Forschungsnetzwerk Sprache und Wissen

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Im Forschungsnetzwerk Sprache und Wissen – Probleme öffentlicher und professioneller Kommunikation kooperieren internationale Sprachwissenschaftler sowohl untereinander als auch mit Vertretern nicht-linguistischer Wissensdomänen. Das Forschungsnetzwerk wurde im Oktober 2005 gegründet. Eine vorherrschende Forschungsmethode innerhalb des Netzwerks ist die (linguistische) Diskursanalyse gesprochener und geschriebener Kommunikationsformen.

Grundlagen und Ziele

Das übergeordnete Ziel des Forschungsnetzwerkes ist es, die Entstehung und Formung gesellschaftlich relevanter Wissensbestände durch sprachliche Mittel näher zu untersuchen und angemessene Beschreibungsmöglichkeiten der Faktizitätsherstellung zu finden.[1] Das Wissen über Aspekte gesamtgesellschaftlich relevanter Themen (wie z. B. „Semantische Kämpfe in den Wissenschaften“,[2] „Krisen“,[3] „Selbsttäuschung“,[4] „Sterbehilfe“[5] etc.) wird durch die sprachliche Darstellung in unterschiedlichen Formen (z. B. in Fachtexten, Pressetexten, Online-Foren) geprägt und (vorübergehend) gefestigt. Zusammenhänge zwischen Sprachgebrauch und der Herstellung von Sachverhalten stehen im Mittelpunkt der Untersuchungen. Gerade auch Unterschiede im Sprachgebrauch auf verschiedenen Ebenen der Fachlichkeit geben dabei z. B. Auskunft darüber, wie differenziert Sachverhalte konstituiert werden. Dieser Blickwinkel ist insofern besonders relevant, als dadurch auch Probleme fachspezifischer und professioneller Kommunikation sowie „veröffentlichter“ und öffentlicher Kommunikation über Fachwissen aus sprachlicher Sicht analysiert werden können. Entsprechend ist es das zentrale Erkenntnisziel des Forschungsnetzwerks, die Dynamik der jeweiligen Wissens- und Diskursordnungen[6] sowie die kontroverse Aushandlung und Rechtfertigung von Faktizität und normativen Geltungsansprüchen in Wissensdomänen zu rekonstruieren und zu analysieren.

Arbeitsgebiete

Die oben beschriebenen sprachlichen Phänomene stellen sich in diversen Wissensgebieten völlig unterschiedlich dar und müssen verschieden erfasst werden. Der Kern des Forschungsnetzwerks besteht daher aus Wissensdomänen, in denen fachsprachlich versierte Linguisten mit sprachlich interessierten Fachleuten der Wissensdomänen eng zusammenarbeiten. Die Grundannahme der erkenntnisformenden Kraft natürlichsprachlicher Zeichen und ihrer Verknüpfung wird im Forschungsnetzwerk »Sprache und Wissen« an verschiedenen Themengebieten exemplarisch spezifiziert, um so den unterschiedlichen Charakteristika der Wissensgebiete eher gerecht werden zu können. Die folgenden Wissensdomänen sind im Forschungsnetzwerk vertreten:

Aktivitäten des Netzwerks

Das Netzwerk richtet seit 2005 jährliche Tagungen aus, die sich aktuellen Forschungsfragen stellen. So nahm die Jahrestagung 2015 beispielsweise eine aktuelle Wissenschaftsdebatte zum Anlass, die Frage „Wirklichkeit oder Konstruktion? Sprachtheoretische und interdisziplinäre Aspekte einer brisanten Alternative“ interdisziplinär mit Vertretern der Sprachwissenschaft, Philosophie, Medienwissenschaft, Soziologie, Theologie und Rechtswissenschaft zu diskutieren.[7] Aus der Tagung ging unter anderem der frei zugängliche Sammelband "Wirklichkeit oder Konstruktion?" hervor.[8] In gleicher Form widmete sich die Jahrestagung 2018 dem Zusammenhang von "Sprache und Angst".[9] Die Jahrestagung 2019 wird den Themenkomplex "Natur – Kultur – Mensch" behandeln.[10] Zu den Jahrestagungen laden die Netzwerkmitglieder gezielt prominente Vertreter anderer Disziplinen ein, um den interdisziplinären Austausch zu fördern.

Publikationen des Netzwerks

Handbücher Sprachwissen (HSW)

Seit 2015 publiziert das Forschungsnetzwerk sukzessive eine 21 Bände umfassende Reihe mit dem Titel "Handbücher Sprachwissen (HSW)"[11], die Wissen über sprachliche Zusammenhänge in den verschiedenen Wissensdomänen in prägnanter und übersichtlicher Form vermitteln möchte. Die Reihe thematisiert systematisch gemäß den 13 eingerichteten Wissensdomänen (s. o.) die Relevanz der sprachlich gebundenen Faktizitätsherstellung in einschlägigen gesellschaftlichen Handlungsfeldern und legt damit die Macht des Deklarativen offen.

Reihe "Sprache und Wissen"

Das Forschungsnetzwerk verfügt mit der Reihe „Sprache und Wissen“ (SuW) über eine Publikationsplattform beim de Gruyter Verlag in Berlin und Boston, die vom Initiator des Forschungsnetzwerks, Ekkehard Felder (Heidelberg), herausgegeben wird. Dort erscheinen neben Dissertationen und Habilitationsschriften auch profilierte Sammelbände des Netzwerks oder aus anderen Wissenschaftszirkeln.[12]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Felder, Ekkehard/Müller, Marcus (Hg.) (2009): "Wissen durch Sprache. Theorie, Praxis und Erkenntnisinteresse des Forschungsnetzwerks „Sprache und Wissen“"'. Berlin, New York: de Gruyter (Sprache und Wissen Bd. 3), Felder, Ekkehard (Hg.) (2013): Faktizitätsherstellung in Diskursen. Die Macht des Deklarativen. Berlin / New York: de Gruyter (Sprache und Wissen Bd. 13)
  2. Felder, Ekkehard (Hg.) (2006): Semantische Kämpfe. Macht und Sprache in den Wissenschaften. Berlin, New York: de Gruyter „(Linguistik – Impulse und Tendenzen Bd. 19)“
  3. Vgl. Aptum 2/2010: „Themenheft Sprache(n) der Krise.“ Wengeler, Martin / Ziem, Alexander (Hg.) (2013): Sprachliche Konstruktionen von Krisen - Interdisziplinäre Perspektiven auf ein fortwährend aktuelles Phänomen. Bremen
  4. Radeiski, Bettina / Antos, Gerd / Fix, Ulla (Hg.) (2014): Rhetorik der Selbsttäuschung. Stuttgart
  5. Felder, Ekkehard; Stegmeier, Jörn (2012): „‚Menschenwürdig sterben‘/‚menschenwürdig leben bis zuletzt‘: Semantische Kämpfe im Themenbereich Palliativmedizin/Sterbehilfe.“, Felder, Ekkehard; Stegmeier, Jörn (2012): „Diskurspraktische Erläuterungen zum Themenbereich Palliativmedizin/Sterbehilfe.“ Beides in: Anderheiden, Michael et al. (Hg.): Handbuch Sterben und Menschenwürde. Berlin, New York: de Gruyter
  6. Warnke, Ingo (2007) (Hg.): Diskurslinguistik nach Foucault. Theorie und Gegenstände. Berlin/New York: de Gruyter (Linguistik – Impulse und Tendenzen Bd. 25), Warnke, Ingo / Spitzmüller, Jürgen (2008) (Hg.): Methoden der Diskurslinguistik. Sprachwissenschaftliche Zugänge zur transtextuellen Ebene. Berlin/New York (Linguistik – Impulse und Tendenzen Bd. 31), Konerding, Klaus-Peter (1993): Frames und lexikalisches Bedeutungswissen. Untersuchungen zur linguistischen Grundlegung einer Frametheorie und zu ihrer Anwendung in der Lexikographie. Tübingen (Reihe Germanistische Linguistik Bd. 142), Habscheid, Stephan (2010): Text und Diskurs. Köln (UTB 3349), Wengeler, Martin (2003): Topos und Diskurs. Begründung einer argumentationsanalytischen Methode und ihre Anwendung auf den Migrationsdiskurs (1960–1985). Tübingen (Reihe Germanistische Linguistik Bd. 244), Ziem, Alexander (2008): Frames und sprachliches Wissen. Kognitive Aspekte der semantischen Kompetenz. Berlin, New York (Sprache und Wissen Bd. 2)
  7. Tagung 2015. Forschungsnetzwerk Sprache und Wissen. Abgerufen am 10. Mai 2019.
  8. Ekkehard Felder (Hrsg.), Andreas Gardt (Hrsg.): Wirklichkeit oder Konstruktion? Sprachtheoretische und interdisziplinäre Aspekte einer brisanten Alternative. Walter de Gruyter GmbH, 2018, ISBN 978-3-11-056343-6. (online)
  9. Tagung 2018. Forschungsnetzwerk Sprache und Wissen. Abgerufen am 10. Mai 2019.
  10. Tagung 2019. Forschungsnetzwerk Sprache und Wissen. Abgerufen am 10. Mai 2019.
  11. Felder, Ekkehard/Gardt, Andreas (Hg.) (2015 ff): Handbücher Sprachwissen. 21 Bände. Berlin/Boston: de Gruyter (Handbücher Sprachwissen – HSW)
  12. Ekkehard Felder (Hrsg.): „Sprache und Wissen“ (SuW). Walter de Gruyter GmbH, ISSN 1864-2284.