Debrzno-Wieś

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Debrzno-Wieś
?
Debrzno-Wieś (Polen)
Debrzno-Wieś
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Großpolen
Powiat: Złotów
Gmina: Lipka
Geographische Lage: 53° 32′ N, 17° 14′ OKoordinaten: 53° 31′ 37″ N, 17° 13′ 49″ O
Einwohner:
Postleitzahl: 77-420
Telefonvorwahl: (+48) 67
Kfz-Kennzeichen: PZL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW188 Lipka-Człuchów
Nächster int. Flughafen: Danzig



Schloss in Debrzno Wieś

Debrzno-Wieś (deutsch Dobrin, früher Dobbrin) ist ein Dorf bei der Stadt Złotów (Flatow) in der polnischen Woiwodschaft Großpolen. Es gehört zur Landgemeinde Lipka im Powiat Złotowski.

Geographische Lage

Debrzno-Wieś liegt in Westpreußen, etwa vier Kilometer nördlich des Dorfs Lipka (Linde), 23 Kilometer nordöstlich der Stadt Złotów (Flatow) und 175 Kilometer östlich von Stettin (Szczecin).

Dorfkapelle

Geschichte

Das Dorf ist in dem ehemaligen Gutsbezirk Dobrin entstanden, zu dem mehrere adlige Güter gehörten. Im 18. Jahrhundert war die Ortschaft Dobbrin ein Marktflecken, der mit der Stadt Preußisch Friedland eine gemeinsame Grenze hatte und in dem regelmäßig Jahrmärkte stattfanden. Im Ort wohnten mehrere jüdische Familien, die hier eine Synagoge und einen Friedhof hatten.[1]

Das seinerzeit etwa 1500 Hektar große Rittergut mit Schloss kaufte im Jahre 1869 der Kreisdeputierte Leberecht Wilckens (1824–1900). Dessen Sohn Fritz Wilckens (1861–1913), der 1911 vom preußischen König in den erblichen Adelsstand erhoben wurde, wandelte das Gut 1909 in ein Fideikommiss um, wobei er seine beiden Söhne als Fideikommiss-Anwärter einsetzte.[2]

Die Gemeindefläche von Dobrin war Anfang der 1930er Jahre 20,3 km² groß, und auf ihr standen 95 Wohnhäuser an sechs verschiedenen Wohnorten:[3]

  • Annenfelde
  • Dobrin
  • Kolonie Kleinfier
  • Minnenrode
  • Vorwerk Minnenrode
  • Ziegelei

Dobrin war der Hauptwohnort der Gemeinde Dobrin.

Dobrin war bis 1945 eine selbständige Landgemeinde im Landkreis Flatow. Mit dem Kreis Flatow gehörte Dobrin bis zum Inkrafttreten des Versailler Vertrags 1920 nach dem Ersten Weltkrieg zur Provinz Westpreußen, danach zur Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen und seit deren Auflösung 1938 zur Provinz Pommern.

Ende Januar/Anfang Februar 1945, kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde die Region von der Roten Armee eingenommen. Ein Großteil der Bewohner flüchtete vor den Kampfhandlungen in Pferdewagen-Trecks, darunter auch die Gutsbesitzer-Familie Wilckens, die im Januar 1945 zusammen mit den Bediensteten-Familien des Gutsbetriebs mit einem Pferdewagen-Treck aufgebrochen war.[2] Viele mussten jedoch zurückkehren oder wurden später von den sowjetischen Soldaten zurückgeschickt und nur wenigen gelang die Flucht in den Westen. Einwohner von Dobrin, die im Dorf verblieben waren, wurden später von den Besatzern zu Arbeiten herangezogen, so zum Beispiel am 28. Februar, als sie zu diesem Zweck von Sowjetsoldaten im Wald von Bärenwalde zusammengetrieben wurden.[4][5]

Bald nach der Besetzung durch die Rote Armee wurde Dobrin unter polnische Verwaltung gestellt. In der darauf folgenden Zeit wurden die Dorfbewohner aus Dobrin vertrieben und durch Polen ersetzt. Das deutsche Dorf Dobrin wurde in Debrzno-Wieś umbenannt.

Einwohnerzahlen

  • 1766: 431[6]
  • 1839: ca. 300[7]
  • 1852: 490[6]
  • 1864: 596[6]
  • 1925: 966, davon 820 Protestanten, 118 Katholiken und sechs Juden[3]
  • 1933: 821[8]
  • 1939: 852[8]

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen. Thorn 1867, S. 274.
  • Heimatbuch für den Kreis Flatow – Grenzmark Posen-Westpreußen – Provinz Pommern. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuss für den Kreis Flatow mit Unterstützung des Patenschaftskreises Gifhorn. Druck: Karl Neef oHG (Wittingen), Gifhorn 1971.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johann Friedrich Goldbeck: Vollständige Topographie des Königreichs Preußen. Band 2, Teil I, Marienwerder 1789, S. 105, Nr. 6).
  2. a b Heimatbuch für den Kreis Flatow – Grenzmark Posen-Westpreußen – Provinz Pommern. Herausgegeben vom Heimatkreisausschuss für den Kreis Flatow mit Unterstützung des Patenschaftskreises Gifhorn. Druck: Karl Neef oHG (Wittingen), Gifhorn 1971, S. 238–239.
  3. a b http://gemeinde.dobrin.kreis-flatow.de/
  4. Lothar O. Gaunitz: Die Flucht und Vertreibung aus Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Schlesien und dem Sudetenland. 1987, S. 181.
  5. Günter Böddeker: Die Flüchtlinge - Die Vertreibung der Deutschen im Osten. 3. Auflage, Ullstein, Berlin 1997, ISBN 3-548-34322-8, S. 205.
  6. a b c Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Der Kreis Flatow. In seinen gesammten Beziehungen. Thorn 1867, S. 299.
  7. Friedrich Christoph Förster: Statistisch-topographisch-historische Uebersicht über den Preußischen Staat. Berlin und Leipzig 1839, S.97.
  8. a b Michael Rademacher: Flatow. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.