Taslima Nasrin

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Taslima Nasrin (2014)

Taslima Nasrin (bengalisch তসলিমা নাসরিন IAST Tasalimā Nāsarin, anglisiert: Taslima Nasreen; * 25. August 1962 in Maimansingh) ist eine bangladeschische Ärztin und Schriftstellerin.

Leben

Taslima Nasrin tritt für die Gleichberechtigung der Frau ein und wendet sich gegen die Unterdrückung religiöser Minderheiten in islamisch geprägten Gesellschaften wie ihrer Heimat Bangladesch. Von islamischen Fundamentalisten mit dem Tode bedroht, vor allem wegen ihres in Bengali verfassten und 1993 erschienenen dokumentarischen Romans Lajja (Bengali: Scham) über die Verfolgung einer Familie der Hindu-Minderheit in Bangladesch.[1] Das Buch wurde in Bangladesch sogleich verboten. 1994 war sie gezwungen, aus ihrem Lande zu fliehen.[2] Sie wandte sich zunächst nach Schweden. Nasrin lebt seitdem immer wieder im Exil. Im Jahr 1995 lebte sie zunächst in Berlin.

Taslima Nasrins schriftstellerisches Werk wurde in dreißig Sprachen übersetzt.[3] Von ihrem Buch Lajja (Scham) wurden innerhalb von fünf Monaten sechzigtausend Exemplare verkauft, aber dann wurde das Buch verboten und ihr Pass eingezogen.[4] Ebenso wurden weitere Werke in Bangladesch und in Westbengalen verboten.

Nach ihrer Flucht erhielt sie 1994 den Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments.[5] Im Jahre 2004 wurde Taslima Nasrin mit dem UNESCO-Preis für die Förderung von Toleranz und Gewaltlosigkeit ausgezeichnet.[6] Schon 2002 erhielt sie den Erwin-Fischer-Preis des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten. 2015 erhielt sie den Emperor Has No Clothes Award der Freedom From Religion Foundation.[7]

Sie gehört zu den Unterzeichnern des Manifestes der 12 gegen den Islamismus als neue totalitäre Bedrohung.

2004 bot ein indischer muslimischer Geistlicher 20.000 Rupien Belohnung für jeden, der „ihr Gesicht schwärzen“ würde, eine als schwere Beleidigung angesehene Handlung. Im März 2007 setzte der All India Ibtehad Council 500.000 Rupien für ihre Enthauptung aus. Der Präsident der Gruppe, Taqi Raza Khan, sagte, dass das Kopfgeld nur zurückgenommen werden würde, wenn sie sich entschuldigen, ihre Bücher verbrennen und Indien verlassen würde.[8][9]

Nasrin wurde aufgrund ihrer Überzeugungen bereits Opfer von Gewaltakten. So wurde sie im August 2007 bei einer Lesung im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh von radikalen Muslimen angegriffen.[10] Nasrin beabsichtigte, sich im Exil in Westbengalen niederzulassen. Nach gewaltsamen Protesten bengalischer Muslimen in Kalkutta (Kolkata) im November 2007, die zum Ausrücken der Armee und zur Verhängung einer nächtlichen Ausgangssperre über die Stadt führten, zog Nasrin zunächst nach Jaipur und von dort nach Delhi. Die indische Zentralregierung hat sie darauf hingewiesen, dass ihre Sicherheit nur in Delhi gewährleistet werden könne und ihr Visum möglicherweise nicht verlängert würde, sofern sie darauf bestehe, nach Kalkutta zu ziehen.[11] Nach weiteren Morddrohungen ist sie Mitte März 2008 nach Europa ausgereist. Anfang 2009 wurde bekannt, dass sie in Frankreich Zuflucht finden werde. Die Stadt Paris werde ihrer Ehrenbürgerin zum 1. Februar eine Wohnung zur Verfügung stellen.[12]

Kritiker werfen Taslima Nasrin vor, sie habe für Änderungen am Koran plädiert, um mehr Rechte für Frauen zu erwirken. Sie bestreitet dies jedoch.[13] Im Jahre 1994 erklärte sie zu Vorwürfen dieser Art, nicht den Koran, sondern die Scharia habe sie zugunsten von Frauen zu ändern gefordert.[14]

Schriften

  • Scham. Lajja. Hoffmann und Campe, Hamburg 1995, ISBN 3-596-13153-7.
  • Lied einer traurigen Nacht. Frauen zwischen Religion und Emanzipation. Hoffmann und Campe, Hamburg 1996, ISBN 3-455-11141-6.
  • Das Mädchen, das ich war. Die Autobiographie einer Kindheit. Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-499-60945-2.

Dazu ein Beitrag in dem vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München herausgegebenen Sammelband Reden über das eigene Land (Titelzusatz: Die Reden wurden gehalten auf dem „Münchner Podium in den Kammerspiele“, 1995). München 2002, ISBN 3-89480-126-3 (mit weiteren Reden von George Tabori, Fritz Beer und Erich Loest).

Literatur

  • Peter Priskil: Taslima Nasrin – Der Mordaufruf und seine Hintergründe. Ahriman, ISBN 3-89484-402-7 (apologetisch).
  • Burkhard Müller-Ullrich: Medienmärchen. Gesinnungstäter im Journalismus. München 1998, ISBN 3-442-75532-8, S. 77–90 (kritisch).

Weblinks

Commons: Taslima Nasrin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Catharina Hinz: Rezension des Buches in: Der Überblick, Jg. 31 (1995), Heft 4, S. 94.
  2. BBC, 13. Oktober 2002
  3. Klappentext des Buches Meyebela. My Bengali Girlhood
  4. The New Yorker, 12. September 1994 (Memento vom 12. Dezember 2008 im Internet Archive)
  5. Europäisches Parlament (Memento vom 28. Dezember 2007 im Internet Archive)
  6. UNESCO 14. Oktober 2004 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/portal.unesco.org
  7. Taslima Nasrin - Freedom From Religion Foundation. In: ffrf.org.
  8. Indian Muslim group calls for beheading of writer (Memento vom 4. März 2008 im Internet Archive) (Indische Muslimgruppe fordert Enthauptung einer Schriftstellerin), Khaleej Times Online / Agence France-Presse, 17. März 2007
  9. Muslime fordern Ermordung der Schriftstellerin Nasreen. Basler Zeitung, 17. März 2007
  10. Schriftstellerin Taslima Nasreen in Indien angegriffen. (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive) Basler Zeitung
  11. telegraphindia.com
  12. tagesschau 3. Januar 2009 (Memento vom 7. Januar 2009 im Internet Archive)
  13. BBC, 24. November 2007
  14. taz, 28. Juni 1994