Benutzer:Sockenschütze/Spielwiese

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Einleitung

Das Urnengräberfeld Nienbüttel liegt bei dem Gut Nienbüttel in der Gemeinde Natendorf in dem Landkreis Uelzen in dem Land Niedersachsen in dem Staat Deutschland.

Dieses Gräberfeld wurde in der späten Eisenzeit und der frühen Römischen Kaiserzeit (1. Jahrhundert v. Chr. bis 2. Jahrhundert n. Chr.) belegt.

Es diente einer germanischen Bevölkerung als Bestattungsplatz mit Urnen.

1

Die Gräber sind auf einem Hügel, der bis zu dem 19. Jahrhundert mit Heidekrautgewächsen (Ericaceae) bedeckt war.

Dann ist dieser Hügel (zwecks Wandelung in einen Acker) gerodet und gepflügt worden. Dabei haben die Pflugscharen gelegentlich die in dem Erdreich vergrabenen Gegenstände beschädigt. Dabei sind gelegentlich auch die Pflugscharen beschädigt worden. Deshalb haben die Gegenstände in dem Erdreich das Interesse des Landwirtes erregt.

Der Gutsherr des Gutes Nienbüttel, Georg Meyer, hat nach den Fundorten der Keramikscherben und anderer Fundstücke die Lage des Gräberfeldes geschätzt und sich 1904 mit dem Prähistoriker Gustav Schwantes, der 1897 das in der Nähe gelegene Urnengräberfeld Jastorf, nach dem die Jastorf-Kultur benannt ist, ausgegraben hatte, getroffen. Georg Meyer und Gustav Schwantes haben Probegrabungen erfolgreich durchgeführt.

Danach hat Gustav Schwantes von dem Direktor des Provinzialmuseums Hannover (heute Niedersächsisches Landesmuseum Hannover), Jacobus Reimers, den Auftrag zu umfangreichen Grabungen dort erhalten, den er in demselben Jahr (1904) ausführte.

Dabei hat Gustav Schwantes erkannt, dass die Bestattungen zeitlich von dem Gipfel des Hügels beginnend abwärts fortgesetzt worden waren.

Gustav Schwantes hat die Fundstücke zwecks wissenschaftlicher Untersuchung in das Provinzialmuseum Hannover bringen lassen. Dort sind sie jedoch nicht angemessen behandelt worden. Nachdem er davon erfahren hatte, hat er die Ausgrabungen beendet, um einen größeren Schaden zu verhindern.

In den Jahren 1908 und 1911 hat Gustav Schwantes unter günstigeren Bedingungen die Ausgrabungen fortgesetzt.

In dem Jahr 2015 haben Archäologen der Universitäten Rostock und Leipzig bei archäologischen Begehungen des Ackers so viele relevante Gegenstände gefunden, dass sie anschließend in den Jahren 2015 und 2016 erneut gegraben haben.

2

Bei seinen Ausgrabungen fand Gustav Schwantes etwa 500 Urnengefäße aus Keramik sowie Schwerter, Lanzenspitzen, Sporne, Schildbuckel und andere Grabbeigaben. Zu den Fundstücken zählt auch ein etwa 18 cm hoher Bronzeeimer, bei dem es sich um römische Importware aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. handelt. Die Henkelattache (angesetzter Gefäßhenkel) mit stilisierten Weinblättern und zwei Maultierköpfen zeigt Symbole des Bacchuskultes. Insgesamt zeichnet sich das Gräberfeld durch den hohen Anteil an Gräbern mit Waffen aus, darunter auch rituelle Niederlegungen von Waffen. Das Fundmaterial der Ausgrabungen kam unbearbeitet in ein Magazin des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung zu den Funden hat bisher (Stand: 28. Feb. 2017) nicht stattgefunden.

Seit dem Jahr 2014 führt das Institut für Prähistorische Archäologie der Freien Universität Berlin ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Projekt zum Urnengräberfeld durch. Projektziel ist die Erstellung eines Katalogs auf Basis des Fundmaterials und des originalen Grabungstagebuches. Dieser Katalog soll Aussagen zu der Datierung der Grabstellen, der Belegungsabfolge und der Belegungsintensität enthalten.

Bei den jüngsten Ausgrabungen im Jahr 2016 wurden weitere 170 Funde geborgen. Daraus ist zu schließen, dass Gustav Schwantes bei seinen Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts nicht das gesamte Gräberfeld erfasst hat. Den neueren Untersuchungen zufolge handelt es sich bei den Bestatteten um männliche Krieger. Auffällig waren Lanzenspitzen, die neben den Urnen mit der Spitze nach unten im Boden steckten. Die einst vorhandenen Lanzenschäfte könnten (ähnlich heutigen Grabkreuzen) als Markierung gedient haben.

3

Als Besonderheit des über einen Zeitraum von etwa 250 Jahren genutzten Urnengräberfeldes von Nienbüttel gelten die zahlreichen Kriegerbestattungen und das reiche Fundmaterial, darunter importierte Bronzegefäße. Der Prähistoriker Willi Wegewitz zählte es zu den bedeutendsten langobardischen Gräberfeldern im Gebiet der unteren Elbe. Während die älteren Ausgrabungen auf etwa 500 Gräber schließen lassen, geht die Kreisarchäologie Uelzen aufgrund der jüngsten Untersuchungen von bis zu 2000 Bestatteten aus.

4

  • Willi Wegewitz: Der Urnenfriedhof der jüngeren vorrömischen Eisen- und der älteren römischen Kaiserzeit von Nienbüttel. In: Das Abenteuer der Archäologie. Isensee, Oldenburg 1994, ISBN 3-89442-230-0, S. 58–67.

5

Kategorie:Natendorf Kategorie:Gräberfeld in Niedersachsen Kategorie:Gräberfeld (Germanen) Kategorie:Archäologischer Fundplatz in Niedersachsen Kategorie:Römische Kaiserzeit Kategorie:Archäologischer Fundplatz (Eisenzeit) Kategorie:Langobarden