Troilo (Adelsgeschlecht)

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Wappen der Freiherren Troilo von Troiburg

Das Adelsgeschlecht Troilo (auch Troylo bzw. Troulo, lateinisch Troilus) stammte aus der Grafschaft Tirol. Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts verlegte Johann Franz von Troilo seinen Wirkungskreis nach Schlesien in die Fürstentümer Breslau und Neisse. Da im Laufe der Jahre noch weitere Adelige aus dem habsburgischen Tirol nach Schlesien kamen, könnte hierfür ursächlich sein, dass sowohl das Breslauer Domkapitel als auch die böhmischen Landesherren eine Rückkehr der Führungsschicht zum katholischen Glauben fördern wollten. Die Breslauer Kurie verfolgte das Ziel, das geistliche Fürstentum Neisse und dessen Landadel systematisch zu rekatholisieren.

Geschichte

Die Troyburg in Bozen, Silbergasse 16

Die Familie Troilo stammte ursprünglich aus Rovereto, das nach dem Ende der venezianischen Herrschaft 1509 dem Kaiser Maximilian I. zufiel und dann in den Einflussbereich der Grafschaft Tirol gelangte. Am rechten Ufer der Etsch soll den Troilo zwischen Trient und Rovereto der Flecken Ischia gehört haben. Der erste „Troulo“, der 1557 geadelt wurde, erwarb 1563 das Bürgerrecht in Bozen, wo der Familie ein Jahr später das als „Troyburg“ bezeichnete Bürgerhaus in der Silbergasse gehörte. 1613 wurde der Bozener Familienzweig in die Tiroler Landesmatrikel aufgenommen, womit auch die Landstandschaft verbunden war. Dieser Familienzweig erlosch vermutlich im 17. Jahrhundert.

Vor 1572 wanderte Johann Franz von Troilo aus unbekanntem Anlass nach Schlesien aus. Es könnte sein, dass er sich dem Gefolge des Kaisers Rudolf II. angeschlossen hat, als dieser über Bozen ins Reich zurückkehrte. In Schlesien wohnte und wirkte er zunächst in Breslau, wo er bald aufstieg. 1572 vermählte er sich mit Katharina von Freund aus Polnisch Weistritz im Fürstentum Schweidnitz, deren Familie zum schlesischen Landadel gehörte. Vermutlich 1577 nahm Kaiser Rudolf II. Johann Franz und dessen Familie mit einem Gnadenbrief unter seinen Schutz, als er in Breslau die Huldigung der schlesischen Fürsten und Stände entgegennahm. Sein Aufstieg wurde sowohl vom Kaiser als auch vom Breslauer Bischof Andreas von Jerin gefördert. 1591 hatte Johann Franz im bischöflichen Fürstentum Neisse die Herrschaft Lassoth, damals Lest, auch Löst, mit dem Gut Jeutritz erworben. Ein Jahr später überließ ihm und seinem ältesten Sohn Nikolaus der Bischof Jerin auch die bischöflichen Untertanen in Lassoth. 1594 errichtete Johann Franz dort ein Herrenhaus. Nachfolgend veranlasste er den Umbau der mittelalterlichen Kirche und ließ sie neu ausstatten. 1596 folgte eine reich geschmückte Kanzel, eine Patronatsloge und eine Glocke. Johann Franz von Troilo und seine Nachkommen gehörten zu den einflussreichsten Familien Breslaus und des Fürstentums Neisse. Er und seine Frau Katharina wurden in der Lassother Kirche beigesetzt. Deren Todesjahre sind nicht überliefert.

Nachkommen des Johann Franz von Troilo (unvollständig)

  1. Helena von Troilo (1573–1631), heiratete mit etwa 25 Jahren den Breslauer Patrizier Christoph von Poley (1561–1637), der 1612 zum Breslauer Rat aufstieg. Helena stiftete 1607 einen kostbaren Messkelch mit dem Allianzwappen der Familien Troilo und Poley, sowie der Inschrift «Helena Polein geborne Troylin von Lest». Der Kelch gelangte später an das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg.
  2. Katharina von Troilo (um 1575–nach 1619). Sie vermählte sich 1595 in Neisse mit dem verwitweten Johann Matthäus Wacker von Wackenfels.
  3. Emilia-Catharina von Sprinzenstein geborene Wacker von Wackenfels (* ~1605–1686). Ihre Tochter Maria-Emilia-Catharina geborene von Sprinzenstein (* ~1635 in Neuhaus in Österreich, † 1686 in Lassoth) hatte 1661 Graf Joachim Enzmilner (1600–1678) geheiratet.
  4. Nikolaus von Troilo (1582–1640), kaiserlicher Rat, residierender Domherr in Breslau, bedeutendstes Mitglied der Familie Troilo.
  5. Franz Gottfried von Troilo (* um 1583–um 1648). Er wurde 1597 zusammen mit seinem Bruder Nikolaus am Prager Clementinum immatrikuliert. 1605 besuchte er nacheinander die Universitäten Siena und Padua. Kaiser Matthias ernannte ihn zum kaiserlicher Rat, 1617 wurde er in den böhmischen Adel aufgenommen. Er war mit Ursula Juliane von Strachwitz verheiratet. Bekanntheit erlangte er als Sammler und Kenner bedeutender Handschriften. Die kostbarste Handschrift seiner Sammlung war der „Hedwigs-Codex“ aus dem Jahre 1353, den der Lübener Herzog Ludwig I. zu Ehren seiner Ahnherrin anfertigen ließ. Heute befindet sie die Handschrift im J. Paul Getty Museum. Mit einem Vermächtnis bestimmte er für die Pfarrkirche in Rovereto auf den „Troylischen Altar s. Joannis alda“ eine Pfründe für die dortige Kaplanei.
    1. Franz Ferdinand von Troilo (um 1635–um 1648), Ritter des Heiligen Grabes, Palästinafahrer, verfasste eine Orientalische Reise-Beschreibung.[1]
  6. Franz Friedrich von Troilo,[2] Herr auf Lassoth, Nieder-Jeutritz und Steinsdorf im Fürstentum Neisse.[3] Er soll der Schlesischen Kammer angehört und mehrere Nachkommen hinterlassen haben.
Weitere Familienmitglieder

Besitzungen

  1. In Breslau: Haus am Neumarkt
  2. Im Fürstentum Neisse: Lassoth, Jeutritz und Jungferndorf.
  3. Im Fürstentum Neisse: Güter aus der verwandten Familie von Freund: Steinsdorf, Markersdorf und Giersdorf.

Literatur

  • Norbert Conrads: Der Aufstieg der Familie Troilo. Zum kulturellen Profil des katholischen Adels in Schlesien zwischen Späthumanismus und Gegenreformation. In: Jörg Deventer, Susanne Rau, Anne Conrad (Hrsg.): Zeitenwenden – Herrschaft, Selbstbehauptung und Integration zwischen Reformation und Liberalismus, Festgabe für Arno Herzig, Lit-Verlag, Münster, Hamburg, Berlin, Wien, London, Zürich, 2006, ISBN 3-8258-6140-6, S. 279–310: (online) bei books.google.de

Einzelnachweise

  1. Digitalisat der Orientalischen Reisebeschreibung
  2. Lebensjahre nicht bekannt.
  3. Bernhard W. Scholz: Das geistliche Fürstentum Neisse. 2011 Böhlau Verlag Köln Weimar Wien, ISBN 978-3-412-20628-4, S. 307.
  4. Ordensprovinz Böhmen
  5. Wappenbecher der Troilo mit Abbildung
  6. Joseph Kögler: Die Chroniken der Grafschaft Glatz; Band 2: Die Pfarrei- und Stadtchroniken von Glatz, Habelschwerdt, Reinerz mit den zugehörigen Dörfern, neu bearbeitet von Dieter Pohl, ISBN 3-927830-09-7, S. 84.
  7. Rektor der Universität Breslau u. a.
  8. Joseph Jungnitz: Die Breslauer Germaniker. Breslau 1906, G. P. Aderholz' Buchh., S. 307 und 321.