Homosozialität

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Der Begriff Homosozialität (auch homosoziale Kooptation)[1] bezeichnet das Phänomen, dass man sich überwiegend gerne mit Menschen umgibt, die einem selbst geschlechtsbezogen ähnlich sind. Homosoziales Verhalten bezieht sich vor allem auf den Freundeskreis. So haben Männer häufig mehr männliche Freunde, Frauen haben häufig mehr weibliche Freunde.[2] Schon bei Kindern überwiegen freundschaftliche „Kontaktinitiativen zu gleichgeschlechtlichen Kindern“.[3]

Effekte auf dem Arbeitsmarkt

Das Konzept der Homosozialität wird auch in der Organisationspsychologie aufgegriffen: Homosozialität ist ein Erklärungsansatz für die Benachteiligung von Frauen im Berufsleben,[4] da häufig Männer die Personalentscheidungen auf Führungsebene treffen und dabei aus homosozialen Gründen bevorzugt Männer auswählen.

Sich mit Menschen zu umgeben, die einem tendenziell ähnlich sind, reduziert die Komplexität von Situationen und steigert das Vertrauen:[5][6] „Homosozialität, also die Gleichheit der Mitglieder, ist eine vertrauensbildende Maßnahme. Man hat Vertrauen in diejenigen, die einem gleich sind, weil man davon ausgeht, dass man mit denen ‚besser kann als mit den anderen‘; dass man mit ihnen die eigenen Ziele besser durchsetzen und die eigene Organisationskultur besser aufrechterhalten kann als mit anderen.“ (Michael Meuser: Gleichstellung auf dem Prüfstand).[7]

Homosozialität führt bei Personalentscheidungen – auf Grundlage des subjektiven Charakters der Entscheidung – zwangsläufig zu suboptimalen Lösungen für die Organisation. Da die Entscheidungsträger in Unternehmen überwiegend männlich sind, kann der Effekt zur Benachteiligung von weiblichem Personal führen.[8] Eine Möglichkeit, gegen die bewusste oder unbewusste Benachteiligung bestimmter Personengruppen vorzugehen, sind anonymisierte Bewerbungsverfahren.[9]

Mini-Me-Effekt

In nichtwissenschaftlichen Publikationen findet sich der auf Homosozialität zurückführende Begriff Mini-Me-Effekt:[10][11][12] „Der Recruiter erkennt im Bewerber sich selbst vor zehn oder mehr Jahren.“[11] Der Name geht auf eine Figur im Film Austin Powers – Spion in geheimer Missionarsstellung (1999) zurück, in dem ein Miniatur-Klon des Schurken dessen Charakterzüge und Gewohnheiten besitzt.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lisa-Marie Klinger: Sag mir wo die Mädchen sind: Über den Einstieg in den Wissenschaftsbetrieb in der sozialen Arbeit. In: Lotte Rose, Michael May (Hrsg.): Mehr Männer in die Soziale Arbeit? Budrich, Obladen 2014, S. 232.
  2. Suzanna Rose: Same- and Cross-Sex Friendships and the Psychology of Homosociality. In: Sex Roles. Nr. 12, 1985, S. 63.
  3. Jürgen Wagner: Freundschaften und Freundschaftsverständnis bei drei- bis zwölfjährigen Kindern : sozial- und entwicklungspsychologische Aspekte. Springer-Verlag, Berlin 1991, ISBN 3-540-54804-1, S. 119.
  4. Nils Hammarén, Thomas Johansson: Homosociality: In between power and intimacy. In: Sage Open. Band 4, Nr. 1. SAGE, 2014, S. 1–11, doi:10.1177/2158244013518057.
  5. Niklas Luhmann: Vertrauen : ein Mechanismus der Reduktion sozialer Komplexität. 4. Auflage. Lucius und Lucius, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-8252-2185-0.
  6. Lutz Ohlendieck: Die Anatomie des Glashauses: Ein Beitrag zum Verständnis des Glass-Ceiling-Phänomens. In: Ursula Pasero (Hrsg.): Gender – from Costs to Benefits. Westdeutscher Verlag, Opladen 2003, S. 183–193.
  7. Michael Meuser: Gleichstellung auf dem Prüfstand. (Nicht mehr online verfügbar.) DJI, 1. Mai 2006, archiviert vom Original am 2. Januar 2018; abgerufen am 1. Januar 2018.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dji.de
  8. U. Peters et al.: Diviersitätsförderliche Rekrutieungstoolbox für KMU. In: Anja Gerlmaier, Katrin Gül, Ulrike Hellert, Tobias Kämpf, Erich Latniak (Hrsg.): Praxishandbuch lebensphasenorientiertes Personalmanagement: Fachkräftepotenziale in technischen Entwicklungsbereichen erschließen und fördern. Springer, 2015, S. 224; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche.
  9. Antidiskriminierungsstelle – Das Pilotprojekt. Abgerufen am 6. April 2018.
  10. Der Mini-Me Effekt: Erfolgsprinzip Ähnlichkeit – Anti-Bias. In: Anti-Bias. 13. Dezember 2015 (anti-bias.eu [abgerufen am 19. Mai 2018]).
  11. a b Klaus Werle: Was glauben Sie eigentlich, wer ich bin? 2016, abgerufen am 31. Juli 2018.
  12. Netzwerk Integration durch Qualifizierung: Unconscious Bias : Unbewusste Fallstricke in der Personalarbeit verhindern. (PDF) Abgerufen am 31. Juli 2018.