Chandala
Chandala (Sanskrit:
, cāṇḍāla; in modernen indischen Sprachen Chandal) ist ein verächtlicher Begriff aus der Sanskrit-Literatur für als niederklassig Angesehene. Sie gehören zur Gruppe der Scheduled Castes (siehe Kaste). Der Begriff Chandal wird in Indien auch als Schimpfwort verwendet.
Frühe indische Literatur
Der Begriff taucht zuerst in der Manusmriti und dem Mahabharata im Zusammenhang mit der Kastentrennung auf. In der Manusmriti wird als Chandala der durch „Kastenmischung“ entstandene Nachkomme eines männlichen Shudra und einer Brahmanin bezeichnet. Ihnen ist mit den Sapaka die niedrigste Stellung zugeteilt; sie stehen außerhalb der Gesellschaft.
„Die Behausung der Chandalas und Cavpacas (sapaka) sollte außerhalb des Dorfes sein; ihnen sollte kein Geschirr (apapatra) zugestanden werden; ihr Eigentum besteht aus Hunden und Eseln. Ihre Kleider sollten Bekleidung von Toten sein und ihr Schmuck aus Eisen. Ihr Essen nehmen sollten sie von zerbrochenen Tellern; und sie müssen ständig umher wandern.“
Beobachtungen von Faxian
Der buddhistische chinesische Pilger Faxian erwähnt in den Aufzeichnungen seiner Indien-Reise im frühen 5. Jahrhundert die Chandalas als die einzigen, die Zwiebel und Knoblauch essen und von den anderen getrennt wohnen. Sie müssen sich bemerkbar machen, wenn sie in Städte oder auf Marktplätze kommen, damit man Kontakt mit ihnen vermeiden kann. Die Chandalas sind die einzigen, die jagen und Fleisch verkaufen, was ihren Status als Unberührbare kennzeichnet.
Chandalas heute
Viele Dalits in Nordindien, insbesondere den Staaten Maharashtra, Orissa, Uttar Pradesh, Bihar und Westbengalen, werden pauschal als Chandals bezeichnet. In Bengalen gab es Bestrebungen, den Namen in Namasudra zu ändern, um dem Negativeffekt des Begriffs zu entkommen.
Verwendung des Begriffs außerhalb Indiens
Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche nahm in mehreren seiner Schriften mit dem Begriff (in einer älteren deutschen Transkription Tschandala) u. a. Bezug auf die christliche Religion. Die Benutzung des Begriffs durch ihn geht auf den französischen Schriftsteller und Indologen Louis Jacolliot und dessen Werk Les législateurs religieux[1] zurück. Nietzsche übernahm dabei auch grobe Fehler Jacolliots.
Der schwedische Autor August Strindberg veröffentlichte 1889 beeinflusst von den Schriften Nietzsches einen Roman mit dem Titel Tschandala[2].
Einzelnachweise
Literatur
- Koenraad Elst: Manu as a Weapon against Egalitarianism. Nietzsche and Hindu Political Philosophy, in: Siemens, Herman W. / Roodt, Vasti (Hg.): Nietzsche, Power and Politics. Rethinking Nietzsche’s Legacy for Political Thought, Berlin / New York 2008, 543–582.