Die radiale Verteilungsfunktion (Abkürzung rdf) mit dem Formelzeichen
zwischen zwei Teilchensorten A und B beschreibt die Häufigkeit, mit der man ein Teilchen der Sorte B im Abstand
von einem Teilchen der Sorte A findet, bezogen auf die Häufigkeit, dass zwei Teilchen eines idealen Gases in diesem Abstand vorliegen. Die radiale Verteilungsfunktion ist somit dimensionslos.[1]
Bestimmung
Abbildung 1: Schema zur Bestimmung der rdf
Zur Bestimmung der radialen Verteilungsfunktion zählt man wie in Abbildung 1 die Zahl der Teilchen der Sorte B (blau) in der Kugelschale mit Radius
und Dicke
um ein Teilchen der Sorte A (dunkelrot). Dadurch erhält man ein Histogramm. Normiert man dieses Histogramm entsprechend, erhält man die radiale Verteilungsfunktion. Bei Molekulardynamik oder Metropolis-Importance-Sampling gilt folgende Formel:
.
Hierbei wird der Histogrammeintrag, welcher dem Abstand
zugeordnet ist, durch das Bin-Volumen
, sowie die Zahl der Stichproben (
) geteilt, wodurch man eine mittlere Dichte im Bin erhält. Diese mittlere Dichte wird anschließend mit der Dichte eines idealen Gases
verglichen.
Definition
Im NVT-Ensemble kann die radiale Verteilungsfunktion auch aus der 2N-Punkt-Wahrscheinlichkeitsdichte (
Orte und
Geschwindigkeiten)

für eine Hamiltonfunktion
erhalten werden.
Durch Abintegrieren von
Orten und allen Geschwindigkeiten aus der 2N-Punkt-Wahrscheinlichkeitsdichte erhält man zunächst die 2-Punkt-Wahrscheinlichkeitsdichte
Diese normiert man mit
, wobei
die mittlere Teilchenzahldichte ist:

Im Thermodynamischen Limes gilt:
.
In einem homogenen System ist

Paarverteilungsfunktion
Radiale Verteilungsfunktion einer
Lennard-Jones-Flüssigkeit. Die radiale Verteilungsfunktion nimmt um

praktisch den Wert 0 an, da die Teilchen mit einem
Lennard-Jones-Potential wechselwirken und somit praktisch nicht überlappen können.
Die Paarverteilungsfunktion (auch Paarkorrelationsfunktion)
hängt nicht nur vom Abstand
ab, sondern wegen
(Kugelkoordinaten) auch von den Winkeln
und
. Die (statische) Paarkorrelationsfunktion ist gegeben durch:

Dieses Ergebnis erhält man aus der Berechnung der (kollektiven) Van-Hove-Korrelationsfunktion
[2], indem man die Definition der Dichte
einsetzt, über
abintegriert und anschließend bei
auswertet. Dabei ist zu beachten, dass
Anwendungen
Mithilfe der radialen Verteilungsfunktion kann man durch Fouriertransformation den Strukturfaktor bestimmen.
Die radiale Verteilungsfunktion spielt in der Kirkwood-Buff-Theorie eine wichtige Rolle.
In einem homogenen System[3] gibt die Paarkorrelationsfunktion
das „Potential of mean force“
an, welches durch die Zuweisung
definiert wird (mit der Boltzmann-Konstanten
).
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Molecular Modelling: Principles and Applications, Pearson Education, 2001, ISBN 0582382106, Seite 310 ff, Google Books
- ↑ mit
,
- ↑ In homogenen Systemen gilt:
. Wählt man
, so erhält man