Frank Glorius
Frank Glorius (* 1972 in Walsrode) ist ein deutscher Chemiker und Professor für Organische Chemie im Fachbereich Chemie und Pharmazie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster.
Leben
Das Studium der Chemie an der Leibniz Universität Hannover schloss er 1997 mit dem Diplom ab, unterbrochen von einem wissenschaftlich neunmonatigen Forschungsaufenthalt an der Stanford University bei Paul A. Wender im Jahr 1995/1996.[1] Die Promotion erfolgte 2000 an der Universität Basel bei Andreas Pfaltz nach Forschungsarbeiten am Max-Planck-Institut für Kohlenforschung (1997–1999) und an der Universität Basel (1999–2000) über Neue chirale Bisoxazolin-Liganden für die enantioselektive Katalyse. Nach einem Postdoc-Aufenthalt an der Harvard University in Cambridge, Vereinigte Staaten, bei David A. Evans mit Arbeiten zur Naturstoffsynthese von Aflastatin A folgte von 2001 bis 2004 eine Zeit als unabhängiger Forscher/Nachwuchsgruppenleiter/Habilitand mit Alois Fürstner als Mentor. Vor dem formalen Abschluss der Habilitation folgte bereits ein Ruf auf eine C3-Professur für Chemie an der Philipps-Universität Marburg, welche im Dezember 2004 angetreten wurde. Seit 2007 ist er W3-Professor für Chemie an der Westfälischen Wilhelms-Universität.
Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt auf dem Gebiet der Katalyse für Organische Synthese, wobei verschiedene Themen bearbeitet werden, wie die Entwicklung und Anwendung von N-heterocyclischen Carbenen (NHCs),[2] C-H-Aktivierung,[3] asymmetrische Organokatalyse,[4] chemo- und enantioselektive Aromatenhydrierung[5] Photoredoxkatalyse, Entwicklung von Screeningstrategien, Metall-Organische Netzwerke (MOFs) und heterogene Katalyse. Besondere Beachtung fanden ein "Robustness Screen",[6] komplett regioselektive heterogene C-H-Funktionalisierung mit Pd/C-[7] und Rh(III)-katalysierte C-H-Aktivierung.[8]
Ehrungen und Auszeichnungen
Glorius erhielt 2006 von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung den mit 1.000.000 € dotierten Alfried Krupp-Förderpreis, 2010 vom Europäischen Forschungsrat (ERC) den mit 1.500.000 € dotierten ERC Independent Researcher Starting Grant und 2013 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis.[9]
Zudem erhielt Glorius noch u. a. das Liebig-Stipendium und das Dozenten-Stipendium des Fonds der Chemischen Industrie, den ORCHEM-Preis 2004 der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh),[10] den Lilly Lecture Award 2004 des Pharmaunternehmens Eli Lilly, den BASF Catalyis Award 2005, den OMCOS-Award 2011 und den Springer Heterocyclic Chemistry Award 2012.
2013 wurde Glorius zum Ehrenmitglied der Israel Chemical Society, 2014, 2015, 2016, 2017 und 2018 wurde er wiederholt als "Highly Cited Researcher" geehrt.[11] 2014 hat Glorius zudem den Novartis Chemistry Lectureship Award 2014/2015 erhalten, 2017 folgte der Mukaiyama Award.[12] 2018 wurde Glorius für den Arthur C. Cope Scholar Award der American Chemical Society (ACS),[13] für den Merck, Sharp & Dohme Award der Royal Society of Chemistry (RSC)[14] und für den französischen Gay-Lussac-Humboldt-Preis ausgewählt. Für 2020 wurde ihm die Otto-Roelen-Medaille zugesprochen.
Außerdem wurde Frank Glorius 2014 von den Studierenden der Fachschaft Chemie der WWU Münster für exzellente Lehre mit dem Goldenen Brendel ausgezeichnet.[15] 2017 wurde er zudem als guter Doktoranden-Betreuer mit dem IPMI Faculty Advisor Award ausgezeichnet.[16]
Glorius ist Mitglied in zahlreichen Gremien und Ausschüssen, z. B. im Kuratorium des Fonds der Chemischen Industrie, im Auswahlausschuss der Humboldt-Stiftung fûr Postdocstipendien, im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Katalyse (GeCatS) und Vorsitzender des Ortsverbandes Münster der Gesellschaft Deutscher Chemiker (2011–2014).
Glorius erhielt für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Katalysewissenschaften vom Organisch-Chemischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) den „Mitsui Chemicals Catalysis Science Award 2020“. Er ist mit fünf Millionen Yen (knapp 41.000 Euro) dotiert.[17]
2021 wurde Frank Glorius als Mitglied in die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina[18] aufgenommen, 2022 wurde er Mitglied der Academia Europaea.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Paul A. Wender, Frank Glorius u. a.: Transition Metal-Catalyzed [5 + 2] Cycloadditions of Allenes and Vinylcyclopropanes: First Studies of Endo-Exo Selectivity, Chemoselectivity, Relative Stereochemistry, and Chirality Transfer. In: Journal of the American Chemical Society. 121, 1999, S. 5348–5349, doi:10.1021/ja9903072.
- ↑ Matthew N. Hopkinson, Christian Richter, Michael Schedler, Frank Glorius: An overview of N-heterocyclic carbenes. In: Nature. 510, 2014, S. 485–496, doi:10.1038/nature13384.
- ↑ Joanna Wencel-Delord, Frank Glorius: C-H bond activation enables the rapid construction and late-stage diversification of functional molecules. In: Nature Chemistry. 5, 2013, S. 369–375, doi:10.1038/nchem.1607.
- ↑ Xavier Bugaut, Frank Glorius: Organocatalytic umpolung: N-heterocyclic carbenes and beyond. In: Chemical Society Reviews. 41, 2012, S. 3511, doi:10.1039/C2CS15333E.
- ↑ M. P. Wiesenfeldt, Z. Nairoukh, W. Li, F. Glorius, Hydrogenation of fluoroarenes: Direct access to all-cis-(multi)fluorinated cyclo-alkanes, Science 2017, 357, 908-912.
- ↑ Karl D. Collins, Frank Glorius: A robustness screen for the rapid assessment of chemical reactions. In: Nature Chemistry. 5, 2013, S. 597–601, doi:10.1038/nchem.1669.
- ↑ Dan-Tam D. Tang, Karl D. Collins, Frank Glorius: Completely Regioselective Direct C-H Functionalization of Benzo[b]thiophenes Using a Simple Heterogeneous Catalyst. In: Journal of the American Chemical Society. 135, 2013, S. 7450–7453, doi:10.1021/ja403130g.
- ↑ Nadine Kuhl, Nils Schröder, Frank Glorius: Formal SN-Type Reactions in Rhodium(III)-Catalyzed C-H Bond Activation. In: Advanced Synthesis & Catalysis. 356, 2014, S. 1443–1460, doi:10.1002/adsc.201400197.
- ↑ Pressemeldung Leibniz-Preis
- ↑ ORCHEM-Preis | Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V. Abgerufen am 4. Februar 2017.
- ↑ Homepage Clarivate (früher Thomson Reuters)
- ↑ Mukaiyama Award-Bekanntmachung (Memento vom 16. Dezember 2017 im Internet Archive)
- ↑ Arthur C. Cope Scholar Awards-Homepage
- ↑ Merck, Sharp & Dohme Award-Homepage
- ↑ Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachschaft Chemie: Fachschaft Chemie - Universität Münster | Veranstaltungen. Abgerufen am 17. März 2017.
- ↑ IPMI-Webseite
- ↑ Frank Glorius erhält Preis für Katalyseforschung. 22. Juli 2020, abgerufen am 24. Juli 2020.
- ↑ Mitgliedseintrag von Frank Glorius bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
Personendaten | |
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NAME | Glorius, Frank |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Chemiker und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 1972 |
GEBURTSORT | Walsrode |