Günter Herrmann (Fußballspieler, 1939)

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Günter Herrmann (* 1. September 1939 in Trier) ist ein ehemaliger deutscher Fußballspieler, der in dem Zeitraum 1960 bis 1967 neun Länderspiele für die deutsche Fußballnationalmannschaft absolvierte.

Sportliche Laufbahn

Vereinskarriere

Eintracht Trier, 1947–1958

Das Fußballspiel war dem Buben Günter von Vater Karl in die Wiege gelegt worden. Karl Herrmann war der Trierer Eintracht eine jahrelange Stütze. Zudem war Karl ein anerkannter Ligaspieler. Mit acht Jahren trat Sohn Günter in die Jugendabteilung der Eintracht ein und durchlief dort alle Juniorenmannschaften.

Seinen ersten Einsatz in der Oberliga Südwest erlebte Günter Herrmann am 28. April 1957, dem letzten Spieltag der Runde 1956/57. Es war ein Heimspiel der Eintracht Trier gegen Phönix Ludwigshafen. In der Saison 1957/58 kam Günter Herrmann zu 24 Oberligaeinsätzen und erzielte dabei fünf Tore.

Am 12. Oktober 1957 debütierte Herrmann in der Amateurnationalmannschaft beim Spiel gegen England in Ilford. Zum 3:2-Erfolg steuerte er einen Treffer bei. In der Verteidigung gingen Willi Gerdau und Schnellinger und im Sturm Peter Grosser und Klaus Matischak mit dem Talent aus Trier ans Werk.

Karlsruher SC, 1958–1963

Zur Runde 1958/59 zog es den 19-jährigen Halbstürmer zum Süddeutschen Meister des Jahres 1958, dem Karlsruher SC. Das Debüt im Karlsruher Wildparkstadion stellte das Heimspiel vom 17. August 1958 dar. Es brachte für den Mann aus Trier einen überlegenen 7:0-Erfolg gegen Viktoria Aschaffenburg. Der weitere Rundenverlauf hielt für den KSC und seine neue Spielmacherhoffnung nicht den gewünschten Erfolg bereit. Es reichte in der Runde 1958/59 nur für Platz neun.

Unter Trainer Eduard Frühwirth, dem Nachfolger Ludwig Jandas, feierte Herrmann in der Runde 1959/60 den Titelgewinn in der Oberliga Süd und zog mit dem KSC in die Endrunde um die deutsche Fußballmeisterschaft ein. In der Endrunde scheiterten die Badener am Einzug in das Finale durch insgesamt drei verlorene Punkte gegen Borussia Neunkirchen. Gegen den späteren Deutschen Meister, den Hamburger SV, errang die Mannschaft von Trainer Frühwirth 3:1 Punkte. Im Jahre 1960 war Herrmann an dem Gewinn des süddeutschen Pokals gegen Eintracht Frankfurt und dem Einzug in das DFB-Pokalfinale am 5. Oktober in Düsseldorf gegen Borussia Mönchengladbach beteiligt. Im Endspiel gelang ihm in der 23. Spielminute der zwischenzeitliche 1:1-Ausgleich, bevor Albert Brülls mit seinem Treffer zum 3:2 das Spiel für Mönchengladbach entschied. 1961 belegte das KSC-Team um den Techniker im Mittelfeld, Herrmann, den dritten Rang in der Oberliga.

Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft 1962 in Chile durchlebte Günter Herrmann im Frühjahr eine sportliche Krise. Der KSC landete im Süden auf dem neunten Rang. Herrmann, der in den WM-Qualifikationsspielen überzeugende Halbstürmer, war in Südamerika nur noch als Ergänzungsspieler im Kader. Der Chile-Kollege Horst Szymaniak spielte bereits im „Lire-Paradies“ Italien, Helmut Haller und Albert Brülls hatten Verträge für die Saison 1962/63 in Italien unterschrieben. Hier wollte Günter Herrmann nicht zurückstehen und verhandelte ebenfalls mit Klubs aus Italien. Zu einem endgültigen Vertragsabschluss kam es trotz monatelanger Verhandlungen nicht. Das Ergebnis waren lediglich 13 Spiele des Ex-Trierers für den KSC in der Abschlussrunde 1962/63.

Des Weiteren war es ein sensationeller Wechsel im Sommer 1963 in den Westen zum FC Schalke 04. Übereinstimmend erklärten die ehemaligen Mitspieler „Jupp“ Marx und Gustav Witlatschil, dass der Weggang des spielstarken Halbstürmers für den KSC ein herber sportlicher Verlust gewesen sei, der auch in den Startrunden der Fußball-Bundesliga nicht adäquat hätte ersetzt werden können. Dies sei ein wesentlicher Grund für den schlechten KSC-Start gewesen. Insgesamt bestritt Günter Herrmann von 1958 bis 1963 115 Oberliga-Spiele mit 19 Toren für den KSC.

FC Schalke 04, 1963–1967

In den vier Runden Bundesliga mit Schalke 04 erlebte Herrmann, der Mann mit der Gabe für das technisch anspruchsvolle Kombinationsspiel, dreimal den Abstiegskampf. Nach den Abgängen der Nationalspieler Willi Koslowski, Reinhard Libuda, Hans Nowak und Willi Schulz sowie der Stammspieler Waldemar Gerhardt und Egon Horst nach der Runde 1964/65, wurde er zu einem der Garanten des Bundesligaverbleibs der Schalker.

Dem in Moers am Niederrhein ein Espresso-Cafe betreibenden Spielmacher von „Königsblau“, Günter Herrmann und Karl Könsgen (Cousin) gelang nach konstant starken Leistungen im Februar und März 1967 die Rückkehr in das Nationalteam.

An der Seite von Gerhard Neuser blühte Herrmann im Mittelfeld der Mannschaft von Trainer Fritz Langner besonders auf. Mit der Note 2,61 wurde er in der Saison 1966/67 gemeinsam mit Werner Krämer vom Meidericher SV auf Platz 16 in der Bundesliga-Rangliste geführt. Von 1963 bis 1967 brachte er es auf 110 Bundesligaeinsätze und 22 Tore.

Herrmann wechselte 1967 wieder nach Baden, nämlich zum KSC. An seine zuletzt in Schalke gezeigten Leistungen konnte er nicht anknüpfen. Der KSC stieg in die Regionalliga Süd ab. Herrmann löste seinen Vertrag auf und zog in die Schweiz.

Ausklang, 1968–1974

Günter Herrmann spielte ab 1968 für den FC Sion in der Schweiz. Mit den Rot-Weissen gelang ihm am 15. April 1974 im Berner Wankdorf-Stadion der Cup-Sieg gegen Neuchâtel Xamax. Im Hauptort des Schweizer Kantons Wallis beendete er seine Fußballkarriere.

Auswahleinsätze

Seine ausgezeichnete Technik, sein Spielwitz und seine Kombinationsgabe gipfelten in der Berufung des A-Jugendspielers in die Jugendauswahl des DFB. Er nahm 1957 und 1958 an den UEFA-Jugendturnieren mit Fritz Pott, Karl-Heinz Schnellinger und Peter Kunter teil. Er wurde insgesamt zu zehn Spielen der Jugendnationalmannschaft berufen.

Der seit seinen Einsätzen in der Jugendnationalmannschaft beim DFB unter Beobachtung stehende Halbstürmer, der zwischen 1957 und 1959 fünf Spiele in der Amateurauswahl des DFB absolviert hatte und 1958 in der westdeutschen B-Nationalelf eingesetzt wurde, debütierte beim WM-Qualifikationsspiel am 26. Oktober 1960 in Belfast gegen Nordirland in der A-Nationalmannschaft.[1] Bundestrainer Sepp Herberger setzte beim 4:3-Erfolg auf den Verbinder Günter Herrmann und den Linksaußen Gert Dörfel am linken Flügel. Der Mann vom KSC hatte sich zumeist mit dem rechten Läufer Danny Blanchflower der Nordiren auseinanderzusetzen.

Nach dem 2:0-Sieg am 8. Oktober 1961 in Warschau gegen Polen wurde die Leistung des deutschen Innensturmes hervorgehoben. „Die beiden technisch brillanten Halbstürmer Herrmann und Haller hatten das Spiel jederzeit im Griff. Der Innensturm (Herrmann, Uwe Seeler, Haller) zauberte.“

Nach dem siebten Länderspieleinsatz am 22. Oktober 1961 in Augsburg gegen Griechenland kam Herrmann vorerst nicht mehr in der Länderelf zum Einsatz. Er spielte 1961 und 1962 in mehreren Testspielen, in der Südauswahl und stand auch im Aufgebot für das Länderspiel am 11. April 1962 in Hamburg gegen Uruguay. Herrmann war bei dem WM-Vorbereitungslehrgang vom 30. April bis 11. Mai 1962 in Karlsruhe-Schöneck dabei. Er gehörte dem DFB-Aufgebot für die WM 1962 in Chile an. Seine Rückennummer war die 18. Das auf dem Heimweg von der Weltmeisterschaft am 17. Juni 1962 in New York stattfindende inoffizielle Länderspiel zwischen DFB- und USA-Auswahl endete mit einem 7:2-Erfolg – anders als in Chile wurde Herrmann eingesetzt.

Zu einem offiziellen Länderspiel wurde Günter Herrmann jedoch über Jahre nicht mehr berufen. Bundestrainer Helmut Schön brachte den für Schalke spielenden Mittelfeldakteur im Frühjahr 1967, nach fast sechsjähriger Pause, noch zu zwei weiteren Einsätzen in der Nationalmannschaft. Nach seinem neunten Länderspiel am 22. März 1967 war seine Karriere im DFB-Team beendet.

Weiterer Werdegang

Mitte der 1980er-Jahre zog er mit der Familie nach Crans-Montana. Genau wie im „Pott“ eröffnete Günter Herrmann auch hier ein Lokal mit seinem Cousin Karl Könsgen, welches sich „La Bistro“ nannte. Noch im Jahre 2006 lebt Herrmann mit Frau, Kind und Hund in dieser Gegend. Er trainierte nebenbei die Jugend des FC Montana und ist seit September 2004 Pensionär.

Aus Anlass seines 70. Geburtstages am 1. September 2009 war im KICKER-Sportmagazin vom 3. September 2009 auf Seite 47 ein Interview mit dem Jubilar abgedruckt, worin er angibt, auch heute noch mit Laufen, Golfspielen und Mountainbike fahren sich sportlich zu betätigen. Auch kümmere er sich ab und an um den Nachwuchs des FC Montana. Auch zu seinem 80. Geburtstag führte Herrmann aus, täglich Sport zu treiben.

Trivia

Sportlich

Günter Herrmann kam in fünf Auswahlmannschaften des DFB zum Einsatz. Er spielte:

  • 9 A-Länderspiele, 1960–1967
  • 1 B-Länderspiel, 1958
  • 2 Junioren-Länderspiele, 1959
  • 5 Amateur-Länderspiele, 1957–1959
  • 10 Jugend-Länderspiele, 1957 und 1958

Wechselaktivität 1963

Das DFB-Sportgericht verurteilte Schalke 04 und den Karlsruher SC am 17. August 1963, also eine Woche vor Rundenstart, zu einem am Saisonende stattfindenden Abzug von vier Punkten und einer Zahlung von 10.000 DM Geldstrafe. Lizenzspieler durften damals laut DFB höchstens eine Ablösesumme von 50.000 Mark kosten, bei dem Wechsel Herrmanns zu Schalke 04 vermutete der DFB die Zahlung einer überhöhten Ablösesumme. Nach der Ansicht des DFBs sei die wirkliche Transfersumme für den Nationalspieler Günter Herrmann verschleiert worden, durch den Wechsel des Weiteren KSC-Spielers Hans-Georg Lambert zum FC Schalke. Hier hätte ein „Koppelgeschäft“ stattgefunden. Das DFB-Bundesgericht hob allerdings das Urteil am 4. Oktober 1964 wieder auf.

Literatur

  • Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler : das Lexikon. SVB Sportverlag, Berlin 1997, ISBN 3-328-00749-0.
  • Werner Skrentny (Hrsg.): Als Morlock noch den Mondschein traf. Die Geschichte der Oberliga Süd 1945–1963. Klartext, Essen 1993, ISBN 3-88474-055-5.
  • Geschichte der Oberliga Südwest, Klartext, 1996, ISBN 3-88474-394-5.
  • Matthias Weinrich: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 3: 35 Jahre Bundesliga. Teil 1. Die Gründerjahre 1963–1975. Geschichten, Bilder, Aufstellungen, Tabellen. AGON Sportverlag, Kassel 1998, ISBN 3-89784-132-0.
  • Matthias Weinrich, Hardy Grüne: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Band 6: Deutsche Pokalgeschichte seit 1935. Bilder, Statistiken, Geschichten, Aufstellungen. AGON Sportverlag, Kassel 2000, ISBN 3-89784-146-0.
  • Lorenz Knierim, Hardy Grüne: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Spielerlexikon 1890-1963. AGON Sportverlag, Kassel 2006, ISBN 3-89784-148-7, Seite 145.
  • Christian Karn, Reinhard Rehberg: Enzyklopädie des deutschen Ligafußballs. Spielerlexikon 1963–1994. AGON Sportverlag, Kassel 2012. ISBN 978-3-89784-214-4, Seite 198.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mirko Blahak: Einmal kräftig pusten: Trierer Nationalspieler feiert 80. Geburtstag. In: Trierischer Volksfreund. 20. September 2019, abgerufen am 1. November 2020.