Benutzer:Zieglhar/Wald-Glas-Zentrum Gersbach

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Schwarzwälder Wald-Glas-Zentrum Gersbach
Waldglaszentrum Gersbach.jpg
Schwarzwälder Wald-Glas-Zentrum Gersbach
Daten
Ort Schopfheim-Gersbach
Art
Technikgeschichte
Eröffnung 2008
Betreiber
Stadt Schopfheim
Website

Das Schwarzwälder Wald-Glas-Zentrum Gersbach (SWGZ) ist ein Glasmuseum im Schopfheimer Stadtteil Gersbach (Landkreis Lörrach) mit einer Spezialisierung auf Waldglas.

Geschichte

Das Museum wurde 2008 im Rahmen einer LEADER+-Aktion zusammen mit dem Nachbau einer Barockschanze in Gersbach geplant und noch im gleichen Jahr eröffnet.

Zum 10-jährigen Jubiläum wurde das Wald-Glas-Zentrum „komplett renoviert und auch inhaltlich völlig neu gestaltet. Neu aufgearbeitet wurden dabei die Themen benachbarte Glashütten (Dynastieverbindungen), Recycling im Mittelalter, hierarchische Familienbetriebe und frühindustrielle Kinderarbeit, Entwicklung des Trinkglases, Naturgläser, historischer Bergbau in Gersbach und Gold- und Silberfunde in dieser Region. Kein anderes Museum zeigt nun eine solch reiche regionale Fundpalette aus dem gesamten Südschwarzwald (Kleines & Großes Wiesental, Kandertal und Hotzenwald plus Münstertal)…“[1]

Die Deutsche Glastechnische Gesellschaft führt ein Museumsverzeichnis zum Thema Glas. Dort sind rund 100 der wichtigsten Museen mit besonderen Glasbeständen vertreten. 2019 wurde auch das Schwarzwälder Wald-Glas-Zentrum Gersbach in diese Datenbank aufgenommen.[2]

Konzept

Gezeigt werden regionale Oberflächenfunde von Glas- und Keramik-Fragmenten der acht Glaswüstungen von Gersbach und Fetzenbach[3] sowie von benachbarten Glashütten in Schwarzenbach,[4] Hütten,[5] Riedichen und Wambach.[6] Mit Blick auf den Hochschwarzwald sind auch Exponate von Scharfenstein im Münstertal[7] ausgestellt. Überregionale Ausstellungsstücke kommen aus Thüringen und Bayern. Internationale Objekte stammen von Smaland (Südschweden), aus Murano (Venedig), Grönland und Zentral- und Nordafrika.

Die Objekte stammen aus unterschiedlichen Epochen (römischen Epoche vom 1.–4. Jahrhundert n.Chr., fränkische (6.–7. Jahrhundert), der venezianischen (13. Jahrhundert) sowie Objekte des 13.–18. Jahrhunderts aus dem Schwarzwald.

Input

Glasmuseum Spiegelberg

Ein Glasmuseum befasst sich mit der Geschichte der Glasherstellung und der Glaskunst.


Störck waldglas.com

Waldraubbau nicht nur durch die Glashütten

Der Holzbedarf für die Glasherstellung war enorm. Für 100 Kilogramm reine Pottasche benötigten die Glaser rund 200 Kubikmeter Holz. Weitere 100 Kubikmeter waren notwendig, um die Pottasche zu Glas zu schmelzen. Für die Erzeugung von einem Kilogramm Waldglas mussten zwischen 200 - 250 Kilogramm Holz eingesetzt werden. Die Gesamtmenge setzt sich zusammen aus rund 100 Kilogramm Holz für die Befeuerung der Öfen und 150 Kilogramm für die Herstellung der dafür benötigten Pottasche.

In zeitgenössischen Berichten wurden die Glashütten oft als „holzfressendes Gewerbe“ bezeichnet und bereits im 14. Jahrhundert gab es Klagen über die von den Glasern verursachten massiven Waldverwüstungen. Auf Grund des starken Holzverbrauchs wird die Verweil- und Nutzungsdauer eines Hüttenstandortes durch die Glaser auf durchschnittlich 30 – 45 Jahre geschätzt. Im Nutzungsgebiet rund um den alten Glashüttenstandort brauchten die Buchen jedoch dann rund 150 - 200 Jahre, um wieder so nachzuwachsen, dass eine weitere Glasbläsergeneration in diesem Gebiet erneut ihre Produktion aufnehmen konnte. So registrierte man im gesamten Wiesental bereits schon 1613 immer schwächer werdende Waldbestände, vor allem im Hinteren Wiesental. Wie schnell umfangreiche Waldbestände bei der intensiven Nutzung von Glashütten dezimiert wurden, veranschaulicht eindrücklich das Beispiel Hasel. Dort werden die gesamten, ehemals sehr reichen, Waldbestände im Zeitraum von 1613 – 1720 völlig verbraucht, worauf die Glasmacher ihre Produktion einstellen mussten.

Neben den in den Quellen immer wieder aufgezählten Verursachern (Bergbau, Köhlerei, Glashütten, Holzhandel, Harzer) für den massiven Waldraubbau tritt ein weiterer, im ganzen Schwarzwald aktiver „Holzfresser“ bislang überhaupt nicht in Erscheinung: Der über 500 kilometerlange Schanzen- und Palisaden-Bau im Zuge der „Schwarzwald-Linien“ des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, auch bekannt als „Türkenlouis“, der als Oberbefehlshaber der Reichs- und Kreistruppen und mit Hilfe von Tausenden von Schanzbauern diese „Barriere“ gegen die Angriffslust des französischen „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. errichten ließ.

Hinzu kamen umfangreiche Stammholz-, Palisaden- und Faschinenlieferungen als Kontributionsleistungen für die französische Festung in Hüningen, aber auch nach Breisach.

Literatur

  • Bertram Jenisch: „Wie man in den Wald hineinruft … Denkmalerfassung im Südschwarzwald am Beispiel der Glashütten von Gersbach“, Kreis Lörrach in: Stratigraphie und Gefüge - Beiträge zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit und zur historischen Bauforschung, Band 28, S. 47-56, Hrsg. Regierungspräsidium Stuttgart - Landesamt für Denkmalpflege. Konrad Theiss Verlag Stuttgart.
  • Werner Störk: Im neuen Wald- und Glas-Zentrum von Gersbach: Auf den Spuren der historischen Waldglas-Hütten, Sonderdruck aus: Geschichtsverein Markgräflerland, Bd.1/2009, S. 89-103, mit 22 Abbildungen.
  • Irene Plein: „Denkmalpflegepädagogik in Baden-Württemberg - Methodik, Projekte, Angebote, Unterrichtsmaterialien", hier: "Projekt Minifossi" (mit 4 Abb.), S. 208 - 216, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Nachrichtenblatt der Denkmalpflege, 38. Jahrgang, 4/2009, Herausgeber Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart in Verbindung mit den Fachreferaten für Denkmalpflege in den Regierungspräsidien. Digitalisat
  • Werner Störk: Ein einzigartiger Fund: „Das Krone-Fläschchen“. In: Das Markgräflerland – Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur, herausgegeben vom Geschichtsverein Markgräflerland e. V., Band/Jahrgang 2014, Seite 69-75 mit 8 Abbildungen, Verlagsort Schopfheim, Uehlin Print und Medien Schopfheim.
  • Albrecht Schlageter: Die Glashütten im Markgräflerland und den angrenzenden Gebieten vom 15. bis 17. Jh. In: Badische Heimat, Band 68 (1988), S. 257–283 pdf
  • Heidi Knoblich: Dem Wald-Glas auf der Spur. In: Lust auf Regio, 2/2022, S. 16–17

Weblinks

Einzelnachweise

Koordinaten: 47° 41′ 52″ N, 7° 55′ 56,9″ O

Kategorie:Museum im Landkreis Lörrach Kategorie:Glasmuseum Kategorie:Schopfheim Kategorie:Gegründet 2008