Kratzbeere
Kratzbeere | ||||||||||||
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Kratzbeere (Rubus caesius) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Rubus caesius | ||||||||||||
L. |
Die Kratzbeere (Rubus caesius), auch Bereifte Brombeere, Bockbeere, Kroatzbeere oder Ackerbeere genannt, ist eine Art aus der großen Gattung der Brombeeren (Rubus), und zwar aus der Untergattung Rubus.
Beschreibung
Es handelt sich um Halbsträucher, deren oft niederliegende Ruten Längen von nur 30 bis 60 cm erreichen. Die Stängel sind kahl bis filzig und mehr oder weniger „bereift“. Die Pflanzen sind spärlich mit borstenförmigen Stacheln besetzt.
Die gestielten Laubblätter sind dreizählig gefiedert. Fünfzählig gefiederte Blätter wie bei vielen anderen Arten der Untergattung kommen nur in Ausnahmefällen vor. Die Seitenfiedern sind dabei fast sitzend. Bei den ausgewachsenen Blättern sind die eiförmigen bis manchmal verkehrt-eiförmigen, ober- und unterseits leicht behaarten, gesägten, spitzen Blättchen kaum länger als breit. Es sind kleine Nebenblätter vorhanden.
Es werden end- oder achselständige, drüsige und meist fein behaarte, teils stachelige Trauben oder Rispen gebildet. Die relativ großen, gestielten, weißen und fünfzähligen Blüten sind zwittrig mit doppelter Blütenhülle. Die Blütenstiele sind behaart. Der flache Blütenbecher ist behaart mit leicht gewölbtem Zentrum. Die kleinen, zugespitzten und außen teils drüsig-behaarten Kelchblätter sind ausladend. Die ausladenden Kronblätter sind kurz genagelt. Es sind viele, relativ kurze Staubblätter ausgebildet. Es sind einige oberständige, freie und einkammerige Stempel mit schlanken, kurzen Griffeln mit kopfigen Narben vorhanden.
Die bis 1,5 Zentimeter großen Sammelsteinfrüchte mit beständigem Kelch der Kratzbeere, bestehen aus relativ wenigen (meist 5 bis 20), schwarzen, bläulich „bereiften“, einsamigen, saftigen Einzelfrüchtchen, in die sie leicht zerfallen. Sie schmecken ähnlich wie Brombeeren, nur nicht ganz so geschmacksintensiv und leicht säuerlicher. Die ei- bis nierenförmigen, hellbraunen Steinkerne sind texturiert.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 28.[1]
Ökologie
Die Kratzbeere braucht feuchten bis nassen, nährstoffreichen Lehm- oder Tonboden, der ziemlich roh und humusarm sein darf und kalkhaltig sein sollte. Sie wurzelt bis 2 Meter tief.[1]
Sie besiedelt Auwälder, Fluss- und Bachufer, Hecken, Böschungen, ehemalige Schuttplätze und Äcker. Sie ist überschwemmungstolerant und ein Bodenverdichtungsanzeiger.
Die weißen Blüten sind homogam.
Die saftige, fad und sauer schmeckende Sammelsteinfrucht ist durch einen Wachsüberzug bläulich bereift, und sie besteht oft nur aus wenigen Einzelfrüchtchen.
Es findet eine intensive vegetative Vermehrung durch Wurzelsprosse und sich bewurzelnde Triebe statt.
Vorkommen
Die Kratzbeere kommt an nährstoffreichen Stellen an Wegrändern oder in lichten Gebüschen vor. Oft wächst sie auch im Schotter von Flussufern oder Auwäldern. Sie ist in Mitteleuropa eine Charakterart der Ordnung Convolvuletalia, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Salicion albae oder Alno-Ulmion vor.[1]
Sie ist in Europa und Nordasien verbreitet.
Verbreitung in Mitteleuropa
Die Kratzbeere fehlt im mitteleuropäischen Tiefland, in den kalkarmen Mittelgebirgen sowie in den Zentralalpen mit kristallinem Gestein gebietsweise. Sonst kommt sie in Mitteleuropa zerstreut vor. Sie steigt in den Alpen nur selten über 1000 m auf; so z. B. in den Allgäuer Alpen in Vorderreute bei Wertach bis in Höhenlagen von 1050 Metern[2].
Nutzung
Aus den Früchten wird Kratzbeeren-Likör hergestellt. Sie können aber auch zu Kompott oder Marmelade verarbeitet werden.
Die Blätter werden medizinisch verwendet.
Literatur
- Marilena Idzojtic: Dendrology. Academic Press, 2019, ISBN 978-0-444-64175-5, S. 597.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Wolfgang Adler, Karl Oswald, Raimund Fischer: Exkursionsflora von Österreich. Hrsg.: Manfred A. Fischer. Ulmer, Stuttgart/Wien 1994, ISBN 3-8001-3461-6.
- August Binz, Christian Heitz: Schul- und Exkursionsflora für die Schweiz. Schwabe & Co. AG, Basel, 1986, ISBN 3-7965-0832-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer Verlag, Stuttgart, 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
- August Garcke: Illustrierte Flora, 1972, Verlag Paul Parey, ISBN 3-489-68034-0
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 4: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Haloragaceae bis Apiaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3315-6.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Portrait. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Franckh-Kosmos-Verlag, 2. überarbeitete Auflage 1994, 2000, Band 2, ISBN 3- 440-08048-X.
Weblinks
- KratzbeereKratzbeere. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Rubus caesius L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 6. November 2015.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants 1986, ISBN 3-87429-263-0.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
Einzelnachweise
- ↑ a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 511.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 42.