Landesbehördenhaus
Das Landesbehördenhaus ist ein Bürogebäude im Bonner Ortsteil Gronau, das von 1971 bis 1974/75 errichtet wurde. Es war bis 2006 Sitz des Polizeipräsidiums Bonn.
Lage
Das Gebäude liegt im Bundesviertel am Südrand des Ortsteils Gronau an der Westseite der Friedrich-Ebert-Allee (B 9) mit der Hausnummer 144 nordwestlich der Kreuzung mit der Bundesautobahn 562.
Geschichte
Das Landesbehördenhaus entstand von 1971[1] bis 1974/75 nach einem Entwurf der Architekten Ernst van Dorp, Rolf Altmann, Kurt Kleefisch und Eberhard Rüttgers, die sich dazu zum Planungsring Bonner Architekten zusammengeschlossen hatten. Richtfest wurde am 26. Februar 1973 gefeiert[2]; durch einen Großbrand am 10. Juli 1974 verzögerte sich die Fertigstellung um ein halbes Jahr.[3] Neben dem – zuvor an der Koblenzer Straße 134 (heute Adenauerallee) ansässigen[4] – Polizeipräsidium beherbergte es auch das Staatshochbauamt, das Staatliche Gewerbeaufsichtsamt, das Amt für Agrarordnung und das Staatliche Amt für Wasser- und Abfallwirtschaft. Ursprünglich geplant war an diesem Standort auch der Bau weiterer Landesbehörden, darunter des Finanzamts Bonn-Außenstadt und der in der Nordstadt beheimateten Justizbehörden (Land- und Amtsgericht). 1978/79 wurde hierfür ein Realisierungswettbewerb durchgeführt, dessen Ergebnisse allerdings aufgrund der problematischen Erschließung des Geländes erst Mitte der 1980er-Jahre in einen rechtskräftigen Bebauungsplan mündeten und letztlich aufgrund zwischenzeitlich neu erfolgter Prioritätensetzung verworfen wurden. Erweitert wurde das Landesbehördenhaus erst bis 1991 auf der rückwärtigen, zur linksrheinischen Bahnstrecke gelegenen Seite, jedoch nicht für Justiz- und Finanzbehörden.[5] In den 1990er-Jahren zogen das Amt für Agrarordnung sowie das Staatshochbauamt aus dem Landesbehördenhaus aus.
Da Bonn bis 1999 Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland war, bestand innerhalb des Polizeipräsidiums Bonn bis Oktober 2000 auch die Einheit „Personen- und Objektschutz“ (POS) mit etwa 700 Beamten, die seinerzeit größte Polizeidienststelle in Nordrhein-Westfalen.[6][7] Nach deren Auflösung und dem allgemeinen Stellenabbau im Bonner Polizeipräsidium von etwa 2500 auf rund 1150 Stellen (Stand: 2006) wurde ein großer Teil der Büroflächen des Landesbehördenhauses nicht mehr genutzt. Das Land plante daher, die Liegenschaft aufzugeben. Das Staatliche Umweltamt wurde im Sommer 2006 nach Bad Godesberg verlegt, im Oktober 2006 zog das Polizeipräsidium in ein neuerrichtetes Gebäude im rechtsrheinischen Ortsteil Ramersdorf um. Die Bonner Immobiliengesellschaft IVG plante 2006/07, das nun leerstehende Landesbehördenhaus anzukaufen und es zur Errichtung neuer Bürogebäude abzureißen. Nachdem sich diese Planungen zerschlugen[8], befindet sich die Liegenschaft weiterhin im Besitz des Landes Nordrhein-Westfalen; das Ursprungsgebäude von 1970–74 wurde entkernt.[9] Im Frühjahr 2011 zog in den Anbau von 1991 übergangsweise das Institut für Informatik der Universität Bonn ein (bis Herbst 2017[10]), weitere Mieter waren (Stand: 2014) das Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Universität Bonn sowie das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (Fraunhofer FKIE) als Untermieter der Universität Bonn[11]. Mit Bezug eines neuen Institutsstandorts ist das Fraunhofer FKIE 2016 ausgezogen.[12] In Betracht gezogen wird der Standort des Landesbehördenhauses auch für die Ansiedlung der Stadtverwaltung.[13][14]
Architektur
Der 1974/75 fertiggestellte Ursprungsbau des Landesbehördenhauses ist ein sechsgeschossiger, auf Stützen stehender und etwa 120 m langer Sichtbetonbau, der zwei Innenhöfe umschließt. Mit dem Erweiterungsbau von 1991 ist er durch einen verglasten Zwischengang verbunden. Die Erschließung des Erdgeschosses mit dem zentralen Eingang erfolgt über beidseitige Rampen. Zu dem Gebäude gehören auch eine Turnhalle, Gymnastikräume und eine ehemalige Kfz-Werkstatt.[15]
Im nördlichen Innenhof befindet sich die im Februar/März 1975 aufgestellte Wasser-Licht-Stele des Künstlers Günter Ferdinand Ris, die als Ergebnis eines beschränkten Kunst-am-Bau-Wettbewerbs entstanden war. Das Wasserspiel war nach seiner verspäteten Inbetriebnahme im Juli 1977 nur kurzfristig in Betrieb.[16]
Literatur
- Andreas Pellens: Ein Bonner baut. Ernst van Dorp 1950–2000. Bouvier-Verlag, Bonn 2002, ISBN 978-3-416-03033-5, S. 118/119.
- Karl-Heinz van Kaldenkerken, Oberstadtdirektor Bonn (Hrsg.); Friedrich Busmann: Ausbau der Bundeshauptstadt. 10 Jahre Hauptstadtvereinbarung 1975–1985. Bonn 1986, S. 90–92.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Erster Spatenstich zum Bau des Polizeipräsidiums, Honnefer Volkszeitung, 10. März 1971
- ↑ Horst Fehre: Bonn auf dem Weg zur wirklichen Hauptstadt. In: Adreßbuch der Bundeshauptstadt Bonn, 93. Ausgabe, J. F. Carthaus, Bonn 1974, S. XXI–XXVII (hier: S. XXII.) (online)
- ↑ Polizeipräsidium brannte: 1 Mio Schäden, Honnefer Volkszeitung, 11. Juli 1974
- ↑ Die Bundesrepublik Deutschland: Teilausgabe Land Nordrhein-Westfalen, C. Heymanns, 1967, S. 28.
- ↑ Die Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn (Hrsg.); Friedrich Busmann: Vom Parlaments- und Regierungsviertel zum Bundesviertel. Eine Bonner Entwicklungsmaßnahme 1974–2004. Bonn, Juni 2004, S. 62.
- ↑ Terror, Castor, Euro und immer weniger Leute, General-Anzeiger, 22. Oktober 2001
- ↑ Bonner Konzern kauft das Landesbehördenhaus, General-Anzeiger, 29. Juli 2006
- ↑ Das Landesbehördenhaus wird erst 2008 verkauft, General-Anzeiger, 29. August 2006
- ↑ Altes Präsidium: Verkauf ist vom Tisch, Kölnische Rundschau, 10. Februar 2011
- ↑ Projekte für die Zukunft der Uni Bonn, General-Anzeiger, 28. März 2017
- ↑ LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN Drucksache 16/14150, 31. Januar 2017
- ↑ Fraunhofer-FKIE stärkt Bonn als nationales Zentrum für Cybersicherheit, 2. Juni 2016
- ↑ Fast zu schön, um wahr zu sein, General-Anzeiger, 9. Februar 2010
- ↑ Die Wogen schlagen hoch, General-Anzeiger, 26. Januar 2016
- ↑ Stadt sucht nach Alternativen für Sporthalle, General-Anzeiger, 28. Januar 2016
- ↑ Gabriele Zabel-Zottmann: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn – Aufgestellt von 1970 bis 1991. Dissertation, Bonn 2012, Teil 2, S. 56/57. (online PDF; 5,8 MB)
Koordinaten: 50° 42′ 22,5″ N, 7° 7′ 48,6″ O