Chion-ji
Der Chion-ji (japanisch 知恩寺) ist einer der vier Haupttempel der Jōdo-Richtung des Buddhismus in Kyōto. Er befindet sich am Nordostrand der der Stadt und wird auch Hyakumanben Chion-ji genannt.
Geschichte
Der Überlieferung nach soll der Tempel vom Priester Ennin (
; 794–864) erbaut worden sein. Ursprünglich soll er eine gemeinsame Gebetsstätte mit dem Kamo-Schrein an der Stelle des heutigen Shōkoku-ji unter dem Namen Imadegawa-Shakadō beziehungsweise Kamo-Kawaharaya (
) gewesen sein. Priester Hōnen, der den Kamo-Schrein hoch achtete, wollte hier eine Gedächtnisstätte für den Buddhismus (
) und betraute seinen Schüler Genchi (
; 1183–1239) mit dessen Leitung. Genchi benannte die Gebetsstätte zu Ehren seines Lehrers um in „Kōtoku-in Chion-ji“ (
). Als im Jahr 1331 eine ansteckende Krankheit ausbrach, ließ der achte Oberpriester des Tempels, Zen’a Kūen (
) sieben Tage lang Nembutsu-Riten durchführen. Die millionenfache Anrufung (
, Hyakumanben nembutsu) bewirkte dann ein Abklingen der Seuche. Daraufhin verlieh Kaiser Go-Daigo dem Tempel den Ehrennamen „Hyakumanben“.
Al der Shōkoku-ji gebaut wurde, verlegte man den Tempel weiter nach Osten. Der Tempel wurde im Laufe der Zeit von vielen Bränden heimgesucht. Toyotomi Hideyoshi verlegte ihn nach Kyōgoku Tsuchimikado, bis er dann 1662 an die gegenwärtige Stelle kam.
Die Anlage
Betritt man den Tempel durch das Südtor, steht man vor der Haupthalle aus dem Jahr 1756, hier Mieidō (
) genannt. Dort befindet sich eine hölzerne Statue des Hōnen. Zu den weiteren Gebäuden gehören die Amida-Halle (
) und die Shaka-Halle (
).
Schätze des Tempels
Zu den Tempelschätzen gehören zwei Hängerollen des chinesischen Malers Yan Hui (
) aus der Zeit der Yuan-Dynastie. Auf farbiger Seide gemalt sind jeweils eine Person zu sehen: einer nachdenklichen Person (rechts) sitzt eine Person mit einer Kröte auf der Schulter gegenüber.[A 1]
Sonstiges
Auf dem Tempelgelände befinden sich die Gräber von Torii Mototada (
; 1539–1600), der in der Schlacht von Sekigahara die Burg Fushimi verteidigt hatte und dabei gefallen war, von Asayama Nichiyō (
; † 1577), von dem Nichiren-Priester Asayama Nichijō (
; † 1577), der vor Oda Nobunaga mit dem portugiesischen Missionar Luís Fróis ein Streitgespräch geführt hatte, von Takenaka Hambei (
; 1544–1579), einem Feldherr Toyotomi Hideyoshis, von Tosa Mitsuoki (
; 1617–1691), einem Maler der Tosa-Schule und von anderen.
Anmerkungen
- ↑ Die Hängerollen mit der Bezeichnung „Gama Tetsukai“ (蝦蟇鉄拐図) sind als Wichtiges Kulturgut registriert. Sie befinden sich heute im Nationalmuseum Kyōto.
Literatur
- Yamamoto, Jirō: Chion-ji. In: Kyoto-fu no rekishi sampo (jo). Yamakawa Shuppan, 1999. ISBN 978-4-634-29260-4. S. 231.
Weblinks
Koordinaten: 35° 1′ 47,5″ N, 135° 46′ 50,6″ O