Ludwig IX. (Bayern)

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Ludwig IX. der Reiche (* 23. Februar 1417 in Burghausen; † 18. Januar 1479 in Landshut) war Herzog von Bayern-Landshut in den Jahren 1450 bis 1479. Er war der zweite der drei „reichen Herzöge“, die Bayern-Landshut im 15. Jahrhundert regierten. 1463 schloss er nach siegreichem Feldzug den Prager Frieden. 1472 gründete er die Universität Ingolstadt, die spätere Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Leben

Herzog Ludwig der Reiche
Amalia von Sachsen und Ludwig IX. (Bayern) in einem Fenster des Landshuter Rathauses

Ludwig wurde als Sohn Heinrichs des Reichen und seiner Frau Margarete von Österreich auf der Burg zu Burghausen geboren, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte.

Nach dem Tod seines Vaters am 30. Juli 1450 Herzog geworden, nahm der 33-Jährige am 8. September in Landshut die Huldigung der Landstände entgegen. Am 5. Oktober ließ er alle Juden, die sein Vater geschützt hatte, in seinem Reich gefangen nehmen. Die Schuldbriefe der herzoglichen Räte und Diener wurden an die Aussteller zurückgegeben, und die übrigen Schuldner brauchten nur das Kapital unter Abzug der bereits bezahlten Zinsen zahlen. Nach einer Woche mussten alle Juden unter Mitnahme ihrer Habe das Land verlassen. Lediglich durch die Taufe konnten einige diesem Befehl entgehen. Damit befand sich Ludwig auf einer Linie mit dem Herzog in München, der ebenfalls die Juden vertrieben hatte.

Am 16. Dezember 1450 schloss Ludwig mit Albrecht III. von Bayern-München den Vertrag von Erding. Dieses Abkommen bestätigte ihm den bei weitem größten Teil des erledigten Herzogtums Bayern-Ingolstadt, das sein Vater bereits an sich gerissen hatte, wodurch Ludwig erheblich mächtiger wurde als sein Münchner Verwandter. Nur Lichtenberg, Baierbrunn und das Gericht Schwaben verblieben als Ingolstädter Pfandgabe bei Bayern-München. Auch Deggendorf fiel als Landshuter Pfand an Albrecht zurück.

Ludwigs berühmter Reichtum beruhte wie schon bei seinem Vater hauptsächlich auf dem Besitz der Bergwerke in den Herrschaften in Reichenhall und um Kitzbühel. Bei seiner prunkvollen Hochzeitsfeier 1452 bewirtete er eine Woche lang 22.000 Gäste und 9.000 Pferde auf seine Kosten.

Als im Sommer 1456 in der Reichsstadt Dinkelsbühl ein Dieb gehängt wurde, der erst auf herzoglichem Gebiet gefasst worden war, schickte er 1.500 Reiter in die Stadt. Ludwig erzwang ein ehrenvolles Begräbnis des Gehenkten und die Zahlung eines Sühnegeldes von 1.000 Gulden. Nun erhob er Anspruch auf die Reichsstadt Donauwörth, die seiner Ansicht nach widerrechtlich Ludwig dem Bärtigen enteignet worden war. Am 8. Oktober 1458 erschien ein starkes herzogliches Heer vor Donauwörth, das die Stadt nach elf Tagen Belagerung zur Kapitulation zwang.

Kaiser Friedrich III. sprach wegen der Annexion Donauwörths 1459 die Reichsacht über Ludwig aus und übertrug die Vollstreckung dem Markgrafen Albrecht Achilles von Ansbach. Ludwig erkannte den Eichstätter Bischof Johann III. von Eych als Vermittler an. Als der Bischof jedoch zu seinen Ungunsten entschied, erklärte er ihm und dem Markgrafen Ende März 1460 den Krieg. Ludwig eroberte Eichstätt und die Stadt Roth, wo am 24. Juni 1460 mit der „Rother Richtung“ ein Vergleich beschlossen wurde.

Am 13. Juli 1461 erklärte Kaiser Friedrich III. dem Bayernherzog den Krieg und bestellte Albrecht zum Reichshauptmann. Der Konflikt zwischen den beiden wurde als Bayerischer Krieg zu einem Nebenschauplatz der Mainzer Stiftsfehde. Am 19. Juli 1462 besiegte Ludwig seinen Gegner in der Schlacht bei Giengen (Giengen an der Brenz), als dieser seinen Machtbereich in Franken ausdehnen wollte. Am 23. August 1462 schloss man in Nürnberg einen Waffenstillstand. Der Friede zu Prag, der Donauwörth als Reichsstadt bestätigte, beendete 1463 die Auseinandersetzung.

Im Jahr 1466 erhielt Ludwig von Papst Paul II. die Erlaubnis zur Reformation aller Klöster seines Herzogtums. Insbesondere die Franziskanerklöster waren durch den Empfang von zahlreichen Schenkungen aufgefallen, was eigentlich entgegen ihrer Ordensregeln und Armutsgelübde stand. Es wurde die strenge Observanz eingeführt, um zum ursprünglichen Ideal zurückzufinden. Beispielsweise wurde der Konvent des Klosters St. Peter und Paul in Landshut, der daraufhin aufgrund seiner minoritischen Neigung das Kloster noch im Jahr 1466 verließ, gegen Observanten ausgetauscht.[1]

1472 gründete Ludwig die Universität Ingolstadt, die spätere Ludwig-Maximilians-Universität München. 1474 erließ er eine neue Landesordnung. Die Hochzeit seines Sohnes Georg mit der polnischen Prinzessin Jadwiga im Jahr 1475 ging als die Landshuter Hochzeit in die Geschichte ein. Seine Grabstätte liegt im Zisterzienserinnen-Kloster Seligenthal Landshut.

Ehe und Nachkommen

Herzog Ludwig heiratete am 21. Februar 1452 in Landshut Prinzessin Amalia von Sachsen (1435–1502), Tochter des sächsischen Kurfürsten Friedrich II. und seiner Gattin Herzogin Margarethe von Österreich. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor:

Stammbaum

Stephan II. von Bayern
 
Elisabeth von Sizilien
 
Bernabò Visconti
 
Beatrice Regina della Scala
 
Albrecht III. von Österreich
 
Beatrix von Nürnberg-Hohenzollern
 
Albrecht I. von Straubing-Holland
 
Margarete von Liegnitz-Brieg
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich der Weise
 
 
 
 
 
Maddalena Visconti
 
 
 
 
 
Albrecht IV. von Österreich
 
 
 
 
 
Johanna Sophie von Bayern
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Heinrich der Reiche
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Margarete von Österreich
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig IX. von Bayern-Landshut
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Film

  • Der Turm voller Gulden. Die reichen Herzöge von Baiern-Landshut. Ein Film von Bernhard Graf, BR 2003

Literatur

  • Helga Czerny: Der Tod der bayerischen Herzöge im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit 1347–1579. Vorbereitungen – Sterben – Trauerfeierlichkeiten – Grablegen – Memoria (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 146). C. H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-10742-7, S. 154–167 (zugleich Dissertation, Universität München 2004).
  • Beatrix Ettelt: Das Herzogtum Bayern-Landshut 1392–1479. In: Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut. 1392–1506. Glanz und Elend einer Teilung. Stadtarchiv Ingolstadt, Ingolstadt 1992, ISBN 3-932113-06-3, S. 81–95, insbesondere 84–93.
  • Beatrix Ettelt-Schönewald: Kanzlei, Rat und Regierung Herzog Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut (1450–1479) (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Band 97). C. H. Beck, München (2 Teilbände, 1996–1999).
  • Gerald Huber: Die Reichen Herzöge. Bayerns goldenes Jahrhundert. Pustet, Regensburg 2013.
  • Irmgard Lackner: Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450–1479). Reichsfürstliche Politik gegenüber Kaiser und Reichsständen. edition vulpes, Regensburg 2011 (uni-regensburg.defachwissenschaftliche Rezension bei H-Soz-Kult).
  • Johannes Laschinger: Ludwig IX. der Reiche. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 365 f. (Digitalisat).
  • Sigmund von RiezlerLudwig IX., der Reiche. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 509–513.
  • Beatrix Schönewald: Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt. Band 106, 1997, S. 9–20 (digitale-sammlungen.de).

Einzelnachweise

  1. Christian Lankes: Klöster in Bayern: Landshut, St. Peter und Paul. In: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft (Hrsg.): Haus der Bayerischen Geschichte Augsburg. (hdbg.eu [PDF]).
VorgängerAmtNachfolger
Heinrich XVI.Herzog von Bayern-Landshut
1450–1479
Georg