Stephan Osnabrügge
Stephan Osnabrügge (* 14. Dezember 1970 in Bonn)[1] ist ein deutscher Jurist und ehemaliger Fußballfunktionär. Osnabrügge ist als Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht und Sportrecht bei der Bonner Rechtsanwaltskanzlei Pauly & Partner tätig[2] und war vom 16. April 2016 bis zum 11. März 2022 Schatzmeister des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).
Osnabrügge war in den DFB-Machtkampf 2021/2022 verwickelt, wo er der Gruppe um Friedrich Curtius und Rainer Koch zugerechnet wurde.[3] Er verzichtete Mitte 2021 bereits auf eine erneute Kandidatur beim DFB-Bundestag 2022[4]. Osnabrügge begründete dies es mit dem internen Umgang miteinander.[5] Seine Gegner warfen ihm eine wesentliche Rolle beim „perfiden“ „Putsch“[6] gegen den Ethikausschuss des DFB 2021 vor; Osnabrügge habe ein vorgeblich anhängiges, aber bereits einige Wochen vor der Abstimmung abgeschlossenes Ethik-Verfahren gegen den Interimschef Bernd Knobloch auf die Agenda gebracht, nach Ansicht einiger Medien gerade um den Ethik-Ausschuss zu sprengen,[6] Knobloch sah darin den „Gipfel einer seit Monaten laufenden Kampagne gegen [ihn] als Vorsitzenden“ und „Rufschädigung“ durch Osnabrügge und Rainer Koch.[7]
Osnabrügge hat an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn die Rechtswissenschaft studiert und promovierte mit einer strafrechtlichen, 2002 veröffentlichen Dissertation zur Beihilfe[8]. Seit 2002 ist Osnabrügge als Rechtsanwalt zugelassen und wurde 2003 ist Mitgründer der Bonner Anwaltskanzlei Pauly & Partner[2]. Osnabrügge veröffentlicht zum Arbeitsrecht und Vereinsrecht. Er ist Autor und Mitautor einer Vielzahl von Fachbüchern[9]. Weiterhin ist er als Referent in der Aus- und Weiterbildung von Fachanwälten tätig.[10]
Osnabrügge war seit 2000 in der Aus- und Weiterbildung von Schiedsrichtern im Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) aktiv. Von 2007 bis 2016 war er Vizepräsident des FVM. Er war u. a. für Fragen der gesellschaftlichen Verantwortung verantwortlich und hat dort das Thema Kinderschutz im Fußball maßgeblich entwickelt[11]. Seit 2013 war er Vorsitzender der Kommission Gesellschaftliche Verantwortung im DFB und setzte sich auch dort u. a. für den Kinderschutz ein.[12]
Osnabrügge wurde 2016 zum Nachfolger des zum DFB-Präsident gewählt Reinhard Grindel Schatzmeister des DFB, vor seiner Wahl in das DFB-Präsidium 2007 bis 2016 Vizepräsident des Fußball-Verbands Mittelrhein[13] und Vorsitzender der DFB-Kommission für gesellschaftliche Verantwortung.
Osnabrügge wurde als einer von sechs Beschuldigten wegen Steuerhinterziehung zugunsten des DFB geführt, weil dieser für die Jahre 2014 und 2015, also vor Osnabrügges Amtszeit, Einnahmen aus der Bandenwerbung, für die der DFB später eine Nachzahlung in Höhe von 4,7 Millionen Euro geleistet hat, nicht versteuert hatte. Der Bundestag des DFB verweigerte Osnabrügge in Hinblick darauf im März 2022 die Entlastung.[14] Im September 2022 erhob die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main gegen Osnabrügge die Anklage.[15]
Werke
- Die Beihilfe und ihr Erfolg: Zur objektiven Beziehung zwischen Hilfeleistung und Haupttat in 27 StGB. (Dissertationsschrift; = Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge (SRA), Band 145), Berlin 2002, ISBN 978-3-428-10667-7.
- Mit Stephan Pauly: Das neue Arbeits- und Sozialrecht, Die Hartz-Gesetze in der anwaltlichen Praxis, Bonn 2003.
- Mit Stephan Pauly: Teilzeitarbeit und geringfügige Beschäftigung, 2007.
- Kurzarbeit aktuell, 2009
- Mit Stephan Pauly (Hrsg.), Handbuch Kündigungsrecht, 1.–5. Auflage.
- Anti-Diskriminierung im Fußball – Ein Beitrag zu den verbandspolitischen Dimensionen (= Kölner Beiträge zum Sportrecht Band 4), 2017
- Mit Stephan Pauly, Michael Huth (Hrsg.), Das arbeitsrechtliche Mandat: Teilzeit und geringfügige Beschäftigung, 2019
Einzelnachweise
- ↑ Stephan Osnabrügge | Schiedsrichterprofil. Abgerufen am 25. September 2022 (deutsch).
- ↑ a b Dr. Stephan Osnabrügge. Pauly & Partner, Rechtsanwälte, Fachanwälte für Arbeitsrecht Partnerschaftsgesellschaft mbB, abgerufen am 19. September 2022 (deutsch).
- ↑ Thomas Kistner: DFB-Ethikkommission - Der Konflikt spitzt sich zu. Deutschlandfunk, 22. Juni 2021, abgerufen am 19. September 2022.
- ↑ „Auf den DFB lässt sich trefflich einprügeln“. Abgerufen am 25. September 2022.
- ↑ Tanja Schneider, Simon Bartsch, Wolfgang Ley: Interview mit DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge: „Niemand hat versucht, irgendetwas zu verheimlichen“. 25. Mai 2021, abgerufen am 25. September 2022.
- ↑ a b Johannes Aumüller, Thomas Kistner: DFB: Der Putsch gegen die Ethiker. In: Süddeutsche Zeitung. 21. Juni 2021, abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ DFB-Ethiker: Knobloch erhebt nach Rücktritt schwere Vorwürfe gegen Koch und Osnabrügge. In: SPOX.com. 17. Juni 2021, abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ Stephan A. Osnabrügge: Die Beihilfe und ihr Erfolg : zur objektiven Beziehung zwischen Hilfeleistung und Haupttat in [section] 27 StGB. Duncker & Humblot, Berlin 2002, ISBN 3-428-10667-9.
- ↑ Dr. Stephan Osnabrügge. Abgerufen am 25. September 2022 (deutsch).
- ↑ Dr. Stephan Osnabrügge. Abgerufen am 25. September 2022 (deutsch).
- ↑ "Verantwortungsvolle Vereine beschäftigen sich mit Kinderschutz". Abgerufen am 25. September 2022.
- ↑ Missbrauch und Diskriminierung im Fußball: „Wir dürfen keine Schwarze Liste führen“. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 25. September 2022]).
- ↑ Fußballverband Mittelrhein: Dr. Stephan Osnabrügge zum DFB-Schatzmeister gewählt. 16. April 2016, abgerufen am 19. September 2022.
- ↑ DFB-Präsidium entlastet - Osnabrügge und Curtius wegen Ermittlungen ausgenommen. Sport 1, 11. März 2022, abgerufen am 26. September 2022.
- ↑ LTO: Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Ex-Schatzmeister des DFB. 18. September 2022, abgerufen am 19. September 2022.
Personendaten | |
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NAME | Osnabrügge, Stephan |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Fußballfunktionär |
GEBURTSDATUM | 16. November 1970 |
GEBURTSORT | Bonn |