Koba (Volksheld)
Koba (Von türkisch: der „Unbeugsame“) ist die Legende von einem kaukasischen Briganten, der in Georgien als Volksheld verehrt wurde.[1] Koba ist die Hauptfigur des 1883 veröffentlichten Roman Der Vatermord von Aleksandre Qasbegi, einem historischen Roman über die Zeit der Besatzung Georgiens durch das russische Zarenreich. Koba war vor der Oktoberrevolution zeitweise der „nom de guerre“ von Josef Stalin.
Der Roman Der Vatermord
Der Roman Der Vatermord von Aleksandre Qasbegi erzählt die Liebe des Bauernjungen Iago zu der hübschen Nunu, Tochter eines nach seiner Teilnahme am Aufstand des Imam Schamil gegen Russland verarmten Söldners. Da er nach dem frühen Tod ihrer Mutter für den Unterhalt seines Kindes nicht aufkommen kann, kommt Nunu zu Verwandten. In ihrer Jugend entwickelt Nunu Zuneigung zu Iago. Die Pflegeeltern missbilligen dies, da sie ihn für einen armen Schlucker halten. Sie hegen Sympathie für Grigola, den von den Russen ernannten, tyrannischen Dorfvorsteher. Dieser ist zwar verheiratet, hat sich jedoch in Nunu verliebt. Ihrer Familie gegenüber gibt er vor, sie mit seinem Bruder vermählen zu wollen. Zuerst muss er Iago loswerden. Er beschuldigt ihn des Diebstahls von Gemeineigentum und lässt ihn in Fort Ananuri einsperren. Danach verschleppt er Nunu gewaltsam und vergewaltigt sie.
Koba, Iagos bester Freund, wird Zeuge der Entführung. Er schlägt sich zu Grigola durch, um Nunu zu retten, kommt aber zu spät. Koba schwört, die Schandtat Grigolas zu rächen. Mit einem weiteren Freund befreit Koba Iago aus dem Gefängnis. Sie entscheiden sich zur Flucht nach Tschetschenien, denn in ganz Georgien fahnden russische Polizei und Kosaken nach ihnen. Die Tschetschenen werden als freiheitsliebend dargestellt, da sie sich den Besatzern im Gegensatz zu den Georgiern, die durch Leute wie Grigola im Zaum gehalten werden, widersetzen.
Inzwischen ist Nunu von Grigola entflohen. Koba gelingt es, mit ihr Kontakt aufzunehmen und eine Zusammenkunft aller inklusive ihres Vaters im ossetischen Wladikawkas zu arrangieren. In der Nacht vor dem geplanten Wiedersehen von Iago und Nunu verrät der Wirt von Iagos und Kobas Unterkunft deren Versteck Grigola. Er erhofft sich hierfür eine hohe Belohnung. Kurz nach Mitternacht erscheint Grigola und bringt Iago, den gemeinsamen Freund sowie Nunus Vater um. Dessen Mord will er Nunu in die Schuhe schieben, um sie für diesen Vatermord nach Sibirien zu verbannen. Koba entkommt Grigolas Zorn und Nunu stirbt angesichts des Todes von Geliebtem und Vater an gebrochenem Herzen.
Die Geschichte endet damit, dass Koba Iago und Nunu doch noch rächt. Er erschießt Grigola, als dieser zusammen mit einem Inspektor in einer Kutsche durch einen tiefen Forst fährt. Koba ist der Held des vor dem Hintergrund geschichtlicher Fakten spielenden Romans. Er respektiert Freundschaft, verteidigt Wahrheit, ist ritterlich zu Frauen und verhilft dem Recht zum Sieg.
Stalin als Koba
Der sowjetische Diktator, Josef Stalin bewunderte den Charakter Kobas so, dass er sich als „nom de guerre“ Koba auswählte.[2] Das gesamte Werk beruht auf romantischer Tradition georgischer Ritterlichkeit und mystischen Gesetzen der kaukasischen Bergwelt. Koba hatte sich der revolutionären Bewegung in Georgien angeschlossen und wurde bekannt für seine gewaltsamen „Enteignungen“, d. h. für Bankraube, aus denen sich die bolschewistische Bewegung finanzierte. Später nannte er sich "der Mann aus Stahl" (Stalin). Der Schriftsteller Martin Amis wählte 2002 den Titel Koba the Dread (Koba der Schreckliche) für eine Abrechnung mit den Schrecken des Stalinismus und der Haltung der westeuropäischen Linken dazu.
Planet der Affen
In den drei Planet-der-Affen-Spielfilmen Prevolution, Revolution und Survival aus den Jahren 2011, 2014 und 2017 ist eine der Hauptfiguren und vorübergehender Anführer ein rachsüchtiger Schimpanse namens Koba, der verschiedene Persönlichkeitsmerkmale des literarischen Koba und von Josef Stalin zeigt.
Literatur
- Josef Iremschwili: Stalin oder die Tragödie Georgiens. Berlin 1931.
- Simon Sebag Montefiore: Der junge Stalin. Das frühe Leben des Diktators, Frankfurt 2007. ISBN 978-3-10-050608-5.
- Tom Reiss: Der Orientalist. Osburg, Berlin 2008. ISBN 9783940731050.
Einzelnachweise
- ↑ Isaac Deutscher: Stalin - eine politische Biographie, aus dem Englischen von Artur W. Just und Gustav Strohm. Argon, Berlin 1989, S. 74. ISBN 3-87024-706-1
- ↑ William Grimes: The Dictator as a Young Poet-Thug. In: New York Times vom 19. Oktober 2007. (Über das Buch Young Stalin von Simon Sebag-Montefiore.)