Schloss Bensberg
Schloss Bensberg im Stadtteil Bensberg von Bergisch Gladbach im Bergischen Land (Nordrhein-Westfalen) ist ein im frühen 18. Jahrhundert erbautes Jagdschloss, das heute als Hotel genutzt wird.
Jagdschloss Bensberg
Johann Wilhelm II. beauftragte 1703 den Grafen Matteo d’Alberti mit dem Bau eines neuen Schlosses im Barockstil. Die Mittelachse des Gebäudekomplexes ist exakt auf den Kölner Dom ausgerichtet, der 14 Kilometer Luftlinie entfernt liegt. Johann Georg Jacobi schreibt in seinem Tagebuch:
„Schloss und Dorf liegen auf einem hohen Berge, von dem man viele Meilen voll Wälder, Äcker und Heiden, in der Ferne eine Strecke des Rheines und die berühmten Sieben Berge sieht. […] Ich glaube, dass die Götter dann und wann auf einer silbernen Wolke so ihren Nektar trinken und die Hälfte der Erde übersehen!“
Goethe selbst schrieb im 14. Buch in Dichtung und Wahrheit:
„Deutlicher ist mir eine Fahrt nach dem Jagdschloß Bensberg, das auf der rechten Seite des Rheins gelegen, der herrlichsten Aussicht genoß. Was mich daselbst über alle Maßen entzückte, waren die Wandverzierungen durch Weenix…“
Jan Wellem erlebte die Fertigstellung seines repräsentativen bergischen Jagdschlosses nicht mehr. Als er 1716 starb, zeichnete sich bereits der Niedergang des fürstlichen Schlosses ab. Die nachfolgenden Herrscher residierten mehr in der Pfalz als im Herzogtum Berg und besuchten das Schloss nur selten.
Umnutzungen
Zu Beginn der Koalitionskriege kam es 1792 zu Gefechten zwischen der französischen Revolutionsarmee und den österreichischen Regimentern in der Schlacht von Jemappes.[1] Gegen den Widerstand der Burggräfin Helena Theresia Moureaux richtete man im Januar 1793 im Schloss Bensberg ein Feldlazarett ein, das in der Folgezeit die Verletzten aufzunehmen hatte. Es unterstand dem Stadtkommandanten von Köln. Immer wieder war es schwierig, die notwendigen Einrichtungsgegenstände, Stroh für die Lagerung der Verletzten und Brennholz herbeizuschaffen. Auch gab es immer wieder Engpässe mit der Verpflegung. Zudem waren die hygienischen Verhältnisse äußerst mangelhaft. So brach bereits im März 1793 zum ersten Mal Typhus aus, der zahlreiche Opfer forderte. Damit sich die Seuche nicht weiter ausbreiten konnte, schaffte man die Leichen auf dem schnellsten Weg mit Karren hinab ins Milchborntal und verscharrte sie dort in großen Massengräbern. Ähnlich richteten die Franzosen 1813 ebenfalls im Schloss Bensberg ein Lazarett ein. Auch bei ihnen brach Typhus aus, was wiederum zu vielen Toten führte, die man ebenso im Milchborntal in der Nähe der kaiserlichen Gräber beisetzte. Mit dem Kaiserlichen Kirchhof und dem Französischen Kirchhof errichtete man den toten Soldaten Gedenkstätten im Milchborntal.[2]
Militärische Nutzung
Von 1840 bis 1918 diente das Schloss als preußische Kadettenanstalt.[1][3] Nach dem Ersten Weltkrieg richtete man eine Kaserne für Besatzungstruppen ein. Anschließend hatte das inzwischen stark renovierungsbedürftige Schloss ab 1922 keine adäquate Verwendung. Teile des riesigen Gebäudes wurden lange Zeit durch die Gemeindeverwaltung Bensberg und die Evangelische Kirche genutzt. Sodann waren hier zeitweise bis zu 41 obdachlose Familien untergebracht. Von 1935 bis 1945 richteten die Nationalsozialisten eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (offizielle Abkürzung: NPEA, im Volksmund auch NAPOLA genannt) dort ein.[4] Nach 1945 wurde es zunächst von amerikanischen, englischen und ab 1946 von belgischen Besatzungstruppen genutzt. In der Zeit von 1965 bis 1997 diente es als Sitz des belgischen Gymnasiums Koninklijk Atheneum Bensberg[5].
Hotelbetrieb
Im Jahr 1997 wurde das Gebäude zum Hotel umgebaut. Eigentümer ist die Generali Deutschland Lebensversicherung AG, Betreiber die Gruppe Althoff Hotels. Es hat 84 Zimmer sowie 36 Suiten und drei Restaurants, darunter das zwei-Sterne-Restaurant Vendôme unter der Leitung von Joachim Wissler.[6]
Denkmalschutz
Das Schloss Bensberg wurde am 30. Juni 1988 als Nr. 136 in der Denkmalliste von Bergisch Gladbach eingetragen.
Kunstschätze des Schlosses
Die Jagdszenen von Jan Weenix befinden sich heute in der Alten Pinakothek in München. Seidentapeten und weitere Gemälde befinden sich heute im Schloss Augustusburg in Brühl.
Wanderwege
Der Rundwanderweg „Bensberger Schloss“ (Bergischer Streifzug Nr. 13) hat das Bensberger Schloss als Start- und Endpunkt.[7] Der Premium-Wanderweg von 9,3 km Länge erhielt Fördergelder von EU und NRW.
Siehe auch
Literatur
- August Gertner: Bensberg und sein Kadettenhaus. Kogler, Siegen 1862, Digitalisat.
- Werner Dobisch: Das Neue Schloß zu Bensberg (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz. Jg. 31, ZDB-ID 2061727). Schwann, Düsseldorf 1938.
- Godehard Hoffmann: Schloß Bensberg und sein Schicksal – Preußisches Kadettenhaus und Nationalpolitische Erziehungsanstalt – in: Rheinische Heimatpflege – 33. Jahrgang – 1/96, S. 9 ff
- Barbara Precht-von Taboritzki: Das neue Schloß Bensberg in Bergisch Gladbach. Köln 1996. ISBN 3-88094-802-X (Rheinische Kunststätten Heft 418), hrsg. v. Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
- Schloss Bensberg e.V.: Geister, Goethe und Soldaten. Geschichten & Gedichte um Schloss Bensberg. informa Verlag, Bensberg 2000.
- Herbert Stahl: Die Grube Jungfrau und das Schloss Bensberg, in: Rheinisch-Bergischer Kalender 2005, 75. Jahrgang, Heider Verlag Bergisch Gladbach o. J., S, 213 ff.
- Herbert Stahl: Nationalpolitische Erziehungsanstalt im Schloss Bensberg, Zur Geschichte des Schlosses als schulische Einrichtung in: Rheinisch-Bergischer Kalender 2013, 83. Jahrgang, Heider Verlag Bergisch Gladbach o. J., S, 91 ff.
Weblinks
- Grandhotel Schloss Bensberg
- Das Kadetten-Vorkorps Bensberg
- Wird Schloss Bensberg Welterbe? abgerufen am 23. Juni 2014
Einzelnachweise
- ↑ a b August Gärtner: Bensberg und sein Kadettenhaus, Siegen 1862
- ↑ Anton Jux: Das K.K. Hauptarmeespital in Bensberg und der Kaiserliche Kirchhof (= Bergische Heimatführer. Sonderreihe. Bd. 1, ZDB-ID 1223641-x). Martini & Grüttefien, Wuppertal-Elberfeld 1955.
- ↑ Preußen in Bensberg – Vom Kadettenhaus direkt in den Krieg, Bergische Landeszeitung vom 19. April 2015 abgerufen am 1. September 2016
- ↑ Herbert Stahl: Nationalpolitische Erziehungsanstalt im Schloss Bensberg, Zur Geschichte des Schlosses als schulische Einrichtung in: Rheinisch-Bergischer Kalender 2013, S. 91–96
- ↑ Koninklijk Atheneum Bensberg (Memento vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive)
- ↑ Die Geschichte von Schloss Bensberg - Elvata. Abgerufen am 21. Dezember 2021 (deutsch).
- ↑ bergisches-wanderland.de/... - Offizielle Beschreibung (abgerufen am 17. März 2019).
Koordinaten: 50° 58′ 1″ N, 7° 9′ 44″ O