Gerolsteiner Kalkmulde

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Die Kalkmulden der Eifel auf der Linie zwischen niederrheinischer Bucht im Norden und Trierer Bucht im Süden.

Die Gerolsteiner Kalkmulde oder Gerolsteiner Mulde ist ein Landschaftsraum am südlichen Ende der Kalkeifel, die der Eifel zugeordnet wird.[1][2] Die Gerolsteiner Mulde ist eine der kleinsten Eifler Kalkmulden. Im tief eingeschnittenen Tal der Kyll zwischen Pelm und Lissingen erheben sich bis zu 100 Meter über dem Talgrund die Gerolsteiner Dolomiten,[3] ein devonisches Kalkriff, das von den ausgestorbenen Rugosen, Tabulaten und Stromatoporen gebildet wurde, mit der Hustley, der Munterley und dem Auberg. Sie dominieren das Ortsbild von Gerolstein.

Munterley im Hintergrund, Gerolsteiner Erlöserkirche im Vordergrund

Im 19. Jahrhundert gab es Pläne, die Felsformationen abzubauen und zur Schotterherstellung zu verwenden.[4] Die Pläne wurden nicht realisiert, seit 1990 steht das Gebiet Auberg, Munterley, Hustley, Papenkaule und Juddenkirchof unter Naturschutz.[4]

Geographie und Geologie

Die Gerolsteiner Kalkmulde liegt rund 1/3 westlich und 2/3 östlich der Ortschaft Gerolstein, südlich der Hillesheimer Kalkmulde, von der sie durch den Essinger Sattel getrennt ist. Nach Westen trennt das Gebiet des Birresborner Sattelgebiets die Prümer Kalkmulde, nach Süden der gleiche Höhenzug die kleine Salmerwald-Kalkmulde von der Gerolsteiner.[5] Nach Nordwesten geht das Kalkmuldengebiet, wie die Südspitze der Hillesheimer und die Nordostecke der Prümer Kalkmulde, unklar in das Oberbettinger Buntsandsteingebiet über.[5] Dort überlagern Reste triassischer Sedimente die devonischen Schichten. Wie alle Eifelkalkmulden verläuft die Gerolsteiner Kalkmulde grob von Südwesten nach Nordosten. In dieser Richtung, etwa vom Gerolsteiner Ortsteil Hinterhausen bis nach Hohenfels, ist die Mulde rund zwölf Kilometer lang.[6]:17 An der breitesten Stelle zwischen den Gerolsteiner Ortsteilen Gees und Bewingen ist sie rund fünf Kilometer breit.[6]:17

Die Formationen entstanden aus kalkhaltigen Ablagerungen aus einem warmen, devonischen Meer in nicht allzu großer Tiefe.[4] Durch Einspülung von magnesiumreichem Wasser wurde der kohlensaure Kalk durch kohlensaures Magnesium ersetzt und es entstand das härtere Dolomitgestein.[4] Dolomitisierung geschieht in der Pseudomorphose, bei der der leichter lösliche kohlensaure Kalk (CaCO3) ausgelaugt wird und sich kohlensaures Magnesium (MgCO3) anreichert.[6] Das Gestein wird dabei zuckerkörnig und zunehmend porös bis luckig. Fossilien verlieren dadurch ihre klaren Formen und können zunehmend schwer identifiziert werden oder werden gar zerstört.[4][6] An einigen Orten wurde das Gesteins industriell abgebaut, beispielsweise im Kalkwerk von Pelm.[4]

Im Bereich der Gerolsteiner und der Hillesheimer Kalkmulde kreuzt der von Nordwesten nach Südosten, ungefähr von Ormont bis Bad Bertrich, verlaufende Streifen der westlichen Vulkaneifel die Kalkeifel.[7] Dort befindet sich nicht nur eine Ballung von tertiären Schichtvulkanen (ca. 43 Millionen bis ca. 25 Millionen Jahre alt), sondern auch Reste des deutlich jüngeren quartärem Vulkanismus (Alter ca. 8.400 bis ca. 570.000 Jahre).[7] Der Vulkanismus durchstieß die devonischen Schichten.[7] An den Kontaktflächen von kalkreichem devonischem Detritus und vulkanischen Materialien entstanden viele für Mineralogen und Sammler interessante Minerale.[7]

Geesops sparsinodosus gallicus - Trilobit benannt nach Gees

Spätestens seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Gerolsteiner Mulde ein bekanntes Fundgebiet für zum Teil spektakulär gut erhaltenen Fossilien aus dem Givetium, also dem Mitteldevon, insbesondere Crinoiden.[8] In der Mulde befindet sich auch einer der berühmtesten Fossilfundpunkte weltweit, die Trilobitenfelder bei Gees, am alten Weg nach Salm.[9][10][11] Die ca. 17 ha[12] ausgedehnten Trilobitenfelder sind seit 1984 ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet und das Sammeln von Fossilien ist dort verboten.[13] Im dortigen Mergelkalk[12] gefundene Trilobitenpanzer sind teilweise so gut erhalten, dass ihre Farben bestimmt werden können.[14] Die Felder sind seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt und erhielten Besuch unter anderem von Alexander von Humboldt, der dort so erfolgreich Trilobiten sammelte, dass er angeblich Bauernfrauen ihre Wollstrümpfe abkaufte, um die Ausbeute seiner Suche abtransportieren zu können.[15]

Landschaftsbild

Papenkaule an der Kreuzung von Kalk- und Vulkaneifel

Die devonischen Formationen werden um Gerolstein teilweise von Resten des quartärem Vulkanismus in der Eifel überlagert. Eine solche Formation trennt auch die südwestlich gelegene Prümer Kalkmulde von der Gerolsteiner Mulde.[1] Unmittelbar neben der Munterley befindet sich ein vulkanischer Explosionstrichter, die Papenkaule. Der Lavaaustritt erfolgte aber nicht aus der Papenkaule, sondern aus der Hagelskaule, einem Nebenkrater, und erstreckt sich, die devonische Formation überlagernd, als Sarresdorfer Lavastrom talwärts zur Kyll hin, wo der Lavastrom vom Bahndamm durchbrochen wird.

Steffelner Drees (kohlensäurehaltige Mineralquelle) in der Vulkaneifel

Vulkanische Bergformen dominieren nach Osten den Horizont. Spuren des Vulkanismus befinden sich in den häufig vorkommenden kohlesäurehaltigen Mineralquellen (mundartlich Drees), die auch industriell genutzt werden, teilweise auch offen zugänglich sind, beispielsweise abseits der Bundesstraße 410 vor Lissingen oder bei Gees.

Literatur

  • Johann Josef Baptist Dohm: Die Kalkmulde von Gerolstein in der Eifel – Eine Einführung in die Geologie (= Fischers naturwissenschaftliche Heimatführer. Band 2). G. Fischer, Wittlich 1930, DNB 579664171.
  • Karl-Heinz Köppen: Geologie und Hydrogeologie der Gerolsteiner Mulde und ihrer Umgebung. Trier 1987, DNB 900283440 (Dissertation).

Einzelnachweise

  1. a b Landschaftssteckbrief 27603 Südliche Kalkeifel. Bundesamt für Naturschutz, abgerufen am 5. Dezember 2020.
  2. Großlandschaft Osteifel, 276.90 Gerolsteiner Kalkmulde
  3. Gerolsteiner Dolomiten; auf www.eifelfuehrer.de; abgerufen am 11. Juli 2017.
  4. a b c d e f Gerd Ostermann (1993) Die Gerolsteiner Dolomiten; Heimatjahrbuch Vulkaneifel.
  5. a b Werner Pockrandt (1981) Das Unterdevon der Eifel; Arbeitskreis Paläontologie Hannover; 1981, Heft 3.
  6. a b c d Hermann Rauff (1911) Entwurf zu einem Geologischen Führer durch die Gerolsteiner Mulde; im Vertrieb der Königlichen Geologischen Landesanstalt Berlin, Nr. 4, Invalidenstrasse 44.
  7. a b c d Wolfgang Rebske (1980) Allgemein-vulkanische Exkursion mit Einführung in die äussere Form der Vulkane, Ergüsse, Maarbildung etc. des tertiären und quartären Vulkanismus in Bolko Cruse; Zur Mineralogie und Geologie des Koblenzer Raums des Hunsrücks und der Osteifel; Der Aufschluss; Sonderband 30 (Koblenz); Heidelberg 1980; Herausgegeben von der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie (VFMG) e.V. Heidelberg. Seite 65 bis 86.
  8. Joachim Hauser (2003) Über Clistocrinus KIRK, 1937 aus dem Mitteldevon (Givetium) der Gerolsteiner Mulde (Deutschland, Eifel); abgerufen am 24. Juli 2017.
  9. Martin Meschede (2015) Geologie Deutschlands: Ein prozessorientierter Ansatz; Springer-Verlag; ISBN 978-3-662-45298-1; Seite 81/82.
  10. Eintrag zu Trilobitenfelder (Gees, Gemeinde Gerolstein) in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier; abgerufen am 17. August 2017.
  11. Detlef Wienecke-Janz et al. (Herausgeber, 2008) Die große Chronik-Weltgeschichte: Vom Urknall zu den ersten Lebensformen : [von 13,7 Mrd. bis 292 Mio.]; Band 1 von Große Chronik-Weltgeschichte; wissenmedia Verlag, ISBN 978-3-577-09061-2; Seite 290 ff.
  12. a b Gees auf www.mineralienatlas.de; abgerufen am 10. August 2017.
  13. Rechtsverordnung über das Naturschutzgebiet Trilobitenfelder bei Gees; des Landkreises Daun vom 12. Juni 1987.
  14. Brigitte Schoenemann, Euan. N.K. Clarkson und Uwe Ryck (2014) Colour Patterns in Devonian Trilobites; The Open Geology Journal, 2014, 8, 113-11.
  15. Die Herrscher des Erdaltertums; Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 23. September 2003.

Weblinks