Vetschau/Spreewald

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Wappen Deutschlandkarte
Vetschau/Spreewald
Deutschlandkarte, Position der Stadt Vetschau/Spreewald hervorgehoben

Koordinaten: 51° 47′ N, 14° 4′ O

Basisdaten
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Oberspreewald-Lausitz
Höhe: 60 m ü. NHN
Fläche: 111,42 km2
Einwohner: 7819 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 70 Einwohner je km2
Postleitzahl: 03226
Vorwahlen: 035433, 03541 (Gahlen), 035436 (Briesen, Jehschen, Laasow, Missen, Ogrosen, Tornitz), 035604 (Wüstenhain)Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text
Kfz-Kennzeichen: OSL, CA, SFB
Gemeindeschlüssel: 12 0 66 320
Stadtgliederung: 10 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Schloßstraße 10
03226 Vetschau/Spreewald
Website: www.vetschau.de
Bürgermeister: Bengt Kanzler (parteilos)
Lage der Stadt Vetschau/Spreewald im Landkreis Oberspreewald-Lausitz
SachsenCottbusLandkreis Dahme-SpreewaldLandkreis Elbe-ElsterLandkreis Spree-NeißeLandkreis Teltow-FlämingAltdöbernBronkowCalauFrauendorf (Amt Ortrand)GroßkmehlenGroßräschenGrünewaldGutebornHermsdorf (bei Ruhland)HohenbockaKroppenLauchhammerLindenau (Oberlausitz)Lübbenau/SpreewaldLuckaitztalNeupetershainNeu-SeelandOrtrandRuhlandSchipkauSchwarzbach (Lausitz)SchwarzheideSenftenbergTettau (Brandenburg)Vetschau/SpreewaldKarte
Über dieses Bild

Vetschau/Spreewald, niedersorbisch Wětošow/Błota, ist eine Kleinstadt im Landkreis Oberspreewald-Lausitz im Süden des Bundeslandes Brandenburg.

Geografie

Karte von Vetschau/Spreewald und seiner Umgebung

Vetschau liegt am Südrand des Spreewaldes ostsüdöstlich von Lübbenau und nördlich von Calau. Die nördlichen Ortsteile liegen unmittelbar im Biosphärenreservat Spreewald.

Stadtgliederung

Als Ortsteile der Stadt sind ausgewiesen:

Zur Kernstadt Vetschau, die keinen Ortsteilstatus hat, gehören zudem die Gemeindeteile Belten (Běłośin), Lobendorf (Łoboźice) und Märkischheide (Husoka, bis 23. Oktober 1937 amtlich deutsch Weißagk[2]) sowie die Wohnplätze Altstadt (Stare Město), Brandtemühle (Brandtowy Młyn) und Neustadt (Nowe Město).

Geschichte

Urkundlich wurde Vetschau zuerst 1302 als Veczicz erwähnt.[3] Der Ortsname änderte sich im Laufe der Zeit von Vetczaw im Jahr 1434 über Fetzow 1450 zu Fetczaw im Jahr 1480. 1527 wurde der Ort unter dem Namen Fetzscho erstmals als Städtlein bezeichnet, das formelle Stadtrecht erhielt Vetschau im Jahr 1543.[4] Das Wappen für Rath und Gmaind des Marckhts Vetzschew wurde dem Ort am 17. März 1548 durch König Ferdinand I. in Augsburg ausgestellt. Die Urkunde war lange verschollen und wurde erst im Juli 2005 auf einem Dachboden in Vetschau wiederentdeckt.[5]

Bis ins späte 19. Jahrhundert waren die meisten Dörfer in der näheren Umgebung von Vetschau überwiegend sorbischsprachig.[6] Der Sprachwechsel zum Deutschen erfolgte hier – beschleunigt durch die Abschaffung sorbischer Gottesdienste und die Durchsetzung des Deutschen in den Schulen – im Wesentlichen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

In den Jahren 1929 bis 1932 fanden hier jeweils Anfang August die Spreewälder Volks- und Trachtenfeste statt. Organisiert wurden sie vom damaligen Bürgermeister Otto Rohde und der niedersorbischen wissenschaftlichen Gesellschaft Maśica Serbska in Cottbus.[7]

Vetschau war von 1964 bis 1996 Standort eines der größten Braunkohlekraftwerke der Region, des Kraftwerks Vetschau. Die Schornsteine des Kraftwerks waren Wahrzeichen der Stadt, sorgten aber auch für eine erhebliche Schwefeldioxidbelastung.

Vetschau gehörte 1817–1952 zum Landkreis Calau (bis 1947 in der preußischen Provinz Brandenburg, 1947–1952 im Land Brandenburg). 1952–1993 war die Stadt Teil des Kreises Calau (bis 1990 im DDR-Bezirk Cottbus, 1990–1993 wieder im Land Brandenburg). Seit der Kreisreform 1993 liegt Vetschau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.

Mit Wirkung vom 1. April 1997 wurde der Name der Stadt in Vetschau/Spreewald geändert.[8]

Eingemeindungen

Märkischheide wurde 1959 eingemeindet.[9] Ende 2001 wurden vier,[10] Ende 2002 zwei[11] und im Oktober 2003 weitere vier ehemalige Gemeinden eingegliedert.[12]

Ehemalige Gemeinde Datum Anmerkung
Briesen 01. Januar 1926 Eingemeindung nach Tornitz
Dubrau 01. Oktober 1966 Eingemeindung nach Koßwig
Fleißdorf 01. Januar 1974 Eingemeindung nach Naundorf
Gahlen 01. Januar 1957 Eingemeindung nach Missen
Göritz 31. Dezember 2001
Jehschen 01. Januar 1928 Eingemeindung nach Missen
Koßwig 26. Oktober 2003
Laasow 26. Oktober 2003
Märkischheide 01. April 1959
Missen 26. Oktober 2003
Naundorf 31. Dezember 2001
Ogrosen 1. Dezember 2002
Raddusch 26. Oktober 2003
Repten 31. Dezember 2001
Schönebegk 01. Januar 1928
Stradow 31. Dezember 2001
Suschow 31. Dezember 2002
Tornitz 01. Mai 1974 Eingemeindung nach Laasow
Wüstenhain 01. Mai 1974 Eingemeindung nach Laasow

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1875 2 452
1890 3 142
1910 2 699
1925 2 471
1933 2 908
1939 2 990
Jahr Einwohner
1946 4 064
1950 4 047
1964 7 494
1971 9 233
1981 9 628
1985 9 415
Jahr Einwohner
1990 9 063
1995 8 203
2000 7 338
2005 9 616
2010 8 770
2015 8 307
Jahr Einwohner
2016 8 297
2017 8 182
2018 8 103
2019 7 941
2020 7 862
2021 7 819

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[13][14][15], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Stadtverordnetenversammlung von Vetschau besteht aus 18 Stadtverordneten und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[16]

Partei / Wählergruppe Stimmenanteil Sitze
CDU 31,0 % 6
AfD 16,4 % 3
SPD 14,9 % 3
Wählergemeinschaft Ortsteile 13,3 % 2
Bündnis 90/Die Grünen 10,9 % 2
Die Linke 10,4 % 2
Lausitzer Allianz - Łužyska Alianca 01,6 %
Einzelbewerber Christoph Schneider 01,5 %

Bürgermeister

  • 1994–2010: Axel Müller (SPD)[17]
  • seit 2010: Bengt Kanzler

Kanzler wurde am 29. November 2009 mit 53,8 % der gültigen Stimmen zum neuen Bürgermeister Vetschaus gewählt. Er wurde in der Bürgermeisterstichwahl am 8. Oktober 2017 mit 51,7 % der gültigen Stimmen für weitere acht Jahre[18] in seinem Amt bestätigt.[19]

Wappen

Das Wappen wurde am 3. Mai 1993 genehmigt.

Blasonierung: „Gespalten; vorn in Rot ein aufgerichteter, nach links gewendeter silberner Windhund mit goldenem Halsband, hinten blau-silbern geschacht.“[20]

Flagge

Die Flagge besteht – bei Aufhängung an einem Querholz – aus zwei Längsstreifen in den Farben Weiß – Rot, auf die das Stadtwappen auf der Nahtstelle aufgelegt ist.

Städtepartnerschaft

Bedburg (Nordrhein-Westfalen) ist Partnerstadt von Vetschau.

Sehenswürdigkeiten und Kultur

Kirchenschiffe der Doppelkirche

Das Storchenzentrum Vetschau bietet Ausstellungen zum Weißstorch und Informationen zum Biosphärenreservat Spreewald.

Bauwerke

Vetschau verfügt über eine zum Teil noch gut erhaltene historische Bausubstanz. Diverse Gebäude sind in der Denkmalliste eingetragen.

  • Schloss Vetschau, um 1540 entstanden, heute Sitz der Stadtverwaltung
  • Wendisch-Deutsche Doppelkirche aus dem 17. Jahrhundert
  • Fachwerkhaus in der Schlossstraße 8, ältestes Wohnhaus der Stadt, um 1710 entstanden, bemalter Längsbalken mit historischem Segensspruch
  • Ratskeller am Markt 5, um 1890 entstanden
  • Katholische Heilige-Familie-Kirche vom Ende des 19. Jahrhunderts, Ernst-Thälmann-Straße
  • Gedenkstein zur Erinnerung an die 1928 erfolgte Eingemeindung des Dorfes Schönebegk nach Vetschau, 2008 in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße aufgestellt

Die Bodendenkmale sind in der Liste der Bodendenkmale in Vetschau/Spreewald aufgeführt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

Die Schälmühle am nördlichen Ortseingang, zusammen mit der Spreewaldmühle in Burg Eigentum der Familie Kümmel, ist ein modernes Wahrzeichen der Stadt. Außerdem Standort des Stahlbauunternehmens TransTec F&E Vetschau GmbH, ein Zulieferer von Drehgestellen für Schienenfahrzeuge. Hervorgegangen am Produktionsstandort aus der Fahrzeug- und Gerätebau GmbH (FAGEB) und der späteren VEB Waggonausrüstungen Vetschau. Im südlich gelegenen Ortsteil Tornitz befindet sich die Bolart Schweineproduktionsanlagen GmbH.

Die zum italienischen Konzern Iris Ceramica Group gehörende Porcelaingres GmbH mit ihrem Werk in Vetschau ist einer der wichtigsten Hersteller von Hochqualitäts-Feinsteinzeugplatten in Deutschland.[21]

Verkehr

Vetschau liegt an der Landesstraße L 54 zwischen Calau und Burg (Spreewald). Die A 15 mit der Anschlussstelle Vetschau durchquert das Stadtgebiet.

Der Haltepunkt Raddusch und der Bahnhof Vetschau an der Bahnstrecke Berlin–Görlitz werden von der Regional-Express-Linie RE 2 Wismar–Berlin–Cottbus bedient.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Ferdinand Griebenow (1848–1910), Unternehmer, am 15. Juli 1898 zum Ehrenbürger ernannt
  • Selma Griebenow geborene Blütchen (1851–1942), Stifterin, am 15. Juli 1898 zur Ehrenbürgerin ernannt
  • Richard Hellmann (1876–1971), Unternehmer, am 3. Mai 1929 zum Ehrenbürger ernannt
  • Peter Ettelt (1966–2009), Musiker, am 10. Dezember 2009 zum Ehrenbürger ernannt[22]

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Claus Reimann: Vetschau. Ein Tor zum Spreewald. Euroverlag, Cottbus 1993, DNB 95006226X.
  • Stefanie und Mathis Leibetseder: Vetschau. (= Schlösser und Gärten der Mark. Heft 125). Berlin 2012, ISBN 978-3-941675-41-4.

Weblinks

Commons: Vetschau/Spreewald – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsentwicklung und Flächen der kreisfreien Städte, Landkreise und Gemeinden im Land Brandenburg 2021 (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen, bezogen auf den aktuellen Gebietsstand) (Hilfe dazu).
  2. Statistik des Deutschen Reichs, Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I, Berlin 1939, S. 249.
  3. Stefanie Leibetseder: Vetschau. In: Gerhard Fouquet, Olaf Mörke, Matthias Müller und Werner Paravicini (Hrsg.): Residenzstädte im Alten Reich (1300–1800). Ein Handbuch. Abteilung I: Analytisches Verzeichnis der Residenzstädte und herrschaftlichen Zentralorte. Teil 1: Niedersächsischer und obersächsischer Reichskreis, Schleswig, Preußen, Livland, hrsg. von Harm von Seggern. Ostfildern 2018, S. 591–592.
  4. Geschichten aus und über Vetschau. In: vetschau.de. Stadt Vetschau/Spreewald, abgerufen am 6. August 2017.
  5. Brandenburgische Archive Heft 24, S. 5–11 als PDF
  6. Arnošt Muka: Pućowanja po Serbach. Nakład Domowiny, Budyšin 1957, S. 67f.
  7. Bomenius: Wendische Trachtenumzüge in Vetschau – eine Ausstellung in der Wendischen Kirche. NIEDERLAUSITZ aktuell, 31. Juli 2011, abgerufen am 29. April 2013.
  8. Änderung des Namens der Stadt Vetschau. Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 7. März 1997. In: Amtsblatt für Brandenburg, Nummer 19, 15. Mai 1997, S. 358.
  9. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  10. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  11. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
  12. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  13. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Oberspreewald-Lausitz. S. 30–33
  14. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  15. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  16. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  17. Bengt Kanzler ist neuer Bürgermeister. auf www.vetschau.de
  18. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 74
  19. Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl am 8. Oktober 2017
  20. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  21. Keramikhersteller in Brandenburg und in Norditalien: die Werke in Vetschau und in Castellarano. In: www.porcelaingres.de. Abgerufen am 18. Oktober 2021.
  22. Ehrenbürger der Stadt Vetschau / Spreewald