Ulmen

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Ulmen

Feldulme (Ulmus minor)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Rosiden
Eurosiden I
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Ulmengewächse (Ulmaceae)
Gattung: Ulmen
Wissenschaftlicher Name
Ulmus
L.

Die Ulmen (Ulmus), auch Rüster, Rusten oder Effe genannt, bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Ulmengewächse (Ulmaceae).[1] In Mitteleuropa finden sich die drei Arten Flatterulme, Feldulme und Bergulme. Das Ulmensterben droht die mitteleuropäischen Ulmen-Arten auszurotten. In den Niederlanden wurden zwar resistente Sorten gezüchtet, doch der drastische krankheitsbedingte Rückgang stellt populationsgenetisch einen extremen Verlust dar.

Beschreibung

Illustration von Ulmus wallichiana
Die Flatterulme (Ulmus laevis) ist die einzige Baumart Mitteleuropas, die Brettwurzeln ausbilden kann.
Wechselständig und zweizeilig angeordnete Ulmenblätter

Erscheinungsbild

Die Ulmen-Arten sind sommergrüne oder laubabwerfende Bäume oder Sträucher, die Wuchshöhen von bis zu 35 Metern erreichen. An einigen Zweigen findet man die botanisch eher seltene Korkflügel-Rinde, die auch beim Pfaffenhütchen (Euonymus) vorkommt. Sie sind nie mit Stacheln oder Dornen bewehrt. Die Knospen können behaart sein.

Wurzel

Ulmen-Arten haben in der Jugend ein Pfahlwurzelsystem. Im Alter bildet sich ein Senkerwurzelsystem mit einer Tendenz zur Herzwurzel (viele Senker aus flach bis schräg streichenden Hauptwurzeln) aus. Selbst auf temporären Nassböden bilden Ulmen ein tiefes Wurzelgeflecht, dieses ist daher außerordentlich stabil.

Blätter

Die wechselständig und zweizeilig am Zweig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die einfachen, asymmetrischen Blattspreiten sind breit verkehrt-eiförmig oder rundlich mit einfach oder doppelt gesägtem Blattrand. Sie sind fiedernervig und jeder Seitennerv endet in einem „Blattzahn“. Sie sind oft dreispitzig und werden daher oft mit der Hasel verwechselt. Alle drei mitteleuropäischen Ulmenarten sind unschwer an ihren Blättern erkennbar, deren eine Hälfte immer größer und ungleich am Grunde des Blattstieles angesetzt ist. Es sind zwei häutige Nebenblätter vorhanden; sie fallen relativ früh ab und hinterlassen auf beiden Seiten der Blattbasis eine kurze Narbe.

Blütenstände und Blüten

Die meist im Frühling (bei sommergrünen Arten vor den Blättern) erscheinenden Blüten sind mit zwei häutigen Tragblättern in kleinen, bündeligen, traubigen oder zymösen Blütenständen angeordnet und oft bereits im Vorsommer fertig ausgebildet. Der kurze Blütenstiel ist meist behaart (lang gestielt bei der Flatterulme).

Die meist zwittrigen Blüten besitzen ein einfaches Perianth. Die vier bis neun Blütenhüllblätter sind unscheinbar gefärbt und glockig verwachsen. Es sind gleich viele Staubblätter wie Blütenhüllblätter vorhanden. Die Staubfäden sind flach. Der meist sehr kurze Griffel des oberständigen Fruchtknotens endet in einer zweiästigen, behaarten Narbe.

Früchte von Ulmus rubra

Früchte und Samen

Es wird eine flache Nussfrucht mit beständigem Perianth gebildet, die ringsum einen breit-eiförmigen bis rundlichen, häutigen Flügel besitzt (solche Früchte nennt man Samara) und auf der noch die Narbe erkennbar ist. Es ist kein Endosperm vorhanden.

Die Chromosomengrundzahlen sind meist x = 14.

Ökologie

Diasporen sind die geflügelten Nussfrüchte, die vom Wind ausgebreitet werden. Die Samen sind nur wenige Tage keimfähig. Gleich nach der Reife gesät, keimen sie nach zwei bis drei Wochen. Die Keimblätter (Kotyledonen) sind flach bis mehr oder weniger konvex.

Fossiles Blatt von Ulmus fischeri, einer tertiären Ulmenart

Verbreitungsgeschichte

Fossil sind Ulmen schon im Tertiär nachgewiesen. Vor 10 Mio. Jahren zeigt ihr vermehrtes Aufkommen, etwa in Sedimenten der Niederrheinischen Bucht, eine langsame Abkühlung des bis dahin im Rheinland subtropischen Klimas an. Ein Rückgang der Ulmen lässt sich pollenanalytisch bereits im Atlantikum beobachten, ob er krankheitsbedingt oder anthropogen ist, ist umstritten.

Gefährdung

Seit 1920 werden einige Ulmen-Arten durch das Ulmensterben dezimiert. Betroffen sind vor allem die Bergulme und Feldulme aufgrund ihrer rauen Borke. Der Ulmensplintkäfer überträgt eine aus Ostasien eingeschleppte Pilzerkrankung: die Pilze wuchern im Splintholz und verstopfen die Wasserleitbahnen im Frühholz. Dadurch wird der Wasserfluss unterbunden, und der Baum stirbt ab. Im Flachland führt dies zu einem Totalausfall, oberhalb von 700 Metern nur phasenweise.[2]

Nutzung

Viele Arten liefern gutes Holz. Die Früchte vieler Ulmenarten sind außerdem zum Verzehr geeignet. Medizinische Wirkungen wurden untersucht. Einige Arten werden in der chinesischen Medizin eingesetzt.[3]

Junge Ulmenblätter sind essbar, zum Beispiel in Salaten.

Holz der Ulme

Das Holz der Ulme wird regional auch „Rüster“ genannt. Die Ulme ist ein Kernreifholzbaum. Das ringporige Holz der Bergulme hat drei Zonen, die den Jahrringen folgen: ein gelblich-weißes Splintholz, ein ähnlich helles Reifholz und ein blassbraunes bis rötliches Kernholz. Es ist zäh, mäßig hart, sehr stoß- und druckfest und gut zu bearbeiten, reißt leicht und muss daher sehr vorsichtig getrocknet werden.[4] Das wertvolle Holz wird zu Furnieren, Möbeln, Gewehr­schäften, Parkett und Täfelungen verarbeitet. Früher wurden auch Langbögen, Felgen, Räder, Speichen und Wagenkästen aus Rüster gefertigt. Das Schwindmaß des Rüsterholzes gehört zu den geringsten aller Holzarten.

Systematik und Verbreitung

Der Gattungsname Ulmus wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 225 veröffentlicht.[5] Als Lectotypusart wurde 1913 Ulmus campestris L. durch N. L. Britton und A. Brown in Ill. Fl. N.U.S. 2. Auflage, 1 S. 626 festgelegt. Ein Synonym für Ulmus L. ist Chaetoptelea Liebm.[6]

Ulmen-Arten gedeihen vor allem in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel: Eurasien und Nordamerika bis nach Mexiko. Alleine in China kommen 21 Arten vor, 14 davon nur dort.

Die Gattung Ulmus wird in zwei Untergattungen mit jeweils einigen Sektionen und insgesamt etwa 40 Arten gegliedert.[6] Hier eine Auswahl:

  • Untergattung Oreoptelea Planch.:
    • Sektion Blepharocarpus Dumort.:
    • Sektion Chaetoptelea (Liebm.) C.K.Schneid. (Syn.: Chaetoptelea Liebm.):
    • Sektion Trichoptelea C.K.Schneid.:
      • Ulmus crassifolia Nutt.: Sie kommt von den südlichen Vereinigten Staaten bis ins nördliche Mexiko vor.[6]
      • Ulmus serotina Sarg.: Sie gedeiht in Höhenlagen von 0 bis 400 Metern in den USA.[1] Sie blüht im Spätsommer bis Herbst.
      • Felsen-Ulme (Ulmus thomasii Sarg.; Syn.: Ulmus racemosa D.Thomas): Sie gedeiht in Höhenlagen von 30 bis 900 Metern in den USA.[1]
  • Untergattung Ulmus:
    • Sektion Lanceifoliae:
    • Sektion Microptelea (Spach) Benth. & Hook.f.:
    • Sektion Ulmus:
      • Ulmus androssowii Litv.: Sie kommt in China und in Zentralasien vor.[6]
      • Ulmus davidiana Planch.: Die etwa zwei Varietäten sind in China, Japan, Korea, der Mongolei und in Sibirien verbreitet:
        • Ulmus davidiana Planch. var. davidiana
        • Ulmus davidiana var. japonica (Sarg. ex Rehder) Nakai (Syn.: Ulmus campestris var. japonica Sarg. ex Rehder, Ulmus japonica (Sarg. ex Rehder) Sarg., Ulmus propinqua Koidz., Ulmus wilsoniana C.K.Schneid.)
      • Ulmus densa Litv. (Syn.: Ulmus bubyriana Litv. nom. inval.): Sie kommt in Zentralasien vor.[6]
      • Bergulme (Ulmus glabra Huds., Syn.: Ulmus montana With., Ulmus scabra Mill., Ulmus sukaczevii Andronov): Sie ist in Eurasien weitverbreitet.
      • Ulmus harbinensis S.Q.Nie & G.Q.Huang: Es ist ein Endemit in Mischwäldern nur im chinesischen Harbin in Heilongjiang.
      • Ulmus laciniata (Trautv.) Mayr (Syn.: Ulmus montana var. laciniata Trautv.) Sie ist in China, Korea, in der Mongolei und in Sibirien verbreitet.
      • Ulmus macrocarpa Hance: Sie ist in China, Korea, in der Mongolei und in Sibirien verbreitet.
      • Feldulme (Ulmus minor Mill., Syn.: Ulmus campestris auct., Ulmus campestris var. umbraculifera Trautv., Ulmus carpinifolia Gled., Ulmus carpinifolia var. suberosa (Moench) Rehder, Ulmus carpinifolia var. umbraculifera (Trautv.) Rehder, Ulmus foliacea Gilib., nom. inval., Ulmus foliacea var. suberosa (Moench) Rehder, Ulmus foliacea var. umbraculifera (Trautv.) Rehder, Ulmus glabra var. suberosa (Moench) Gürke, Ulmus nitens Moench, Ulmus suberosa Moench)
      • Sibirische Ulme (Ulmus pumila L.): Sie gedeiht in Höhenlagen von 0 bis 2200 Metern in Ostasien.
      • Rot-Ulme (Ulmus rubra Muhl., Syn.: Ulmus fulva Michx.): Sie deiht in Höhenlagen von 0 bis 600, selten bis zu 900 Metern in den USA.[1]
      • Ulmus szechuanica W.P.Fang: Sie kommt in den chinesischen Provinzen Anhui, Jiangsu, Jiangxi, zentrales Sichuan sowie Zhejiang vor.[3]
      • Ulmus elliptica K.Koch: Sie wird als Art nur diskutiert und soll von der Krim und dem Kaukasus stammen. Es ist aber wohl nur eine abweichende Form von Ulmus glabra oder Ulmus rubra. Sie ist wohl unter unterschiedlichen Namen in gärtnerischer Kultur.[7]
      Hybriden in dieser Sektion Ulmus sind:
      • Holländische Ulme (Ulmus ×hollandica Mill. = Ulmus minor × Ulmus glabra, Syn.: Ulmus glabra var. vegeta Loudon, Ulmus ×hollandica var. vegeta (Loudon) Rehder, Ulmus × vegeta (Loudon) Ley). Darunter:
        • Goldulme (Ulmus ×hollandica ‘Wredei’)
      • Ulmus ×viminalis Lodd. ex Bean
    • In keine der genannten Sektionen eingeordnete Arten:

Symbolik

Im Altertum, zum Beispiel im Antiken Griechenland, galt die Ulme als Symbol des Todes und der Trauer.[8]

Quellen

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Susan L. Sherman-Broyles: In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 3: Magnoliophyta: Magnoliidae and Hamamelidae. Oxford University Press, New York und Oxford, 1997, ISBN 0-19-511246-6. Ulmus Linnaeus. S. 400–401 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  2. Jochen Kleinschmit und H. Weisgerber (Hrsg.): Ist die Ulme noch zu retten?. Berichtsband des 1. Ulmensymposiums in Hannoversch Münden am 21. und 22. Mai 1992, veranstaltet von den Abteilungen Forstpflanzenzüchtung der Niedersächsischen und der Hessischen Forstlichen Versuchsanstalt / Hessisches Ministerium für Landesentwicklung, Wohnen, Landwirtschaft, Forsten und Naturschutz. Forschungsberichte der Hessischen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 16. Hessische Forstliche Versuchsanstalt, Hannoversch Münden 1993.
  3. a b c d e f g h i j k l m Liguo Fu, Yiqun Xin, Alan Whittemore: Ulmaceae.: In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2003, ISBN 1-930723-27-X. Ulmus Linnaeus. S. 1–5 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  4. Artikel "Ulme" bei proHolz: Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Holzwirtschaft
  5. Ulmus bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 19. Dezember 2021
  6. a b c d e Ulmus im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 30. April 2017.
  7. Datenblatt Ulmus elliptica bei Trees and Shrubs Online.
  8. Udo Becker: Lexikon der Symbole. Nikol Verlag (genehmigte Lizenz des Verlags Herder), Hamburg 2012, ISBN 978-3-86820-139-0, S. 316.

Weblinks

Commons: Ulmen (Ulmus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien