Thomas Häßler

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Thomas Häßler
Thomas Häßler im Jahr 2015
Personalia
Voller Name Thomas Jürgen Häßler
Geburtstag 30. Mai 1966
Geburtsort West-BerlinDeutschland
Größe 166 cm
Position Mittelfeld
Junioren
Jahre Station
0000–1979 Meteor 06 Berlin
1979–1984 Reinickendorfer Füchse
Herren
Jahre Station Spiele (Tore)1
1984–1990 1. FC Köln 149 (17)
1990–1991 Juventus Turin 32 0(1)
1991–1994 AS Rom 88 (11)
1994–1998 Karlsruher SC 118 (28)
1998–1999 Borussia Dortmund 18 0(2)
1999–2003 TSV 1860 München 115 (21)
2003–2004 SV Austria Salzburg 19 0(1)
Nationalmannschaft
Jahre Auswahl Spiele (Tore)
1986 Deutschland U21 1 0(0)
1987–1988 Olympia-Auswahlmannschaft 12 0(0)
1988–2000 Deutschland 101 (11)
Stationen als Trainer
Jahre Station
2006–2009 1. FC Köln (Techniktrainer)
2007 Nigeria (Co-Trainer)
2009–2010 1. FC Köln Jugend (Techniktrainer)
2010–2011 1. FC Köln (Techniktrainer)
2016–2019 Club Italia 80/Berlin United
2019–2022 BFC Preussen
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.
Thomas Häßler im Einsatz als Techniktrainer des 1. FC Köln (2008)

Thomas Jürgen „Icke“ Häßler (* 30. Mai 1966 in West-Berlin) ist ein deutscher Fußballtrainer und ehemaliger -spieler. Die größten Erfolge des Mittelfeldspielers waren der Weltmeistertitel 1990 und der Europameistertitel 1996.

Spielerkarriere

Auf Vereinsebene

Häßler, der bei Meteor 06 Berlin mit dem Fußballspielen begann, wechselte 1979 zu den Reinickendorfer Füchsen und 1984 zum 1. FC Köln. Für die Rheinländer hatte er 149 Spiele (17 Tore) absolviert, ehe er nach der WM 1990 in Italien für eine Ablösesumme von 15 Millionen Mark von Juventus Turin verpflichtet wurde. Nach nur einem Jahr wechselte er dann für umgerechnet 14 Millionen Mark in die italienische Hauptstadt zum AS Rom.

1994 kehrte er für eine Ablösesumme von sieben Millionen Mark wieder zurück in die Bundesliga zum Karlsruher SC und wurde damit zum Rekordzugang des KSC. 1998 stieg er mit dem Verein jedoch ab.

Nach 118 Spielen und 28 Toren für den KSC wechselte Häßler zu Borussia Dortmund. Dort blieb für ihn meist nur ein Platz auf der Ersatzbank, da seine Position bereits mit Andreas Möller besetzt war und er sich mit dem damaligen Dortmunder Trainer Michael Skibbe überwarf.

Ab 1999 spielte er für den TSV 1860 München. Mit Häßler belegten die Münchner in der Bundesligasaison 1999/2000 den vierten Platz, scheiterten aber anschließend in der Qualifikation zur Champions League. In 115 Ligaspielen für 1860 München erzielte Häßler 21 Tore und bereitete 32 weitere vor. 2003 wurde sein Vertrag aus Kostengründen nicht verlängert.

Im August 2003 unterschrieb Häßler einen Vertrag beim SV Austria Salzburg in Österreich. Er beendete seine Karriere als aktiver Fußballer am 22. August 2005 mit einem Abschiedsspiel in Köln. In einem All-Star-Team spielten unter anderem Toni Schumacher, Jürgen Kohler, Hans-Peter Lehnhoff, Lothar Matthäus, Thomas Berthold und Birgit Prinz. In seiner Bundesligazeit brachte es Häßler auf 400 Einsätze, er erzielte dabei 68 Tore.[1]

Nationalmannschaft

1987 nahm er mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft an der Militär-WM in Italien teil und belegte den zweiten Rang.[2] In der deutschen Nationalmannschaft spielte Häßler zwischen August 1988 und Juni 2000 101-mal und erzielte dabei elf Tore.[3]

Sein wohl wichtigstes Tor erzielte er am 15. November 1989 in der Qualifikation zur WM 1990 zum 2:1 gegen Wales im Müngersdorfer Stadion. Dieses Tor ebnete den Weg zur Teilnahme an der WM und ermöglichte der Nationalmannschaft so den Weltmeistertitel; auch im Finale in Rom kam er über die volle Spielzeit zum Einsatz.

Wegen seiner Leistungen bei der EM 1992 wurde Häßler zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. 1996 kam er beim EM-Triumph Deutschlands in allen sechs Spielen zum Einsatz.

Auch bei der WM 1994 kam Thomas Häßler zum Einsatz. Für Aufsehen sorgte dort vor allem eine Szene im Viertelfinale, als Häßler gegen den bulgarischen Offensivspieler Yordan Letchkov ein Flugkopfballduell verlor, was zum 2:1-Siegtreffer für Bulgarien führte und das Turnieraus der Deutschen bedeutete. Das Foto dieser Szene hat heute, nicht zuletzt aufgrund des deutlichen Größenunterschiedes der beiden Spieler, bisweilen Kultstatus.[4]

Häßler gehört mit 101 absolvierten Länderspielen zu den wenigen Spielern, die 100 oder mehr Partien für den DFB bestritten haben. Zusammen mit Jürgen Klinsmann war er deutscher Rekordspieler bei Europameisterschaften (je 13 Spiele), bis ihn Philipp Lahm bei der EM 2012 mit 14 Spielen übertraf (mittlerweile hat diesen DFB-Rekord Bastian Schweinsteiger inne mit 18 Einsätzen bei Fußball-Europameisterschaften).

Trainerkarriere

Von Oktober 2006 bis Oktober 2009 war Häßler Techniktrainer der Profimannschaft des 1. FC Köln, danach war er im Jugendbereich des Vereins tätig. Von Februar bis November 2007 war er zudem Assistenztrainer von Berti Vogts in der nigerianischen Nationalmannschaft. Nach dem Weggang von Ümit Özat als Techniktrainer des 1. FC Köln kehrte Häßler im Februar 2010 in dieser Funktion wieder auf den Trainingsplatz der FC-Profis zurück. Mit der Verpflichtung von Ståle Solbakken wurde das Vertragsverhältnis zum Ende der Saison 2010/11 beendet.

Am 5. Juni 2014 unterschrieb Häßler einen Einjahresvertrag bei Padideh Mashhad in der Iranian Pro League[5] als Assistenztrainer von Alireza Marzban.[6] Pressemeldungen, nach denen er ab Mai 2015 Nationaltrainer des Libanon werden sollte,[7] erwiesen sich als falsch.[8]

Im Februar 2016 unterschrieb Häßler einen Vertrag als Cheftrainer des Club Italia 80 in Berlin bis zum 30. Juni 2018.[9] Er übernahm den Verein der Berliner Bezirksliga (Staffel 1) zur Saison 2016/17[10] und schaffte sofort den Aufstieg in die siebtklassige Fußball-Landesliga Berlin.[11] Ab 2018 hieß der Club Italia 80 Berlin United.[12] In der Saison 2018/19 gelang Häßler mit Berlin United der Aufstieg in die Berlin-Liga, direkt danach trennte sich der Klub von Häßler.[13] Zur Saison 2019/20 übernahm Häßler das Traineramt beim Berliner Landesligisten BFC Preussen.[14] Mit den Preussen stieg Häßler zur Saison 2022/23 in die Berlin-Liga auf, musste sein Traineramt jedoch nach Saisonstart Ende August 2022 aus gesundheitlichen Gründen bis auf Weiteres ruhen lassen.[15]

Sonstiges

Aufgrund der häufigen Verwendung des Wortes Icke, Berliner Dialekt für ich, erhielt Häßler beim 1. FC Köln von Pierre Littbarski den Spitznamen Icke.[16]

Seine Ehe sorgte für Schlagzeilen, als Vereinsmanager Edgar Geenen bei 1860 München entlassen wurde, da dieser ein Verhältnis mit Häßlers Ehefrau Angela hatte.[17][18] Thomas und Angela Häßler, die drei gemeinsame Kinder haben, trennten sich Ende 1999.[19]

Andreas Häßler, der ältere Bruder, der ebenfalls Profifußballer werden wollte, starb 1980 im Alter von 17 Jahren an Leukämie.[20][21] Sein jüngerer Bruder Sascha spielte beim 1. FC Köln im Amateurbereich.[22]

Häßler war zusammen mit Mario Lehmann und Magnus Söderkvist 1996 Mitbegründer des inzwischen geschlossenen Münchener Musiklabels „MTM Music“.[23][24]

Zeitweise gehörte er auch dem Kuratorium der Stiftung Jugendfußball an,[25] die im Jahr 2000 von Jürgen Klinsmann, weiteren Nationalspielern sowie den Dozenten des Fußballlehrer-Sonderlehrgangs gegründet wurde.[26]

Darüber hinaus ist Häßler Berater der Kölner Sport Humanagement GmbH.[27]

Im Februar 2016 nahm Häßler mit anderen ehemaligen Sportlern an der Show Ewige Helden des Fernsehsenders VOX teil;[28] er schied als erster aus. Ab März 2016 war er Promi-Kandidat bei der RTL-Show Let’s Dance.[29] Zusammen mit seiner Tanzpartnerin Regina Luca schied er nach der fünften Runde aus. Während der Fußball-Europameisterschaft 2016 machte Thomas Häßler bei der Aktion „SWR1 Mein Europameister“ mit. Im Januar 2017 nahm er an der 11. Staffel Ich bin ein Star – Holt mich hier raus! teil und belegte den vierten Platz.[30]

Im August 2022 wurde bekannt, dass Häßler an einer bis dahin ungeklärten Erkrankung leide, die mit Nackenschmerzen, Tinnitus und Gedächtnisverlust einher gehe. Seine Aktivität als Trainer musste er daraufhin bis auf weiteres einstellen.[31]

Erfolge

Als Nationalspieler

Mit dem Verein

Persönliche Auszeichnungen

Weblinks

Commons: Thomas Häßler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Matthias Arnhold: Thomas Häßler – Matches and Goals in Bundesliga. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation. 26. Juli 2012. Abgerufen am 2. August 2012.
  2. kicker Sportmagazin Nr. 53/26. Wo., 25. Juni 1987, S. 2
  3. Matthias Arnhold: Thomas Häßler – Century of International Appearances. Rec.Sport.Soccer Statistics Foundation. 1. Februar 2006. Abgerufen am 2. August 2012.
  4. Letchkovs legendärer Flugkopfball schickt Titelverteidiger Deutschland nach Hause. FIFA.com. 20. April 2017. Abgerufen am 28. April 2018.
  5. Der Tagesspiegel: Thomas Häßler: Weltmeister wird Trainer im Iran
  6. Thomas Häßler joins Padideh Khorasan. Abgerufen am 28. Oktober 2017 (amerikanisches Englisch).
  7. Berliner Morgenpost: „Icke“ Häßler ist jetzt Nationaltrainer vom Libanon (abgerufen am 5. Februar 2016)
  8. inFranken.de: Thomas Häßler wartet auf das richtige Angebot (abgerufen am 28. Oktober 2016)
  9. Thomas Häßler wird neuer Cheftrainer (Memento vom 5. Februar 2016 im Internet Archive) (abgerufen am 5. Februar 2016)
  10. So reagiert der Berliner Fußball auf die Rückkehr von Häßler. (bz-berlin.de [abgerufen am 28. Oktober 2017]).
  11. Mit Coach Thomas Häßler. Club Italia feiert Aufstieg in siebte Liga. Berliner Zeitung, 21. Mai 2017, abgerufen am 1. Juni 2017.
  12. https://www.bz-berlin.de/berlin-sport/mehr-berlin-sport/club-italia-greift-mit-neuem-namen-wieder-ganz-neu-an
  13. berlinerfussball.com: Thomas Häßler nicht mehr Trainer von Berlin United (3. Juni 2019), abgerufen am 22. Juli 2019
  14. berlinerfussball.com: Thomas Häßler wird neuer Trainer beim BFC Preussen (12. Juni 2019), abgerufen am 22. Juli 2019
  15. Spiegel Online: Thomas Häßler muss wegen gesundheitlicher Probleme als Trainer pausieren
  16. Kölsche WM-Helden: Thomas Häßler, koelnsport.de, 10. Juli 2018: „Denn in der Fußballwelt ist der 1,66 Meter große Berliner nur als „Icke“ bekannt – dank seinem ehemaligen Mitspieler Pierre Littbarski. Den Spitznamen hat Litti mir gegeben, als ich 1984 nach Köln gekommen bin. Weil ich früher so viel geickt habe“, verrät Häßler selbst. „Ich höre nur noch auf Icke. Thomas kenne ich ja schon gar nicht mehr“.
  17. 1860 München: Geenen soll wegen Angela Häßler gehen, spiegel.de, 9. Februar 2002
  18. Detlef Dresslein: Sport: Ein Ende in dreieinhalb Zeilen - 1860 trennt sich von Geenen und verbeugt sich vor Häßler, tagesspiegel.de, 11. Februar 2002
  19. Thomas Häßler: "Ich wollte sofort kündigen", spiegel.de, 16. Februar 2002
  20. "Ewige Helden": WM-Star Thomas Häßler kämpft mit den Tränen*, t-online.de, 10. Februar 2016
  21. So emotional sprach Thomas Häßler über den Tod seines Bruders. In: stern.de. 10. Februar 2016 (stern.de [abgerufen am 28. Oktober 2017]).
  22. Steffen Szepanski: Fußball: Von echten Typen und falschen Prognosen, nwzonline.de, 8. Oktober 2013 :„Eine Zukunft wie „Icke“ wurde auch Sascha Häßler prognostiziert, als er als 16-Jähriger zum 1. FC Köln wechselte. Schnell hatte er Fans und eigene Autogrammkarten – nur ein Bundesliga-Spiel für die Geißböcke hat er nie gemacht.“
  23. Thomas Häßler: Über Gerüchte rege ich mich nicht mehr auf, tvspielfilm.de
  24. Andreas Wagner: Häßlers Schwäche für Bäuche und lange Haare, welt.de, 4. Dezember 2000
  25. Ewige Helden: Thomas Häßler "Icke" war über 400 Mal im Bundesliga-Einsatz, vox.de, 17. Februar 2016
  26. Die Stiftung Jugendfußball mit Sitz an der Universität Paderborn wurde im Jahr 2000 von erfolgreichen Nationalspielern und den Dozenten Ihres Fußball-Lehrer-Lehrgangs gegründet., uni-paderborn.de, 18. September 2006
  27. Sport Humanagement GmbH [1] (abgerufen am 27. September 2018)
  28. VOX: Ewige Helden: Thomas Häßler „Icke“ war über 400-mal im Bundesliga-Einsatz (abgerufen am 5. Februar 2016)
  29. Raten Sie mal, was „Icke“ Häßler ab Sommer macht… (Memento vom 5. Februar 2016 im Internet Archive), Express, 5. Februar 2016 (abgerufen am 5. Februar 2016)
  30. Süddeutsche Zeitung vom 21. Januar 2017 (S. 37): (Im Klub der verlorenen Seelen)
  31. Berliner Morgenpost - Berlin: Thomas Häßler: Gesundheitliche Probleme beim Ex-Weltmeister. Abgerufen am 6. September 2022 (deutsch).