Hüttelngesäß

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Hüttelngesäß
Gemeinde Freigericht
Koordinaten: 50° 5′ 36″ N, 9° 8′ 49″ O
Höhe: 160 m ü. NN
Postleitzahl: 63776
Vorwahl: 06029
Karte von Hüttelngesäß
Forsthof Hüttelngesäß 2013

Hüttelngesäß ist eine kleine Siedlung, die 2001 zu einer Wohnanlage umgestaltet wurde. Sie gehört zum Ortsteil Neuses der Großgemeinde Freigericht in Hessen.

Geographie

Hüttelngesäß liegt im mittleren Kahlgrund im südöstlichen Zipfel des Main-Kinzig-Kreises am unteren Ende des Teufelsgrundes. Der Ort ist eine hessische Quasi-Exklave, da er nur über Straßen erreicht werden kann, die durch den Landkreis Aschaffenburg in Bayern führen (Staatsstraße 2305).

Name

Etymologie

Der Name Hüttelngesäß besteht aus dem alten Wort geses, das Behausung oder Wohnsitz bedeutet, und dem Wort hüten, das früher auch mit Doppel-t geschrieben wurde. Er bezieht sich auf das Schloss Hüttelngesäß, dessen Aufgabe es war, den Wohnsitz zu behüten. Weitere Orte in der Region mit dieser Namenswurzel sind Mensengesäß, Eidengesäß, Armansgesäß und Dursgesäß (heute Dörsthöfe).

Frühere Schreibweisen

  • 1219 Hittengeseze
  • 1356 Hudelngesäß
  • 1842 Hintengesäss[1]
  • 1860 Hüttengesäß[2]
  • 1937 Hüttelngesäß[3]

Geschichte

Mittelalter

Hüttelngesäß gehörte zum Gericht Somborn, das wiederum Teil des Freigerichts Alzenau war. Dieses war zwar reichsunmittelbar, aber das Reich verpfändete oder vergab das Gebiet immer wieder. So wechselten die Landesherren, zu denen die Herren und späteren Grafen von Hanau, die Herren von Randenburg, die Herren von Eppstein und Kurmainz zählten.

Neuzeit

Im Jahr 1500 belehnte der römisch-deutsche König Maximilian I. den Erzbischof von Mainz und den Grafen von Hanau-Münzenberg gemeinsamen mit dem Freigericht, das sie nun als Kondominat verwalteten. Mit der Einführung der Reformation in der Grafschaft Hanau entwickelte sich zwischen den beiden Landesherrn eine auch religiöse Konkurrenz, die eine Ausbreitung des Protestantismus behinderte. Hüttelngesäß blieb katholisch und die kirchliche Jurisdiktion bei den Erzbischöfen von Mainz.

1740 wurde das Kondominat mit einem Vertrag, dem „Partifikationsrezess“, in einer Realteilung aufgelöst. Das Gericht Somborn und damit auch Hüttelngesäß fielen dabei an die Landgrafschaft Hessen-Kassel, die 1736 die Grafen von Hanau beerbt hatte. Das Dorf wurde deren Amt Altenhaßlau zugeschlagen.[4]

Seit 1754 befindet sich der Forsthof Hüttelngesäß mitsamt der angrenzenden Ruine im Besitz der Familie von Savigny.

1803 wurde die Landgrafschaft Hessen-Kassel zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Altenhaßlau ab 1806 zunächst unter französischer Militärverwaltung, gehörte von 1807 bis 1810 zum Fürstentum Hanau und von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück, das auf dem Wiener Kongress 1815 wiederhergestellt wurde. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, durch die Kurhessen in 4 Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, ging das Amt Altenhaßlau im neu gebildeten Kreis Gelnhausen auf. Mit der Annexion Kurhessens durch das Königreich Preußen nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde auch Hüttelngesäß preußisch und kam zur Provinz Hessen-Nassau. Hüttelngesäß wurde Neuses zugeschlagen.

Zum 1. Januar 1970 wurde Neuses im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis mit weiteren Gemeinden zu der neuen Gemeinde Freigericht zusammengeschlossen.[5] 1974 ging der Kreis Gelnhausen im Main-Kinzig-Kreis auf.

Vor dem Umbau der Siedlung zu einer Wohnanlage 2001 bestand Hüttelngesäß nur aus einem Forsthof und der Ruine einer Wasserburg.

Wissenswert

Ortsschild Hüttelngesäß.JPG

Literatur

  • Unser Kahlgrund 2004. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN 0933-1328.

Weblinks

Commons: Hüttelngesäß – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Atlas von Südwestdeutschland und dem Alpenlande
  2. Topographischer Atlas vom Königreiche Baiern diesseits des Rhein Blatt: 10 (1860)
  3. Meßtischblatt Nr. 5920 Alzenau in Unterfranken
  4. Uta Löwenstein: Grafschaft Hanau. In: Ritter, Grafen und Fürsten – weltliche Herrschaften im hessischen Raum ca. 900-1806 = Handbuch der hessischen Geschichte 3 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 63. Marburg 2014. ISBN 978-3-942225-17-5, S. 212.
  5. Zusammenschluß der Gemeinden Altenmittlau, Bernbach, Horbach, Neuses und Somborn im Landkreis Gelnhausen zu der neuen Gemeinde „Freigericht“ vom 17. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 1, S. 5, Punkt 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,0 MB]).