Jüdische Friedhöfe in Münster

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Bei den Jüdischen Friedhöfen in Münster handelt es sich um diese drei Friedhöfe in der kreisfreien Stadt Münster in Nordrhein-Westfalen:

  • den nicht mehr existierenden Mittelalterlichen Friedhof
  • den Friedhof in der Einsteinstraße und
  • den abgetrennten Bereich im städtischen Friedhof in Hiltrup.

Mittelalterlicher Friedhof

Im Mittelalter befand sich ein jüdischer Friedhof auf dem Schulgelände des heutigen Gymnasiums Paulinum.[1][2] Dieser wurde nach dem Judenpogrom nach der Pestwelle 1350 eingeebnet.[1] Der einzige erhaltene Gedenkstein von 1324 befindet sich in der Synagoge der jüdischen Gemeinde Münsters, nachdem er zwischenzeitlich am neueren jüdischen Friedhof stand.[1][3] Hierbei handelt es sich um den ältesten erhaltenen jüdischen Grabstein Westfalens.[4] Der Kunstkurs der Schule entwarf 2015 einen Gedenkstein zur Erinnerung an den Friedhof, der am 29. April 2015 auf dem Gelände der Schule aufgestellt wurde, nachdem die Finanzierung des 4000 Euro teuren Projektes durch einen Förderer aus der Wirtschaft ermöglicht wurde.[1][5][3]

Friedhof in der Einsteinstraße

Der jüdische Friedhof Münster

Der Friedhof in der Einsteinstraße, unweit der Universität und der Blücherkaserne, wurde 1811 angelegt und diente bis 2002 als Begräbnisplatz der jüdischen Gemeinde Münster.

Anders als in den meisten Orten blieben Grabschändungen im Zusammenhang mit den Novemberpogromen 1938 weitestgehend aus. Schwerer traf die jahrelange Vernachlässigung in den Jahren des Holocaust und der frühen Nachkriegszeit die historische Substanz.

Erhaltung und Dokumentation

Heute ist der Friedhof im Rahmen des Tages des offenen Denkmals für die Öffentlichkeit zugänglich, während der Zutritt ansonsten der jüdischen Gemeinde vorbehalten ist, um Vandalismus vorzubeugen. Viele alte Gräber sind verwildert und in äußerst schlechtem Zustand, da die betreffenden Familien im Holocaust ermordet worden sind. Ein Teil des Friedhofes wird allerdings wieder genutzt und gepflegt.

Die Universität Münster hat in einem Projekt in Zusammenarbeit mit der jüdischen Gemeinde eine elektronische Dokumentation realisiert, die seit März 2015 im Internet abgerufen werden kann.[6]

Gräber bedeutender Personen

Das Grab des Sohnes von Eli Marcus, Ernst Marcus, der im Ersten Weltkrieg als Träger des Eisernen Kreuzes I. und II. Klasse an der Westfront fiel, legt Zeugnis vom Schicksal der jüdischen Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus Münster ab.

Friedhof im städtischen Friedhof in Hiltrup

Im Jahr 2002 stellte die Stadt Münster einen Teil des städtischen Friedhofs in Hiltrup als neuen jüdischen Begräbnisplatz zur Verfügung, der seitdem belegt wird. Der Friedhof an der Einsteinstraße war Ende des 20. Jahrhunderts voll belegt.

Siehe auch

Literatur

  • Diethard Aschoff: Geschichte original – am Beispiel der Stadt Münster 5 – Die Juden. Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1981.
  • Diethard Aschoff: Quellen und Regesten zur Geschichte der Juden in der Stadt Münster: 1530–1650/1662 (Westfalia Judaica Bd. 3,1). Münster 2000. ISBN 3-8258-3440-9
  • Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer: Jüdische Familien in Münster 1918-1945. Teil 2.1: Abhandlungen und Dokumente 1918–1935. Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 1998.
  • Gisela Möllenhoff und Rita Schlautmann-Overmeyer: Ortsartikel Münster, in: Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe. Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Münster, hg. von Susanne Freund, Franz-Josef Jakobi und Peter Johanek, Münster 2008, S. 487–513 Online-Fassung der Historischen Kommission für Westfalen.

Weblinks

Commons: Jüdischer Friedhof Münster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Westfälische Nachrichten: Gräber unter dem Paulinum: Auf dem Schulgelände war einst der jüdische Friedhof – Schüler erinnern daran, Münster, Karin Völker, 6. Februar 2015
  2. juedischer-friedhof-muenster.de: Geschichte des jüdischen Friedhofs an der Einsteinstraße, Marie-Theres Wacker, abgerufen am 7. August 2016
  3. a b juedischer-friedhof-muenster.de: Erinnerungskulturelles Schülerprojekt am Gymnasium Paulinum in Münster: Gedenkstein für den ehemaligen jüdischen Friedhof, Thomas Deibert, Birgit Seggewiß, abgerufen am 7. August 2016
  4. „Die Jüdische Friedhofskultur“ auf www.gelsenzentrum.de.
  5. Westfälische Nachrichten: Paulinum plant Gedenkstein: Erinnerung an Jüdischen Friedhof, Münster, Münster, 24. April 2015
  6. www.juedischer-friedhof-muenster.de