Professionelle Kooperation in der Schule
Im Kontext von Schule meint professionelle Kooperation die Zusammenarbeit von Lehrkräften unterschiedlicher Disziplinen sowie ihre Kooperation mit Angehörigen weiterer (pädagogischer) Berufsgruppen (Professionen)[1]. Kooperation ist gekennzeichnet durch ein gemeinsam verantwortetes und zielgerichtetes Handeln. Sie basiert auf demokratischen Werten und beruht auf gegenseitigem Vertrauen sowie Gleichwertigkeit aller Kooperationspartner.[2] In der Schulforschung ist der Kooperationsbegriff nicht eindeutig definiert, sondern gilt häufig als „diffus verwendetes Konzept“.[3]
Bei Kooperationsprozessen innerhalb der Profession der Lehrkräfte, also zwischen Lehrkräften der allgemeinen Schule und Lehrkräften für sonderpädagogische Förderung, handelt es sich um intraprofessionelle Kooperation. Die Kooperation zwischen Lehrkräften und Angehörigen anderer Professionen und Berufsgruppen bezeichnet man als interprofessionelle Kooperation bzw. multiprofessionelle Kooperation.[1][4]
Kooperation im Kontext inklusiver Bildung
Im Kontext von schulischen Inklusionsprozessen (siehe: inklusive Pädagogik) wird die multiprofessionelle Kooperation als “zentraler Gelingensfaktor für eine adaptive Förderung aller Lernenden”[5] herausgestellt. Sie gilt zudem als wesentliche Bedingung der Schul- und Unterrichtsentwicklung[6]. Gelingende Kooperationen werden in Schulen als Bewältigungsressourcen und Schutzfaktor wahrgenommen. Kooperationsförderliche Strukturen, die durch Schulleitungen etabliert werden (zum Beispiel Zeitfenster für wöchentliche Gremien), können sich auch auf das schulische Wohlbefinden von Schülern und Lehrkräften positiv auswirken.[7][8]
Qualität multiprofessioneller Kooperation in der Praxis
Ein qualitativ hochwertiges Kooperationsniveau, das arbeitsteilige und konstruktive Prozesse einschließt, wird in der Praxis bisher jedoch selten realisiert. Dies gilt insbesondere für die Sekundarstufe[9][10]. Dies ist wesentlich auf systemische Gründe, wie bspw. einen Mangel an sonderpädagogischen Lehrkräften, zurückzuführen[10]. Dabei lassen sich in den einzelnen Schulen jedoch große Unterschiede in der Intensität und Qualität der multiprofessionellen Kooperation beobachten[10]. Dies verweist auf “bedeutsame Handlungsspielräume von Schulleitungen und Kollegien”[10]. Auch die Schulung kooperativer Kompetenzen in allen Phasen der Lehrkräfteausbildung (universitäre Ausbildung, Referendariat, Fort- und Weiterbildungen) ist von Bedeutung[11].
Literatur
- Björn Serke, Bettina Streese (Hrsg.): Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2022, ISBN 978-3-7815-5958-5, doi:10.35468/5958
Einzelnachweise
- ↑ a b Melanie Fabel-Lamla, Cornelia Gräsel: Professionelle Kooperation in der Schule. In: Tina Hascher et al. (Hrsg.): Handbuch Schulforschung. Springer VS, Wiesbaden 2022, S. 2, doi:10.1007/978-3-658-24734-8.
- ↑ Birgit Lütje-Klose, Melanie Urban: Professionelle Kooperation als wesentliche Bedingung inklusiver Schul- und Unterrichtsentwicklung. Teil 1: Grundlagen und Modelle inklusiver Kooperation. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete. Nr. 2, 2014, S. 115, doi:10.2378/vhn2014.art09d.
- ↑ Melanie Fabel-Lamla, Cornelia Gräsel: Professionelle Kooperation in der Schule. In: Tina Hascher et al. (Hrsg.): Handbuch Schulforschung. Springer VS, Wiesbaden 2022, S. 3, doi:10.1007/978-3-658-24734-8.
- ↑ Birgit Lütje-Klose, Melanie Urban: Professionelle Kooperation als wesentliche Bedingung inklusiver Schul- und Unterrichtsentwicklung. Teil 1: Grundlagen und Modelle inklusiver Kooperation. In: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete. Nr. 2, 2014, S. 113, doi:10.2378/vhn2014.art09d.
- ↑ Björn Serke: Multiprofessionelle Kooperation an inklusiven Schulen in herausfordernden Lagen aus der Sicht von Schulleitungen. In: Björn Serke, Bettina Streese (Hrsg.): Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2022, ISBN 978-3-7815-5958-5, S. 73, doi:10.35468/5958.
- ↑ Birgit Lütje-Klose, Susanne Miller: Kooperation von Lehrkräften mit allgemeinem und sonderpädagogischem Lehramt in inklusiven Settings. Forschungsergebnisse aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In: Birgit Lütje-Klose et al. (Hrsg.): Inklusion. Profile für die Schul- und Unterrichtsentwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Theoretische Grundlagen – Empirische Befunde – Praxisbeispiele. Waxmann, Münster / New York 2017, ISBN 978-3-8309-8565-5, S. 203.
- ↑ Björn Serke: Multiprofessionelle Kooperation an inklusiven Schulen in herausfordernden Lagen aus der Sicht von Schulleitungen. In: Björn Serke, Bettina Streese (Hrsg.): Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2022, ISBN 978-3-7815-5958-5, S. 73–74, doi:10.35468/5958.
- ↑ Björn Serke: Zusammenhänge zwischen multiprofessioneller Kooperation und schulischem Wohlbefinden. Ausgewählte Ergebnisse einer empirischen Studie mit Blick auf das Wohlbefinden von Lernenden mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf Lernen. In: Zeitschrift für Heilpädagogik. Nr. 7, 2019, ISSN 0513-9066, S. 335.
- ↑ Björn Serke: Multiprofessionelle Kooperation an inklusiven Schulen in herausfordernden Lagen aus der Sicht von Schulleitungen. In: Björn Serke, Bettina Streese (Hrsg.): Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2022, ISBN 978-3-7815-5958-5, S. 74, doi:10.35468/5958.
- ↑ a b c d Elke Wild: Effektive Kooperation im multiprofessionellen Team und in der schulischen Elternarbeit – zwei interdependente Qualitätsmerkmale inklusiver Schulen. In: Björn Serke, Bettina Streese (Hrsg.): Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2022, ISBN 978-3-7815-5958-5, S. 44, doi:10.35468/5958.
- ↑ Bettina Streese: Kooperation zwischen Studierenden und Lehrkräften im Kontext phasenverknüpfender inklusiver Lehrkräftebildung an der Universität Bielefeld. In: Björn Serke, Bettina Streese (Hrsg.): Wege der Kooperation im Kontext inklusiver Bildung. Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2022, ISBN 978-3-7815-5958-5, S. 185, doi:10.35468/5958.