Carl-Justus Heckmann

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Carl-Justus Heckmann (* 24. Mai 1902 in Duisburg; † 7. Oktober 1993 in Leipzig) war ein deutscher technischer Ingenieur und Verfahrenstechniker, Unternehmensleiter und Hochschullehrer.

Leben

Heckmanns Vater Reinhold war Kaufmännischer Direktor der Kupfer- und Messingwerke C. Heckmann, die sein Urgroßvater Carl Justus Heckmann 1887 von Berlin nach Duisburg verlegt hatte. Seine Mutter Amelie war die älteste Tochter von Hermann Schumm, dem Technischen Direktor bei der Gasmotorenfabrik Deutz. Maria Elisabeth Wentzel-Heckmann war seine Tante. Wie sein Urgroßvater gleichen Namens wollte auch er den Ingenieurberuf ergreifen. Nach der Vorschule des humanistischen Gymnasiums in Duisburg, das er bis zur Untertertia besuchte, absolvierte die weiteren Schuljahre auf dem Gymnasium Adolfinum von Moers, wo er sein Abitur ablegte. Seine Zeit der Berufsausbildung in den Nachkriegsjahren begann er mit einem halbjährigen Praktikum in der Gasmotorenfabrik Köln-Deutz, wo er die Formerei, Gießerei, Dreherei durchlief und die Montage von Schiffsmotoren kennenlernte.

Es folgte ein Studium an der Technischen Hochschule Stuttgart bei den Professoren Grammel und Regener. Nebenher betrieb er Fechtsport. 1925 ging er an die Technische Hochschule in Breslau. Dort belegte er die Fächer Heizkraftanlagen, Fabrikbetrieb und Chemischer Apparatebau. 1927 erwarb er den Grad eines Diplom-Ingenieurs. Anschließend bereiste er Paris und London zu Sprachstudien. 1928 besuchte er die USA und Kanada, wo er 45 Industriebetriebe kennenlernte. Im November 1928 begann er seine berufliche Tätigkeit als Konstrukteur im Berliner Projektierungsbüro der Firma F. Heckmann, Breslau-Berlin – einst 1819 gegründet von seinem Urgroßvater. Sein Betrieb war in den folgenden Jahren mit Aufgaben des allgemeinen Aufbaus der chemischen Großindustrie durch ingenieurtechnische Neuentwicklungen voll ausgelastet.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 musste Heckmann als Landwehrmann zur Wehrmacht einrücken. Nach kurzer Zeit konnte er jedoch in seine berufliche Tätigkeit nach Berlin zurückkehren. Heckmann berichtete, dass er den Professor Pöll aus Wien als Mitarbeiter gewann und ihn als Juden vor einem Zugriff der Gestapo bewahren konnte.[1] Noch im Jahre 1944 begann er erste Aufsätze in Fachzeitschriften zu veröffentlichen, deren Zahl sich bis in die 1960er Jahre auf etwa 40 anwuchs. Im Januar 1945 wurde die Breslauer Betriebsausrüstung mit einem Sonderzug von 60 Waggons voll Maschinen und mit 180 Belegschaftsmitgliedern vor der heran nahenden Front evakuiert und nach Nerchau, Riesa und Rudisleben verlegt.

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus forderten die sowjetischen Besatzungsbehörden Heckmann und seine Mitarbeiter auf, ihre Arbeit in der SBZ wieder aufzunehmen. Der Neubeginn erfolgte in Wurzen mit einer kleinen mechanischen Werkstatt und in Pirna mit dem Apparatebau. Heckmann eröffnete die alte Firma im Dezember 1945 wieder unter dem Namen Heckmann-Apparate (GmbH Wurzen und Pirna). 1946 wurde Heckmann Mitglied der Kammer der Technik. Mit der Zwangsvereinigung von SPD und KPD zur SED im gleichen Jahr wurde für ihn eine klare wirtschaftspolitische Linie erkennbar, so dass Heckmann 1959 für seinen Betrieb staatliche Beteiligung aufnahm. Dafür wurde der VEB Leunawerke "Walter Ulbricht" als Teilhaber gewonnen. Später trat der VEB Maschinen- und Apparatebau Grimma an dessen Stelle. 1956 hielt Heckmann eine Vorlesung an der Magdeburger Hochschule für Maschinenbau. Auf dem Gebiet des Chemischen Apparatebaus sollte er Ingenieure für die Oberstufe dieser Studienrichtung führen. Nach kurzer Zeit wurde das seine berufliche Hauptaufgabe. Als wissenschaftliche Nachwuchskräfte konnten in den folgenden Jahren 22 Aspiranten mit dem Dr.-Ing. bei ihm die Promotion A ablegen. Zwei andere haben sich mit der Promotion B habilitiert. Zu ihnen gehörten Studenten aus der DDR, aber auch aus anderen Ländern. Schon 1958 wurde er zum Direktor des Instituts für Chemischen Apparatebau berufen und übernahm die Projektierung und Einrichtung eines Gebäudes für Forschung und Lehre an der Magdeburger Hochschule. Während mehrerer Jahrzehnte umfangreicher und kooperativer Zusammenarbeit mit branchennahen Betrieben im In- und Ausland belieferte das Heckmann-Werk vor allem die Sowjetunion mit Fertigungsanlagen für die dortige Schwer- und verarbeitende Industrie. Im April 1959 wurde er Professor mit vollem Lehrauftrag und Komplementär mit staatlicher Beteiligung. Von 1962 bis 1965 war er als Mitglied in den Beirat für Technik beim Staatssekretariat für Hochschulwesen berufen worden, und 1963 erfolgte seine Berufung in den Senat der Hochschule. 1964 wurde er Professor mit Lehrstuhl für Chemischen Apparatebau. Von 1964 bis 1966 arbeitete er im Forschungsrat der Hochschule mit. Von 1965 bis 1967 wurde er in Arbeitskreise und Expertengruppen des Forschungsrates berufen und arbeitete im Staatssekretariat für Forschung und Technik in der Kommission Chemie/Maschinenbau mit. 1965 begann seine Mitarbeit im wissenschaftlichen Beirat der VVB Chemieanlagen und als stellvertretender Vorsitzender der Fachgruppe "Chemischer Apparatebau" im Deutschen Normenausschuss, sowie Mitglied des Wissenschaftlichen Rates der Sektion Apparate- und Anlagenbau der Technischen Hochschule Magdeburg. 1966 erfolgte seine Berufung als Vorsitzender des zentralen Arbeitskreises "Wärme- und Stoffaustauschtechnik".

1967 wurde Heckmann emeritiert. Nach 40-jähriger Berufstätigkeit hat Heckmann 1969 das 150-jährige Firmenjubiläum seines Werkes zusammen mit etwa 700 Betriebsangehörigen gefeiert. 1972 wurde der Betrieb, der bisher hocheffizient arbeitete, in Volkseigentum überführt.

Am 1. April 1990 wurde mit Zustimmung Heckmanns sein ehemaliger, bis zu diesem Zeitpunkt Volkseigener Betrieb, wieder in ein Privatunternehmen verwandelt.[2]

Im Jahre 1961 beteiligte er sich an der I. Allchristlichen Friedensversammlung, die von der Christlichen Friedenskonferenz in Prag veranstaltet wurde. Er wurde in ihren Beratungsausschuss zur Fortsetzung der Arbeit gewählt. Sein Schwager Hans Joachim Iwand, ein Theologe der Bekennenden Kirche und Widerstandskämpfer, hatte ihn für diese Mitarbeit gewonnen.

Heckmann war verheiratet mit der aus Schlesien stammenden Johanna Iwand. Mit ihr hatte er fünf Kinder.

Ehrungen

Nachwirkung

  • Im Jahre 2002 fand anlässlich seines 100. Geburtstages ein Ehrenkolloquium im Magdeburger Fraunhofer-Institut statt. Dabei wurde das Gebäude 15 der Otto-von Guericke-Universität in Heckmann-Gebäude umbenannt.[3]

Schriften

  • Neue Welt durch Technik, Stuttgart Kreuz-Verlag, 1954
  • 150 Jahre chemischer Apparate- und Anlagenbau, Pirna Heckmannwerk KG, [1969]

Weblinks

Einzelnachweise