Intendant

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Als Intendanten (abgeleitet von lateinisch intendere, „einen Weg einschlagen“[1]) bezeichnet man im deutschsprachigen Raum gesamtverantwortliche Geschäftsführer und künstlerische Leiter eines Festspielhauses, eines Theaters, eines Opernhauses, eines Sinfonieorchesters, eines Festivals oder einer ähnlichen Institution oder das oberste Organ einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt.[2][3] Ein Theaterleiter oder Prinzipal ist dagegen ein selbständiger Unternehmer als Pächter oder Betreiber eines Theaters.

Geschichte

Ursprünglich war am feudalen Hof ein Intendant der Verwalter des (z. B. königlichen oder fürstlichen) Fundus oder der Kleiderkammer, im Zeitalter des Absolutismus bezeichnete man hiermit den Steuereintreiber.[4] So wurden seit der Regierung Kardinal Richelieus als Premier ministre Frankreichs im 17. Jahrhundert bis zum Ende des Ancien Régime im Jahr 1790 Steuereintreiber (französisch intendants) genannt, um die Staatseinnahmen für das Königreich zu erhöhen.[5]

Aufgaben und Funktionen

Der Intendant verkörpert in der Regel die Verwaltungsspitze seines Hauses und ist somit Dienstvorgesetzter. Gleichzeitig ist er oft selbst künstlerisch-inhaltlich aktiv: Intendanten großer Theater und Opernhäuser arbeiten oft auch als Regisseur oder seltener auch als musikalischer Leiter. Seit etwa zwanzig Jahren werden die Management-Kompetenzen stärker gewichtet.

Bei den deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wird der Intendant vom Rundfunkrat gewählt und eingesetzt. Er vertritt die Rundfunkanstalt als Geschäftsführer gerichtlich und außergerichtlich.

Im Bereich Bühne wird der Intendant zumeist von den finanzierenden Kommunen oder Bundesländern eingesetzt. Zählt zum Kompetenzbereich des Intendanten neben dem Musiktheater auch Schauspiel und Ballett (Dreispartenhaus), so erhält er den Titel Generalintendant. Besondere große Opernhäuser, welche vom Land finanziert werden, werden von einem Staatsintendanten geleitet. Dieser hat sogar die (zumindest ehrenhalber zugedachte) Supervision für ein ganzes Bundesland.

Geschlechterverteilung

An deutschen Theatern sind 20 % der Intendanzen von Frauen besetzt (Stand 2018).[6]

Bekannte Intendanten

Theater

Klaus Bachler, Anna Badora, Frank Baumbauer, Karin Beier, Manfred Beilharz, Luc Bondy, Matthias Brenner, Gerhard Brunner, Frank Castorf, Dieter Dorn, August Everding, Brigitte Fassbaender, Gustaf Gründgens, Sven Grunert, Matthias Hartmann, Hansgünther Heyme, Ioan Holender, Kirsten Harms, Andreas Homoki, Kurt Hübner, Peter Jonas, Ulrich Khuon, Rudolf Klausnitzer, Martin Kušej, Iris Laufenberg, Johannes Lepper, Claudio Maniscalco, Birgit Meyer, Gerard Mortier, Amelie Niermeyer, Ivan Nagel, Hanns Anselm Perten, Armin Petras, Claus Peymann, Erwin Piscator, Gerd J. Pohl, Albrecht Puhlmann, Oliver Reese, Max Reinhardt, Alfred Reucker, Peter Ruzicka, Janina Szarek, Walter Erich Schäfer, Friedrich Schirmer, Karl M. Sibelius, Johan Simons, Peter Stein, Simone Young, Peter Zadek, Klaus Zehelein, Marie Zimmermann, Lars-Ole Walburg, Wilfried Schulz

Rundfunkanstalten

Hans Abich (Radio Bremen), Heinrich Adameck (DFF), Gerd Bacher (ORF), Thomas Bellut (ZDF), Erik Bettermann (DW), Hans Bausch (SDR), Kai Gniffke (SWR), Tom Buhrow (WDR), Gerhart Eisler (Rundfunk der DDR), Ernst Elitz (DLR), Hermann Fünfgeld (SDR), Karl Holzamer (ZDF), Franz Mai (SR), Friedrich Nowottny (WDR), Monika Piel (WDR), Fritz Pleitgen (WDR), Jobst Plog (NDR), Thaddäus Podgorski (ORF), Fritz Raff (SR), Dagmar Reim (RBB), Patricia Schlesinger (RBB), Udo Reiter (MDR), Florian Hager (HR), Hubert Rohde (SR), Hansjürgen Rosenbauer (ORB), Markus Schächter (ZDF), Horst Schättle (SFB), Dieter Stolte (ZDF), Peter Voß (SWF, SWR), Katja Wildermuth (BR), Karola Wille (MDR), Rudolf Matter (Schweizer Fernsehen), Peter Limbourg (DW)

Orchester

Jens Georg Bachmann, Daniel Kühnel, Paul Müller (Münchner Philharmoniker), Andrea Zietzschmann (Berliner Philharmoniker)

Festspiele

Werner Auer, Gerhard Brunner, Volker Lechtenbrink, Wulf Leisner, Achim Lenz, Michael Lerchenberg, David Pountney, Heiko Reissig, Wolfgang Wagner, Katharina Wagner, Eva Wagner-Pasquier, Hermann Wedekind, Dieter Wedel

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary: Intendant – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ursula Hermann, Knaurs etymologisches Lexikon, 1983, S. 219.
  2. Heinz-Dietrich Fischer: Zentren und Peripherien der Kommunikations-Historie LIT Verlag, 2015. Abgerufen am 6. Juli 2017.
  3. Ulrich Ammon et al.: Variantenwörterbuch des Deutschen Walter de Gruyter, 2004. Abgerufen am 6. Juli 2017.
  4. Franziska Schößler, Franziska Schößler, 2012, S. 228
  5. Gerhard Stapelfeldt, Der Merkantilismus: Die Genese der Weltgesellschaft vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, 2001, S. 123.
  6. Nicola Bramkamp im Gespräch mit Anja Reinha: Geschlechtergerechtigkeit am Theater - "Krasse neoliberale Strukturen". In: deutschlandfunk.de. 12. März 2018, abgerufen am 6. Mai 2018.