Rodheim (Hungen)

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Rodheim
Stadt Hungen
Koordinaten: 50° 27′ 0″ N, 8° 56′ 43″ O
Höhe: 143 (141–154) m ü. NHN
Fläche: 4,12 km²[1]
Einwohner: 417 (30. Jun. 2018)[2]
Bevölkerungsdichte: 101 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35410
Vorwahl: 06402
Rodheim mit der Evangelischen Kirche auf einer Basaltkuppe

Rodheim ist der zweitkleinste Stadtteil von Hungen im mittelhessischen Landkreis Gießen.

Geografische Lage

Rodheim liegt südöstlich von Hungen. Südlich und westlich am Ort vorbei verläuft die Bundesstraße 457. Am Ortsrand trifft die Landesstraße 3188 auf die B 457.

Geschichte

Schon zur Keltenzeit siedelten hier Menschen.

Der Ortsname leitet sich vermutlich von umfangreichen Rodungen in diesem Bereich ab. Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Rodheim erfolgte im Jahr 778 unter dem Namen Rhodahaim.[1] Zwischen 780 und 817 wurde die Rodheimer Mark, Rodoheimeremarca, erstmals in einer Urkunde im Codex Eberhardi erwähnt. „Rutheri tradidit deo et sancto Bonifatio in Wetereiba in Rodoheimeremarca in villa Suabileheim predia et familiam cum substantia.“ (deutsch: Ruther schenkt Gott und dem heiligen Bonifatius in der Wetterau in der Rodheimer Mark und in Grund-Schwalheim Besitz und Familien mit allem Zubehör.)[3]

Der Tradent Ruther ist ebenso in Dauernheim nachweisbar.[4] Die Datierung erfolgt nach der Amtszeit der beiden Äbte Baugulf von Fulda (780–817) und Ratgar (802–817), des zweiten und dritten Abtes des Klosters Fulda.

Von etwa 1255 bis 1835 war Rodheim Gerichtsort.

Die Nachkommen des Balthasar von Schrautenbach hatten den Wald Glaubzahl als landgräfliches Lehen erhalten. Davon überließen sie nach dem Niddaer Salbuch von 1537 achtzig Morgen Land zum Roden den Rodheimer Einwohnern für vier Gulden jährlich. Darüber beschwerten sich wiederum die Einwohner von Borsdorf.[5]

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Rodheim:

„Rodheim (L. Bez. Nidda) evangel. Pfarrdorf; liegt an einem Nebenarm der Horloff 112 St. von Nidda, hat 61 Häuser und 333 Einwohner, die außer 1 Katholiken evangelisch sind, so wie eine Kirche, mehrere Höfe und Mühlen, Jährlich wird ein Markt gehalten. – Hier war im 14. Jahrhundert eine Pfarrkirche, zu welcher die Kapellen in Grassa (Grasser Hof), Langd, Steinheim und die mit einem Pleban versehene Kirche zu Heuchelheim gehörten.“[6]

Der Räuber Conrad Anschuh, eigentlich Unschick, stammte aus Rodheim. Er war ein Mitglied der Wetterauer Bande. Sein Vater war der übel beleumundete Viehhirte und Tagelöhner Conrad Unschick.

Kirchengeschichte

Die Evangelische Kirche Rodheim steht auf einer Erhebung. In ihr befindet sich ein Taufstein aus dem 11. Jahrhundert.

Die Reformation erfolgte schon früh in Rodheim. Die ersten Pfarrer waren:

  • Johannes Ulichius bis 1542, der dann in Gießen Pfarrer wurde,
  • Sebastian Lesch um 1548,
  • Johannes Porsius (1592–1636)[7]

Während der Reformation wurde auch eine Schule eingeführt.

Schulgeschichte

Conrad Kornmesser wurde am 26. Februar 1669 in Ober-Widdersheim geboren und studierte in Gießen. 1689/1690 war er Schulmeister in Trebur, dann in Rodheim. 58 Jahre lebte er als Schulmeister in Berstadt. Diese Stelle teilte er sich 17 Jahre mit seinem zweitjüngsten Sohn Christian Moritz Kornmesser, der die Tochter des Begründers der Buderus-Werke, Johann Wilhelm Buderus, heiratete.[8]

Eingemeindung

Am 31. Dezember 1971 erfolgte im Rahmen der Gebietsreform in Hessen die freiwillige Eingliederung der Gemeinde Rodheim in die nächstgelegene Kleinstadt Hungen.[9] Für Rodheim wurde wie für alle Ortsteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[10]

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Rodheim lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][11][12]

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1577: 32 Hausgesesse
• 1630: 6 zweispännige, 7 einspännige Ackerleite, 17 Einläuftige
• 1742: 24 Untertanen, 10 Junge Mannschaften, keine Beisassen/Juden
• 1791: 232 Einwohner[16]
• 1800: 225 Einwohner[22]
• 1806: 243 Einwohner, 27 Häuser[18]
• 1829: 333 Einwohner, 61 Häuser[6]
• 1867: 329 Einwohner, 62 bewohnte Gebäude[23]
• 1875: 326 Einwohner, 62 bewohnte Gebäude[24]
Rodheim: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2015
Jahr  Einwohner
1791
  
232
1800
  
225
1806
  
243
1829
  
333
1834
  
326
1840
  
342
1846
  
357
1852
  
325
1858
  
331
1864
  
350
1871
  
337
1875
  
326
1885
  
340
1895
  
326
1905
  
330
1910
  
363
1925
  
375
1939
  
334
1946
  
506
1950
  
517
1956
  
437
1961
  
425
1967
  
412
1971
  
421
1987
  
358
1991
  
400
1999
  
379
2005
  
414
2011
  
393
2015
  
371
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]; nach 1970 Stadt Hungen[25]; Zensus 2011[26]

Religionszugehörigkeit

• 1829: 332 evangelische, 1 römisch-katholischer Einwohner[6]
• 1961: 372 evangelische, 51 römisch-katholische Einwohner[1]

Erwerbstätigkeit

• 1961: Erwerbspersonen: 93 Land- und Forstwirtschaft, 104 Prod. Gewerbe, 13 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 24 Dienstleistung und Sonstiges.[1]

Vereine

  • Die Tischfußballabteilung des VfB Rodheim/Horloff spielt momentan in der 1. Deutschen Tischfußball-Liga
  • Freiwillige Feuerwehr Rodheim/Horloff
  • Landfrauenverein Rodheim/Steinheim/Rabertshausen

Persönlichkeiten

  • Karl Weber (1864–1929), hessischer Forstmeister und Abgeordneter der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Rodheim, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 13. November 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerzahlen inkl. Nebenwohnsitze. In: Internetauftritt. Stadt Hungen, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.
  3. Mayer zu Ermgassen, Cod. Eberhardi 2, S. 208 Auszug 114. (Datierung über: Edmund Ernst Stengel, UB Kloster Fulda, S. 435, Nr. 331, Vorbemerkung.)
  4. Jürgen Steen, Königtum und Adel, S. 183
  5. Karl Ernst Demandt, Das hessische Verwaltungszentrum Nidda im 15. und 16. Jahrhundert, in: Ottfried Dascher, Reinhard Pfnorr, Hrsg., Nidda. Die Geschichte einer Stadt und ihres Umlandes. Nidda 2003, ISBN 978-3980391580, S. 90.
  6. a b c Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 241 (Online bei google books).
  7. Wilhelm Diehl, Reformationsbuch der evangelischen Pfarreien des Großherzogtums Hessen. = Hessische Volksbücher Bd. 31–36. Friedberg 1917, S. 134.
  8. Eugen Rieß, Willy Roth, Berstadt. 2 Bde. Rockenberg 2005. Bd. 1, ISBN 3-923907-08-7, S. 296 f.
  9. Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 299.
  10. Hauptsatzung der Stadt Hungen. S. 3, abgerufen im Februar 2019.
  11. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: treemagic.org.
  12. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  13. Martin Röhling: Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9. Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum e. V. Im Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S. 75, 115.
  14. Die Zugehörigkeit des Amtes Nidda anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
  15. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 13 ff., § 26 Punkt d) IX. (google books).
  16. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 203 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  17. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (Online bei google books).
  18. a b Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 268 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  19. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 421 (online bei Google Books).
  20. Georg W. Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt 1830, S. 181 ff. (online bei Google Books).
  21. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  22. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 222 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  23. Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 121 (Online bei google books).
  24. Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 11 (Online bei google books).
  25. Einwohner: 1999–2007; 1971–2015 mit Nebenwohnungen (HWS um 20 korrigiert)
  26. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt;

Literatur

  • 1200 Jahre Rodheim an der Horloff: 804–2004., Festschrift anlässlich der 1200-Jahrfeier (2004), Herausgeber: Festschriftausschuss, 216 S., Auflage: 1000 Stück.
  • Festbuch zur 1150-Jahrfeier der Gemeinde Rodheim/Horloff, Heinz Gregor, 19. Juni bis 21. Juni 1954, Gemeinde Rodheim/Horloff, 1954, 68 S.
  • Literatur über Rodheim In: Hessische Bibliographie[1]

Weblinks

  1.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!