Martin Renner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Martin Erwin Renner (* 5. Mai 1954[1] in Reutlingen) ist ein deutscher Politiker (Alternative für Deutschland). Er war von 2015 bis 2017 Sprecher des AfD-Landesverbands Nordrhein-Westfalen und war dessen Spitzenkandidat für die Bundestagswahl 2017. Seit der Bundestagswahl 2017 ist Renner Mitglied des Deutschen Bundestags.

Leben

Renner ist in Reutlingen aufgewachsen und besuchte das Johannes-Kepler-Gymnasium bis zur Fachhochschulreife. Anschließend studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Reutlingen.[1] Später wurde er Marketingdirektor eines Frankfurter Pharmazie- und Kosmetikunternehmens und übersiedelte nach Haan. In Haan betrieb er eine Marketing- und Kommunikationsagentur, die für internationale Pharma- und Kosmetikkonzerne Kommunikationsstrategien entwickelte. Er war Mitglied im Kirchenvorstand der katholischen Kirchengemeinde St. Chrysanthus und Daria in Haan.[2]

Renner ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Er lebt in Haan.[2]

Politik

Renner war von 1998 bis 2005 Mitglied der CDU. Aufgrund der von Bundeskanzlerin Merkel als alternativlos dargestellten Rettungsschirm-Politik der EU für Griechenland trat er 2012 der Wahlalternative 2013 von Bernd Lucke bei, deren NRW-Landesbeauftragter er im November 2012 wurde und deren Sprecherrat er angehörte. Anfang 2013 war er einer der 15 Gründungsinitiatoren sowie Mitglied im Gründungsvorstand der Partei Alternative für Deutschland, wobei er im Auftrag der Initiatoren auch den Parteinamen entwickelte und das Logo entwarf.[3] Renner organisierte den Gründungsparteitag des nordrhein-westfälischen Landesverbands der AfD und wurde dort zum stellvertretenden Landessprecher gewählt.

Er kandidierte bei der Bundestagswahl 2013 erfolglos für das Direktmandat im Bundestagswahlkreis Essen III.[2] Von 2015 bis zum Oktober 2017 war er Co-Sprecher des AfD-Landesverbands Nordrhein-Westfalen; nach dem Parteiaustritt Marcus Pretzells im Oktober 2017 bis zur Vorstandswahl im Dezember 2017, bei der er nicht mehr antrat, amtierte er allein.[1] Er wurde Ende Februar 2017 von der Landeswahlversammlung in Essen in einer Stichwahl mit 179 zu 167 Stimmen zum Spitzenkandidaten der AfD in Nordrhein-Westfalen für die Bundestagswahl 2017 gewählt.[4] Er wurde allgemein als Gegenkandidat zu Marcus Pretzell gesehen.[5] Über die Landesliste zog er als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein.[6] Im 19. Deutschen Bundestag war Renner ordentliches Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien, sowie im Kuratorium der Bundeszentrale für politische Bildung. Zudem gehörte er als stellvertretendes Mitglied dem Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union an.[7]

Im Dezember 2017 hob der Bundestag die Immunität Renners im Rahmen eines laufenden Strafverfahrens auf. Hintergrund dafür ist laut WDR die Teilnahme an einer nicht genehmigten Demonstration aus dem Jahr 2015.[8] Renner hatte die Aufhebung der Immunität zuvor beantragt, um nach einer erstinstanzlichen Verurteilung Berufung einzulegen.[9]

Seit 2019 ist Martin Renner Mitglied der Deutsch-Französischen Parlamentarischen Versammlung.

Bei der Bundestagswahl 2021 zog Renner über Listenplatz 4 der nordrhein-westfälischen Landesliste erneut in den Bundestag ein.[10]

Positionen

Renner schreibt regelmäßig Meinungsartikel auf dem rechtsextremen BlogPolitically Incorrect“; er distanziert sich vom Tonfall von Björn Höcke[11] und wird dennoch dem Rechtsaußen-Flügel der AfD zugeordnet.[12][13][14] Renner sagte in Bezug auf die Geschichtskultur, die „Schuldkult-Hypermoralisierung“ müsse beendet werden. Für die AfD forderte er, sie müsse „systemgenetisch eine rechte Partei sein“.[15][5][16][17] Renner hatte sich nach einer von einer breiten Öffentlichkeit als antisemitisch und rechtsextrem eingeordneten Rede von Björn Höcke hinter dessen Aussagen gestellt. Renner sagte im Februar 2017, dass er selbst schon seit Jahren den Schuldkult beklage, nur die Form des Vortrages von Höcke sei ein Fehler gewesen.[17][5]

In einer Rede zum Bundeshaushalt behauptete Renner, die eigene Kultur werde missachtet, das „Fremde“ verherrlicht und über dem Kulturetat liege „Krematoriumsasche“, Deutschland werde abgeschafft. Die Kolumnistin Katja Thorwarth stellte daraufhin in der Frankfurter Rundschau die Frage, wie „die ‚Krematoriumsasche‘ zu verstehen sei, die scheinbar für eine Kultur sorge, die Deutschland abzuschaffen gedenke“. „Viel Interpretationsspielraum“ gebe es hier nicht.[18]

Nach der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2020 twitterte Renner, wer Joe Biden „grundlos bereits jetzt“ gratuliere, habe „entweder keinen blassen Schimmer von der aktuellen politischen Situation oder er will sich seine pfründegefüllten Schüsselchen sichern“.[19] Als am Tag vor dem Sturm auf das Kapitol in Washington Tausende Demonstranten nach Washington strömten und sich bereits eine Eskalation abzeichnete, schrieb Renner auf seiner Facebook-Seite: „Dies irae … Tag der Rache …“ Entweder, so Renner, werde „hier am 6.1.2021 die westliche Demokratie, also die Freiheit, das Recht und die Ordnung, für alle Welt in die Gruft getreten – oder das Recht obsiegt – und wird ein Menetekel für alle öko-sozialistischen, globalistischen, dem Korporatismus huldigenden Staatswesen der westlichen Welt – so auch für Deutschland“.[20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Wer ist die AfD in Nordrhein-Westfalen? In: www1.wdr.de. 8. Oktober 1981, abgerufen am 26. Februar 2017.
  2. a b c Über mich | Martin E. Renner. Abgerufen am 25. Februar 2017.
  3. Schwäbisches Tagblatt: AfD-Gründungsmitglied Martin Renner übt beim Neujahrsempfang heftig Kritik.
  4. Julia Rathcke: NRW-AfD wählt Martin Renner zum Spitzenkandidaten. In: Rheinische Post rp-online.de. 25. Februar 2017, abgerufen am 26. Februar 2017.
  5. a b c Julia Rathcke: Martin Renner ist Spitzenkandidat: Die AfD rückt noch weiter nach rechts. Abgerufen am 8. November 2017.
  6. Bundeswahlleiter: Gewählte auf Landeslisten der Parteien in NRW. Abgerufen am 1. November 2017.
  7. Deutscher Bundestag - Abgeordnete. Abgerufen am 20. November 2020.
  8. Bundestag hebt Immunität von AfD-Spitzenkandidat Renner auf. WDR, 13. Dezember 2017, archiviert vom Original am 14. Dezember 2017; abgerufen am 3. Februar 2018.
  9. lto.de: Immunität zweier AfD-Abgeordneter aufgehoben, abgerufen am 13. Februar 2020
  10. Gewählte in Landeslisten der Parteien in Nordrhein-Westfalen - Der Bundeswahlleiter. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  11. Moritz Küpper: AfD-Führungsstreit: NRW-Spitzenkandidat Martin Renner meldet Ambitionen an, Deutschlandfunk, 10. April 2017
  12. General-Anzeiger Bonn: NRW-Co-Chef Renner sieht Petry-Pretzell-Lager geschwächt. 25. September 2017.
  13. Matthias Korfmann: AfD-Rechtsaußen Renner wird Spitzenkandidat. (waz.de [abgerufen am 25. Januar 2018]).
  14. DIE WELT: NRW-Co-Chef Renner sieht Petry-Pretzell-Lager geschwächt. In: DIE WELT. 25. September 2017 (welt.de [abgerufen am 25. Januar 2018]).
  15. Rechtsextreme, Ideologen und Stasi-Offizier: Wie rechts ist die AfD? (noz.de [abgerufen am 1. November 2017]).
  16. Matthias Korfmann: Rechtsruck bei der AfD: Martin Renner wird Spitzenkandidat für die Bundestagswahl. In: Kölnische Rundschau. (rundschau-online.de [abgerufen am 8. November 2017]).
  17. a b Sabine am Orde: Die sind die Köpfe. Die Tageszeitung, 26. Februar 2017, abgerufen am 8. November 2017.
  18. Katja Thorwarth: Unvereinbarkeitsliste: Offen rechts leben? Die AfD will doch einfach nur blau sein. www.fr.de, 1. Dezember 2019
  19. Severin Weiland: Zu früh gefreut www.spiegel.de, 10. November 2020
  20. Annelie Naumann, Matthias Kamann: Corona-Krieger. Verschwörungs-Mythen und die Neuen Rechten. Das Neue Berlin, Berlin 2021, S. 165