Philip Mechanicus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Pere Celjenets)
Philip Mechanicus
Tagebuchseite aus Westerbork

Philip Mechanicus (geboren 17. April 1889 in Amsterdam; gestorben 12. Oktober 1944 im KZ Auschwitz) war ein niederländischer Journalist.

Leben

Mechanicus wurde als ältester von sieben Söhnen der jüdischen Familie von Elias und Sarah Gobes Mechanicus in Amsterdam geboren. Nach Abschluss der Volksschule verdiente er sich schon als Zwölfjähriger mit Botendiensten für eine Zeitung sein Geld. Später gab man ihm einen Posten im Büro und er begann, viele Bücher zu lesen. Mit siebzehn schrieb er seine ersten Artikel für die Zeitung Het Volk und begann damit seine journalistische Laufbahn.

Nach Ableistung des Militärdienstes ging Mechanicus um 1910 nach Niederländisch-Ostindien, wo er in Medan bei der Sumatra Post und später in Semarang auf Java für die Lokomotif schrieb. 1919 kehrte er mit seiner Frau und Tochter nach Europa zurück. Kurz darauf erhielt Mechanicus eine Stelle als Redakteur in der Auslandsabteilung des Algemeen Handelsblad. 1921 trennten sich die Eheleute, Mechanicus heiratete einige Jahre später ein zweites Mal und wurde erneut Vater einer Tochter. Doch auch diese Ehe war nur von kurzer Dauer.

In den frühen zwanziger und zu Beginn der dreißiger Jahre fanden vor allem seine Reisereportagen, die er für das Algemeen Handelsblad schrieb, großen Zuspruch bei den Lesern der Zeitung. Seine Berichte über die Sowjetunion aus den Jahren 1929 bis 1934 sowie über Palästina wurden in gebundener Fassung herausgegeben und Mechanicus stieg bald vom Reporter zum Ressortleiter auf.

Zweiter Weltkrieg

Nachdem im Mai 1940 deutsche Truppen die Niederlande besetzten (Westfeldzug), gab man ihm bald zu verstehen, dass ein Jude in dieser Position als Journalist nicht erwünscht sei und so wurde er entlassen. Er schrieb jedoch weiter Artikel unter dem Pseudonym Pére Celjenets (was auf Russisch etwa so viel bedeutet wie „Dorf wechseln“ oder „umsiedeln“).

Am 27. September 1942 wurde Mechanicus auf offener Straße verhaftet und ins Polizeigefängnis verbracht. Der Journalist, der sich geweigert hatte, den Judenstern zu tragen, wurde das Opfer einer Denunziation. Für seine Frau und die gemeinsame Tochter hatte er zuvor rechtzeitig ein Versteck organisieren können, in dem die beiden bis Kriegsende überlebten.

Mechanicus hingegen wurde am 25. Oktober 1942 ins Konzentrationslager Amersfoort deportiert und gefoltert. Am 7. November brachte man ihn ins Durchgangslager Westerbork, wo er bis Mitte 1943 aufgrund seiner schweren Verletzungen im Krankenrevier lag. Trotz dieser schweren Zeiten schrieb Mechanicus Tagebuchnotizen:

10 June 1943
About fifty children who were on the transports from Vught have been admitted, dispersed in the isolation barracks for the ill. They suffer from scarlet fever, measles, pneumonia, and mumps.[1]

Anfang März 1944 wurde Mechanicus ins KZ Bergen-Belsen in der Lüneburger Heide deportiert, und am 9. Oktober kam er mit weiteren 120 Häftlingen nach Auschwitz. Aus den Angaben von zwei Überlebenden kann geschlossen werden, dass er dort drei Tage nach seiner Ankunft am 12. Oktober 1944 erschossen wurde.

Schriften

  • De pose der natuurlijkheid
  • Een cursus fotografie (autobiografie in woord en beeld)
  • De uivariaties
  • De vrolijke keuken met illustraties van Judith Ten Bosch
  • Laatste keuze uit het fotografisch woordenboek van Philip Mechanicus (2005)
  • Verwarring zaait nieuwe identiteit, Opzet tot een manifest/pamflet/schotschrift in het boek EAT THIS! Het kookpunt van publiek domein (2006 verschenen bij uitgeverij Duizend & Een te Amsterdam)
  • Kookkunst in Nederland Unieke recepten met Nederlandse producten (i.s.m. Ferry André de la Porte). T.g.v 20 jaar Alliance Gastronomique Néerlandaise. Uitgave: Zomer & Keuning Boeken B.V., Ede. ISBN 90-210-1022-4
  • „La Hollande s'amuse“ met foto's van Ferry André de la Porte
  • Russische Reiseskizzen: Gesammelte Reisebriefe, Algemeen Handelsblad, 1932
  • In Dépôt. Dagboek uit Westerbork. Polak & Van Gennep, Amsterdam, 1964 ISBN 978-90-74274-21-0
    • Im Depot – Tagebuch aus Westerbork. Mit einem Vorwort von Eike Geisel. Übersetzung Jürgen Hillner. Berlin : Edition Tiamat, 1993, ISBN 3-923118-83-X

Literatur

  • Renata Laqueur: Schreiben im KZ. Tagebücher 1940–1945 Bearbeitet von Martina Dreisbach und mit einem Geleitwort von Rolf Wernstedt, Donat-Verlag, Bremen 1992, Zugl.: New York, Univ., Diss., ISBN 3-924444-09-9, S. 130ff.
  • Koert Broersma: Buigen onder de storm. Levensschets van Philip Mechanicus 1889-1944, Van Gennep, Amsterdam 1993. ISBN 90-6012-969-5 erw. Aufl. 2019, ISBN 9789023256236
weitere Literatur

  • Floris B. Bakels: Verbeelding als Wapen, Tjeenk Willink, Haarlem, 1947
  • Karl Adolf Gross: Zweitausend Tage Dachau. Erlebnisse eines Christenmenschen unter Herrenmenschen und Herdenmenschen. Berichte und Tagebücher des Häftlings Nr. 16921. Neubau-Verlag, München, 1946
  • Abel Herzberg: Tweestromenland. Dagboek uit Bergen-Belsen, Arnhem, 1950
  • Heinrich Eduard vom Holt: Weltfahrt ins Herz. Tagebuch eines Arztes, Balduin-Pick-Verlag, Köln, 1947
  • David Koker: Judendurchgangslager Vught. 13. Februar 1943 bis 8. Februar 1944. Reichsinstitut für Kriegsdokumentation, Amsterdam, unveröffentlicht
  • Edgar Kupfer-Koberwitz: Die Mächtigen und die Hilflosen. Als Häftling in Dachau. Band 1: Wie es begann. Band 2: Wie es endete. Friedrich-Vorwerk-Verlag, Stuttgart, 1957
  • Jacques Lamy: Buchenwald, 18. Januar 1944 bis 25. Juni 1945, unveröffentlicht, im Besitz des Autors
  • Hanna Lévy-Hass: Vielleicht war das alles erst der Anfang. Tagebuch aus dem KZ Bergen-Belsen 1944–1945, Rotbuch-Verlag, 12. bis 13. Tausend, Berlin 1982
  • Simone Saint-Clair: Ravensbrück: L’Enfer des Femmes. Fayard, Paris, 1967
  • Gerty Spies: Tagebuchfragment aus Theresienstadt. In: Drei Jahre in Theresienstadt, München, Verlag Christian Kaiser, 1984, S. 98–113
  • Loden Vogel: Dagboek uit een Kamp, G.A. Van Oorschot, Amsterdam, 1965
  • Anna Hajkova: Die Juden aus den Niederlanden in Theresienstadt aus: Theresienstädter Studien und Dokumente 2002, pp. 135–201
  • Sandra Ziegler: Gedächtnis und Identität der KZ-Erfahrung, Königshausen & Neumann, 2006, ISBN 3-8260-3084-2

Weblinks

Einzelnachweise