Multiwellenoszillator

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Der Multiwellenoszillator ist ein vom Erfinder Georges Lakhovsky während der Zwischenkriegszeit entwickeltes Gerät, das angeblich zur Erzeugung hochfrequenter elektromagnetischer Wellen dienen sollte. Lakhovsky behauptete, damit Krebs bekämpfen zu können. Dafür brachte er eine Spekulation zu elektromagnetischen Schwingungen in Zellen vor. Intrazelluläre Prozesse können jedoch nicht wie von Lakhovsky beschrieben beeinflusst werden.[1][2]

Aufbau und vorgebliches Funktionsprinzip

Multiwellenoszillator nach Georges Lakhovsky.

Der Multiwellenoszillator besteht gemäß Patentschrift im Wesentlichen aus zwei sogenannten Lakhovsky-Antennen aus ringförmigen Leitern und einem Tesla-Transformator als Erreger.[3] In einer Publikation von 1937, die 1941 in englischer Übersetzung erschien, beschrieb Lakhovsky einen Prototyp des Geräts mit sogenannten Antennen aus je zwölf kreisförmigen, an ihren Enden durch Kugeln abgeschlossenen, Leiterschleifen mit jeweils um 180° versetzten Lücken. Diese optische Erscheinung wird auch von späteren Replikationen des Geräts beibehalten. Die erzeugten elektromagnetischen Wellen sollten angeblich eine Schwingung der Zellen von Lebewesen anregen und hierdurch zur Heilung von Krebsleiden führen.[4] In Wirklichkeit aber können die ringförmigen Antennen keine höheren Frequenzen abstrahlen wenn diese nicht vom Erreger produziert werden. Daher wirkt ein Multiwellenoszillator im Prinzip nicht anders als ein Tesla-Transformator, ob mit oder ohne Antennen. Die hohen Frequenzen aus der Funkenstrecke werden nämlich durch die Teslaspulen herausgefiltert.

In der Patentschrift grenzte Lakhovsky den Multiwellenoszillator nicht explizit für medizintechnische Anwendungen ein, beschrieb das Gerät aber in seinen Publikationen hauptsächlich im Zusammenhang mit sowohl aus heutiger Sicht als auch in Anbetracht des zeitgenössischen Kentnissstandes absurd anmutenden "onkologischen Experimenten". So führte Lakovsky unter anderem Versuche an mit Agrobacterium tumefaciens infizierten Geranien durch, deren knollige Wucherungen er als Karzinome missverstand.[5]

Der Multiwellenoszillator wurde von der Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der Vereinigten Staaten FDA als Quacksalberei verboten.[6][7]

Gefahren

Betrüger haben Ende der 1960er Jahre in Kalifornien den Multiwellenoszillator als Gerät für die Krebstherapie benutzt.[8] Beim Verzicht auf eine wirksame Krebstherapie besteht für betroffene Patienten naturgemäß ein um ein Vielfaches erhöhtes Sterberisiko.[9]

Bei der Verwendung eines Multiwellenoszillators kann es wie bei jeder anderen Anwendung von Hochspannung zu einem Stromunfall kommen.

Einzelnachweise

  1. Harvey Lodish, Arnold Berk, S. Lawrence Zipursky, Paul Matsudaira, David Baltimore: Molecular Cell Biology. 4. Auflage. W. H. Freeman, 2000, ISBN 978-0-7167-3136-8 (nih.gov [abgerufen am 1. Mai 2020]).
  2. Monika Offenberger: Zellen unter Strom. In: Fraunhofer-Gesellschaft (Hrsg.): weiter.vorn. Nr. 1, 2011.
  3. Patent US1962565: Apparatus with circuits oscillating under multiple wave lengths. Angemeldet am 13. November 1931, veröffentlicht am 12. Juni 1934, Erfinder: Georges Lakhovsky.
  4. Georges Lakhovsky: Radiations and Waves: Sources of Our Life. E. L. Cabella, 1941.
  5. Georges Lakhovsky: L'Origine de la vie: la radiation et les ętres vivants. Éditions Nilsson, 1925.
  6. Christopher Bird: The persecution and trial of Gaston Naessens: the true story of the efforts to suppress an alternative treatment for cancer, AIDS, and other immunologically based diseases. H J Kramer 1991. S. 290.
  7. Richard Gerber: Vibrational Medicine: The #1 Handbook of Subtle-Energy Therapies. Bear & Company 2001, S. 515.
  8. California Nips Quackery. In: FDA Papers. February 1968. U.S. Food and Drug Administration, 1968, S. 30 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. April 2020]).
  9. Skyler B. Johnson, Henry S. Park, Cary P. Gross, James B. Yu: Use of Alternative Medicine for Cancer and Its Impact on Survival. In: JNCI: Journal of the National Cancer Institute. Band 110, Nr. 1, 1. Januar 2018, ISSN 0027-8874, S. 121–124, doi:10.1093/jnci/djx145 (oup.com [abgerufen am 19. April 2020]).