NX-Bit
Das NX-Bit (
, AMD) bzw. XD-Bit (
, Intel) ist eine Technik von Prozessoren der x86-Familie zur Verbesserung der Sicherheit eines Computers. Sie soll verhindern, dass beliebige Daten als Programmcode ausgeführt werden und auf diese Weise Schadcode starten, wie z. B. Viren, Backdoors u. ä. Das NX-Bit wurde von AMD 2004 bei der x86-Architektur eingeführt und auch von Intel und anderen Herstellern von x86-Prozessoren übernommen. Bei Windows-Betriebssystemen (ab Windows XP SP2) wird die Technik auch als Data Execution Prevention[1] (kurz DEP; deutsch Datenausführungsverhinderung) bezeichnet.
Ähnliche Techniken gibt es auf anderen Prozessorarchitekturen schon länger, etwa beim PowerPC von IBM und Motorola, der SPARC-Architektur von Sun und den Alpha-Prozessoren von DEC.
Geschichte
Seit dem 80286-Prozessor von Intel besteht im sogenannten Protected Mode die Möglichkeit, einzelne Speichersegmente als ausführbar (Code-Segmente) oder nicht ausführbar (Daten-Segmente) zu kennzeichnen. Wird versucht, Code an einer Adresse in einem als nicht ausführbar markierten Speichersegment auszuführen, löst die CPU einen Hardware-Interrupt aus, welcher vom Betriebssystem abgefangen wird. Das betreffende Programm wird daraufhin abgebrochen.
Heutige Betriebssysteme nutzen zwar ebenfalls den Protected Mode, jedoch verwenden sie ein sogenanntes „flaches Speichermodell“, in dem sämtliche Segmente den gleichen linearen Speicherbereich überdecken. Der segmentbasierte Speicherschutz ist damit ausgehebelt, eine Trennung zwischen Code- und Datenbereichen ist nicht mehr vorhanden.
Die Technik wurde daher vom Chiphersteller AMD 2004 mit dem Prozessor Athlon 64 unter dem Namen NX-Bit für den x86-Markt eingeführt.[2] Die Technik wurde von AMD als Enhanced Virus Protection (EVP) vermarktet. Intel setzte eine vergleichbare Technik bereits bei der gemeinsam mit Hewlett-Packard entwickelten Itanium-Architektur ein und zog 2005 mit den Pentium-4-[3] und Pentium-M-Modellen, sowie bei der 2006 eingeführten Core-Mikroarchitektur auch auf der x86-Architektur nach, allerdings unter dem Namen XD-Bit (
). Auch Transmeta und VIA/Centaur übernahmen die Technik in ihren x86-Prozessoren.[2][4][5][6]
Funktionsweise
Bits: | 63 | 62 … 52 | 51 … 32 | |||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Inhalt: | NX | reserved | Bit 51 … 32 der Basisadresse | |||||||||||||||||||||||||||||
Bits: | 31 … 12 | 11 … 9 | 8 | 7 | 6 | 5 | 4 | 3 | 2 | 1 | 0 | |||||||||||||||||||||
Inhalt: | Bit 31 … 12 der Basisadresse | AVL | ig | 0 | ig | A | PCD | PWT | U/S | R/W | P |
Heutige Betriebssysteme verlassen sich beim Speicherschutz ausschließlich auf seitenbasiertes Speichermanagement. Dieses gestattet bei der 32-Bit-x86-Architektur IA-32 zwar die Unterscheidung zwischen Seiten, die „nur lesbar“ und welchen, die „les- und schreibbar“ sind (siehe Bit 1 („R/W“) im Seitentabelleneintrag), jedoch ist dort keine Unterscheidung zwischen (Daten) „Lesen“ und (Code) „Ausführen“ vorgesehen. AMD hat für das NX-Bit das Bit 63 in den 64-Bit-Seitentabellen und -verzeichnissen verwendet. 64-Bit-Seitentabellen und -verzeichnisse werden nur im 64-Bit-Modus und im 32-Bit-Modus mit aktivierter Physical-Address Extension verwendet.
Das NX-Bit wird vom Betriebssystem, sofern es dieses unterstützt, für den Stack und andere Datenbereiche im Arbeitsspeicher gesetzt, so dass diese nicht mehr ausführbar sind. Versucht ein Programm nun, aufgrund eines Bugs oder einer Infektion mit Schadcode diese so markierten Speicherseiten auszuführen, fängt die CPU dies ab und meldet dies über einen Hardware-Interrupt an das Betriebssystem, welches daraufhin das betroffene Programm beendet.
Durch dieses Vorgehen wird das Von-Neumann-Prinzip, Daten und Programm in einem gemeinsamen Speicher abzulegen, teilweise verletzt. Allerdings wird nur der Ausführung von Code in Datensegmenten (z. B. in einem Stack oder Heap) vorgebeugt. Der Pufferüberlauf an sich wird nicht unterbunden. Wenn dabei ein Sprung in eine Codepage ausgelöst wird, ist die No-Execute-Technik wirkungslos. Des Weiteren lässt sich trotz dieser Technik beliebiger Code beispielsweise durch ein „return into libc“ ausführen.
Betriebssysteme
Windows
Das Betriebssystem Windows von Microsoft unterstützt DEP ab Windows XP SP 2, sofern der jeweilige Prozessor die Möglichkeit bietet. Ab Windows Vista sind die Einstellungen dem Benutzer sichtbar (Systemeigenschaften → Erweitert → Leistung → Einstellungen → Datenausführungsverhinderung). Windows 8 und neuere Windows-Versionen können auf Prozessoren ohne NX-Bit nicht gestartet werden.[7]
Linux
Für Linux wurde vom bei Red Hat angestellten Entwickler Ingo Molnar ein Patch zur Unterstützung des NX-Bit für den Linux-Kernel der 2.6er-Reihe entwickelt, der für Kernel 2.6.6 in Red Hat Linux zur Verfügung gestellt wurde.[8] Im offiziellen Linux-Kernel ist der Patch ab Version 2.6.8 enthalten. Voraussetzung ist entweder ein 64-Bit-Kernel (x64: auch oft „x86_64“ oder „amd64“ bezeichnet) oder ein 32-Bit-Kernel (IA-32, meist „x86“ oder „i386“) mit aktiviertem PAE: Während auf 64-Bit-x86-Systemen das NX-Bit in jedem Fall nutzbar ist, muss auf 32-Bit-x86-Systemen die PAE-Befehlssatzerweiterung im x86-Prozessor vorhanden sein.
macOS
Das Betriebssystem für Computer von Apple, macOS (früher „Mac OS X“ und „OS X“), unterstützt das NX-Bit ab Version 10.6 „Snow Leopard.“
CPUs mit NX-Bit
CPUs mit dem NX-Bit-Feature lassen sich per Software an einem gesetzten 11. Bit im Extended Feature Enable Register erkennen. Dieses „model specific register“ lässt sich nur von privilegierter Software (Systemsoftware), also beispielsweise vom Betriebssystemkern, auslesen.
AMD
- AMD Athlon 64 und Nachfolger
- AMD Opteron
- AMD Phenom und Nachfolger
- AMD Sempron (ab Paris)
- AMD Turion 64 und Nachfolger
- AMD Ryzen und Nachfolger
Intel
- Intel Atom
- Intel Celeron (ab Conroe-L-Kern)
- Intel Celeron D
- Intel Celeron M (ab Dothan-Kern)
- Intel Core Solo, Duo und Nachfolger
- Intel Pentium 4 (ab Prescott-F/J-Typ)
- Intel Pentium D
- Intel Pentium Dual-Core
- Intel Pentium Extreme Edition
- Intel Pentium M (ab Dothan, FSB533 alle Modelle, FSB400 nur Modelle mit CPU-ID 06D8h)
- Intel Xeon (ab Pentium D Kern)
Übrige
Weblinks
- Implementation von ASLR und NX/XD-Bit im Linux 2.6-Kernel. Linux-Magazin
- Verwundbar trotz No Execute. Heise online
Einzelnachweise
- ↑ msdn.microsoft.com
- ↑ a b Tom Krazit: Transmeta targets Pentium M users with NX security bit. No Execute feature for security gets backing. In: InfoWorld. 17. Mai 2004, abgerufen am 18. September 2022 (englisch): „Earlier this month, AMD released two Mobile Athlon 64 processors for thin and light notebooks that support NX, or what AMD calls Enhanced Virus Protection.“
- ↑ Christof Windeck: Intel lässt Details zu kommenden Pentium-4-Versionen entschlüpfen. In: Heise online. 4. Juni 2004. Abgerufen am 18. September 2022.
- ↑ Christof Windeck: Transmetas Efficeon-Prozessoren bald mit NX-Speicherschutz. In: Heise online. 18. Mai 2004. Abgerufen am 18. September 2022.
- ↑ Christof Windeck: VIA will auch bald C3-Prozessoren mit NX-Speicherschutz liefern. In: Heise online. 19. Mai 2004. Abgerufen am 18. September 2022.
- ↑ Andreas Stiller: Fall Processor Forum: 64-Bit-Prozessor von VIA. In: Heise online. 6. Oktober 2004. Abgerufen am 18. September 2022.
- ↑ https://support.microsoft.com/de-de/help/12660/windows-8-system-requirements
- ↑ Jürgen Schmidt: No eXecution für Linux. In: Heise online. 4. Juni 2004. Abgerufen am 18. September 2022.