Königliches Museum für Zentral-Afrika
Das Königliche Museum für Zentral-Afrika vom Park aus gesehen | |
Daten | |
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Ort | Tervuren, Belgien |
Art | |
Architekt | Charles Girault |
Eröffnung | 1910 |
Leitung |
Guido Gryseels
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Website | |
ISIL | BE-TEN00 |
Das Königliche Museum für Zentral-Afrika (niederländisch Koninklijk Museum voor Midden-Afrika, französisch Musée royal de l’Afrique centrale), kurz Afrikamuseum, in der belgischen Gemeinde Tervuren bei Brüssel, früher das Museum von Belgisch-Kongo (
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), ist gleichzeitig Museum und Forschungseinrichtung.
Entstanden ist es im Zuge des belgischen Kolonialismus. Nach und nach wurde es modernisiert, so dass auch teilweise die belgischen Kolonialverbrechen im Kongo angesprochen werden. Dennoch bleibt die Ausgestaltung und der Umgang mit der Vergangenheit ein umstrittenes Thema.
Geschichte
1885 hatte König Leopold II. von Belgien auf der Kongokonferenz in Berlin die übrigen europäischen Mächte und die Vereinigten Staaten dazu bewegt, ihm die Aneignung des rohstoffreichen Gebiets des Kongo zu gewähren. Von Europäern war die Region bis dahin nur wenig erschlossen. Weil die Geschäfte im Freistaat Kongo zu Beginn schleppend liefen, musste Leopold vom belgischen Parlament ein Darlehen beantragen und die Belgier vom Nutzen seines Vorhabens überzeugen. Zu diesem Zweck baute er 1897 im Park von Tervuren mehrere kongolesische Dörfer auf. Dort stellte er – in der Art einer seinerzeit populären „Völkerschau“ – „echte Afrikaner“ aus und präsentierte sie als Attraktion im Rahmen der Weltausstellung. Die Schau besuchten rund 1,2 Millionen Menschen. Im Jahr darauf gründete Leopold das Museum.[1]
Die seit 1957 gezeigte Hauptausstellung des unmittelbar im Norden des Parks von Tervuren gelegenen Museums konzentrierte sich zum größten Teil auf Belgisch Kongo, die ehemalige Kolonie Belgiens. Es wurden aber auch das gesamte Kongobecken, Mittel-, Ost-, Zentral- und Westafrika berücksichtigt.
Zu den ersten Kuratoren des Museums gehörten Théodore Masui (1863–19??), Alphonse de Haulleville (1860–1938), Emile Coart (1859–1924) und Joseph Maes (1882–1953). Die ersten Museologen in Tervuren standen unter dem Einfluss des britischen und amerikanischen Evolutionismus und des deutschen Diffusionismus.[2]
Nach der Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Kongo im Jahr 1960 verlegte es den Schwerpunkt seiner Arbeit auf Ethnographie und Anthropologie.
Am 30. April 2010 feierte das Museum aufwändig seinen 100. Geburtstag. Es war vom 1. Dezember 2013 an geschlossen und wurde im Dezember 2018 mit neuer Konzeption wieder eröffnet.[3][4] Joachim Fritz-Vannahme schrieb in der Zeit, man müsse den Diskussionen Rechnung tragen, die von Autoren wie Adam Hochschild und Ludo de Witte ausgelöst worden sind. Dabei geht es um das persönliche Verhalten von Leopold II. sowie um die Ermordung des Politikers Patrice Lumumba, in die Belgien verstrickt war. Der bisherige Blick auf die belgische Kolonialgeschichte sei zu museal gewesen, daher müssten die reichen Museumsbestände neu präsentiert werden.[5]
Das Museum gab die Annales du Musée (Royale) du Congo Belge heraus.
Direktoren
- 1910–1927: Alphonse de Haulleville (1860–1938)
- 1927–1946: Henri Schouteden (1881–1972)
- 1947–1958: Frans M. Olbrechts (1899–1958)
- 1958–1977: Lucien Cahen (1912–1982)
- 1977–1978: Pierre Basilewsky (Interimsdirektor, 1913–1993)
- 1978–1980: Albert Maesen (Interimsdirektor, 1915–1992)
- 1980–1985: Dirk Thys van den Audenaerde (Interimsdirektor, * 1934)
- 1985–2002: Dirk Thys van den Audenaerde
- seit 2002: Guido Gryseels (* 1952)
Literatur
- Théodore Masui, Charles Liebrechts (Hrsg.): Guide de la section de l'État indépendant du Congo à l'exposition de Bruxelles-Tervueren en 1897. Impr. Veuve Monnom, Bruxelles 1897 (Digitalisat).
- Théodore Masui (Hrsg.): Les Collections ethnographiques du Musée du Congo. 2 Bände. Ann. Mus. du Congo, Tervuren 1899–1902.
- Henri Schouteden: Guide illustré du Musée du Congo Belge. 3. Auflage. Tervueren 1938.
- Philippe Persoons: L’exposition de Bruxelles – Tervueren en 1897 et l’opinion publique. Louvain, Univ., Diss., 1974 (erschienen 1975).
- B. Küster: Zwischen Ästhetik, Politik und Ethnographie: Die Präsentation des Belgischen Kongo auf der Weltausstellung Brüssel-Tervuren 1897. In: Cordula Grewe (Hrsg.): Die Schau des Fremden. Ausstellungskonzepte zwischen Kunst, Kommerz und Wissenschaft. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-515-08843-1, S. 95–118.
- Peter Lambertz: Der Elefant ist noch im Raum. Ein Besuch in der neuen Ausstellung des Königlichen Museums für Zentralafrika von Tervuren (Belgien). In: WerkstattGeschichte (2020), Heft 81, S. 173–181 (pdf).
Weblinks
- Offizielle Website des Museums
- Musikethnologische Sammlung (niederländisch, französisch, englisch)
- Royal Museum for Central Africa auf belspo.be (englisch)
- Mémoire des rites, Kanadas Nationalmuseum für Geschichte und Gesellschaft
- Albertine Rift biodiversity data
- Ein bisschen Aufarbeitung, taz, 10. Dezember 2018
Einzelnachweise
- ↑ Matthias Krupa: Belgisches Afrikamuseum: Abschied von Tervuren. In: Die Zeit. 15. Dezember 2013, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 13. September 2017]).
- ↑ Maarten Couttenier: Congo tentoongesteld: een geschiedenis van de Belgische antropologie en het museum van Tervuren 1882–1925. 2005, S. 10 (belgisch; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
- ↑ Die Renovierung des AfricaMuseums. Abgerufen am 14. Januar 2019.
- ↑ Boris Pofalla: Weiße Männer, weiße Flecken. In: welt.de. 5. Januar 2019, abgerufen am 14. Januar 2019.
- ↑ Joachim Fritz-Vannahme: Der Maske ein Gesicht geben. In: zeit.de. 13. Dezember 2001, abgerufen am 14. Januar 2019.