Siegfried Guggenheim

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Siegfried Guggenheim in Uniform, 1916

Siegfried Guggenheim (* 12. Oktober 1873 in Worms; † 31. Januar 1961 in Flushing, New York, Vereinigte Staaten) war ein deutscher Rechtsanwalt, Notar und Kunstsammler. Er musste Deutschland 1938 wegen seiner jüdischen Abstammung verlassen und emigrierte in die Vereinigten Staaten.

Leben

Guggenheim entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie. 1900 ließ sich der promovierte Jurist in Offenbach am Main als Rechtsanwalt nieder und wurde 1919 als Notar bestellt. Guggenheim war auch Sozius des späteren hessischen Justizministers und Reichstagsabgeordneten Otto von Brentano di Tremezzo. Später gründete er eine Sozietät mit Eduard Lachmann und Karl Kana.

Guggenheim engagierte sich stark im kulturellen und gesellschaftlichen Leben Offenbachs und war Mitglied in zahlreichen Organisationen, so zum Beispiel im Verein für Kunstpflege in Offenbach, den er 1907 mitgründete. Seine Interessen galten besonders der Kunst und der jüdischen Kultur. Er war mit dem Schriftkünstler Rudolf Koch befreundet, förderte Künstler wie Friedrich Heinrichsen und gab auch zahlreiche Kunstwerke in Auftrag. So entstanden in den 1920er Jahren Wandteppiche mit Texten aus der Haggadah, die sich noch heute im Klingspor-Museum befinden, und die sogenannte Offenbacher Haggadah mit Illustrationen von Fritz Kredel.[1]

Ebenso rege nahm er am jüdischen Leben teil. Er war Mitglied im Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und von 1933 bis 1939 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Offenbach. Er initiierte 1912 mit Max Goldschmidt, dem damaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, den Bau der Synagoge in Offenbach.[2]

Von März bis Juni 1916 leistete Guggenheim Kriegsdienst im Landsturm.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ihm 1933 die Zulassung als Notar entzogen, im November 1938 die Zulassung als Rechtsanwalt. Nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde er inhaftiert und in das KZ Buchenwald deportiert. Nach wenigen Wochen erfolgte seine Freilassung im Dezember – vermutlich unter der Bedingung, Deutschland zu verlassen. Im selben Monat emigrierte er mit seiner Ehefrau Eugenie (1878–1984) nach Flushing in New York. 1941 wurde beiden Personen die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Aus dem Exil ist ein Briefwechsel mit der Frankfurter Journalistin und Sozialarbeiterin Martha Wertheimer bis zu deren Deportation überliefert und veröffentlicht.

Grabstein Siegfried Guggenheims auf dem Alten Friedhof in Offenbach am Main

1948 wurde Siegfried Guggenheim zum Ehrenbürger der Stadt Offenbach ernannt. Außerdem ist im Offenbacher Stadtteil Lauterborn der Siegfried-Guggenheim-Weg nach ihm benannt. Obwohl er nie wieder nach Deutschland zurückkehren wollte, hatte er den Wunsch, dort bestattet zu werden. Seine Urne wurde im Familiengrab seiner Ehefrau auf dem Alten Friedhof in Offenbach beigesetzt.

Literatur

  • Fritz Bauer Institut (Hrsg.): Martha Wertheimer. „In mich ist die große dunkle Ruhe gekommen“. Briefe an Siegfried Guggenheim in New York, geschrieben vom 27. Mai 1939 bis 2. September 1941. Frankfurt am Main 1996
  • Siegfried Guggenheim (Hrsg.): Offenbacher Haggadah. (mit Illustrationen von Fritz Kredel) 1927 (2. Auflage 1960)
  • Guggenheim, Siegfried. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 10: Güde–Hein. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2002, ISBN 3-598-22690-X, S. 22–28.
  • Martin Schumacher: Ausgebürgert unter dem Hakenkreuz. Rassisch und politisch verfolgte Rechtsanwälte. Aschendorff, Münster 2021, ISBN 978-3-402-24749-5, S. 35f.
  • Guggenheim, Siegfried, in: Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Bd. 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur 1980, S. 253

Ausstellung

  • 2011: Im Glauben an das Exquisite – Siegfried Guggenheim – Ein jüdischer Mäzen der Buch- und Schriftkunst, Klingspor-Museum, Offenbach[3]

Weblinks

Commons: Siegfried Guggenheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Klingspor-Museum zur Offenbacher Haggadah
  2. Die ehemalige Synagoge in Offenbach. Auf: offenbach.de, abgerufen am 21. Januar 2016.
  3. Jüdisch-Christliche Weggemeinschaft. In: FAZ vom 24. August 2011, Seite 41