Kiwusee-Erdbeben 2008

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Kiwusee-Erdbeben 2008
Kiwusee-Erdbeben 2008 (Demokratische Republik Kongo)
Koordinaten 2° 18′ 50″ S, 28° 53′ 46″ OKoordinaten: 2° 18′ 50″ S, 28° 53′ 46″ O
Datum 3. Februar 2008
Uhrzeit 07:34:12 UTC
Magnitude 5,9 MW
Tiefe 10 km
Epizentrum Kivumu, Birava
(20 km von Bukavu)
Land Demokratische Republik Kongo
Tote 30
Verletzte 596
Die Erdstöße vom 3. Februar 2008.

Das Kiwusee-Erdbeben 2008 war ein Oberflächenerdbeben und erschütterte mehrere Staaten in der Region der Afrikanischen Großen Seen. Das Erdbeben in einer Tiefe von 10 km begann am 3. Februar 2008 um 07:34:12 UTC und erreichte nach den Berechnungen des United States Geological Survey (USGS) eine Momenten-Magnitude von MW=5,9.[1] Das Epizentrum des ungefähr 15 Sekunden dauernden Erdbebens befand sich etwa 20 km von Bukavu bei Kivumu und Birava (2° 19′ S, 28° 54′ O) in der Demokratischen Republik Kongo.[2] Etwa dreieinhalb Stunden nach dem Beben ereignete sich um 10:56:09 Uhr UTC ein Nachbeben mit der Raumwellenmagnitude mb=5,1,[3] dem zwei kleinere Nachbeben folgten. Ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude von mb=5,4 ereignete sich am 14. Februar nordwestlich von Bukavu.[4]

Auswirkungen

In Ruanda wurden durch das Beben mindestens 25 Personen getötet. Zehn davon starben im Bezirk Rusizi, als eine Kirche während eines Gottesdienstes einstürzte. Auch im Bezirk Nyamesheke verursachte das Erdbeben Todesopfer.[2] 447 Personen wurden nach UN-Angaben in Krankenhäusern behandelt, etwa vier Fünftel davon nur ambulant.[5]

In der Demokratischen Republik Kongo töteten die Erdbeben fünf Personen und verletzten 149.[6]

Im nahegelegenen Staat Burundi verursachte das Erdbeben einen Stromausfall. Die Erdstöße waren noch in der kenianischen Hauptstadt Nairobi zu spüren.[2][7]

Reaktionen und Hilfsmaßnahmen

Da in der Region mehrere Missionen der Vereinten Nationen oder einer ihrer Unterorganisationen UNICEF, Weltgesundheitsorganisation oder OCHA tätig sind, konnten Hilfsmaßnahmen schnell geleistet werden. Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und die niederländischen Einheiten der multinationalen Sicherheitstruppe waren eingebunden.[8]

Vom Vulkanobservatorium in Goma sind Seismologen nach Bukavu entsendet worden, um die Gefahr eventueller Nachbeben einzuschätzen und die Einwohner gegebenenfalls vorzubereiten.[5]

Ingenieure von MONUC beurteilten die Statik von Gebäuden. UNDP stellte etwa 500 Zelte aus anderen Programmen als Notunterkünfte zur Verfügung,[8] die teilweise aus Brindisi in Italien eingeflogen wurden.[5]

Rund 1700 Familien waren direkt auf Hilfsmaßnahmen angewiesen. Das UNHCR und seine örtlichen Partner halfen 202 Familien in Ibanda. Das IKRK half 848 Familien in Ndendere und in Bagira. Durch das World Food Program wurde die Nahrungsmittelversorgung von 187 Personen sichergestellt, die in Krankenhäusern in der betroffenen Region behandelt werden mussten.[5]

Tektonische Beurteilung

Reichweite des Erdbebens von 7:34:12 Uhr UTC.

Die Region der Großen Afrikanischen Seen liegt in einer seismisch aktiven Zone entlang des westlichen Zweiges des Ostafrikanischen Grabenbruches. Dieser zieht sich von der Mündung des Sambesi in Mosambik über etwa dreitausend Kilometer bis zum Golf von Aden und bildet die Grenze zwischen der Afrikanischen und der östlich davon liegenden somalischen Sub-Platte.

Auf der Höhe des Erdbebens bewegen sich beide Platten mit einer Geschwindigkeit von etwa vier Millimetern im Jahr voneinander weg. Das Erdbeben ereignete sich in der Nähe des Kiwusees.

Das Epizentrum des Erdbebens lag nur wenige Kilometer vom Epizentrum eines Erdbebens entfernt, das im Oktober 2002 zwei Menschen in Goma tötete.[9] 1966 hatte ein Erdbeben mit der Magnitude MS=7 im westlichen Uganda 157 Todesopfer gefordert und mehr als 1300 Personen verletzt, 1994 tötete ein Beben der Stärke 6 im Ruwenzori-Gebirge, ebenfalls im Westen von Uganda, mindestens sechs Personen.[2] Im Dezember 2005 erschütterte die Region ein starkes Beben, das eine Oberflächenwellenmagnitude von MS=7,6 erreichte.[10] Insgesamt sind von 1901 bis 2005 in diesem Bereich 21 Erdbeben mit Magnituden von mindestens 6,8 beobachtet worden.

Signifikante Erdbeben entlang des Ostafrikanischen Grabenbruches (M ≥ 6.8)
Jahr Monat Tag Uhrzeit Lage Position Tiefe Magnitude
1901 03 16 11:56 Uhr vor der Küste Tansanias östlich von Lindi 10° 0′ 0″ S, 40° 0′ 0″ O 6,9
1906 08 25 13:47 Uhr bei Addis Abeba 9° 0′ 0″ N, 39° 0′ 0″ O 6,8
1909 04 29 22:41 Uhr 1400 km südsüdöstlich von Madagaskar 35° 0′ 0″ S, 53° 0′ 0″ O 6,8
1910 12 13 11:37 Uhr östlich des Tanganjikasees 8° 0′ 0″ S, 31° 0′ 0″ O 7,6
1912 07 09 08:18 Uhr äußerster Norden Ugandas 3° 0′ 0″ N, 33° 0′ 0″ O 6,8
1915 05 08 13:42 Uhr Straße von Mosambik 23° 0′ 0″ S, 39° 0′ 0″ O 6,8
1915 09 23 08:14 Uhr Eritrea 16° 0′ 0″ N, 39° 0′ 0″ O 6,8
1916 04 07 09:26 Uhr etwa 1000 km ostsüdöstlich Madagaskars 30° 0′ 0″ S, 55° 0′ 0″ O 7,2
1919 07 08 21:05 Uhr im Süden Tansanias 9° 50′ 2,4″ S, 37° 20′ 34,8″ O 15 km 6,8
1928 01 06 19:31 Uhr nordnordwestlich von Nakuru, Kenia 0° 9′ 18″ N, 35° 44′ 52,8″ O 15 km 6,9
1932 12 31 06:30 Uhr etwa 200 km ostnordöstlich von Durban, Südafrika 29° 5′ 2,4″ S, 32° 57′ 25,2″ O 15 km 6,8
1942 10 09 15:46 Uhr im Malawisee 11° 32′ S, 34° 39′ O 25 km 6,8
1959 12 21 11:19 Uhr im Golf von Aden, 800 km östlich von Aden 13° 51′ N, 51° 37′ O 35 km 6,8
1960 11 22 06:21 Uhr 1250 km südöstlich der Südspitze Madagaskars 36° 21′ 43,2″ S, 52° 27′ 46,8″ O 35 km 6,8
1966 03 20 01:42 Uhr etwa 80 km südwestlich von Bunia, DR Kongo 0° 51′ N, 29° 52′ O 15 km 7,2
1967 11 23 08:35 Uhr im Golf von Aden vor der Küste des Ostjemens. 14° 27′ N, 51° 59′ O 13,2 km 7,0
1984 05 17 16:53 Uhr 1300 km südöstlich der Südspitze Madagaskars 36° 14′ S, 53° 36′ O 17,5 km 6,9
1988 02 26 06:17 Uhr 1400 km südlich von Madagaskar 37° 18′ S, 47° 55′ O 9 km 6,8
1990 05 20 02:22 Uhr östlich von Mangalla, Sudan 5° 8′ N, 32° 12′ O 15 km 7,1
1990 05 24 20:00 Uhr östlich von Terakeka, Sudan 5° 21′ N, 31° 52′ O 16 km 7,1
2005 12 05 12:19 Uhr am Ostufer des Tanganjikasees 6° 13′ 26,4″ S, 29° 49′ 48″ O 22 km 6,8

Einzelnachweise

  1. Magnitude 5.9 - LAC KIVU REGION, DEM. REP. OF THE CONGO, USGS. 3. Februar 2008. Archiviert vom Original am 22. September 2008  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/earthquake.usgs.gov. 
  2. a b c d Great Lakes hit by deadly quakes. BBC News. Abgerufen am 3. Februar 2008.
  3. United States Geological Survey 2008: Magnitude 5.1 RWANDA (Memento vom 14. Februar 2008 im Internet Archive). Abgerufen am 23. Februar 2008.
  4. United States Geological Survey 2008: Magnitude 5.4 LAC KIVU REGION, DEM. REP. OF THE CONGO (Memento vom 17. September 2004 im Internet Archive). Abgerufen am 23. Februar 2008.
  5. a b c d OCHA: „DR Congo: Earthquake OCHA Situation Report No. 5“, abgerufen am 8. Februar 2008.
  6. Death toll from Rwanda, Congo quakes hits 30. Reuters. Archiviert vom Original am 13. Februar 2008.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.reuters.com Abgerufen am 3. Februar 2008.
  7. 5.0-magnitude quake hits Rwanda, Congo, hundreds injured. Earthtimes. Abgerufen am 3. Februar 2008.
  8. a b OCHA: „DR Congo: Earthquake OCHA Situation Report No. 1“, abgerufen am 8. Februar 2008.
  9. United States Geological Survey: Tectonical summary (Memento des Originals vom 22. September 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/earthquake.usgs.gov, abgerufen am 5. Februar 2008 (englisch)
  10. NEIC earthquake catalogue. United States Geological Survey. Abgerufen am 3. April 2008.@1@2Vorlage:Toter Link/neic.usgs.gov (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

Weblinks