Weißer Steinklee

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Weißer Steinklee

Weißer Steinklee (Melilotus albus)

Systematik
Eurosiden I
Ordnung: Schmetterlingsblütenartige (Fabales)
Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
Unterfamilie: Schmetterlingsblütler (Faboideae)
Gattung: Steinklee (Melilotus)
Art: Weißer Steinklee
Wissenschaftlicher Name
Melilotus albus
Medik.

Der Weiße Steinklee (Melilotus albus), auch Weißer Honigklee oder Bokharaklee, ist eine Pflanzenart innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler (Fabaceae).

Beschreibung

Illustration aus Flora Batava, Volume 11, 1853
Blütenstand
Bestäubung
Früchte

Erscheinungsbild und Blatt

Der Weiße Steinklee ist eine sommergrüne, ein- bis zweijährige überwinternde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 150 Zentimetern, selten höher. Der aufrechte Stängel ist meist verzweigt, er ist im oberen Bereich kurz behaart und öfters rötlich überlaufen, er verholzt später ziemlich stark und erreicht am Grunde eine Dicke von bis zu 2 Zentimetern.[1]

Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blattspreite ist dreiteilig gefiedert. Das mittlere oberste Blättchen ist wie bei anderen Steinklee-Arten auch länger gestielt als die seitlichen. Die Teilblättchen sind bei einer Länge von meist 1 bis 2 Zentimetern länglich verkehrt-eiförmig, mit gestutztem oder gerundetem oberen Ende.[1] Jedes Fiederblatt besitzt sechs bis zwölf Paar Seitennerven und ebenso viele, oft undeutliche Zähne.[1] Die Nebenblätter sind meist ganzrandig, borstlich und 8 bis 10 Millimeter lang[1].

Blütenstand, Blüte und Frucht

Die Blütezeit reicht von Juni bis Oktober. Der traubige Blütenstand enthält bis zu 40 oder 80 Blüten und ist 4 bis 6 Zentimeter lang. Der Blütenstiel ist 1 bis 2 Millimeter lang. Die Blüten sind nickend.[1]

Die zwittrigen Blüten sind als Schmetterlingsblüte zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die weißen Kronblätter sind 4 bis 5 Millimeter lang. Die Fahne ist wenig länger als die Flügel und diese so lang oder wenig länger als das Schiffchen.[1]

Die weißliche Hülsenfrucht ist netznervig runzelig; sie ist 3 bis 3,5 Millimeter lang und 2 bis 2,5 Millimeter breit, schief eiförmig, stumpf, mit sehr kurzem Griffelrest, kahl und zuletzt schwärzlich.[1]

Chromosomenzahl

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[2]

Ökologie

Der Weiße Steinklee wurzelt bis 70 Zentimeter tief.[2] Die Bestäubung erfolgt durch zahlreiche Insekten wie Bienen, Fliegen oder Schmetterlinge. Die Früchte werden durch Schütteln ausgebreitet.

Allgemeine Verbreitung

Der Weiße Steinklee ist ein kontinentales Florenelement; in West-, Nord- und Mitteleuropa ist dessen Indigenität zweifelhaft. Sein Areal erstreckt sich von Spanien, Mittelitalien, und Griechenland im Süden bis Großbritannien und Finnland im Norden; weiter ostwärts bis Westsibirien, Tibet und bis Vorderasien. In Nordamerika und in Australien ist er eingebürgert. In Europa wurde der Weiße Steinklee im 16. und 17. Jahrhundert als Heilpflanze und als Zierpflanze kultiviert, und er ist heute als Futterpflanze weltweit verbreitet; für diese Verwendung sind inzwischen Cumarin-arme Formen gezüchtet worden.[3]

Vorkommen

Der Weiße Steinklee ist in Europa verbreitet. In Teilen Westasiens und Nordamerikas gilt er als Neophyt. Der Weiße Steinklee wurde auch in Deutschland und Nordeuropa im Zuge der Besiedlung der Menschen als Archaeophyt eingeschleppt.

Der Weiße Steinklee wächst häufig mit dem Echten Steinklee zusammen an trockenen und frischen Ruderalstellen. Er ist in Mitteleuropa eine Charakterart des Echio-Melilotetum aus dem Verband Dauco-Melilotion.[2] Der Weiße Steinklee kommt an Wegrändern, Schuttplätzen, an Bahnanlagen, Kiesgruben und Xerothermrasen vor. Er bevorzugt basenreiche und nährstoffreiche Böden.

Standorte und Verbreitung in Mitteleuropa

Möglicherweise war der Weiße Steinklee ursprünglich nur im Mittelmeergebiet, in Südosteuropa und in Mittelasien beheimatet. Nach Mitteleuropa erscheint er entlang der Flussläufe möglicherweise erst ab etwa dem 15. Jahrhundert eingedrungen zu sein. Vor allem entlang der Bahnlinien hat er sich rasch ausgebreitet. Als Rohbodenpionier und als Kiesfestiger wird er gelegentlich zur „Bodenverbesserung“ angesät.[4] Er fehlt im mitteleuropäischen Tiefland und in Gegenden mit kalkarmem Untergrund in kleineren Gebieten; sonst kommt er in Mitteleuropa häufig vor.[4]

Der Weiße Steinklee gedeiht am besten auf nährstoffreichen, trockenen, etwas kalkhaltigen, tiefgründigen und daher meist lehmigen Böden, die aber steinig sein können, er gedeiht auch auf Sand, Grus und auf Bahnschotter.[4]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+w (frisch aber mäßig wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]

Der Weiße Steinklee besiedelt Unkrautgesellschaften auf trockenem Ödland, Bahngelände, Kiesgruben und Steinbrüche. Er steigt in den Alpen vereinzelt bis in Höhenlagen von 1500 Metern auf[4]; in den Allgäuer Alpen in Bayern bei der Höflealpe im Mahdtal nordwestlich Riezlern bis in eine Höhenlage von 1350 Meter[6]. Er wurde aber im Oberengadin bei 1720 Metern und bei Arosa bei 1850 Metern Meereshöhe beobachtet.[1]

Nutzung

Gelegentlich wird der Weiße Steinklee auch zur Gründüngung verwendet.

Geschichte

Der Weiße Steinklee hat sich in Westeuropa anscheinend erst in historischer Zeit, spätestens um 1500 eingebürgert; Angaben aus älterer Zeit und prähistorische Funde fehlen.[1]

Sonstiges

Der Weiße Steinklee besitzt eine unterirdische Rübe, die essbar sein soll. Ob diese wie beim Echten Steinklee schwach giftig ist, ist noch nicht ausreichend geklärt.

Literatur

  • Eckehart J. Jäger, Klaus Werner (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 10., bearbeitete Auflage. Band 4: Gefäßpflanzen: Kritischer Band. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München/Heidelberg 2005, ISBN 3-8274-1496-2.
  • Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
  • Peter Sitte, Elmar Weiler, Joachim W. Kadereit, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von Eduard Strasburger. 35. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2002, ISBN 3-8274-1010-X.
  • Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Band IV. 3 1. Auflage. München 1964, S. 1245–1246. (Abschnitt Beschreibung)

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Gustav Hegi, Helmut Gams: Familie Leguminosae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, Band IV, Teil 3, Seite 1245–1247. Verlag Carl Hanser, München 1964.
  2. a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 587.
  3. Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 3: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Droseraceae bis Fabaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3314-8, S. 395–396.
  4. a b c d Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse, Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  5. Melilotus albus Medik. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 10. August 2022.
  6. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW-Verlag, Eching bei München, 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 122–123.

Weblinks

Commons: Weißer Steinklee (Melilotus albus) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien