen F-37/08); TPI vom 16. Dezember 2010, T-48/10 P (Revision gegen F-17/09). Alle Entscheidungen sind über die EuGH-Website Curia abrufbar.
- ↑ Vgl. Meister, EG-Erweiterung und der Alltag europäischen Rechts, in: Recht und Politik (RuP) 1/1979, S. 7; ders., Der EuGH als Verfassungsgericht und Rechtsschutzinstanz, in: Neue juristische Wochenschrift (NJW) 1984, S. 1278 (Forderung nach Spezialsenaten im EuGH); ders., Binnenmarkt und Realpolitik. Teil 1, in: Markenartikel (MA) 12/1988, S. 602; ders., Binnenmarkt und Realpolitik. Teil 2, MA 6/1989, S. 288.
- ↑ Vgl. Meister, Von den Signa zur Gemeinschaftsmarke (3): EWR und Europäische Union, in: Wettbewerb in Recht und Praxis (WRP) 5/2004, S. 543, 553 ff.
- ↑ Wie Fußnote (9), S. 556, rechte Spalte.
- ↑ Wie Fußnote (9), S. 556, linke Spalte.
- ↑ Wie Fußnote (9), S. 557 f.
- ↑ Wie Fußnote (9), S. 557, rechte Spalte.
Personendaten | |
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NAME | Meister, Herbert E. |
KURZBESCHREIBUNG | Jurist und Spezialist im Markenrecht |
GEBURTSDATUM | 28. Oktober 1946 |
GEBURTSORT | Regensburg, Deutschland |