Mary Sue

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Eine Mary Sue ist eine idealisierte und vermeintlich perfekte Kunstfigur. Diese Figur wird oft als Wunschvorstellung des Autors wahrgenommen.[1] Üblicherweise kann sie Aufgaben erheblich leichter bewältigen als vergleichbare Figuren mit ähnlicher Ausbildung und Erfahrung. Die Bezeichnung wird oft für beide Geschlechter benutzt, zeitgleich existieren aber auch die männlichen Varianten Marty Sue und Gary Stu.

Herkunft

Der Begriff Mary Sue stammt aus der Kurzgeschichte A Trekkie’s Tale von Paula Smith, einer Parodie auf Star-Trek-Fan-Fiction-Geschichten, die 1973 im Magazin Menagerie #2 veröffentlicht wurde. Die Halbvulkanierin Lieutenant Mary Sue ist Kirk, Spock und Dr. McCoy in jeder Hinsicht überlegen. Sie rettet allen dreien das Leben und stirbt schließlich unter tragischen Umständen. 1976 äußerten sich die Redakteure von Menagerie ablehnend gegenüber solchen Figuren:

“Mary Sue stories—the adventures of the youngest and smartest ever person to graduate from the academy and ever get a commission at such a tender age. Usually characterized by unprecedented skill in everything from art to zoology, including karate and arm-wrestling. This character can also be found burrowing her way into the good graces/heart/mind of one of the Big Three [Kirk, Spock, and McCoy], if not all three at once. She saves the day by her wit and ability, and, if we are lucky, has the good grace to die at the end, being grieved by the entire ship.”

„Mary Sue-Geschichten – die Abenteuer der jüngsten und klügsten Person, die jemals die Akademie abgeschlossen hat und in einem so zarten Alter ein Offizierpatent erhalten hat. Gewöhnlich gekennzeichnet durch beispiellose Fähigkeiten in allen Bereichen, von Kunst bis Zoologie, einschließlich Karate und Armdrücken. Diese Figur kann auch dabei beobachtet werden, wie sie sich in das Wohlwollen / das Herz / den Verstand eines der Großen Drei (Kirk, Spock und McCoy) – oder aller drei gleichzeitig – eingräbt. Sie ist mit ihrem Verstand und ihren Fähigkeiten die Retterin in der Not, und ihr wird – wenn wir Glück haben – zum Schluss die Gunst gewährt, zu sterben und vom gesamten Schiff betrauert zu werden.“[2]

Heutzutage ist der Begriff fest verknüpft mit der Unterstellung einer geschönten Selbstprojektion des Autors. Ein negativer Beigeschmack entsteht hierbei dadurch, dass die Kunstfiguren als schlecht entwickelte Figuren (zu perfekt, um real und interessant zu wirken) wahrgenommen werden.[3]

Kritik

Die Autorin Camille Bacon-Smith befürchtet, dass die Angst davor, eine Mary Sue zu erzeugen, viele Schriftsteller einschränken oder sogar abschrecken könne.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Segall: Career Building Through Fan Fiction Writing: New Work Based on Favorite Fiction (=  Digital Career Building). Rosen Publishing Group, 2008, ISBN 1-4042-1356-2, S. 26.
  2. Patricia Byrd: Star Trek Lives: Trekker Slang. In: American Speech. 53, Nr. 1, 1978, S. 52–58. doi:10.2307/455340.
  3. Milhorn: Writing Genre Fiction: A Guide to the Cr. Lightning Source Incorporated, 2006, ISBN 1-58112-918-1, S. 55.
  4. Camille Bacon-Smith: Enterprising Women: Television Fandom and the Creation of Popular Myth. University of Pennsylvania Press, 1. Dezember 1991.