Godwin’s law

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Mike Godwin (2010)

Godwin’s Law (englisch für ‚Godwins Gesetz‘) ist ein Begriff aus der Internetkultur, der von dem Rechtsanwalt und Sachbuchautor Mike Godwin 1990 geprägt wurde. Es besagt, dass sich im Verlaufe längerer Diskussionen, beispielsweise in Usenet-Newsgroups, mit zunehmender Dauer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand einen Nazi-Vergleich einbringt, dem Wert Eins annähert. Ähnlich wie Murphys Gesetz enthält es eine ironische oder auch sarkastische Dimension.

Grundlegendes

Auf Englisch lautet die Regel:

“As an online discussion grows longer, the probability of a comparison involving Nazis or Hitler approaches one.”

„Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit den Nazis oder Hitler dem Wert Eins an.“

Mike Godwin[1]

Wie fast alle „Usenet-Gesetze“ ist auch Godwin’s Law kein naturwissenschaftliches Gesetz. Mike Godwin zielte auf die ironische Verspottung unangemessener Vergleiche. Ein Beispiel dafür fand sich am 12. August 2019 in seinem Twitter-Account.[2]

Daher handelt es sich bei Godwin’s Law um ein rhetorisches Mittel, das man in Diskussionen einsetzen kann, um auf die Unangemessenheit von Hitler- oder Nazi-Vergleichen hinzuweisen.[3]

Als informelle Maßeinheit ist in Frankreich mindestens seit 2005[4] der

Point Godwin

„Godwinpunkt“ nachzuweisen, ein Wortspiel, da französisch point sowohl „Punkt“ als auch „Argument“ bezeichnen kann. Points Godwin werden typischerweise mit einer Perforation[5] zum Ausschneiden vom Bildschirm[6] angeboten oder überreicht.

« Bravo, vous avez gagné 1 point Godwin. Vous pouvez aller le découper au burin
sur votre écran… »
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Französischer point Godwin mit Bildschirmperforation

Ursprung und Interpretation

Als das vermeintliche Gesetz in den frühen 1990ern bekannt wurde, war Godwin juristischer Berater der Electronic Frontier Foundation. Weil Godwin den im Usenet weitverbreiteten Diskussionsstil, seine Diskussionsgegner mit Nazivergleichen zu diskreditieren, unlogisch und anstößig fand, richtete er das Gesetz als ein Gegen-Mem ein. Sein Ziel war es nicht, Diskussionen zu beenden, sondern Diskussionsteilnehmer dafür zu sensibilisieren, ob ein Vergleich mit den Nationalsozialisten oder Hitler angemessen oder bloß eine rhetorische Übertreibung ist.[7]

Richard Sexton behauptet, dass das Gesetz eine Formalisierung seines Postings vom 16. Oktober 1989 sei:

“You can tell when a USENET discussion is getting old when one of the participents [sic!] drags out Hitler and the Nazis.”

„Eine alternde Usenet-Diskussion erkennt man daran, dass einer der Teilnehmer Hitler und die Nazis auftischt.“

Richard Sexton[8]

Teilweise wird diese Interpretation angewendet, ohne zu überprüfen, ob der Nazi-Vergleich im Kontext legitim sein könnte.[9] Zudem wird oftmals der Autor des Vergleiches zum „Verlierer“ der Diskussion erklärt.[10] Der Text von Godwin’s Law sagt jedoch weder aus, dass ein solcher Vergleich bedeute, dass die Diskussion vorbei sei, noch besagt er, dass der Verlierer gefunden sei.

Zu unterscheiden ist Godwin’s Law von dem in der Philosophie verwendeten Begriff Reductio ad Hitlerum, der für den unzulässigen Umkehrschluss steht, etwas zu verteufeln, nur weil Hitler oder andere Nationalsozialisten es gut fanden.

Weblinks

Commons: Godwin’s law – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mike Godwin: Meme, Counter-meme. In: Wired Magazine. 1. Oktober 2004. Abgerufen am 24. März 2006.
  2. Mike Godwin: If you think comparing me to Hitler works, you must be new to the internet. In: Twitter. 12. August 2019, abgerufen 3. September 2019 (englisch).
  3. Dan Amira: Mike Godwin on Godwin’s Law, Whether Nazi Comparisons Have Gotten Worse, and Being Compared to Hitler by His Daughter. In: nymag.com, 8. März 2013, abgerufen am 10. März 2013.
  4. Cgo2 (R. Lanvin): Don’t feed the troll ! Point(s) Godwin. In: Rename. Nr. 23, Dezember 2005, S. 22 (französisch, rename.assos.efrei.fr (Memento vom 28. März 2014 im Internet Archive) [PDF; 3,1 MB]).
  5. Définition: point Godwin. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Infoclick solution informatique. Archiviert vom Original am 3. Mai 2010; abgerufen am 4. April 2013 (französisch): „À découper sur son écran“
  6. Roland Trique: point Godwin. In: Le Jargon Français (JargonF.org), dictionnaire d’informatique francophone, version 4.1. 26. Januar 2007, abgerufen am 25. Oktober 2010 (französisch): „Il est conseillé de le découper sur son écran (avec un marteau et un burin, c’est efficace)…“
  7. Mike Godwin: Cyber Rights: Defending Free Speech in the Digital Age. MIT Press, 2003, ISBN 0-262-57168-4 (englisch).
  8. Richard Sexton: Antwort von Richard Sexton an Gene W. Smith in der Newsgroup news.groups. In: news.group. 16. Oktober 1989, abgerufen am 26. Oktober 2010 (englisch).
  9. David Weigel: Hands Off Hitler! It’s time to repeal Godwin’s law. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Reason.com. 14. Juli 2005, archiviert vom Original am 12. April 2010; abgerufen am 18. Januar 2009 (englisch).
  10. Internet rules and laws: the top 10, from Godwin to Poe. In: The Telegraph. 23. Oktober 2009, abgerufen am 21. Dezember 2012 (englisch).