Salonbolschewist
Mit dem Begriff Salonbolschewist (auch Salonkommunist oder Salonbolschewik) werden in abwertender Weise Menschen bezeichnet, die sich für den Kommunismus begeistern, denen aber unterstellt wird, dass es sich dabei um ein reines Lippenbekenntnis handelt. Die Historikerin Ulrike Goldschweer sieht den Ursprung des Phänomens in den 1930er Jahren, als in Westeuropa und den USA Intellektuelle wie George Bernard Shaw, Theodore Dreiser, André Gide und Thomas Mann aufgrund idealistischer Annahmen mit dem „sozialen Experiment“ der Sowjetunion sympathisiert hätten, ohne dabei die realen Verhältnisse im Stalinismus zur Kenntnis zu nehmen. Die Wurzeln dieser Haltung sieht sie im sozialutopischen Denken des 19. Jahrhunderts. Der Begriff und seine Varianten hätten einerseits in eindeutig diffamierender Absicht im konservativen Milieu kursiert und andererseits unter russischen Emigranten als Ausdruck der Enttäuschung über das Unverständnis, das ihnen aus westlichen Intellektuellenkreisen entgegenschlug. Der Begriff ist gelegentlich auch noch in der aktuellen politischen Diskussion präsent.
Ähnliche Bezeichnungen – international
Ein ähnlicher Sinn liegt in der deutschen Sprache bei Toskana-Fraktion seit den 1980er Jahren vor. Je nach Region gibt es auch:
- Gauche caviar (Kaviarlinke), Frankreich und Quebec
- Chardonnay socialist, Australien und Neuseeland
- Rosedale socialist, Kanada (Ontario)
- Shaughnessy socialist, Kanada (British Columbia)
- Champagne socialist, Großbritannien
- Radical chic, Italien
- Salonsocialist, (socialisme / socialiste de salon), Niederlande und Belgien
- Limousine liberal, USA
- Rödvinsvänster (Rotweinlinker) oder Lattevänster (Lattelinker), Schweden
- Rødvinssocialist, kystbanesocialist (nach einer Region in Kopenhagen), Dänemark
- Cüpli-Sozialist, Schweiz
- Izquierda caviar, Spanien, Lateinamerika
- Smoked Salmon Socialist (nach geräuchertem Lachs), Irland
Literatur
- Ulrike Goldschweer: Salonbolschewismus in der Enzyklopädie des europäischen Ostens.