Evangelische Kirche A. B.

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Evangelische Kirche A. B. ist die Selbstbezeichnung mehrerer evangelisch-lutherischer Kirchen in Europa, deren Ursprünge überwiegend im Herrschaftsbereich der österreichischen Habsburger, meist in der ehemaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, liegen. A. B. wird dabei als Abkürzung für „Augsburgischen Bekenntnisses“ verwendet. Während die Gemeinden nach dem Toleranzpatent von 1781 noch „akatholisch“ heißen mussten, geht die heutige Benennung auf Änderungen des Patents infolge der politischen Umwälzungen von 1848/49 zurück. Teilweise wurden sie auch als Evangelische Kirche A. K. (Augsburger Konfession) bezeichnet.

Die folgenden Kirchen führen die Bezeichnung „A. B.“ als Teil ihres Namens.

Protestantische Kirche A. B. von Elsass und Lothringen

Die Protestantische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses von Elsass und Lothringen, zu der 210.000 Evangelische gehören, erstreckt sich auf die Départements Moselle, Bas-Rhin und Haut-Rhin und somit auf jenen Teil Frankreichs, der von 1871 bis 1918 zum Deutschen Reich gehörte.

Evangelische Kirche A. B. in Österreich

In Österreich gehören rund 285.000 Evangelische zu etwa 200 Gemeinden der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich, was einem Bevölkerungsanteil von 3,2 Prozent entspricht.[1] Ihr Anfang reicht bis auf den 12. Januar 1522 zurück, als Paul Speratus die erste evangelische Predigt im Wiener Stephansdom hielt. In der Evangelischen Kirche A. u. H. B. in Österreich arbeitet sie mit der Evangelischen Kirche H. B. in Österreich, der evangelisch-reformierten Kirche, in verschiedenen Bereichen eng zusammen.

Evangelische Kirche A. B. in Rumänien

Rund 13.000 vornehmlich zur deutschen Minderheit der Siebenbürger Sachsen gehörende Evangelische sind Glieder der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Zumeist leben sie in Siebenbürgen. Ihre Anfänge reichen bis ins 12. Jahrhundert zurück, 1546 erfolgte die Annahme der Reformation durch Johannes Honterus, 1553 wurde mit Paul Wiener der erste evangelische Bischof eingesetzt. 1572 führte die Kirche die lutherischen Bekenntnisschriften ein.

Die evangelische Kirche A.B. war jahrhundertelang die Volkskirche der Siebenbürger Sachsen. Seit der massenhaften Auswanderung der meisten ihrer Mitglieder nach Deutschland hat sie sich zu einer Diasporakirche entwickelt.

Bischofssitz ist Hermannstadt. Von 1990 bis 2010 war Christoph Klein Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Sein Nachfolger im Amt ist Reinhart Guib als 36. Bischof der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien.

Evangelische Synodal-Presbyterianische Kirche A. B. in Rumänien

Ungarische, slowakische und rumänische Lutheraner in Rumänien gehören überwiegend einer eigenen lutherischen Kirche an, die zunächst gleichfalls die Bezeichnung „A. B.“ in ihrem Namen hatte. Seit dem Jahr 2001 trägt die 30.700 Glieder zählende Kirche den Namen Evangelisch-Lutherische Kirche in Rumänien.

Schlesische Evangelische Kirche A. B.

Die Schlesische Evangelische Kirche A.B. im Nordosten Tschechiens hat 15.000 Mitglieder in 21 Gemeinden. Bischofssitz ist Český Těšín (Teschen). Die Kirche, in der Polnisch und Tschechisch Predigtssprachen sind, ist besonders durch den Pietismus geprägt.

Evangelische Kirche A. B. in Slowenien

Die Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Slowenien hat etwa 18.000 Mitglieder. Die meisten von ihnen leben in Prekmurje, im Nordosten des Landes. Sie entstand im 16. Jahrhundert infolge der Aktivitäten von Primož Trubar, der Luthers Katechismus sowie Teile des Neuen Testaments ins Slowenische übersetzte, sowie Jurij Dalmatin, der die Bibel in Slowenisch herausgab. In den ehemals zu Ungarn gehörenden Landesteilen überlebte die evangelische Kirche die Gegenreformation und erfuhr durch Zuwanderer im 19. Jahrhundert Gemeindegründungen.

Evangelische Kirche A. B. in der Slowakei

370.000 Lutheraner gehören zur Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in der Slowakei, der größten evangelischen Kirche des Landes. Sie ist mit einem 7-Prozent-Anteil an der Gesamtbevölkerung die zweitgrößte Kirche der Slowakei. Drei Bischöfe und 186 Pfarrer und 142 Pfarrerinnen sind für die Verkündigung in den 326 Gemeinden tätig. Die Kirche gehört dem Ökumenischen Rat der Kirchen seit 1948 sowie der Konferenz Europäischer Kirchen, dem Lutherischen Weltbund und der Leuenberger Kirchengemeinschaft an.

Die Geschichte der slowakischen Evangelischen Kirche A. B. reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Eine erste Kirchengemeinde wurde 1610 in Žilina gegründet. Um 1670 waren die meisten Einwohner Ungarns evangelisch. Die Gegenreformation traf die Kirche schwer. 1681 wurden begrenzte Freiheiten für die Evangelischen in Ungarn garantiert. Eine Gleichberechtigung mit der katholischen Kirche konnte jedoch erst 1848 erreicht werden.

Die slowakischen Lutheraner begrüßten die Gründung der Tschechoslowakei im Jahr 1918. Die lutherische Kirche gründete nun nach dem Ausscheiden aus dem ungarischen Staat 1921/1922 eine unabhängige slowakische Kirche. Bis 1938 konnte sich die Kirche gut entwickeln. In der Zeit der ersten Slowakischen Republik bezog die lutherische Kirche der Slowakei Stellung gegen den Nationalsozialismus und die Verfolgung von Juden. Mit der Machtübernahme der Kommunisten (1948) verlor die Kirche ihre Schulen und diakonischen Einrichtungen. Es gab bis 1989 Verfolgungen des Klerus. 1993 gab sich die Kirche eine neue Kirchenordnung.

Die Kirche betont die Verkündigung, ist aber auch in der Diakonie mit Alten- und Kinderheimen, Schulen für Taube und Blinde vertreten. Einzelne Gemeinden sind darüber hinaus diakonisch tätig. Es gibt drei Kindergärten und zwölf evangelische Schulen. Das Studium der Evangelischen Theologie ist an der evangelisch-theologischen Fakultät der Comenius-Universität Bratislava möglich. Zudem gibt es eine Bibelschule.

Slowakische Evangelische Kirche A. B. in Serbien

Zur Slowakischen Evangelischen Kirche A. B. in Serbien, der größten lutherischen Kirche im ehemaligen Jugoslawien, gehören rund 49.000 Gemeindeglieder. Sie sind in 27 Gemeinden organisiert und werden von 30 Pfarrerinnen und Pfarrern betreut. Die Kirche gehört seit 1963 dem Ökumenischen Rat der Kirchen sowie der Konferenz Europäischer Kirchen, dem Ökumenischen Rat von Serbien, dem Lutherischen Weltbund und der Leuenberger Kirchengemeinschaft an. Die meisten Mitglieder leben in der Vojvodina nahe der serbisch-ungarischen Grenze; ihr Sitz befindet sich demgemäß in Novi Sad. Bis zur Gründung Jugoslawiens gehörten die Gemeinden zur Lutherischen Kirche in Ungarn. Die Pfarrer werden gemeinsam mit den Pfarrern der Evangelischen Kirche A. B. in der Slowakischen Republik in Bratislava ausgebildet.

1967 erfolgte die Fusion mit der 7.000 Gemeindeglieder zählenden Evangelischen Kirche Serbiens, der überwiegend ungarische Lutheraner angehörten. Mittlerweile sind viele ungarische Mitglieder ausgeschieden und bilden heute die Evangelische Christliche Kirche in Serbien-Montenegro mit Kirchenamtssitz in Subotica.

Im Gemeindeleben ist die slowakische Sprache am weitesten verbreitet.

Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Kleinpolen

Die Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Kleinpolen existierte von 1920 bis 1939. Ihre vier Gemeinden befanden sich in Galizien und Kraków. Die Mitglieder waren überwiegend Deutsche.

Ukrainische Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses

Die Ukrainische Evangelische Kirche Augsburgischen Bekenntnisses war eine lutherische Kirche der ukrainischen Bevölkerung Galiziens in Polen von 1926 bis 1939. Sie hatte etwa 10.000 bis 20.000 Mitglieder. Nachfolgerin ist die Ukrainische Lutherische Kirche seit 1996.

Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Evangelische Jesuskirche in Teschen, Polen

Auch die Evangelisch-Augsburgische Kirche in Polen (polnisch Kościół Ewangelicko-Augsburski w Polsce) führt das Wort „augsburgisch“ in ihrem Namen. In ihren 131 Gemeinden sind 75.000 Mitglieder organisiert. Ihre Anfänge führen bis in das Jahr 1518 zurück, als in Danzig und Jauer die ersten evangelischen Predigten gehalten wurden. Nachdem 1523 Breslau als erste Stadt einen evangelischen Prediger berufen hatte, erreichte die Reformation bald auch weitere Teile Schlesiens. Bischofssitz ist Warschau.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Zahlen und Fakten. Evangelische Kirche in Österreich, 16. Februar 2018, abgerufen am 31. Mai 2018.