Leander Sukov

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Leander Sukov (* 26. Dezember 1957 als Martin Timm[1] in Hamburg-Barmbek) ist ein deutscher Schriftsteller und Autor.

Wirken

Leander Sukov nach einer Lesung in Karlsruhe
Leander Sukov nach einer Lesung in Karlsruhe

Leander Sukov ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.[2] Am 10. Mai 2019 wurde er zu dessen Vizepräsidenten und Writers-in-Exile-Beauftragten gewählt. Er kandidiert nach Ablauf der Amtszeit 2021 nicht erneut, im Mai 2022 wurde er in das Interimspräsidium des PEN-Zentrums gewählt.

In vielen seiner Werke spiegelt sich seine politische Haltung wider.[3]

Leander Sukov wurde im Februar 2019 auf dem Schriftsteller_innen-Kongress in Schweinfurt zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Verbandes deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller gewählt.[4]

2019 wurde er zum Generalsekretär der Louise-Aston-Gesellschaft berufen.

Leander Sukov war von 1973 bis 1994 Mitglied der SPD, anschließend war er u. a. Mitglied von DIE LINKE, er verließ die LINKE im März 2022[5] und kehrte in die SPD zurück.

Sukov hatte ab Juni 2016 die „literarische Leitung“ des Kulturmaschinen-Verlags übernommen.[6] Inzwischen wurde der Verlagsname dem neugegründeten Verein der Kulturmaschinenautoren übertragen und Sukov ist gleichberechtigtes Vereinsmitglied geworden.

Sukov bezeichnet sich als queeren Schriftsteller. In seinem Block führt er aus, pansexuell zu sein und mit fünfzehn oder sechzehn Jahren eine Geschlechtsumwandlung angestrebt zu haben, von der ihn Freundinnen und Freunde jedoch abhielten. Er wählt für sich den Ausdruck „agender“ und lehnt eine Genderzurordnung für sich ab. Jedoch akzeptiert er, männlich gelesen zu werden.[7]

Neben Romanen und Gedichten schreibt Leander Sukov Artikel unter anderem für die Tageszeitungen taz und junge Welt[8][9] und für die Wochenzeitung Unsere Zeit[10][11]. Einige Gedichte von Leander Sukov aus dem Gedichtband Perlensau wurden von Sascha Mersch vertont und sind auf der gleichnamigen CD erschienen.[12][13]

Rezeption

Im Klappentext von „Auf einer Bank ...“ schreibt Dr. Maurice Schuhmann, Lehrbeauftragter Universität Grenoble, über den Autor:

"Sukov schreibt sowohl Prosa als auch Lyrik. Seine Lyrik bewegt sich im Spannungsverhältnis von Neo-Realismus und Neo-Romantik. Seine Werke sind häufig idealistisch und stützen sich auf ein humanistisches Weltbild. Mystische Bilder in den Geschichten und Gedichten ergeben sich bei Sukov aus dem Bindeverhältnis des Gegenwärtigen zur Vergangenheit, also aus dem ständigen Fluß des umfassenden Geschehens. Sukov sieht im Jetzt das jeweils kurzlebige Ergebnis eines kybernetischen Prozesses aus der Vergangenheit, der so vielschichtig ist, dass der Prozess selbst keine vollständige Erklärung seines Seinszustandes mehr zulässt, sondern nur noch durch abstrakte Erzählungen teilverknüpft werden kann. Dabei werden Tendenzen aufgezeigt. Diese Entwicklungszüge befinden sich in einem ständigen Prozess.

Das Leid des Menschen als konkretes Wesen, losgelöst von der abstrakten Rationalität der Welt und eingeschlossen in ein eigenes Sein ist der durchgängige rote Faden des Werkes. Dabei glaubt Sukov nicht an Vorbestimmtheit und Schicksal, sondern an die Gestaltungskraft des Individuums, die jedoch selten nur stark genug ist, den kybernetischen Prozess der Zeitabläufe zu verändern."

In den Leipziger Kritiken heißt es zur Arbeit von Leander Sukov

„Neben den auf Sexualität … fokussierten Texten, … finden sich … politische Texte … Ebensowenig wie seine Gedichte über Erotik in die Pornographie abdriften, taucht in seinen politischen Gedichten der erhobene Zeigefinger auf… Eine weitere bislang kaum bekannte Facette seines dichterischen Werkes sind die Einflüsse aus der Beatgeneration, …“

Maurice Schuhmann: Leipziger Kritiken 10/2008[14]

Im Freitag heißt es zum 2012 erschienenen Roman Warten auf Ahab:

„Leander Sukovs Monolog ... ist wuchtig, defätistisch und sehr erotisch – damit scheint der Roman aus der Zeit gefallen zu sein ... Die schöne, subjektivistische Sprache ... in der Tradition Peter Handkes ... erinnert in ihrem bedenkenlosen Materialismus ... ans detailliert Monologische von António Lobo Antunes oder Nanni Balestrini ("I Furiosi"): ein temperiertes Meer der Silben, in dem der Wind des Temperaments die Wörter vor sich her treibt.“

Marcel Malachowski: Der Freitag, Nr. 17, 26. April 2012, Seite 16[15]

Das Signaturen-Magazin schreibt zu „Obszön – Ein Gedicht“:

„Sukovs Gedicht schreitet unerbittlich im Gleichtakt voran, es hat nichts Befreiendes, Auseinanderstrebendes, sondern eher etwas Beengendes, Zugspitzendes. Auch Kate Tempest kommt einem in den Sinn, mit der bezwingenden Wucht ihrer Langgedichte/Lieder „Brandnew Ancients“ oder „Europe Is Lost“.“

           „und wir erschlagen uns
           für den profit oder einen gott
           und ich sage du zu uns
           und ich meine mich
           mich als kind in bangkok
           und als greis in dacca
           mich als vergewaltiger
           und mich als mein opfer
           mich als mörder
           und ich sehe mich brennen
           als jesidische frau
           in einem käfig
           und ich sehe mich fallen
           als schwuler mann
           von einem dach im irgendwo“

„Was Sukovs Poem mit denen von Tempest in der Tat gemein hat, ist der zusammenführende, bündelnde, ballende Faktor. Sukov geht dabei allerdings noch weiter als Tempest, denn bei ihm werden nicht nur verschiedene ausgewählte Einzelindividuen, sondern gleich die Schicksale aller Menschen auf der Welt miteinander verschmolzen; wobei der Fokus auf den Opfern der gesellschaftlichen Systeme und der Kriege, Katastrophen und Verbrechen unserer Zeit liegt. Das Gedicht als riesiger Spiegel also, der den Leser*innen das Ausmaß der drastischen Leiden vorführt, die uns derzeit zugefügt werden, wenn wir uns als eine Menschheit sehen könnten, begreifen würden. Man stelle sich vor, unser aller Haut wäre miteinander verbunden, unser aller Fleisch wäre ein Resonanzkörper der Schmerzen, die Menschen im Einzelnen erleiden …“

Timo Brandt im Signaturen Magazin [16]

Werke

  • Dezemberkind, Autobiografischer Roman, Vier-Vögel-Verlag, 2004, ISBN 978-3-938366-00-4[17]
  • Homo Clausus, Kulturmaschinen, 2009, ISBN 978-3-940274-07-6[18]
  • Ist besser, verdorben auch zu sein ..., 21 Shakespeare-Sonette (Nachdichtung), Kulturmaschinen, 2009, ISBN 978-3-940274-05-2[19][20] (erste Auflage 2008, ISBN 978-3-940274-00-7)
  • Perlensau. Kulturmaschinen, 2009, ISBN 978-3-940274-06-9[21] (erste Auflage 2008, ISBN 978-3-940274-01-4)
  • Warten auf Ahab : oder Stadt Liebe Tod, Kulturmaschinen, 2012, ISBN 978-3-940274-55-7
  • Die Alternative wäre Dorsch gewesen, Kurzgeschichten, Kulturmaschinen, 2015, ISBN 978-3-943977-61-5
  • Schöne kleine Stadt, Kulturmaschinen, Novelle über Ochsenfurt 2015, ISBN 978-3-943977-63-9[22]
  • Auf einer Bank bei den nahen Pferdekoppeln sitzt ein Junge aus Nigeria und träumt vom Glücklichsein, Gedichte, Ochsenfurter Edition, 2016, ISBN 978-3-946497-00-4
  • Obszön, Lang-Gedicht, Kulturmaschinen, 2020, ISBN 978-3-96763-089-3
  • wenn die erwacht, singt ein leichter kalter wind lieder von polly scattergood, Gedichte, Kulturmaschinen, 2021, ISBN 978-3-96763-155-5
Weitere Schriften
  • Statt eines Nachworts. 1981 In: Motive, die unter die Haut gehen. Carussell Verlag (1. Auflage) (ISBN 978-3-922594-29-1 der 4. Auflage)
  • Eine Angstvolle Antwort, 2003 In: Netzgeschichten 5. yedermann Verlag, ISBN 3-935269-23-4
  • Warm ums Herz. 2007 In: Die Brücke – Antirassistische Zeitschrift. Heft 146
  • Gedichte, 2008 In: Die Brücke – Antirassistische Zeitschrift. Heft 148
  • Gedichte, 2009 In: Die Brücke – Antirassistische Zeitschrift. Heft 151
  • Ode an den Germknödel. 2010 In: Poesiealbum neu. Heft 1/2010 Essen und Trinken – Gedichte. ISBN 978-3-937264-67-7, S. 8.

Netzaktivität

Sukov schreibt einen eigenen Blog unter www.leandersukov.de

Er betreibt die Seite literaturglobe.de, u. a. mit dem ehemaligen ARD-Hörfunk-Korrespondenten Norbert Ahrens, dem ehemaligen ZEIT-Redakteur Martin Ahrends und dem Schriftsteller Peter H. Gogolin. Seit 2018 befindet sich die Seite unter /kultur-und-politik.de

Preise und Stipendien

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Was soll das eigentlich mit diesem Sukov, Sukov?, Website von Leander Sukov, gesichtet am 21. Oktober 2010.
  2. http://www.pen-deutschland.de/de/pen-zentrum-deutschland/mitglieder/#people-S
  3. Der Bettler, auf "Sprachgarbe", gesichtet am 11. Januar 2011.
  4. Mitglieder des VS-Vorstandes. Abgerufen am 14. April 2020.
  5. Austritt aus der Linken, Website von Leander Sukov, gesichtet am 20. Juli 2022.
  6. Leander Sukov übernimmt Programmleitung bei Kulturmaschinen-Verlag, buchmarkt.de, 31. Mai 2017, abgerufen am 31. Mai 2017
  7. Trockenes Land Sex Gender Literaturbetrieb, leandersukov.de, 29. Juli 2022, abgerufen am 11. August 2022
  8. Kontrahenten - Ein Buch über zwei höchst ungleiche Agenten im Kalten Krieg, in: junge Welt, Printausgabe vom 8. März 2010, S. 15.
  9. Treibende Kraft. Gedenken an den Schriftsteller Wolf-Dieter Krämer, in: junge Welt, 23. März 2019.
  10. Das kommt mir chinesisch vor - Ein paar Gedanken zur Frankfurter Buchmesse von Leander Sukov In: UZ vom 30. Oktober 2009
  11. Das Positionspapier tut gar nicht weh, allerdings hilft es auch nicht weiter. von Leander Sukov (Memento vom 18. Juli 2013 im Internet Archive), in: UZ vom 28. Oktober 2009
  12. Sascha Mersch - Perlensau - Vertonte Gedichte von Leander Sukov. In: Contraste. Heft 303, S. 2.
  13. Warschauer (Memento vom 18. September 2012 im Webarchiv archive.today), Maurice Schumann über Perlensau von Sascha Mersch und Leander Sukov.
  14. Perlensäue & Shakespeare-Sonette (Memento des Originals vom 4. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.leipziger-kritiken.de Maurice Schuhmann in Leipziger Kritiken Mai-Juni 2008
  15. [1] Marcel Lalachowski im Freitag vom 26. April 2012, Seite 16
  16. [2] Timo Brandt im Signaturen Magazin
  17. Rezension zu Dezemberkind auf linkesbuch.de@1@2Vorlage:Toter Link/www.linkesbuch.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  18. Rezension zu Homo Clausus In: Europa Literaturkreis Kapfenberg. vom 10. Januar 2010
  19. Das Buch enthält einen Essay – in Übersetzung – von Rictor Norton
  20. Schlampe Shakespeare von Claudia Wangerin In: Junge Welt. 5. April 2008, S. 12
  21. Enthalten ist Rede am 8. Januar 2005 in Berlin von Esther Bejarano
  22. Rezension zu Schöne kleine Stadt In Neues Deutschland, 12. Nov. 2015 (Paywall)
  23. [3]/Bericht in der Eckernförder Zeitung
  24. Stipendium im Schleswig-Holsteinischen Künstlerhaus Eckernförde (Memento vom 23. September 2013 im Internet Archive)/Website Schleswig-Holstein Kultur