Landesvertretung Niedersachsen (Bonn)

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Die Landesvertretung Niedersachsen im Jahr 1991
Ehemaliges Gebäude der Landesvertretung; nun durch die Post AG genutzt (2008)
Ehemalige Landesvertretung Niedersachsen, Luftaufnahme (2014)
Skulptur als Symbol für Niedersachsen (2020)

Die Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund hatte von 1949/50 bis 2000 ihren Sitz im Bonner Parlaments- und Regierungsviertel. Das zuletzt genutzte Gebäude der Landesvertretung, errichtet 1989/90, lag im Ortsteil Gronau im Zentrum des Bundesviertels an der Kurt-Schumacher-Straße (Hausnummer 28) Ecke Fritz-Erler-Straße gegenüber dem Post Tower. 2020 wurde es größtenteils abgebrochen.

Die erste vom Land Niedersachsen in Bonn errichtete Landesvertretung befand sich in der Dahlmannstraße, nur wenige Hundert Meter nördlich der späteren Unterkunft. 1986 richtete das Land einen offenen und landesweiten Architektenwettbewerb für einen Neubau der Landesvertretung an der Kurt-Schumacher-Straße – auf einem zuvor in Bundesbesitz befindlichen Grundstück[1] – aus, als dessen Ergebnis das Architekturbüro Christa Sommerfeld-Lambart in Hannover als zweiter Preisträger mit der Durchführung beauftragt wurde.[2] Im April 1989 fand die Grundsteinlegung für den Neubau statt, nach eineinhalbjähriger Bauzeit wurde er durch den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder im November 1990 eingeweiht. Das Gebäude enthielt einen markanten, elf Meter hohen und 300 m² großen Kuppelsaal (Rotunde), der für Veranstaltungen genutzt wurde.

Im Zuge der Verlegung des Parlaments- und Regierungssitzes (1999/2000) zog die niedersächsische Landesvertretung mit zuletzt 45 Mitarbeitern[3] Ende 2000 nach Berlin um. Das Land vermietete die Immobilie ab November 2001 an die mit ihrer Konzernzentrale unmittelbar benachbarte Deutsche Post AG. Der Bonner Unternehmer Marc Asbeck erwarb sie Anfang 2006 für 5,1 Millionen Euro vom Land Niedersachsen.[4][5] Bis April 2008 wurde die ehemalige Landesvertretung mit Ausnahme der Rotunde und des Eingangsbauteils durch eine zweigeschossige Aufstockung von einem viergeschossigen Bürogebäude überbaut, das mit ihr zum sogenannten Post Campus I gehört. Dort wurden rund 850 Mitarbeiter der Deutschen Post untergebracht.[6] 2013 wurden Pläne des Eigentümers für eine mindestens sechsgeschossige Aufstockung des Gebäudes bekannt, über deren baurechtliche Zulässigkeit jedoch keine abschließende Entscheidung erwirkt wurde.[7][8][9][10] Stattdessen wurde das Gebäude bis auf den bereits überbauten Teil ab Frühjahr 2020 abgebrochen; an seiner Stelle soll ein Hochhaus („GreenGate“) für die Deutsche Post AG entstehen.[11]

Vor dem Gebäude stand eine im Mai 1991 eingeweihte zweiteilige Skulptur von Stefan Schwerdtfeger und Diether Heisig, die mittels einer unterbrochenen Sinuskurve (Bronze) auf einem Sockel (Jura-Travertin) die Landschaftsformen Niedersachsens darstellen sollte, das als einziges Land der Bundesrepublik über Tiefland, Gebirge und Meer verfügt.[12]

Siehe auch

Literatur

  • Angelika Schyma: Die Häuser der Landesvertretungen in Bonn. In: Kerstin Wittmann-Englert, René Hartmann (Hrsg.): Bauten der Länder: Die Landesvertretungen in Bonn, Berlin und Brüssel, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2013, ISBN 978-3-89870-796-1, S. 17–55 (hier: S. 37–39).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl-Heinz van Kaldenkerken, Oberstadtdirektor Bonn (Hrsg.); Friedrich Busmann: Ausbau der Bundeshauptstadt. 10 Jahre Hauptstadtvereinbarung 1975–1985. Bonn 1986, S. 47.
  2. Die Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn (Hrsg.); Friedrich Busmann: Vom Parlaments- und Regierungsviertel zum Bundesviertel. Eine Bonner Entwicklungsmaßnahme 1974–2004. Bonn, Juni 2004, S. 45.
  3. Verkaufen, vermieten, verwerten: Abschied der Länder, General-Anzeiger, 9. Februar 1998, Stadtausgabe Bonn, S. 3
  4. Veräußerung des landeseigenen Grundstücks Kurt-Schumacher-Str. 28 in Bonn (Flurstück 1025, Flur 1, Gemarkung Kessenich) Niedersächsischer Landtag, 15. Wahlperiode, Drucksache 15/2519, 9. Januar 2006
  5. Pressemitteilung, Niedersächsische Staatskanzlei, 26. Januar 2006
  6. Mehr als 2 000 Post-Mitarbeiter ziehen an den Tower, General-Anzeiger, 24. August 2007
  7. Ehemalige Landesvertretung soll aufgestockt werden, General-Anzeiger, 9. April 2013
  8. Behörde stoppt Asbecks Hochhausvorhaben, General-Anzeiger, 25. September 2013
  9. Denkmalschutz schon geprüft – Investor hat eine Abrissgenehmigung, General-Anzeiger, 8. November 2013
  10. Weiter Streit um Asbeck-Baupläne, General-Anzeiger, 22. Juni 2015
  11. Die Deutsche Post investiert im Bonner Bundesviertel, General-Anzeiger, 14. April 2018
  12. Gabriele Zabel-Zottmann: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn – Aufgestellt von 1970 bis 1991. Dissertation, Bonn 2012, Teil 2, S. 42. (online PDF; 5,8 MB)

Koordinaten: 50° 42′ 55″ N, 7° 7′ 43,1″ O