Corps Rheno-Nicaria

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Das Corps Rheno-Nicaria ist die älteste an der Universität Mannheim gegründete Studentenverbindung. Es ist ein Corps im Weinheimer Senioren-Convent (WSC), pflichtschlagend und farbentragend. Die rd. 180 Mitglieder sind Studenten und Absolventen der Universitäten und Hochschulen im Großraum Mannheim-Heidelberg.

Corps Rheno-Nicaria zu Mannheim und Heidelberg
Datei:Wappen Rheno Nicaria.JPG Zirkel Rheno Nicaria.JPG
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschule/n: Universität Mannheim
Universität Heidelberg
Hochschule Mannheim
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim
Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
Stiftungsdatum: 22. Januar 1909 in Mannheim
Korporationsverband: WSC
Farben:
Fuchsenfarben:
Mütze: weiße kleine Mütze
Stellung zur Mensur: pflichtschlagend
Wahlspruch: 'Einig und Treu!'
Waffenspruch: Gladius Ultor Noster!
Website: www.corps-rheno-nicaria.de

Für das Corps Rheno-Nicaria als akademischer Lebensbund sind die Prinzipien Leistung, Freundschaft und Toleranz besonders wichtig. Es fördert daher die Persönlichkeitsbildung und die soziale Kompetenz ihrer jungen Corpsbrüder.

Couleur

Die Corpsburschen des Corps Rheno-Nicaria tragen ein Band mit den Farben Schwarz-Weiß-Grün, die Füchse ein Band in Schwarz-Weiß-Schwarz, beide mit silberner Perkussion. Die Mütze ist weiß.

Das Corps hat den Wahlspruch Einig und treu! sowie den Wappenspruch Gladius ultor noster! (Das Schwert sei unsere Vergeltung!). In der Kurzform G.U.N. steht er oben im Wappen neben den Farben des Corps. Dort finden sich auch die Gründungsdaten der Corps Rheno-Nicaria (22.I.1909) sowie der fusionierten Forstcorps Silvania (3.VII.1850) und Hubertia (14.12.1862).

Unten sind aus dem Wappen der Stadt Mannheim die Wolfsangel und der badische Löwe sowie bildhaft der Zusammenfluss von Rhein und Neckar in Mannheim zu sehen. Deswegen werden die Rheno-Nicaren auch Rhein-Neckarländer genannt.

Korporative Einbindung

Weinheimer Verbund mit WSC und WVAC

Innerhalb des Weinheimer Senioren-Convents (WSC) ist das Corps Rheno-Nicaria dem Darmstädter SC beigeordnet, zusammen mit dem Corps Hermunduria Leipzig zu Mannheim, dem Corps Thuringia Heidelberg und dem Corps Franconia-Berlin zu Kaiserslautern.

Der Altherrenverband aller Weinheimer Corps ist der Weinheimer Verband Alter Corpsstudenten (WVAC). Das Corps Rheno-Nicaria stellte in den Jahren 1982–84 mit Karl-Heinz Herberger und 2012–13 mit Marcel Hattendorf dessen Vorstandsvorsitzenden.

Weinheim-Tagung: Die Stadt Weinheim an der Bergstraße (bei Heidelberg) mit der darüberliegenden verbandseigenen Wachenburg im Odenwald ist jährlich am Himmelfahrts-Wochenende festlicher Treffpunkt aller Studenten und Alten Herren von WSC und WVAC

Fechten und Freundschaften

Die WSC-Corps Rheno-Nicaria und Thuringia Heidelberg decken ihre Mensuren vornehmlich in der Heidelberger Interessen-Gemeinschaft pflichtschlagender Verbindungen (HIG) ab, einem Waffenring Heidelberger und Mannheimer Studentenverbindungen. Hierzu gehört die überwiegende Anzahl der schlagenden Verbindungen Heidelbergs und Mannheims. Die Pauktage der HIG finden reihum bei den Mitgliedskorporationen statt, meistens – wegen der Größe ihrer Verbindungshäuser – bei den Landsmannschaften Teutonia, Afrania und Zaringia in Heidelberg.

Rheno-Nicaria unterhält ein Freundschaftsverhältnis mit dem Corps Germania München und hat freundschaftliche Beziehungen zum Corps Franco-Guestphalia Köln.

Corpshaus

Das Corpshaus in Mannheim, Mollstraße 53

Rheno-Nicaria bewohnt die 1960 erworbene, denkmalgeschützte Villa Hoffmann am Unteren Luisenpark in der Oststadt in Mannheim. Der untere Teil des Corpshauses dient vorwiegend repräsentativen Zwecken sowie dem Fechtsport. Im oberen Teil befinden sich Zimmer für bis zu 20 Studenten. In einem Nebengebäude sind Seminar- und Archivräume untergebracht.

Corpsorganisation

Die Struktur des Corps ist so angelegt, dass die Erfahrungen der älteren Semester den Jüngeren zugutekommen. Hierzu gehören auch Unterstützung in der Studienplanung sowie Vermittlung von Praktika.

Stiftungsfeste und Jubiläen, Kneipen und Kommerse und Besuche bei Alten Herren gehören zum Corpsleben. Die verbindungseigene Corpszeitschrift Der Rhein-Neckarländer berichtet seit 1963 hierüber nach jedem Semester.

Aktivitas

Mittelpunkt des Corps sind die studierenden Corpsbrüder, die sog. Aktiven, die im Corpsburschen-Convent (CC) und Allgemeinen Convent (AC) zu Wort kommen: Im CC sind es die Corpsburschen als Vollmitglieder, im AC vor allem die Füchse als künftige Mitglieder.

Beiden Gremien stehen drei Corpsburschen vor: Diese sog. Chargen sind mit der Leitung des Corps betraut und werden durch Wahl aus dem CC heraus bestimmt; sie führen für ein Semester lang hinter ihrem Namen und dem Corpszirkel die Zeichen x (Senior als Vorsitzender und höchster Repräsentant des Corps nach außen), xx (Consenior mit der Zuständigkeit fürs Fechten und für Veranstaltungen) und xxx (Subsenior als Schriftwart). Diese Chargensterne dürfen nach erfolgreich bestandenem Corpssemester in Klammern gesetzt (geklammert) und dann so weitergeführt werden: (x), (xx), (xxx). Das Gleiche gilt für den Betreuer der Füchse, den Fuchsmajor (FM), der die Füchse in Comment, Corps- und Universitätsgeschichte u. a. ausbildet. Die meist zweisemestrige Fuchsenzeit im äußeren Corpsverband ist eine Probezeit zum gegenseitigen Sich-Kennenlernen, die bei Erfolg mit der Aufnahme in den inneren Corpsverband (Reception) endet.

Nach Abschluss der Aktivenzeit wird ein Corpsbruder dann inaktiviert, wenn er sich intensiv auf seine Examina vorbereiten muss: Er ist von wesentlichen Verpflichtungen – z. B. der regelmäßigen Teilnahme an Corpsveranstaltungen – befreit. Nach Abschluss des Studiums wird ein inaktiver Corpsbruder zum Alten Herren und bleibt dem Corps in der Regel sein Leben lang verbunden.

Die Aktivitas gibt für jedes Semester ein Veranstaltungsprogramm heraus.

Altherrenschaft

Das beschlussfassende Organ der Altherrenschaft ist der Altherren-Convent (AHC); in ihm vertritt der Senior die Interessen der Aktiven. In den Rechtsformen des Vereins Alter Rhein-Neckarländer sowie des Rhein-Neckarländer-Fördervereins – Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit – ist die Altherrenschaft nach außen vertreten.

Ein Ehren-Corpsbursche (ECB) ist ein verdienter Alter Herr des Corps, der sich durch jahrzehntelangen ehrenamtlichen Einsatz für das Corps ausgezeichnet hat. Ein Ehrenrat als Schiedsgericht regelt mögliche Streitigkeiten zwischen sowie corpsschädigendes Verhalten von Corpsbrüdern.

Feierlicher Corps-Convent

Höchstes Gremium im Corps ist der in jedem Semester anlässlich des jährlichen sommerlichen Stiftungsfestes und zum Stiftungstag (22. Januar) zusammenkommende Feierliche Corps-Convent (FCC) unter dem Vorsitz des Seniors: Hier wird u. a. über wesentliche Fragen des Zusammenwirkens der Corpsbrüder und mögliche Änderungen der Satzung beschlossen.

Geschichte des Corps Rheno-Nicaria

Siehe auch: Universität Mannheim#Geschichte

Die erste Mannheimer Zeit der Rheno-Nicaren: Von der Gründung der Handelshochschule in Mannheim bis zu ihrer Auflösung zu Beginn des Dritten Reichs (1908–1933)

Wappen der Turnerschaft Rheno-Nicaria Mannheim (1909–1922)

Die Handelshochschule Mannheim begann im Wintersemester 1907/08 mit ihren Vorlesungen, wurde aber erst am 3. April 1908 als städtische Hochschule vom Großherzogtum Baden genehmigt. Das Sommersemester 1908 war das erste offizielle Semester. Rheno–Nicaria wurde im darauffolgenden Semester am 22. Januar 1909 als studentische Turnerschaft gegründet, war damit die erste Korporation der Hochschule und hatte im Gründungssemester bereits 15 aktive Mitglieder.

Gründungsbursche und erfolgreicher erster Fuchsmajor war der damals 20-jährige Adolf Seitz. Dieser konnte schon im Sommersemester 1909 auch den Gründungsdirektor der Hochschule, den Nationalökonomen und hauptamtichen Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Mannheim Sigmund Schott, dazu bewegen, Ehrenmitglied der Rhein-Neckarländer zu werden. Die der jungen Studentenverbindung noch fehlende Altherrenschaft wurde bis 1926 auf insgesamt sieben Dozenten der Handelshochschule ergänzt: Paul Gerstner, Martin Behrend, Anton Erdel, Adolf Brehm, Eustachius Mayr und Heinrich Sommerfeld.

Das Mannheimer Studentenleben der Rhein-Neckarländer spielte sich zunächst in Gaststätten und in gemieteten Wohnungen in den Mannheimer Quadraten D 3 und A 1 ab. In A 1.8 wohnte auch das Faxen-Ehepaar, das die Aktiven hier tagsüber und bis in die späte Nacht versorgte. Im gleichen Quadrat, nur wenige Schritte entfernt – an der Breiten Straße neben der Jesuitenkirche –, befand sich auch die Handelshochschule mit ihren Hörsälen. Ein eigenes Haus konnte Rheno-Nicaria erst im Wintersemester 1921/22 in L 11.27 (Schlossgartenstr. 27) beziehen.

Im Wintersemester 1909/10 trat Rheno-Nicaria dem Teutoburger Deputierten-Convent (TDC) – einer Organisation schlagender und farbentragender Verbindungen an deutschen Handelshochschulen – bei. Der TDC erlosch jedoch schon im Jahr 1913, nachdem einige Handelshochschulen als wirtschaftswissenschaftliche Fakultäten an Universitäten aufgenommen worden waren.

Nach der durch den Ersten Weltkrieg bedingten Zwangspause von 1914 bis 1919, als alle Mitglieder in der Armee waren, erfolgte 1922 die Erklärung zum freien Corps und – nach erfolglosen Verhandlungen über einen Beitritt zum Weinheimer Senioren-Convent (WSC) 1923/24 – der Beitritt zum Rudolstädter Senioren-Convent (RSC) am 11. Juni 1924[1]. Der RSC hatte seine bisherige Ausrichtung als veterinärmedizinischer Fachverband abgelegt und sich für Verbindungen, insbesondere auch an kleineren Hochschulen, geöffnet.

Ab dem Wintersemester 1923/24 begründeten die Rhein-Neckarländer mit vier anderen schlagenden Verbindungen (Alemannia, Arminia, Hansea, Merowingia) den dann bis 1933 bestehenden Waffenring Mannheim. Mit den RSC-Corps Marcho-Borussia in Berlin und Hermunduria in Leipzig wurden im Sommersemester 1926 Freundschaftsverträge abgeschlossen, die aber nur bis zum Zweiten Weltkrieg dauern sollten.

Nach dem Sommersemester 1933 wurde – nach Machtergreifung durch die Nationalsozialisten (NS) am 30. Jan. 1933 – die Handelshochschule Mannheim plötzlich und völlig unvermittelt aufgelöst. Mehr als 600 Studierende mussten Mannheim verlassen und in Heidelberg ihren neuen Studienplatz finden, alle Dozenten mit Ausnahme des letzten Rektors wurden entlassen. Die Rhein-Neckarländer und ihr lang- und jetzt 45-jähriger Altherren-Vorsitzender Adolf Seitz standen vor der Entscheidung, ihre Verbindung aufzulösen oder nach Heidelberg überzusiedeln.

Rheno-Nicaria an der Heidelberger Universität zur Zeit des Nationalsozialismus (1933–45)

Den Rheno-Nicaren blieb unter den gegebenen Umständen nichts anderes übrig, als zum Wintersemester 1933/34 den Hochschulort zu wechseln. Ihr Mannheimer Haus L 11.27 (Schloßgartenstr. 27) musste verkauft werden. Sie fanden aber eine neue Bleibe im früheren Verbindungshaus der schlagenden Jüdischen Studentenverbindung Bavaria Heidelberg in der Heidelberger Hauptstraße 244.

Erst 1931 hatte deren Altherrenverband das 1835 erbaute Haus erworben und zum Korporationshaus umbauen lassen. Die feierliche Einweihung fand anlässlich des 41. Stiftungsfestes am 24. Oktober 1931 statt. Bavaria hatte zu diesem Zeitpunkt rund 320 lebende Mitglieder.

Wappen der Burschenschaft Hubertia-Rhenonicaria Heidelberg (1933–1936)

Die vielen in 1933 nach der Machtergreifung durch den NS-Staat erfolgten Veränderungen lassen sich in Kurzform wie folgt darstellen:

  • 29. April: Das Korporationshaus der Bavaria wird vom Heidelberger NS-Studentenbund (NSDStB) besetzt und damit enteignet.[2] Kurz zuvor war mit den gegen die jüdischen Mitbürger am 7. April erlassenen Nürnberger Gesetzen die NS-Judenverfolgung begonnen worden.
  • 11. September: Die Burschenschaft Alemannia Mannheim kauft das Verbindungshaus der Bavaria Heidelberg und ändert ihren Namen in Heidelberger Burschenschaft im ADB Westmark.
  • Im Oktober verkauft Rheno-Nicaria ihr Verbindungshaus in Mannheim.
  • Am 8. November wird der Verschmelzungsvertrag zwischen Rheno-Nicaria und Westmark abgeschlossen. Der Verkaufserlös des Mannheimer Rheno-Nicaren-Hauses fließt in die Finanzierung des neuen gemeinsamen Heidelberger Hauses ein. Neuer Name dessen Eigentümers: Burschenschaft Rheno-Nicaria (DB).
  • Am 14. Dezember erfolgt deren Fusion mit dem suspendierten RSC-Corps Hubertia Gießen – auch diese Fusion in der Hoffnung, so trotz der Schikanen durch den NS-Studentenbund weiter bestehen zu können. Neuer Name: Burschenschaft Hubertia-Rhenonicaria Heidelberg (DB).

Mit nunmehr mehr als 200 Alten Herren glaubte man, den Wettbewerb mit den bereits in Heidelberg ansässigen 40 Verbindungen aufnehmen zu können.

Bereits 1936 wurde die neue Burschenschaft jedoch – wie fast alle Verbindungen im Deutschen Reich – suspendiert.[3] Da ein Überleben in der früheren Form damals unmöglich schien, gab auch Hubertia-Rhenonicaria dem Druck des NSDStB nach und überführte das Vermögen der Verbindung in die Burschenschaft Westmark, später zwangsweise zu der gemeinsam mit der Turnerschaft Ghibellinia Heidelberg gebildeten Kameradschaft Friedrich Friesen innerhalb des NSDStB. Auf diese Weise erhoffte man sich – wenigstens teilweise – die Traditionswahrung zu ermöglichen und so die Verbindung zueinander aufrechterhalten zu können.

Ausführlich lassen sich die Veränderungen nachlesen in folgenden Unterkapiteln zur Geschichte der fusionierten Verbindungen des Corps Rheno-Nicaria:

  • Geschichte der Burschenschaft Alemannia Mannheim
  • Geschichte des Corps Hubertia Eisenach-Gießen[3]

Zweigleisigkeit: Von der Wiedergründung in Mannheim bis zur Aufgabe des Heidelberger Corpshauses (1948–75)

1945, nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg, nahm Adolf Seitz entsprechend dem Rückerstattungsgesetz Verhandlungen mit den Behörden auf, um das Heidelberger Haus aus der Doppelbeschlagnahme als arisiertes Vermögen und NS-Eigentum zurückzugewinnen. Mit Hilfe der Universität Heidelberg konnte schließlich der Nachweis gelingen, dass allein die Rheno-Nicaren die Nachfolger des alten Hausvereins der Burschenschaft Hubertia-Rheno-Nicaria waren. Am 5. Juni 1948 wurde in Heidelberg der Verband Alter Rhein-Neckarländer e.V. zunächst ohne Aktivitas wiedergegründet.

In Mannheim öffnete mit dem Sommersemester 1946 die Handelshochschule als Wirtschaftshochschule Mannheim wieder ihre Tore. Die am 11. Juni 1947 gegründete Mannheimer Studentenvereinigung Gutenberg (MSTV Gutenberg) wurde am 31. Mai 1950 als Aktivitas mit dem späteren Namen MSTV Rheno-Nicaria in das Corps Rheno-Nicaria aufgenommen. In ihrem Mitglied Karl-Heinz Herberger, der schon im Sommersemester 1941 als 21-jähriger Soldat den Weg zur NS-Kameradschaft Friedrich Friesen gefunden hatte, fand Adolf Seitz den richtigen Weggenossen für die weitere Zukunft der Rhein-Neckarländer.[4]

Das Mannheimer Verbindungsleben fand – wie in der Gründungszeit – zunächst in Nebenzimmern der verschiedensten Gastwirtschaften statt. Erst 1955 konnten die Rhein-Neckarländer in T 1.10 zusammen mit anderen Studentenverbindungen ein Korporationsheim beziehen, das der damaligen Bürgerbräu Ludwigshafen gehörte und in dem sich die Aktiven regelmäßig auch zum Mittagessen treffen konnten. Am 20. Februar 1960 wurde schließlich das Haus Mollstraße 53 am Unteren Luisenpark gekauft und nach Umbau am 11. November 1960 eingeweiht.

Was die Verbandszugehörigkeit betrifft, so trat Rheno-Nicaria nach Wiedererrichtung der Deutschen Burschenschaft dieser nicht mehr bei. Da der RSC 1934 im WSC aufgegangen war, trat Rheno-Nicaria am 9. Januar 1953 als renoncierendes Mitglied dem WSC bei, am 15. Mai 1953 erfolgte die Reception, also die endgültige (Wieder-)Aufnahme.

Die Forstcorps Hubertia und Silvania in Eisenach, die sich vor dem Ersten Weltkrieg vergeblich um eine Aufnahme in den WSC bemüht hatten, verlegten 1919 infolge der Schließung der dortigen Forstakademie ihren Sitz an die Universität Gießen und traten dem RSC bei. Beide wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr rekonstituiert.[5] Schon 1933 fusionierte Rheno-Nicaria mit dem Corps Hubertia Gießen. Diese Fusion wurde 1954 bestätigt und zugleich fusionierte Rheno-Nicaria mit dem ebenfalls suspendierten RSC-Corps Silvania Gießen, das sich schon 1931 mit dem Corps Salingia Berlin verbunden hatte. Die Tradition dieser drei Corps führt Rheno-Nicaria bis heute weiter. Der Name des Altherrenvereins wurde geändert in Verband Alter Rhein-Neckarländer, Huberten und Silvanen e.V.

Ausführlich lassen sich diese Veränderungen nachlesen in folgenden Unterkapiteln zur Geschichte der fusionierten Verbindungen des Corps Rheno-Nicaria:

  • Corps Hubertia Gießen-Eisenach und
  • Corps Silvania Gießen-Eisenach mit dem
  • Corps Salingia Berlin

Im Sommersemester 1953/54 wurde Franz Haas, Dozent und Rektor der Wirtschaftshochschule Mannnheim, Ehrenmitglied des Corps Rheno-Nicaria.

Am 10. Dezember 1957 beging die Wirtschaftshochschule Mannheim ihr 50-jähriges Jubiläum. Der Altherrenvorsitzende des Corps Adolf Seitz wurde an diesem Tag im Rahmen akademischer Ehrungen zum Ehrensenator ernannt. Dies erfolgte im Hinblick auf seine Verdienste in der Gründungszeit der Handelshochschule Mannheim und später als Vizepräsident der Gesellschaft der Freunde der Wirtschaftshochschule Mannheim.

Im gleichen Jahr erfolgte auch die Wiederaufnahme des Aktivenbetriebs im Heidelberger Corpshaus. Dieser wurde jedoch 1975 wieder aufgegeben, als es zu Unstimmigkeiten zwischen den Mannheimer und Heidelberger Corpsbrüdern wegen der Zweigleisigkeit der Corpsführung kam. In Mannheim wurde der Corpsbetrieb danach allein weitergeführt, und Heidelberger Aktive wurden vom zunächst freien und späteren WSC-Corps Thuringia übernommen. Die Altherrenschaft der Heidelberger Sängerschaft Thuringia Heidelberg übernahm 1978 das Heidelberger Corpshaus der Rheno-Nicaria.

Wegen der seit 1933 bestehenden Verbundenheit mit der Universität Heidelberg beschloss der Altherrenvorstand des Corps Rheno-Nicaria, auch weiterhin den Namen Corps Rheno-Nicaria zu Mannheim und Heidelberg zu tragen.

Bis 1960 nahm Adolf Seitz den Vorsitz des Altherrrenvereins wahr, erlebte aber 1967 nicht mehr den Ausbau der Wirtschaftshochschule Mannheim zur Universität. Karl-Heinz Herberger war stellvertretender Vorsitzender, blieb es bis 1969 und wurde dann Vorsitzender bis 1977: In seine Amtszeit fiel die schwierige Aufgabe, 1978 die Heidelberg-Mannheimer Doppelgleisigkeit des Corpsbetriebs in umsichtiger Weise zu beenden. Beiden Ehrenmitgliedern der Rhein-Neckarländer hat das Corps sein Weiterbestehen in schwierigsten Zeiten zu verdanken.

Die zweite Mannheimer Zeit des Corps (1975 bis heute): Der 100. Stiftungstag 2009

Zur 100-Jahr-Feier des Corps Rheno-Nicaria am 4. September 2009 wurde eine Festschrift herausgegeben. Der Festkommers fand am 22. Januar 2009 im Rittersaal des Mannheimer Schlosses statt. Die Festansprache von Asfa-Wossen Asserate, einem Großneffen des letzten äthiopischen Kaisers Haile Selassie, behandelte Werte und Tugenden im 21. Jahrhundert.

Geschichte der fusionierten Verbindungen

Die Wappenbilder der nachstehenden vier Fusionsverbindungen gehören zu der prachtvollen Kneipendekoration des Corpshauses der Thuringia Heidelberg, das unterhalb des Schlosses an der Hauptstraße 244 liegt. Sie entstanden in der Zeit vor 1976, als das Corps Rheno-Nicaria noch Eigentümer dieses Hauses war, und sind dort jetzt noch zu sehen. Zu dieser Dekoration gehören auch die weiter oben zu findenden beiden Wappenfenster der ehemaligen Turnerschaft Rheno-Nicaria (1909–22) sowie der ehemaligen Burschenschaft Hubertia-Rhenonicaria Heidelberg (1933–36).

Siehe auch: Corps Thuringia Heidelberg, Jüdische Studentenverbindung Bavaria Heidelberg

Geschichte der Burschenschaft Alemannia Mannheim

Wappen der Burschenschaft Alemannia Mannheim (1911–1933)
Datei:Hauptstrasse 244 Westmark.JPG
Das Haus der Burschenschaft i.A.D.B. Westmark in der Hauptstraße 244 in Heidelberg

Alemannia wurde als freie akademische Vereinigung am 9. November 1911 an der Mannheimer Handelshochschule gegründet. Erst nach dem Ersten Weltkrieg legte Alemannia Couleur an: 1921 wurde aus ihr die Akademische Verbindung Alemannia Mannheim mit den Farben Grün-Weiß-Violett für Burschen sowie Grün-Weiß-Grün für Füchse, jeweils mit silberner Perkussion. Als Kopfcouleur wählte man eine grüne Tellermütze.

1923 nannte sie sich Freie Landsmannschaft Alemannia zu Mannheim an. Ab Wintersemester 1923/24 betrachtete sich Alemannia als freie Burschenschaft, gab sich den burschenschaftlichen Wahlspruch Ehre, Freiheit, Vaterland!, führte die Bestimmungsmensur ein und begründete mit vier anderen schlagenden Verbindungen (Rheno-Nicaria, Hansea, Arminia, Merowingia) den Waffenring Mannheim.

Danach – von 1931 bis 1933 – bestand ein Paukverhältnis mit den Sängerschaften Saxo-Frisia Mannheim und Thuringia Heidelberg. Erst 1931 fand Alemannia mit dem Dachverband Allgemeinen Deutschen Burschenschaft (ADB) den angestrebten Anschluss an einen waffenstudentisch-burschenschaftlichen Verband. Diesem gehörte auch die Heidelberger Burschenschaft Normannia an. Diese vier Verbindungen zusammen konnten einen gemeinsamen Paukring bilden, so dass nunmehr auch hier alle geforderten Partien abgedeckt werden konnten.

Als die Mannheimer Handelshochschule 1933 geschlossen wurde, mussten alle rd. 400 Studenten – darunter auch die Alemannen und die Rhein-Neckarländer – an die Universität in Heidelberg übersiedeln und ihre neue Unterbringung planen. Die Altherrenschaft der Alemannia zögerte nicht lange: Sie erwarb noch im Sommer 1933 – am 11. September – günstig das Verbindungshaus der schlagenden Jüdischen Studentenverbindung Bavaria Heidelberg an der Hauptstraße Nr. 244 unter großen Opfern ihrer wenigen Mitglieder. Gleichzeitig sah sich Alemannia zu einer Namensänderung gezwungen: Mit Rücksicht auf die in Heidelberg ansässige Burschenschaft Allemannia im Verband der Deutschen Burschenschaft (DB) nahm sie den Namen Heidelberger Burschenschaft im ADB Westmark an.

Eine Verstärkung ihrer Mitglieder, die in jenen Tagen durch die Aufnahme von Mitgliedern der Frankfurter ADB-Burschenschaft Rheno-Cheruscia oder durch eine Fusion mit den Heidelberger Verbandsbrüdern der Normannia (als Vorleistung einer Aufnahme in die DB) erfolgen sollte, kam zu guter Letzt nicht zustande. Zum 21. Stiftungsfest 1933, am 8. Nov. 1933, beschloss man daher die Fusion mit den früheren Mannheimer Waffenbrüdern, dem ehemaligen RSC-Corps Rheno-Nicaria Mannheim, das sich in Heidelberg als Burschenschaft der Rhein-Neckarländer im (als regimetreu angesehenen) Dachverband DB niedergelassen und eine gleiche Interessenlage hatte. Der Verschmelzungsvertrag wurde zwischen Willy Heilmann als Vertreter der Westmark und Adolf Seitz als Vertreter der Rheno-Nicaria abgeschlossen. Er fand die Zustimmung der DB in Eisenach, die auch den neuen Namen Burschenschaft Rheno-Nicaria genehmigte. Alle Symbole – Wappen, Zirkel, Farben – wurden deshalb zugunsten der Rhein-Neckarländer aufgegeben.

Durch diese Fusion besserte sich auch die Finanzkraft des vereinigten Bundes. Die Schuldenlast, die sich die Westmark mit dem Hauskauf aufgeladen hatte, konnte vermindert werden; denn Rheno-Nicaria verfügte über einen größeren Betrag aus dem Hausverkauf in Mannheim. Die finanzielle Existenz des vereinigten Bundes konnte so gesichert werden. Ohne Alemannia/Westmark wäre für die Rhein-Neckarländer der Erwerb eines neuen Verbindungshauses kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht möglich gewesen.

Eine weitere Besserung der personellen und finanziellen Lage konnte drei Wochen später am 14. Dezember 1933 erzielt werden, als die Altherrenschaft der seit vier Jahren suspendierten Hubertia Gießen, die mit der Rheno-Nicaria befreundet war, der neuen vereinigten Burschenschaft am attraktiven Standort Heidelberg beitrat. Mit nunmehr über 200 Alten Herren konnte das Dreigestirn Rheno-Nicaria, Alemannia/Westmark und Hubertia den Wettbewerb mit den bereits in Heidelberg ansässigen 40 Verbindungen aufnehmen. Die neue Burschenschaft Hubertia-Rhenonicaria, nunmehr mit schwarzer Mütze, war jetzt vereinigt in der Deutschen Burschenschaft. Ihr Fußfassen in Heidelberg war allerdings nicht leicht; denn nicht nur die Universität, sondern auch das Korporationsstudentum in Heidelberg standen dem Zuwachs aus Mannheim und Gießen äußerst distanziert gegenüber.

Geschichte des Forstcorps Hubertia Eisenach-Gießen

Wappen des Corps Hubertia Eisenach-Giessen (1865–1933)

Die Studentische Forstverbindung Hubertia wurde am 14. Dezember 1862 als Schwarze Verbindung aus der schon seit 1848 bestehende studentischen Tischgesellschaft Mohrenkneipe an der Großherzoglich-sächsische Forstlehranstalt Eisenach (seit 1905: Forstakademie Eisenach) gegründet. 1865 reformierte sich diese in eine Landsmannschaft mit den Farben Hellgrün-Gold-Schwarz mit goldener Perkussion und hellgrünen Stürmern. Ab 1908 nahm sie Corpsprinzipien an und bildete mit dem Forstcorps Silvania einen SC, der noch 1914 unter Hubertias Vorsitz vergeblich die Aufnahme in den WSC beantragte.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der Verbindungsbetrieb eingestellt und konnte auch 1919 nicht wieder aufgenommen werden, weil der Thüringische Landtag die Forstakademie Eisenach auflöste. Am 1. Mai 1921 war eine Wiederaufnahme des Aktivenbetriebes an der Universität Gießen mit ihrer forstwirtschaftlichen Fakultät und im Rahmen des Korporationsverbands Rudolstädter Senioren-Convent (RSC) mit Unterstützung des grünen Kartells möglich. Am 1. Juli 1921 wurde Hubertia recipiert und 1922 das Grüne Kartell mit den Corps Franconia Berlin, Normannia Hannover und Suevo-Salingia München aufgenommen. In Gießen erlebten die beiden Eisenacher Corps Hubertia und Silvania neuen Aufschwung und bildeten einen SC.

1929 musste Hubertia wegen Aktivenmangel suspendieren und trat 1930 zusammen mit dem SC-Corps Silvania im Zuge der „Köthener Krise“ aus dem RSC aus. Am 14. Dezember 1933 ermöglichten es die freundschaftlichen Verbindungen mit dem nunmehr – nach Auflösung der Handelshochschule Mannheim – in Heidelberg ansässigen Altherrenverband des Corps Rheno-Nicaria den Zusammenschluss beider Corps zur neuen Burschenschaft Hubertia-Rhenonicaria Heidelberg im Dachverband der Deutschen Burschenschaft (DB). Beide erhofften sich so, den Repressalien des NS-Studentenbundes entgehen zu können – nicht ahnend, dass ihr Zusammenschluss schon 1936 in der Suspendierung aller studentischen Korporationen im Deutschen Reich enden würde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg behielten die Huberten in Heidelberg ihre neue Heimat: Bei der Rekonstituierung der Rheno-Nicaria als Corps im Weinheimer Senioren-Convent im Jahr 1953 wurde der Fusionsvertrag mit der Hubertia von 1933 bestätigt. Am 3. April 1954 fusionierten schließlich auch Silvania mit dem Corps Rheno-Nicaria zuMannheim und Heidelberg im Dachverband des WSC. Die neue gemeinsame Altherrenschaft nannte sich folgerichtig nunmehr Verband Alter Rhein-Neckarländer, Huberten und Silvanen e. V. zu Heidelberg.

Geschichte des Forstcorps Silvania Eisenach-Gießen

Wappen des Corps Silvania Eisenach-Giessen (1865–1954)
Das Gießener Corpshaus der Silvania im Jahre 1931 nach der Fusion mit dem Corps Salingia Berlin

Die Studentische Forstverbindung Silvania wurde als Tischgesellschaft Löwenkneipe am 3. Juni 1850 an der Großherzoglich-sächsischen Forstlehranstalt Eisenach (seit 1905: Forstakademie Eisenach) gegründet, wandelte sich 1865 in eine farbentragende Verbindung mit den Farben Rot-Dunkel-grün-Gold mit goldener Perkussion und dunkelgrüner Mütze um und nannte sich bald Landsmannschaft. 1911 erklärte sich Silvania schließlich zum Corps.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs zogen alle Aktiven des Corps ins Feld, nur wenige überlebten. Nach der 1919 erfolgten Auflösung der Forstakademie Eisenach auf Beschluss des Thüringer Landtags, war erst 1921 eine Rekonstitution an der Universität Gießen mit ihrer forstwirtschaftlichen Fakultät und im Rahmen des Rudolstädter Senioren-Convents (RSC) möglich: Hierbei stellten die befreundeten RSC-Corps Salingia Berlin und Saxonia Dresden die der Silvania fehlenden Corpsburschen. Um Verwechslungen mit dem Corps Teutonia Gießen zu vermeiden wurden fortan die Farben von unten getragen und die Mütze durch einen dunkelgrünen Stürmer ersetzt. In Gießen konnten sich die beiden Corps Silvania und das zuvor ebenfalls aus Eisenach nach Gießen umgezogene Corps Hubertia Eisenach zunächst gut entwickeln.

Die beiden Corps bildeten im RSC einen eigenen SC, bei dem 1924 das Mannheimer Corps Rheno-Nicaria bei seiner Aufnahme in den RSC renoncieren musste. Die Rhein-Neckarländer konnten dann Pfingsten 1925 endgültig in den RSC aufgenommen werden. 1929 erwarb das Corps das frühere Haus des Corps Teutonia Gießen in der Grünberger Straße.

1930 trat Silvania infolge der Köthener Krise gleichzeitig mit 18 anderen Corps aus dem RSC aus. Der Corpsbetrieb des nunmehr freien Corps Silvania ging aber im gerade erworbenen Gießener Corpshaus weiter. Im gleichen Jahr am 21. Nov. erfolgte die Fusion mit dem in Berlin suspendierten Kartellcorps Corps Salingia Berlin.

Im Zuge der Gleichschaltung und aufgrund der NS-Schikanen gegenüber den studentischen Korporationen suspendierte Silvania 1935.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war eine Wiederaufnahme des Corpsbetriebs in Gießen nicht möglich, weil die dortige Universität zunächst nicht wieder in Gang gebracht werden konnte. Schließlich wurde den ehemaligen Silvanen in Heidelberg eine neue Heimat geschaffen: Am 3. April 1954 fusionierte mit Silvania auch das zweite der beiden Eisenach-Gießener Forstcorps mit dem Corps Rheno-Nicaria zu Mannheim und Heidelberg im Dachverband des Weinheimer Senioren-Convents. Der neue gemeinsame Altherrenverband nahm die Bezeichnung Verband Alter Rhein-Neckarländer, Huberten und Silvanen e. V. zu Heidelberg an.

Der Altherren-Vorsitzende Hans-Georg Erner, der das Corps Silvania bis 1935 verantwortungsvoll geführt hatte und kurz danach gestorben war, wurde posthum anlässlich dieser Fusion zum Ehrenmitglied der Rhein-Neckarländer ernannt.

Geschichte des Corps Salingia Berlin

Wappen des Corps Salingia Berlin (1850–1931)

Die Studentenverbindung Salingia Berlin wurde am 3. Februar 1850 an der Tierarzneischule Berlin (TAS) als Landsmannschaft mit unbedingter Satisfaktion gegründet. Es trug die Farben Orange-Silber-Grün mit silberner Perkussion sowie eine orange Tellermütze und führte den Wappenspruch Concordia conservat potentiam! (Eintracht bewahrt die Kraft!), zusätzlich den Doppelwahlspruch Durch Kampf zum Sieg! Durch Nacht zum Licht! Die Gründer entstammten zumeist dem engeren und weiteren Flussgebiet der Saale.

Bei der TAS handelte es sich um eine preußische Militäreinrichtung zur Ausbildung von Rossärzten des Heeres, die während ihres Studiums kaserniert und militärischen Vorschriften unterworfen waren. 1883 wurde aus der Tierarzneischule die Tierärztliche Hochschule Berlin, deren wissenschaftliche Bedeutung 1910 durch die Zuerkennung des Promotionsrecht staatlicherseits anerkannt wurde.[6]

Die Verbindungen der Tierärztlichen Hochschulen fanden keinen Anschluss an die älteren Corpsverbände KSCV und WSC, da für das Studium der Tiermedizin erst ab 1902 die Hochschulreife Zugangsvoraussetzung wurde: Dies war bei den Kösener und Weinheimer Corpsverbänden jedoch Voraussetzung für die Aufnahme. Deswegen schlossen sich die Landsmannschaften der tierärztlichen Hochschulen in Berlin, Hannover und Dresden am 9. Juli 1883 zum Rudolstädter Senioren-Convent (RSC) zusammen. Ab 1902 bezeichnet sich Salingia nicht mehr als Landsmannschaft, sondern als RSC-Corps, wie es auf dem oRSC für alle Mitgliedsbünder beschlossen wurde. 1910 fasste auch der RSC selbst den Beschluss, nur noch Verbindungen mit corpsstudentischen Prinzipien an Universitäten und Hochschulen aufzunehmen und das tiermedizinische Fachprinzip fallen zu lassen.

Ab 16. November 1886 schlossen sich die Philister der Salingia zu einer freiwilligen Alt-Herren-Kasse zur Finanzierung repräsentativer Ausgaben zusammen, welche am 30. Januar 1904 in einen Altherrenverband mit verpflichtender Mitgliedschaft umgewandelt wurde. Innerhalb des RSC bildete Salingia ab dem 29. Juni 1883 mit dem Corps Saxonia Dresden (nach Verlegung der Hochschule 1923 nach Leipzig: Saxo-Borussia Leipzig) das Orange-Kartell. Diesem gehörten auch die RSC-Landsmannschaften Cimbria Stuttgart (1892–1901) und Germania Hannover (1896–1902) an. Die von Corpsburschen der Salingia und Saxonia Dresden in Gießen restituierte Silvania Eisenach wurde am 6. Juli 1922 in das sog. Orange-Kartell aufgenommen.

Im Ersten Weltkrieg fielen sieben Salinger, fünf wurden mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse und 65 mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Wegen Unstimmigkeiten, unter anderem über die Aufnahme der Angehörigen der Verbindung Wiking an der Handelshochschule Berlin, trat Salingia 1929 aus dem RSC aus und musste kurz darauf wegen Übertritt der verbliebenen Aktiven zum Corps Salingia Halle, suspendieren. Am 30. August 1931 schlossen sich die 123 Alten Herren der Salingia dem befreundeten Corps Silvania Gießen an. Beide Corps hatten zu dieser Zeit zusammen 245 Alte Herren. Damit schien das Überleben der in der Silvania vereinigten beiden Korporationen gesichert. Die Schwierigkeiten, die für alle Studentenverbindungen nach 1933 aufgrund der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten auftreten sollten, waren nicht vorauszusehen. Der gemeinsame Altherrenverband hatte aber bis zum Kriegsende Bestand.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, am 3. April 1954, verbanden sich die Corps Silvania und Salingia in zu dritt geführten Verhandlungen mit dem Corps Rheno-Nicaria zu Mannheim und Heidelberg im WSC. Die Rhein-Neckarländer übernahmen damit die Verpflichtung, die Tradition dieser beiden Corps fortzuführen.

Bekannte Mitglieder

Mit der Klinggraeff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurden ausgezeichnet:

  • 2014: Marwan El Chamaa (* 1983)
  • 2018: Raphael Schretzenmaier (* 1989)

Literatur, Trivia

  • Friedrich Gerseck, Otto Thiede: Chronik des Corps Salingia an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin 1900-1925. Eigenverlag: Berlin 1925
  • Michael Doeberl, Otto Scheel, Wilhelm Schlink, Hans Sperl, Eduard Spranger, Hans Bitter und Paul Frank (Hg.): Das akademische Deutschland, Bd. 2: Die deutschen Hochschulen und ihre akademischen Bürger. Berlin 1931, S. 778, 941
  • Weinheimer Verband Alter Corpsstudenten (Hg.): 100 Jahre Weinheimer Senioren-Convent. Festschrift zum hundertjährigen Bestehen des WSC. Bochum 1963, S. 47–58.
  • Eduard Gaugler (Hg.): Die Universität Mannheim in Vergangenheit und Gegenwart. Mannheimer Morgen: Mannheim 1976
  • Wilhelm Nehring: Geschichte des Corps Rheno-Nicaria zu Mannheim und Heidelberg. Eigenverlag: 1979.
  • Holger Linke: Oskar Röder – Leben und Werk. Dissertation Universität Leipzig.
  • Bernhard Klingmann: Die Rekonstitution der Corps nach dem Zweiten Weltkrieg. Diplomarbeit Wirtschaftshochschule Mannheim 1998.[7]
  • Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps: Ihre Darstellung in Einzelchroniken. WJK-Verlag, Hilden 2007. ISBN 978-3-933892-24-9, S. 269–271.
  • Klaus Eichhorn, Bernhard Klingmann (Hg.): 100 Jahre Corps Rheno-Nicaria. Festschrift anlässlich des 100. Stiftungstages 2009. Eigenverlag: 2009.
  • Horstdieter Niejahr: Die Integration der Fusionscorps unserer lieben Rheno-Nicaria, ebd., S. 52–61.
  • Michael Schick: Soziale und emotionale Kompetenzen als zentrale Werte, ebd., S. 7–14.
  • Wolfgang Bresser: Die Heidelberger Zeit von 1951–1975, ebd., S. 73–82.
  • Günther Schwab: Die Geschichte des Mannheimer Hauses. In: 100 Jahre Corps Rheno-Nicaria, ebd., S. 83–93.
  • Wolf-Diether Burak: Rheno-Nicaria und die Universität Mannheim, ebd., S. 139–145.
  • Jens Mahlmann: Couleurpost aus der Vergangenheit. In: Der Rhein-Neckarländer, Eigenverlag, Nr. 1/2017.
  • Herbert Klein: Aufbruch 2018. In: Der Rhein-Neckarländer, Eigenverlag, Nr. 1/2018.
  • Hubert Hofmann: Matrikel des Corps Rheno-Nicaria zu Mannheim. Eigenverlag: 2020/2021.
  • Hubert Hofmann: Von der Turnerschaft zum Corps. In: Der Rhein-Neckarländer, Eigenverlag, Nr. 1/2022, S. 42-46.
  • CORPS. Deutsche Corpszeitung. WSC-Beilage: Großer Corpsbestand (zweimal jährlich).

Trivia. Im Kriminalroman Leipziger Ende von Sylke Tannhäuser (Emons Verlag, Köln 2013) wird neben dem studentischen Mordopfer ein verdächtiger Professor – beide Rhein-Neckarländer – dargestellt.[8]

Siehe auch

Weblinks

Commons: Corps Rheno-Nicaria Mannheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 162.
  2. Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, herausgegeben vom Heidelberger Geschichtsverein, Nr. 14 (2010), S. 249.
  3. a b
  4. Helwig, Hellmuth: Die Wirtschaftshochschule Mannheim und die Mannheimer Corps, in: WVAC (Hrsg.): 100 Jahre Weinheimer Senioren-Convent, S. 47–58
  5. SC zu Eisenach und Weinheimer SC
  6. Tiermedizin in Berlin - ein historischer Abriß, Webseite der Veterinärmedizinische Bibliothek der FU Berlin, abgerufen am 20. Februar 2022.
  7. Bernhard Klingmann: Die Rekonstitution der Corps nach dem Zweiten Weltkrieg. Mannheim 1. Januar 1998, OCLC 633519037.
  8. Sylke Tannhäuser Leipziger Ende, Emons Verlag, Köln 2013