Der gerade Weg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Datei:Titelseite Bankrotteur.jpg
Der gerade Weg (Ausgabe vom 24. April 1932)

Der gerade Weg war eine katholisch-konservative[1] Zeitschrift aus München in der Weimarer Republik, die eindringlich vor Adolf Hitler und dem Nationalsozialismus warnte.

Gründung, Vorläufer

Anfang Januar 1932 wurde der Natur-Verlag in München, in dem die Wochenschrift Illustrierter Sonntag erschien, in Naturrechts-Verlag umbenannt und die Wochenschrift in Der gerade Weg mit dem Untertitel Deutsche Zeitung für Wahrheit und Recht. Mit dieser Namensgebung verdeutlichte ihr Herausgeber und Chefredakteur Fritz Gerlich sein Ziel, das Zeitgeschehen „rein unter katholischen Grundsätzen“ zu würdigen (4. Dezember 1931). Der gerade Weg, den Erich von Waldburg-Zeil finanzierte, wobei er ein Vermögen verlor, wechselte im Februar vom Münchner Buchgewerbehaus M. Müller & Sohn zu Verlag und Druckerei G. J. Manz in der Hofstatt 5–7. Denn Hitler hatte Müller gedroht, andernfalls den lukrativeren Auftrag für den Völkischen Beobachter zu entziehen. Gerlich übernahm anstelle von Josef Hell die Verantwortung auch für den Inhalt des Geraden Weges.

Kampf gegen den Nationalsozialismus

Gerlich setzte seinen Kampf gegen Hitler und den Nationalsozialismus mit dem Geraden Weg fort, unterstützt durch Beiträge von Ingbert Naab und Franz Wutz sowie ständigen Zuspruch von Therese Neumann in Konnersreuth. Er warnte etwa am 14. Februar 1932 vor der „geistigen Pest des Nationalsozialismus“, der „Massenmord und Blut“ bedeute.[2] Ein Artikel von Ingbert Naab, „Wer hat Hitler gewählt?“ am 20. März 1932,[3] dem Tag der Reichspräsidentenwahl, wurde in 20 Millionen Flugblättern verbreitet, führte aber nicht zu einer Steigerung der Auflage des Geraden Wegs über 40.000 Exemplare.

Am 17. Juli 1932 veröffentlichte Gerlich eine Satire unter dem Titel „Hat Hitler Mongolenblut?“. Darin stellte er anhand der rassistischen Kriterien der Nationalsozialisten Hans F. K. Günther und Alfred Rosenberg in betont pseudowissenschaftlicher Sprache heraus, dass Hitler ein slawisch-mongolisches Aussehen und demnach einen asiatisch-despotischen Rassecharakter besitze, so dass entsprechende Politik von ihm zu erwarten sei. Er sagte hier spätere nationalsozialistische Konzentrationslager und Völkermorde voraus.[4] In seiner Grundhaltung wusste Gerlich sich von Kardinal Michael von Faulhaber gestützt. Als er nach der Gleichschaltung Preußens am 20. Juli 1932 die Absetzung Paul von Hindenburgs forderte, wurde Der gerade Weg für vier Wochen verboten.[5] Im November 1932 prophezeite Gerlich nochmals, dass Hitler mit seiner „Massenwahnbewegung“ das deutsche Volk ins Unglück stürzen werde, und verspottete die NS-Rassenlehre: Bei deren Anwendung müssten „Hitler selbst und etwa Dreiviertel seiner eigenen Reichstagsfraktion“ aus der deutschen Politik ausscheiden.[6]

Wirkungslos blieben von Gerlich veröffentlichte „Geheimberichte“ aus Sitzungen sowjetischer Führungsgremien in Moskau mit der Tendenz, den Nationalsozialismus als Schrittmacher der Weltrevolution zu fördern. Wieweit es sich dabei um Fälschungen handelte, ist ungeklärt. Informationen aus der Berliner NSDAP, die der Doppelagent Georg Bell im Winter 1932/33 lieferte, waren unergiebig. Ab Mitte Dezember 1932 erschien Der gerade Weg zweimal in der Woche. Nach Hitlers Machtergreifung am 30. Januar 1933 wurde Gerlich am 9. März 1933 verhaftet, seine Zeitung vier Tage später verboten und er am 30. Juni 1934 im KZ Dachau im Zusammenhang mit dem angeblichen Röhmputsch ermordet.

Nach 1945

Der Titel „Der Gerade Weg“ wird seit 1977 von einer Publikation der Katholischen Jugendbewegung e.V. (KJB), einer Initiative der Priesterbruderschaft St. Pius X., beansprucht. Der Name der Zeitschrift weist darauf hin, dass sie eine Orientierungshilfe für Mitglieder der KJB und ein Wegweiser auf dem Weg zu Christus sein möchte.[7] Das Deutsche Patent- und Markenamt bestätigte die Verwendung des Zeitschriftennamens 2008 in einer Entscheidung.

Quellen

Literatur

  • Erwein Freiherr von Aretin: Fritz Michael Gerlich. Prophet und Märtyrer. Sein Kraftquell (Zweitauflage mit einem zeitgeschichtlichen Kommentar von Karl Otmar Freiherr von Aretin). Verlag Dr. Schnell & Dr. Steiner, München, Zürich 1983, ISBN 3-7954-0099-6.
  • Rudolf Morsey (Bearb.): Fritz Gerlich – ein Publizist gegen Hitler. Akten und Briefe 1930–1934. Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn u. a. 2010, ISBN 978-3-506-77012-7.
  • Rudolf Morsey: Auswirkungen der Zensurpolitik in der US-Besatzungszone. Wie Zeitungsartikel von Fritz Gerlich und Ingbert Naab aus den Jahren 1931–1933 in einem Nachdruck von 1946 verändert worden sind. In: Historisch-Politische Mitteilungen 17. Verlag Böhlau, Wien/Köln 2010, ISBN 978-3-412-20515-7, S. 269–277.
  • Hans-Günter Richardi, Klaus Schumann: Geheimakte Gerlich/Bell. Röhms Pläne für ein Reich ohne Hitler. Verlag W. Ludwig, München 1993, ISBN 3-7787-2135-6.
  • Michael Schäfer: Fritz Gerlich (1883–1934). Publizistik als Auseinandersetzung mit den „politischen Religionen“ des 20. Jahrhunderts. München 1998 (Dissertation)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mit dem Heiland gegen Hitler Neue Zürcher Zeitung, 1. März 2013, abgerufen am 25. Februar 2020
  2. in Der gerade Weg vom 14. Februar 1932 (Digitalisat der Bayerischen Landesbibliothek)
  3. in Der gerade Weg vom 20. März 1932 (Digitalisat der Bayerischen Landesbibliothek)
  4. Ron Rosenbaum: Explaining Hitler: The Search for the Origins of His Evil. Faber Finds, TB 2011, ISBN 0571276857, S. 148
  5. Beleidigung der Reichsregierung in der Münchner Wochenzeitung „Der gerade Weg“. In: bundesarchiv.de. Abgerufen am 15. Februar 2019.
  6. in Der gerade Weg vom 13. November 1932 (Digitalisat der Bayerischen Landesbibliothek)
  7. Zeitschrift Der Gerade Weg der KJB: Über unsere Zeitschrift, abgerufen am: 18. Juli 2018.