Erzincan (Provinz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Erzincan
Nummer der Provinz: 24

<imagemap>-Fehler: Bild ist ungültig oder nicht vorhanden

Landkreise
Erzincan districts.png
Basisdaten
Koordinaten: 39° 41′ N, 39° 20′ OKoordinaten: 39° 41′ N, 39° 20′ O
Provinzhauptstadt: Erzincan
Region: Ostanatolien
Fläche: 11.815 km²[1]
Einwohnerzahl: 234.431[2] (2020)
Bevölkerungsdichte: 19,8 Einwohner/km²
Politisches
Gouverneur: Mehmet Makas[3]
Sitze im Parlament: 2
Strukturelles
Telefonvorwahl: 0446
Kennzeichen: 24
Website
www.erzincan.gov.tr (Türkisch)

Erzincan (zazaisch und kurdisch Erzingan, Erzıngan; armenisch Երզնկա (Transkription: Erznka)) ist eine Provinz im Osten der Türkei mit der gleichnamigen Hauptstadt Erzincan. Nachbarprovinzen sind im Osten Erzurum, im Westen Sivas, im Süden Tunceli, im Südosten Bingöl, im Südwesten Elazığ und Malatya, im Norden Gümüşhane und Bayburt und im Nordwesten Giresun. Erzincan liegt auf einer Höhe von 1185 m.

Verwaltungsgliederung

Zur Provinz Erzincan gehören folgende neun Kreise

  • Kemah (kurdisch und zazaisch: Kemax)
  • Kemaliye (kurdisch: Êgin, zazaisch: Egın)
  • Otlukbeli (kurdisch: Qerequlax)
  • Refahiye (kurdisch: Gercan)
  • Tercan (kurdisch und zazaisch: Têrcan)
  • Üzümlü (kurdisch: Cîmîn, zazaisch: Cimıne)

Statistische Merkmale über die neun Kreise:

Kreis-
code1
Landkreis
(İlçe)
Fläche2
(km²)
Bevölkerung (2020)3 Anzahl der Einheiten Bevölke-
rungs-
dichte
(Ew./km²)
städt.
Anteil
(in %)
Sex
Ratio4
Grün-
dungs-
da-
tum5,6
Landkreis
(İlçe)
Verwal-
tungssitz
(Merkez)
Gemein-
den
(Belediye)
Stadt-
viertel
(Mah.)
Dörfer
(Köy)
1243 Çayırlı 1.062 8.470 4.728 1 3 47 7,98 55,82 937 1954
1318 Erzincan Merkez 1.521 160.786 145.859 3 85 59 105,71 92,71 975
1406 İliç 1.382 8.878 4.454 1 4 58 6,42 50,17 906
1459 Kemah 2.311 7.305 2.736 1 10 73 3,16 37,45 1080
1460 Kemaliye 1.207 4.844 2.082 1 11 61 4,01 42,98 862
1977 Otlukbeli 320 2.456 2.022 1 3 10 7,68 82,33 942 1990
1583 Refahiye 1.808 11.469 4.540 1 4 121 6,34 39,58 917
1675 Tercan 1.614 16.636 5.313 4 17 70 10,31 68,65 917
1853 Üzümlü 591 13.587 8.238 2 21 23 22,99 73,50 988 1987
PROVINZ 24 Erzincan 11.815 234.431 15 158 522 19,84 81,49 965
1 Interner Kreiscode des Innenministeriums
2 Fläche 2014[4]
3 Bevölkerungsfortschreibung am 31. Dezember 2020[5]
4 Geschlechterverhältnis: Anzahl der Frauen auf 1000 Männer (berechnet)
5 PDF des Innenministeriums[6]
6 Landkreise, die erst nach Gründung der Türkei (1923) gebildet wurden.

Bevölkerung

In der Provinz Erzincan leben Türken, Kurden und Zaza.

Ergebnisse der Bevölkerungsfortschreibung

Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung am Jahresende nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Zusätzlich sind die Bevölkerungswachstumsrate und das Geschlechterverhältnis (Sex Ratio d. h. Anzahl der Frauen pro 1000 Männer) aufgeführt. Der Zensus von 2011 ermittelte 214.863 Einwohner, das sind über 102.000 Einwohner weniger als zum Zensus 2000.

Jahr Bevölkerung am Jahresende Wachstums-
rate der Be-
völkerung
(in %)
Geschlechter
verhältnis
(Frauen auf
1000 Männer)
Rang
(unter den 81 Provinzen)
gesamt männlich weiblich
2020 234.431 119.325 115.106 −0,13 960 70
2019 234.747 119.906 114.841 −0,55 958 70
2018 236.034 120.348 115.686 1,95 961 70
2017 231.511 118.591 112.920 2,42 952 70
2016 226.032 114.075 111.957 1,40 981 70
2015 222.918 113.158 109.760 −0,32 970 70
2014 223.633 112.845 110.788 1,65 982 69
2013 219.996 111.568 108.428 0,97 972 70
2012 217.886 110.569 107.317 1,21 971 69
2011 215.277 109.583 105.694 −4,30 965 69
2010 224.949 118.876 106.073 5,47 892 69
2009 213.288 108.920 104.368 1,25 958 69
2008 210.645 107.415 103.230 −1,35 961 69
2007 213.538 110.282 103.256 936 69
2000 316.841 172.206 144.635 840 59

Volkszählungsergebnisse

Nachfolgende Tabellen geben den bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Provinz Erzincan wieder.
Die Werte der linken Tabelle sind E-Books (der Originaldokumente) entnommen, die Werte der rechten Tabelle entstammen der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK – abrufbar über diese Webseite:[7]

Jahr Bevölkerung Rang
Provinz Türkei
1927 132.325 13.648.270 45
1935 157.344 16.158.018 49
1940 158.498 17.820.950 50
1945 171.868 18.790.174 50
1950 197.770 20.947.188 47
1955 215.504 24.064.763 49
1960 243.005 27.754.820 49
Jahr Bevölkerung Rang
Provinz Türkei
1965 258.586 31.391.421 53
1970 276.122 35.605.176 53
1975 283.683 40.347.719 53
1980 282.022 44.736.957 54
1985 299.985 50.664.458 54
1990 299.251 56.473.035 57
2000 316.841 67.803.927 59

Anzahl der Provinzen bezogen auf die Censusjahre:

  • 1927, 1940 bis 1950: 63 Provinzen
  • 1935: 57 Provinzen
  • 1955: 67 Provinzen
  • 1960 bis 1985: 73 Provinzen
  • 1990: 73 Provinzen
  • 2000: 81 Provinzen

Religion

In Erzincan leben sowohl Sunniten als auch Aleviten. Ursprünglich sind ungefähr die Hälfte der Bevölkerung Erzincans Aleviten. Da die Mehrheit der Dörfer alevitisch ist, waren Aleviten weit stärker von der Auswanderung betroffen als Sunniten.

Hidir Abdal Sultan ist ein Heiliger bei den Aleviten. Sein Grabmal liegt im Dorf Ocak (Kemaliye). Er war Sohn von Karaca Ahmet Sultan. Hidir Abdal Sultan gründete einen alevitischen Orden und hat ebenso wie sein Vater das Alevitentum in Anatolien verbreitet. Anlässlich seiner Ehrung findet jedes Jahr im August eine Feierlichkeit in seinem Dorf statt.

Hasan Efendis Grabmal im Dorf Başköy (Çayirli) ist ebenso ein berühmter und wichtiger Heiliger bei den Aleviten.

Erdbeben

Erzincan liegt in einem hochgradig gefährdeten Erdbebengebiet. Beim Erdbeben von Erzincan 1939 wurde die Stadt Erzincan komplett zerstört. Das letzte große Beben gab es 1992 mit einer Stärke von 6,8 und etwa 650 Todesopfern.

Sehenswürdigkeiten

Zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehört der Çağlayan-Wasserfall, der sich in der Gemeinde Çağlayan befindet und ungefähr 35 km von der Stadt entfernt liegt. Unten beim Wasserfall gibt es einige Restaurants und Picknickplätze, die vor allem in den Sommermonaten gut besucht sind. Oben am Berg liegt das Kırklar Türbesi, ein von Aleviten besuchtes Grabmal.[8]

Geschichte

Erzincan gehörte zum Reich der Hurriter, bis die Hethiter dieses Gebiet eroberten. Nach dem Niedergang der Hethiter um 1200 v. Chr. herrschten die Urartäer ab 900 v. Chr. Erzincan lag an der nördlichen Grenze ihres Reiches. Nach der Niederlage der Urartäer gegen die Assyrer und dem Einfall der Skythen und Kimmerier gelangte dieses Gebiet unter die Herrschaft der Meder. 550 v. Chr. wurden auch hier die Meder von den Persern abgelöst. Danach war das Gebiet Teil Armeniens. Nach Alexander dem Großen herrschten ab 70 v. Chr. die Römer nach ihrem Sieg über dem armenischen König Tigranes II. über Erzincan. Erzincan wurde zum Schauplatz der Kämpfe der Byzantiner gegen die Parther bzw. Sassaniden. 629 eroberten die Byzantiner unter Heraklios Erzincan von den Sassaniden zurück. Unter dem Kalifen Osman eroberte Habib bin Mesleme im Jahr 655 Erzincan. Nach Rückeroberung durch die Byzantiner eroberte der Vali von Malatya im Jahr 859. Erzincan für die Araber zurück. Mengücek Ahmet Gazi eroberte für den Turkmenenherrscher Alp Arslan um 1110 unter anderem Erzincan und gründete hier eine Familiendynastie, die aber nicht lange bestand.

1228 fiel Erzincan an den Seldschuken Kai Kobad I. Wenig später plünderten die Mongolen das Gebiet. Bis 1335 blieb Erzincan unter der Herrschaft der Ilchane. Nach den Akkoyunlar und der ersten Herrschaft der Osmanen fiel Erzincan 1402 an Timur. Nach Timur herrschten die Akkoyunlar bis 1473, die dann von den Osmanen besiegt wurden.

Am 11. August 1473 fand in Erzincan die Schlacht von Otlukbeli statt. Fatih Sultan Mehmet mit 100.000 osmanischen Soldaten aus Westanatolien traf auf Uzun Hasan und seine 70.000 Akkoyunlu-Soldaten aus Ostanatolien. Die Schlacht endete mit einer Niederlage für Uzun Hasan.

Im Jahre 1502 hat Schah Ismail aus dem Iran Erzincan erobert und zu seinem Stützpunkt gemacht. Aber nach 1514 gelangte Erzincan endgültig unter die Herrschaft der Osmanen.

In den Sommermonaten des Jahres 1915 rückte der russische General, der zugleich Führer der russischen Kaukasischen Armee und Sieger der Schlacht von Sarıkamış war, General Judenitsch nach Zentralanatolien vor und erreichte Erzincan.

Das nächste große Ereignis war die Vertreibung der armenischen Bevölkerung im Jahre 1915. 1923 wurde Erzincan Teil der Türkei.

Einzelnachweise

  1. Directorate General of Mapping (Excel-Tabelle; 48 KB)
  2. Nufusu.com: Erzincan Nüfusu İl ve İlçelere Göre Nüfus Bilgileri, abgerufen am 11. April 2021
  3. Porträt des Gouverneurs Mehmet Makas auf der Webseite der Provinz Erzincan
  4. Directorate General of Mapping (Excel-Tabelle; 48 KB)
  5. Erzincan Nüfusu, abgerufen am 11. April 2021
  6. illeridaresi.gov.tr (PDF; 1,4 MB).
  7. Genel Nüfus Sayımları (Volkszählungsergebnisse 1965 bis 2000)
  8. Panoramico, abgerufen am 24. Juli 2011.