Digital Negative

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Digital Negative (DNG)
DNG tm.svg
Dateiendung: .dng
Entwickelt von: Adobe Inc.
Erstveröffentlichung: 27. September 2004
Aktuelle Version: 1.5.0.0 (Stand: Mai 2019)
Art: Rohdatenformat
Container für: Metadaten können in XMP-, Exif- oder IPTC-Formaten eingebettet werden.
Erweitert von: TIFF 6.0[1]
Website: Digital Negative (DNG) auf adobe.com

Das Digital-Negative-Format (DNG, deutsch digitales Negativ) ist ein patentiertes, offenes, verlustfreies Rohdatenformat, das für die Digitalfotografie entwickelt wurde.

Es wurde im September 2004 veröffentlicht und wurde nach Angaben des Herstellers Adobe Inc. mit dem Ziel entwickelt, die verschiedenen proprietären Formate der Digitalkamera-Herstellerfirmen zu ersetzen und sich als Standard zu etablieren. Die Veröffentlichung wurde von der ersten Version der DNG-Spezifikation begleitet, sowie verschiedener Produkte, einschließlich eines kostenlosen DNG-Konverter-Dienstprogramms. Seit der DNG-Veröffentlichung unterstützen alle Adobe-Produkte zur Foto-Manipulation (wie Adobe Photoshop und Adobe Lightroom) das DNG-Format.

Verwendung

Adobe hat die Spezifikationen des Formats offengelegt und stellt weiterführende Informationen zur Implementierung bereit. Neben den hauseigenen Bildbearbeitungsprogrammen Adobe Photoshop (ab Version CS), Adobe Photoshop Elements (ab Version 3.0) sowie Adobe Photoshop Lightroom unterstützen auch Programme anderer Anbieter das Format, zum Beispiel:

Auch existieren Konverter für die Umwandlung von herstellerspezifischen Rohdaten- in DNG-Dateien, neben dem Adobe DNG Converter vom Hersteller selbst auch beispielsweise das Programm DigiKam.[2]

Mit dem 2005 ausgelieferten Leica-Digital-Modul-R wurde das Format erstmals direkt für die Speicherung der Bilddaten verwendet. Die Hasselblad H2D-39 war die erste digitale Spiegelreflexkamera, die wahlweise im eigenen oder im DNG-Rohdatenformat abspeichern kann; es folgten weitere Hersteller:

Technische Umsetzung

Das Format basiert auf einer Erweiterung des Tagged Image File Format. Neben den Bilddaten können beliebige Metadaten eingebettet werden. Dies ermöglicht – auch umfangreiche – Erweiterungen, die ohne Kompatibilitätsverlust jederzeit integriert werden können und dabei ohne separate sogenannte Sidecar-Dateien (oder eine vergleichbare redundante Datenhaltung) auskommen und ermöglicht eine hohe Portabilität der Dateien zwischen verschiedenen Rechnerplattformen. DNG ermöglicht Transparenzen und 32 Bit Farbtiefe.[4]

Vor- und Nachteile

Zusätzlich zu den bereits vom zugrunde liegenden Rohdatenformat bekannten Vorteilen sind zu nennen:

  • Die im Gegensatz zu den meisten existierenden Rohdatenformaten offen dokumentierte Dateistruktur erleichtert die Entwicklung von Software durch Dritte, sowohl zum Schreiben als auch zum Lesen.
  • Verlustfreie Kompression ist möglich, aber nicht obligat und erfolgt – anders als beim zugrunde liegenden TIFF – nach festgelegten Bedingungen, was die Portabilität zusätzlich verbessern soll.
  • DNG erfordert nicht, dass Rohdaten in Mosaikform (gemäß einer Bayer-Farbanordnung) vorliegen. Es unterstützt daher beispielsweise auch Sigma-Kameras mit Foveon-Sensor.
  • Metadaten können direkt in der Bilddatei untergebracht werden – ohne die Abhängigkeit von Zusatzdateien (zum Beispiel xmp) oder Bilddatenbanken, in denen Informationen über Bearbeitung, Aufnahme, Entwicklung oder Kataloginformationen sonst gespeichert werden müssen, da die herstellereigenen Formate nach der Aufnahme oft nur eingeschränkten oder gar keinen Schreibzugriff auf die Datei mehr vorsehen.

In der Praxis ergeben sich zumindest bisher auch Nachteile:

  • Bisher sind, abgesehen von oben genannten Ausnahmen, Kameras mit nativer DNG-Unterstützung selten, sodass der individuelle Bildbearbeitungsprozess um den Zwischenschritt der Konvertierung ergänzt werden muss.
  • Auch Kameras mit DNG-Unterstützung implementieren das Format oft nicht vollständig (zum Beispiel Verzicht auf verlustfreie Kompression, eingeschränkte oder unvollständige Anlage von Metadaten).

DNG als Archivformat

Bisher hat sich DNG nicht als Format für die Langzeitarchivierung durchgesetzt. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft veröffentlichten „Praxisregeln ‘Digitalisierung’“ bezeichnen das DNG-Format ebenso wie die proprietären Rohdatenformate diverser Hersteller als „als Archivformat ungeeignet“.[5] Als problematisch wird gesehen, dass das Format zwar offen, aber durch ein Patent geschützt ist, was in der Zukunft die Implementierung von Dateibetrachtern behindern könnte.

Dagegen listet die Library of Congress das DNG-Format auf deren Seite „Recommended Formats Statement“ mit auf.[6] Bereits 2010 wurden Institutionen in den USA beschrieben, die auf DNG als „Masterformat“ gesetzt haben.[7]

Versions-Historie

Die Spezifikation wurde mehrfach überarbeitet. Bisherige Versionen und deren Innovationen:[8]

  • 1.0 (September 2004): Initiale Version
  • 1.1 (Februar 2005): Erhaltung maskierter Pixel
  • 1.2 (April 2008): Kameraprofile, siehe auch „DNG Profile Editor“[9]
  • 1.3 (Juni 2009): Opcodes (z. B. Objektiv-Korrekturen)
  • 1.4 (Oktober 2012): „Default User Crop“, Transparenz, Gleitkommazahlen (HDR), Verlustbehaftete Kompression, Proxies
  • 1.5 (Mai 2019): Depth Maps, Enhanced Image Data

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Digital Negative (DNG) Specification Version 1.4.0.0. (PDF) In: adobe.com. Adobe Inc., Juni 2012, S. 12, abgerufen am 31. Juli 2017 (englisch): „DNG is an extension of the TIFF 6.0 format, and is compatible with the TIFF-EP standard. It is possible (but not required) for a DNG file to simultaneously comply with both the Digital Negative specification and the TIFF-EP standard. Alternative zur Adobe-Website: dng_spec_1.4.0.0.pdf abruf=2022-09-21.“
  2. Products that support DNG in some way (englisch) Barrypearson.co.uk. Abgerufen am 20. Mai 2010.
  3. Phantom 2 Vision will capture Adobe DNG RAW and provide Ground Station capabilities (englisch) DJI. 4. Dezember 2013. Abgerufen am 19. September 2016.
  4. Heise: Adobe erweitert DNG-Spezifikation
  5. DFG-Praxisregeln "Digitalisierung". (PDF) In: dfg.de. Deutsche Forschungsgemeinschaft, Dezember 2016, S. 21, abgerufen am 11. Dezember 2019: „Auch die unterschiedlichen proprietären RAW-Formate sind nicht zur Sicherung der Bildaufnahme als Master geeignet, zumal sie oftmals nur mit der dazugehörigen RAW-Software an-gezeigt werden können. Ebenso hat sich das plattformübergreifende, kameraunabhängige Adobe-RAW-Format DNG nicht durchgesetzt und ist somit als Archivformat ungeeignet.“
  6. Recommended Formats Statement - II. Still Image Works - ii. Photographs - Digital. In: loc.gov. Library of Congress, abgerufen am 11. Dezember 2019 (englisch).
  7. Michael J. Bennett und Barry F. Wheeler: Raw as Archival Still Image Format: A Consideration. (pdf) In: Published Works 23. Univ. of Connecticut Library, 2010, S. 8, abgerufen am 11. Dezember 2019 (englisch): „DNG is currently adopted as an archival master format at The National Gallery of Art, Washington, D.C. and at The Art Institute of Chicago [70]. The National Gallery in particular acknowledges the specification's high end image data storage, growing adoption, and single file workflow practicality (archival masters > production derivatives) [71].“
  8. Tom Hogarty: DNG 1.4 Specification Notes. In: Lightroom Journal (blogs.adobe.com). Adobe Inc., 5. Oktober 2012, abgerufen am 1. August 2017 (englisch).
  9. Zum Thema „DNG Profile Editor“ siehe z. B. Mike Schelhorn: Der DNG Profile Editor. In: Macwelt online. 19. November 2009, abgerufen am 1. August 2017.