Léon Boëllmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Leon Boellmann)
Léon Boëllmann

Léon Boëllmann (* 25. September 1862 in Ensisheim (Département Haut-Rhin); † 11. Oktober 1897 in Paris) war ein französischer Organist und Komponist.

Leben

Léon Boëllmann zeigte bereits im Kindesalter eine außergewöhnliche musikalische Begabung und wurde 1875 in die École Niedermeyer in Paris aufgenommen. Seine Lehrer dort waren unter anderem Eugène Gigout und Gustave Lefèvre. Er erhielt in allen Fächern hervorragende Benotungen und schließlich ein Diplom als Organist und Kantor, was ihm seine erste Anstellung als Organist der Chororgel in St. Vincent de Paul in Paris (1881) eintrug.

Sechs Jahre später wurde er zum Kantor und Titularorganist der Hauptorgel von St. Vincent de Paul bestellt. Dieses Instrument war eine preisgekrönte Orgel des Pariser Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll von 1855. Nach dem Tod der Eltern wurde sein Onkel und Lehrer Eugène Gigout sein Adoptivvater, dem er in den folgenden Jahren in seiner neu gegründeten Schule für Orgel, Improvisation und gregorianischen Choral hilfreich zur Seite stand. Boëllmann schrieb unter einem Pseudonym für die Zeitschrift Art Musical. Als Pianist und Organist war er nicht nur in Frankreich, sondern auch im restlichen Europa zu hören.

1885 heiratete er Louise Lefèvre, die Nichte von Eugène Gigout. Das Paar bekam drei Kinder. Leon Boëllmann wurde nur 35 Jahre alt. Er starb 1897 in Paris nach einer Lungenerkrankung, wahrscheinlich führte die Tuberkulose zu seinem frühen und äußerst tragischen Tod. Seine Frau kam nicht darüber hinweg, sie starb ein Jahr später. Gigout nahm sich der drei Waisenkinder an und zog sie auf.[1]

Werk

Boëllmann schuf in seinem kurzen Leben 160 Kompositionen. Sie umfassen Werke für Orgel, Harmonium und Klavier, sowie symphonische Musik, Kammermusik, Lieder, Chorwerke und eine Oper. Die Orgelwerke sind im spätromantischen Stil von César Franck und Camille Saint-Saëns komponiert. Von 1882 bis 1884 wurden seine Kompositionen mit mehreren Preisen ausgezeichnet.[2]

Sein bekanntestes Werk ist die Suite Gothique op. 25. Boëllmann legte das Werk bewusst als Hymne und Retrospektive an. Die Suite Gothique entstand zwei Jahre vor seinem Tod zur Einweihung der neuen Orgel in der Kathedrale Notre-Dame (Dijon). Die darin enthaltene Toccata gehört zum Repertoire jedes Orgelvirtuosen. Sie ist eine der populärsten und meistgespielten Toccaten überhaupt. Durch entsprechende Registrierung und Phrasierung des Organisten sind sehr wirkungsvolle und verschiedenartige Interpretationen möglich. Die Toccata beginnt zunächst etwas zurückhaltend mit zwei rhythmischen Motiven, eines davon im Bass. Unter Benutzung der vollen Klangmöglichkeiten der romantischen Orgel erobert der Klang im Verlauf immer mehr den Raum, die Toccata endet in einem furiosen Finale.

Die Heures Mystiques op. 29-30 entstanden aus Boëllmanns Skizzenbüchlein, die ihn auf Reisen in seine Heimat, nach Italien, Schweiz, Niederlande und Belgien begleitet haben. Im Jahre 1896 brachte Boëllmann die Heures Mystiques heraus, wobei die Stücke in erster Linie für das Harmonium gedacht sind, aber auch an der Orgel ihren Platz haben. Die Kompositionen zeichnen sich durch ihre elegante Stimmführung und Poesie aus. Sie enthalten Titel wie Entrée, Offertoire, Elevation, Communion, Sortie oder Verset.

Orgelwerke

  • Douze Pièces op. 16
  • Suite Gothique Op. 25 (mit der bekannten Toccata)
  • Deuxième Suite Op. 27
  • Heures Mystiques Op. 29, 30
  • 26 Versetten
  • 5 Versetten über das Magnificat im 5. Ton
  • Fantasie dialogée für Orgel und Orchester Op. 35

Weblinks

Commons: Léon Boëllmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Biografischer Eintrag Leon Boëllmann auf classiccat.net, abgerufen am 19. Oktober 2016
  2. Denis Havard de la Montagne, Léon Boëllmann, abgerufen am 19. Oktober 2016 auf http://www.musimem.com/boellmann.htm