Kastl (Lauterachtal)

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Wappen Deutschlandkarte
Wappen des Marktes Kastl

Koordinaten: 49° 22′ N, 11° 41′ O

Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberpfalz
Landkreis: Amberg-Sulzbach
Höhe: 475 m ü. NHN
Fläche: 64,88 km2
Einwohner: 2546 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 39 Einwohner je km2
Postleitzahl: 92280
Vorwahl: 09625
Kfz-Kennzeichen: AS, BUL, ESB, NAB, SUL
Gemeindeschlüssel: 09 3 71 132
Marktgliederung: 39 Gemeindeteile
Adresse der
Marktverwaltung:
Marktplatz 1
92280 Kastl
Website: www.kastl.de
Erster Bürgermeister: Stefan Braun (CSU)
Lage des Marktes Kastl im Landkreis Amberg-Sulzbach

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Kastl ist ein Markt im Oberpfälzer Landkreis Amberg-Sulzbach und zählt zur Metropolregion Nürnberg.

Geographie

Klosterberg Kastl

Geographische Lage

Die Ortschaft befindet sich etwa 50 Kilometer östlich von Nürnberg und rund 70 Kilometer nordwestlich von Regensburg. Die Marktgemeinde liegt im östlichen Teil der Frankenalb an der Lauterach, einem Nebenfluss der Vils und in der Mitte zwischen Amberg und Neumarkt in der Oberpfalz, jeweils ziemlich genau 20 Kilometer entfernt. Im Ortsgebiet liegt der 587 Meter hohe Brennersberg. Der bewegte Landschaftsraum der Gemeinde liegt in der Nördlichen Kuppenalb. Die strukturreiche Waldlandschaft wurde als schutzwürdige Landschaft Deutschlands eingestuft (Kennziffer: 8101).[2][3] Das Lauterachtal wird wegen seiner landschaftlichen Schönheit auch als Toskana der Oberpfalz bezeichnet.[4]

Naturräumliche Zuordnung

Naturräumlich gehört Kastl zur Haupteinheit Mittlere Frankenalb, die nach der naturräumlichen Gliederung Deutschlands (gemäß Meynen/Schmithüsen et al.) Teil der Haupteinheitengruppe Fränkische Alb ist.[5]

Gemeindegliederung

Es gibt 39 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[6][7]

Nachbargemeinden

Zu den Nachbargemeinden zählen: Lauterhofen, Velburg, Hohenburg, Ursensollen und Birgland.

Geologie und Boden

Geologie

Datei:Kastl - Lauterachtal 018.JPG
Jurafels im Lauterachtal unterhalb von Kastl vor der Einmündung des Mühlhausener Bachs

Das Gemeindegebiet liegt geologisch im Südwestdeutschen Schichtstufenland. Der Weiße Jura (Malm) ist die bestimmende geologische Gruppe,[8] er entstand während der Zeitphase der Unteren Kreide. In der Kreidezeit bildeten sich tief eingeschnittene Talsysteme wie das Lauterachtal und Tal des Mühlhauser Bachs aus und durch Verkarstungsprozesse entwickelte sich eine abwechslungsreiche und profilierte Karstlandschaft mit einigen Höhlen.[9] Schichten aus der Frankenalb-Formation der Weißjura-Gruppe dominieren den Landschaftsraum der Gemeinde. Riffdolomit ist die prägende geologische Einheit. Der massige Dolomitstein führt teilweise Fossilien.[10] So ist südlich von Wolfsfeld die Nordwand des Brennersberges als Geotop (Nr. 371R033) ausgewiesen. Der Brennersberg weist an dieser Stelle eine Höhe von 580 m ü. NHN auf. Der tafelbankige Dolomit befindet sich im Übergang zum Riffdolomit. Der dunkle Riffdolomitfelsen des Malm Delta bildet einen 10 bis 15 m breiten Sockel aus, auf welchen Verebnungen mit hellem Dolomitfelsen aus Schichten des Kimmeridgiums, dem so genannten Malm Epsilon, emporragen. In dem Riffdolomit sind viele Fossilien in Form von hellen Kieselknollen angeordnet. Das kieselige Material geht auf Organismen zurück, welche Opal-Skelette tragen.[11] In den Karstspalten haben sich zudem Schutzfels-Formationen aus der Danubische Kreide-Gruppe entwickelt. Dabei wurden Sande und Tone im Paläozoikum bis Mesozoikum in den Karsthohlformen abgelagert und bilden lokal ein Deckgebirge aus.[10] Im Lauterachtal und entlang des Mühlhauser Bachs befinden sich quartäre Talfüllungen. Kolluviale Füllungen bedecken die Trockentäler der Karstlandschaft. Im Jungholozän wurden Kolluvien aus der Umgebung der Täler eingetragen.[10]

Boden

Auf den Kuppen und Anhöhen haben sich die für Karstgebiete charakteristischen Bodentypen Rendzina und Braunerde-Rendzina entwickelt. In den flacheren Tallagen kommen Braunerde-Böden vor. Im Tal der Lauterach dominieren fruchtbare Vega-Böden aus den Bodenarten Schluff und Lehm (Auensediment).[12]

Klima

Kastl liegt in der kühl-gemäßigten Klimazone und weist ein humides Klima auf. Der Landschaftsraum der Gemeinde befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem feuchten atlantischen und dem trockenen Kontinentalklima. Nach der Klimaklassifikation von Köppen/Geiger zählt Kastl zum warm gemäßigten Regenklima (Cfb-Klima). Dabei bleibt die mittlere Lufttemperatur des wärmsten Monats unter 22 °C und die des kältesten Monats über −3 °C. Die Karstlandschaft erwärmt sich im Frühjahr und Herbst schneller als die wiesengeprägten Aueflächen des Lauterachtales.[13]

Flächennutzung

Flächennutzung Kastl 2016
Nutzung Hektar
Wohnbaufläche 57
Industrie- und Gewerbefläche 11
Verkehrsfläche 249
Waldfläche 3159
Landwirtschaftliche Fläche 2674
Fläche der Gewässer 19
Gesamtfläche 6488

Markt Kastl ist aufgrund seiner Lage und Struktur eine ländlich geprägte Gemeinde. Dies spiegelt sich in der Flächennutzung wider. Die Vegetationsflächen bilden 93,3 Prozent der Gemeindefläche, wie die Flächennutzungstabelle zeigt. Die Kommune weist einen sehr hohen Anteil an Waldflächen auf, der bei 48,7 Prozent liegt und damit die Hälfte der Gemeindefläche von Kastl ausmacht. Die landwirtschaftlich genutzten Flächen nehmen mit 41,2 Prozent einen ebenfalls großen Flächenanteil ein. Der Anteil der Wohnbauflächen umfasst hingegen lediglich 0,9 Prozent. Industrie- und Gewerbeflächen nehmen einen vergleichsweise geringen Anteil in Höhe von 0,2 Prozent der Gemeindefläche ein. Der Verkehrsflächenanteil liegt bei 3,8 Prozent.[14]

Schutzgebiete

Natura-2000-Gebiet

Die strukturreichen Buchen- und Buchenmischwälder auf den Dolomitkuppen und Kalkstandorten des Gemeindegebiets, welche teilweise mit Kalkmagerrasen verzahnt sind (Ökotone), wurden als Teilflächen des europäischen Schutzgebiets Wälder im Oberpfälzer Jura (FFH-Gebiet, Nr. 6535-371) an die Europäische Kommission gemeldet. Die geschützten Waldlebensräume mit dem umgebenden basenreichen Offenland übernehmen eine wichtige Trittsteinfunktion im Netz Natura 2000 der nördlichen Frankenalb. Das 801 Hektar große FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) umfasst mehrere Teilflächen und weist einige der größten Orchideen-Vorkommen des Gelben Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) im Naturraum der Frankenalb auf.[15][16][17] Die Waldmeister-Buchenwälder (Asperulo-Fagetum) und Mitteleuropäischen Orchideen-Kalk-Buchenwälder (Cephalanthero-Fagion) mit hohen Alt- und Totholzanteil stehen unter besonderem Schutz und sollen aufgrund ihrer naturschutzfachlichen Bedeutung weiter entwickelt werden.[16] Die sehr stark gefährdete Fledermausart Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) nutzt die Waldflächen im Gemeindegebiet zur Jagd und als Flugkorridor zwischen den Tagesquartieren und Nahrungshabitaten. Die Wald- und Gehölzflächen stehen in enger funktionaler Wechselbeziehungen zu dem Vorkommen in Hohenburg, Deutschlands letzter Fledermaus-Kolonie der Großen Hufeisennase.[16][18] Daneben kommen im FFH-Gebiet Wälder im Oberpfälzer Jura weitere geschützte Fledermausarten wie Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Großes Mausohr (Myotis myotis) vor. Das Natura 2000-Gebiet weist ferner unzerschnittene Habitatkomplexe aus Laich- und Landlebensräumen des Nördlichen Kammmolchs (Triturus cristatus), einer gefährdeten Amphibienart, auf.[16]

Landschaftsschutzgebiet

Datei:Wacholderheide Kastl (c) NP Hirschwald.JPG
Kalkmagerrasen mit Wacholder-Gebüsch (Juniperus) auf einem Trockenhang beim Hochholz nahe Kastl im Naturpark Hirschwald

Weite Teile des Gemeindegebiets sind als Landschaftsschutzgebiet unter Schutz gestellt. Die Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes Lauterachtal mit den Tälern des Hausener- und Utzenhofener Baches und das Juragebiet zwischen Kastl und Utzenhofen erfolgte im Jahre 1965. Das 4682 Hektar große Schutzgebiet befindet sich schwerpunktmäßig im Süden des Marktes Kastl (LSG00121.09).[19][20][21]

Naturpark

Der großräumige Naturpark Hirschwald umfasst einen Großteil des Marktes Kastl (Kennung: NP-00017). Lediglich die nördlichen Gemeindeteile der Gemeinde – wie Dettnach und Wolfsfeld – sind nicht Bestandteil des 27.760 Hektar großen Naturparks. Der geschützte Landschaftsraum erstreckt sich weit über die Gemeindegrenzen hinweg.[22]

Naturwaldreservat

Der Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagetum) im Bereich des Herrenberges nördlich von Pattershofen wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten als Naturwaldreservat im Jahre 2017 ausgewiesen und somit aus der forstlichen Bewirtschaftung genommen. Das Reservat befindet sich auf einem länglichen von West nach Ost verlaufenden Jurabergrücken auf einer Höhe von 510 bis 559 m ü. NHN. Das Naturwaldreservat Herrnberg umfasst 48,2 Hektar und gehört zum Forstbetrieb Burglengenfeld. Es ist Teil des bayerischen Waldbiotopverbundes und dient der Sicherung der Biodiversität der bayerischen Wälder.[23][24][25][26] Das Reservat liegt innerhalb des FFH-Gebietes Wälder im Oberpfälzer Jura. Lückige Buchenalthölzer mit dichter Naturverjüngung aus Rotbuche (Fagus sylvatica) prägen die naturschutzfachlich wertvollen Waldbestände des Herrenberges.[26] Aus dem Wald wurden naturferne Fichtenbestände (Picea abies) entfernt, welche durch den Borkenkäfer (Scolytinae) bereits gefährdet waren. Lediglich Kiefern (Pinus sylvestris), Tannen (Abies) und Lärchen (Larix decidua) wurden in dem Mischwald als Nadelhölzer stehengelassen und der Sukzession überlassen.[24][26] Auf feuchteren Standorten im Nordosten des Reservates befinden sich jüngere Gruppen bestehend aus Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) mit zahlreichen Linden (Tilia) und einzelnen Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) sowie Sal-Weiden (Salix caprea).[26]

Geschichte

Mittelalter

Über die Jahrhunderte gab es verschiedene Schreibweisen für den Ortsnamen, wie Castel oder Kastel. Die erste urkundliche Erwähnung von Kastl stammt aus dem Jahre 1102 und der Ortsname lautete Castellum. Der lateinische Begriff castellum steht für Kastell, Festung oder Schanze. 1109 wurde der Ort als Castellense monasterium bezeichnet und weist auf ein Kloster hin.[27] Der Ortsname bezieht sich auf eine frühmittelalterliche Burg, die zwischen 1098 und 1103 durch die Edelfreien Otto und Hermann von Kastl, Graf Berengar I. von Sulzbach und die diepoldingerische Markgräfin Luitgart in ein Benediktinerkloster umgewandelt wurde. Das Kloster ist das älteste Benediktinerkloster des Nordgaus und war bis 1188 Hauskloster der einflussreichen Grafen von Sulzbach. Es galt als eines der wichtigen Reformklöster der Hirsauer Reformbewegung in Süddeutschland während des 12. Jahrhunderts. Die kunsthistorisch und architekturgeschichtlich bedeutende Kirche ist dem hl. Petrus geweiht. Im Hochmittelalter kann das Kloster als eines der kulturellen Zentren der heutigen Oberpfalz gelten. Der Ort erhielt 1323 das Marktrecht mit wichtigen Eigenrechten von Ludwig dem Bayern, dessen Tochter Anna in Kastl im Kleinkindalter verstarb und – als Mumie erhalten – in der Klosterkirche besichtigt werden kann (2013 wurde der Leichnam gereinigt sowie ein halbes Jahr in einen stickstoffgefüllten Schrein umgebettet, um die Feuchtigkeit zu reduzieren).

Frühe Neuzeit

Das Kloster bestand bis zur Säkularisation 1803, gehörte während der Reformation den Jesuiten und nach Aufhebung des Jesuitenordens in Bayern 1782 dem Johanniter- und Malteserorden, an den es vom bayerischen Kurfürsten Karl Theodor übergeben worden war. Der Ort war Teil des Kurfürstentums Bayern und bildete eine geschlossene Hofmark, deren Sitz das Kloster war.

20. Jahrhundert

Kastl war bis 1929 Zentrum des Distrikts mit Landgericht und Finanzamt. Zuvor, spätestens mit der Diskussion zum Bau der Eisenbahnlinien, war Kastl ins Blickfeld der unterschiedlichen Interessen in Amberg und Neumarkt geraten.

Ehemaliges Bahnhofsgebäude von Kastl

So hatte es Überlegungen gegeben, die Bahnstrecke Nürnberg–Regensburg über Kastl zu führen. Sie wurde schließlich über Neumarkt realisiert. Im Gegenzug sollte eine Bahnverbindung Amberg-Neumarkt entstehen. Gebaut wurde schließlich (Einweihung 1903) nur von Amberg bis Lauterhofen, eine Lokalbahn (Stich- oder Saugbahn). Mit dem Bau der ersten Autobahnen sollte Kastl nochmals berücksichtigt werden, bei der Verbindung von Nürnberg nach Regensburg. Sie wurde wegen des Zweiten Weltkrieges nicht fertiggestellt. Die Quader für Brückenbauwerke waren bereits im Hainthal gelagert (Reste davon heute beim Freibadparkplatz) und die Humushalten auf den Hochflächen über der Klosterburg. Einige Jahrzehnte später wurde die Autobahn über Neumarkt geleitet.[28]

Datei:Meldetafel.jpg
Tafel an der Außenmauer der Klosterburg

Die Landkreisfunktion gab man mit der Verwaltungsreform 1929 nach Neumarkt i.d.OPf. ab, die Finanzamtsfunktion nach Amberg. „Am 31.12.1930 wird das Amtsgericht aufgelöst, ein schier nicht zu verkraftender Aderlass. Öd und verlassen stand nun die imposante Klosterburg auf der Jurahöhe auf neue Aufgabe wartend. Man bemühte sich wieder eine Ordensgemeinschaft zur Ansiedlung zu gewinnen. Auch das gelang nicht. So errichtete die Stadt Regensburg ein Schullandheim für ihre Schuljugend“. 1935 gesellte sich ein weiblicher Arbeitsdienst dazu. „Ca. 50 Mädchen mußten ihren halbjährigen Arbeitsdienst ableisten, wo sie bei kinderreichen Familien und bäuerlichen Betrieben zum Einsatz kamen. Die geschlossene Unterkunft sorgte für nationalsozialistische Erziehung“ (vgl. Mosners Heimatbücherl). Im August und September 1942 wurden von den nationalsozialistischen Machthabern, so die Recherchen der zuletzt aktiven Verantwortlichen des Ungarischen Gymnasiums, in der Burg "verschleppte Kinder slowenischer Widerstandskämpfer Partisanen untergebracht, die als Vergeltungsmaßnahme unter Zwang von ihren Familien getrennt wurden". "Mit Kriegsende wurden beide Einrichtungen aufgelöst. Die Vertreibung der Deutschen aus Gebieten des Ostens machte nun die Errichtung eines Flüchtlingslagers innerhalb der historischen Mauern erforderlich. Sechs – bis Achthundert und mehr Heimatvertriebene fanden vorübergehende Notaufnahme" (ebd.). Von 1958 bis 2006 befand sich in den historischen Räumen des Klosters das Europäisch-Ungarische Gymnasium mit angeschlossenem Internat.

Kreiszugehörigkeit

Mit der Gebietsreform wurde der Markt Kastl am 1. Juli 1972 dem vergrößerten Landkreis Amberg, der am 1. Mai 1973 den Namen Landkreis Amberg-Sulzbach erhielt, zugeordnet.

Eingemeindungen

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Juli 1972 Teile der Gemeinden Brunn, Hausen, Winkl und Wolfsfeld eingegliedert.[29] Pfaffenhofen und Utzenhofen kamen am 1. Mai 1978 hinzu.[30]

Einwohnerentwicklung

Die Bevölkerungsentwicklung des Marktes Kastl war zwischen 1840 und 1939 leicht positiv. Lebten 1840 noch 2003 Bürger in Kastl, waren es 1939 bereits 2258 Einwohner. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen starken Zuzug in die Gemeinde und im Jahre 1950 zählte der Markt mit 3069 Menschen die höchste Einwohnerzahl. Danach war die Einwohnerentwicklung rückläufig. Zwischen 1961 und 1970 stieg die Einwohnerzahl wieder auf 2860 an. Bis zum Jahre 2013 war daraufhin ein spürbarer Bevölkerungsrückgang auf 2395 Einwohner zu verzeichnen. In den darauffolgenden Jahren erfolgte ein moderates Bevölkerungswachstum. Kastl weist jedoch von 1987 bis 2016 einen Rückgang im Anteil der unter 18-Jährigen auf. Parallel zu dieser Entwicklung stieg der Anteil der über 50-Jährigen und über 65-Jährigen signifikant an. Die über 50-Jährigen bilden mit 48,9 % im Jahre 2016 fast die Hälfte der Bevölkerung von Kastl. Ein Viertel der Bevölkerung der Gemeinde war 2016 über 65 Jahre alt. Im Jahre 1987 stellte diese Altersgruppe der Senioren lediglich ein Achtel der Bevölkerung.[14]

Zwischen 1988 und 2018 sank die Einwohnerzahl von 2615 auf 2482 um 133 Einwohner bzw. um 5,1 %.

Jahr 1840 1871 1900 1925 1939 1950 1961 1970 1987 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016
Einwohner 2003 2025 2051 2162 2268 3069 2667 2860 2588 2544 2522 2490 2467 2407 2410 2395 2428 2440 2447
Quelle: Einwohnerzahlen des Bayerischen Landesamts für Statistik[14]

Politik

Gemeinderatswahl 2020[31]
(in %)
 %
60
50
40
30
20
10
0
52,51
26,56
13,22
7,71
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
−3,99
+5,76
+0,82
−2,69
aktuelle Sitzverteilung im Gemeinderat Kastl (15. März 2020)
    
Insgesamt 14 Sitze

Gemeinderat

Der Gemeinderat hat 14 Mitglieder. Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 haben von den 2091 stimmberechtigten Einwohnern in der Gemeinde Kastl 1515 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, womit die Wahlbeteiligung bei 72,45 % lag.[32]

Bürgermeister

Erster Bürgermeister ist seit Mai 2002 Stefan Braun (CSU). Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 wurde er mit 80,32 % der Stimmen wiedergewählt.[33]

Wappen

Blasonierung: „In Blau sechs, drei zu zwei zu eins gestellte silberne heraldische Lilien.“[34]
Wappenbegründung: Das Wappen wurde seit circa 1400 zum Gedenken an die Grafen von Kastl-Habsberg und Sulzbach, die Stifter des Benediktinerklosters Kastl, geführt und es ist seit 1475 in Form eines Siegels des Klostergerichts, welches die sechs heraldischen Lilien zeigte, offiziell überliefert.[35]

Die sechs umgürteten heraldischen Lilien symbolisieren stilisierte Schwertlilien (Iris).

Partnerschaft

Seit 2008 besteht eine Partnerschaft mit der südungarischen Ortschaft Érsekcsanád.[36]

Baudenkmäler

Bodendenkmäler

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Länge aller Gemeindestraßen beträgt 98,07 km.[37]

Tourismus

Kastl setzt seit den 1950er Jahren auf Tourismus. Deshalb ersann man in den frühen 1950er Jahren das Schweppermannspiel, ein Laienschauspiel zur Erinnerung an Seyfried Schweppermann. Unter starker Beteiligung der Bürgerschaft wurde die Werbegemeinschaft Amberg-Vils-Lauterachtal gegründet. Seit 2006 existiert der Naturpark Hirschwald, zu dem die Landschaftsschutzgebiete von Kastl gehören, und seit 2008 ist Kastl der nördlichste Etappenpunkt auf dem „bereits mehrfach ausgezeichneten Qualitätswanderweg Jurasteig“.[38] Zudem gibt es in Kastl ein Freibad – neben einem Altenheim des BRK, einigen mittelständischen Firmen (u. a. ein weltweit tätiger Hersteller für Automaten zur Bestückung von Leiterplatten), zahlreichen Handwerksbetrieben und einer Rapsölpresse.

Energie

Auf dem 587 Meter hohen Brennersberg ging im Januar 2012 eine Windkraftanlage vom Typ Vestas V112 mit 3 MW Leistung, 140 m Nabenhöhe und 112 m Rotordurchmesser in Betrieb, die bei der Fertigstellung die höchste Windkraftanlage in Bayern war.[39][40]

Bildung

Im Februar 2008 hat ein privater Investor die Räume der Klosterburg vom Freistaat Bayern angemietet, um ein College zur Vorbereitung auf ein Studium an internationalen Universitäten einzurichten. Direkt neben dem Klostergebäude befindet sich die 1962 gebaute Volksschule (Grund- und Hauptschule).

Im Jahr 2018 war eine Zweigstelle der Abteilung Sulzbach-Rosenberg der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern (Sitz München) auf der Klosterburg in Bau.[41]

Söhne des Ortes

Trivia

Der Spielfilm Wer’s glaubt wird selig ist zum Teil im Zentrum von Kastl gedreht worden.

Literatur

  • Heribert Batzl: Geschichte der Marktgemeinde Kastl. Hrsg. Marktgemeinde Kastl, 1984.
  • Xaver Mosners Kastler Heimatbücherl. (Auszüge).

Weblinks

Commons: Kastl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Landschaftssteckbrief: 8101 Nördliche Kuppenalb und Vilsplatten. Bundesamt für Naturschutz, 1. März 2012, abgerufen am 5. Januar 2019.
  3. Naturschutzfachliche Bewertung der Landschaften in Deutschland. (PDF) Bundesamt für Naturschutz (BfN), November 2011, abgerufen am 13. Januar 2019.
  4. Bayernnetz für Radler: Lauterachtal-Radweg. (Nicht mehr online verfügbar.) Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, archiviert vom Original am 15. Januar 2019; abgerufen am 15. Januar 2019.
  5. Karte der Naturraum-Haupteinheiten und Naturraum-Einheiten in Bayern. (PDF) Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 5. Januar 2019.
  6. Gemeinde Kastl in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 28. Juli 2020.
  7. Gemeinde Kastl, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 13. Dezember 2021.
  8. Geologische Karte von Bayern 1:500.000. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 5. Januar 2019.
  9. Die Landschaft und ihre Naturgegebenheiten. (PDF) Landkreis Amberg-Sulzbach, Druck Amberger Zeitung, Februar 1978, abgerufen am 5. Januar 2019.
  10. Hochspringen nach: a b c Digitale Geologische Karte von Bayern 1:25.000 (dGK25). Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), abgerufen am 5. Januar 2019.
  11. Angewandte Geologie: Nordwand des Brennersberg SSW von Wolfsfeld. (PDF) Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), 5. Januar 2019, abgerufen am 5. Januar 2019.
  12. Übersichtsbodenkarte von Bayern 1:25.000. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 5. Januar 2019.
  13. Klima. Climate-Data.org, abgerufen am 5. Januar 2019.
  14. Hochspringen nach: a b c Statistik kommunal 2017: Markt Kastl 09 371 132. (PDF) Bayerisches Landesamt für Statistik, 31. Januar 2018, abgerufen am 6. Januar 2019.
  15. BayerAtlas: Fauna-Flora-Habitat Gebiete. Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU), abgerufen am 5. Januar 2019.
  16. Hochspringen nach: a b c d NATURA 2000 Bayern Gebietsbezogene Konkretisierung der Erhaltungsziele. (PDF) Bayerische Staatskanzlei, 19. Februar 2016, abgerufen am 5. Januar 2019.
  17. 6535-371 Wälder im Oberpfälzer Jura (FFH-Gebiet). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Abgerufen am 7. Februar 2019.
  18. LBV-Projekt Große Hufeisennase Deutschlands am stärksten bedrohte Fledermaus. Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), abgerufen am 5. Januar 2019.
  19. BayernAtlas: Landschaftsschutzgebiete. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 12. Januar 2019.
  20. Grüne Liste der Landschaftsschutzgebiete in der Oberpfalz. (PDF) Bayerisches Landesamt für Umwelt, 31. Dezember 2017, abgerufen am 12. Januar 2019.
  21. 2018 United Nations List of Protected Areas of Germany Information extracted from the July 2018 WDPA release. ProtectedPlanet, abgerufen am 12. Januar 2019 (englisch).
  22. BayernAtlas: Naturparke. Bayerisches Landesamt für Umwelt, abgerufen am 13. Januar 2019.
  23. BAYERISCHE STAATSFORSTEN ERHÖHEN „URWALDANTEIL“. Bayerische Staatsforsten AöR, 4. Mai 2017, abgerufen am 13. Januar 2019.
  24. Hochspringen nach: a b Waldstück ist jetzt ein Reservat. Onetz, 5. Mai 2017, abgerufen am 13. Januar 2019.
  25. Walter Keitel: Worauf verzichten wir in Naturwaldreservaten? (PDF) Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, abgerufen am 13. Januar 2019.
  26. Hochspringen nach: a b c d Übersicht der Naturwaldreservate in der Oberpfalz. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, abgerufen am 13. Januar 2019.
  27. Wolf-Armin Freiherr von Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung. Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz. C.H.Beck, München 2006, ISBN 3-406-55206-4, S. 132.
  28. Geschichte der Autobahn A3
  29. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 533 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  30. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 640.
  31. Ergebnis Kommunalwahl 2020. OK.VOTE, 15. März 2020, abgerufen am 16. Mai 2020.
  32. Ergebnis Kommunalwahl 2020. OK.VOTE, 15. März 2020, abgerufen am 16. Mai 2020.
  33. Ergebnis Kommunalwahl 2020. OK.VOTE, 15. März 2020, abgerufen am 16. Mai 2020.
  34. Eintrag zum Wappen von Kastl (Lauterachtal) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  35. Emma Mages: Haus der Bayerischen Geschichte: MARKT KASTL. Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Haus der Bayerischen Geschichte, abgerufen am 6. Januar 2019.
  36. Aus Partnerschaft wird Freundschaft. Onetz, 12. Dezember 2018, abgerufen am 6. Januar 2019.
  37. Daten der Marktgemeinde. Gemeinde Kastl, abgerufen am 29. August 2020.
  38. Helmut Geist (2019): Der Jurasteig aus heimatlandschaftlicher Sicht. Die Oberpfalz 107(4), S. 219.
  39. Schweppermannsbote der Marktgemeinde Kastl@1@2Vorlage:Toter Link/www.kastl.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 3,4 MB). Abgerufen am 20. März 2012.
  40. Große Erwartungen in die Windkraft. In: Nordbayern.de, 30. Januar 2012. Abgerufen am 20. März 2012.
  41. Bautafel auf der Klosterburg, gesehen 2018