Wikiup:Außenspiegel/2012

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Rezension Betrifft Kommentar
Julia Seeliger: wikipedia-debatten um den flamberg, seeliger.cc, 9. August 2012 „[…] Gleichwohl ist man mit so einem Wikipedia-Eintrag dem Wohl und Willen Dritter unterworfen. Manche Aspekte meiner Persönlichkeit werden in ein besonderes Licht gestellt – andere sind gar nicht beleuchtet. Als ich mal was zum Thema Piratenpartei schrieb, war gleich der ganze Artikel vollgehunzt mit der Debatte. Das, was vor meiner Zeit bei der Grünen Jugend und vor meinem Leben im Netz stattfand, ist fast gar nicht verzeichnet.

Grundsätzlich weiß ich aber, dass sich die Leute da Mühe geben, enzyklopädisch präzise zu arbeiten. Die Frage ist, ob sie das wirklich von ihren eigenen Erfahrungen und Vorurteilen trennen können. So etwas kann aber wohl niemand wirklich.“

Christian Berzins: Wird Wikipedia das Regie-Niveau in Solothurn verbessern?, Aargauer Zeitung, 5. Juli 2012 „Wenn eine Wundertüte die andere vernascht, wird’s unweigerlich komisch. Interessanterweise stellte am Dienstag Wundertüte Wikipedia der Wundertüte Solothurn Classics eine unlösbare Aufgabe. Oder gar ein Bein. Als «Wichtige Csárdásfürstin-Inszenierungen» bezeichnete das Online-Lexikon am Mittwochmorgen drei Produktionen: Sächsische Staatsoper Dresden (Regie: Peter Konwitschny im Jahr 2000), Lehár-Festival Bad Ischl (Regie: Wolfgang Dosch im Jahr 2010) und Solothurn Classics Solothurn – Regie: Lucia Meschwitz im Jahr 2012, genauer: am Abend des 3. und 4. Juli. Das Urteil des Jekami-Lexikons war gefallen, noch bevor jemand die Solothurner Aufführung gesehen hatte, womit der beste, aber auch oberpeinlichste Operettenscherz schon gemacht war, bevor die Ouvertüre verklungen war. Ein Fall für die lokalen Fasnachtszeitungen?“ … „Der Eintrag ist umso erstaunlicher, da einst beim Classic Openair und heute bei den Solothurn Classics von Regie jeweils nur wenig zu sehen war: Die Sänger spielten so, wie es das Textbuch vorgibt, ihre Lust oder die nur gerade vier Meter tiefe Bühne hergaben.“
René Schneider: «Ein einmaliger Jux – Ehrenwort», Tagblatt Online, 16. Juni 2012 Interview mit einem Oberrieter, der einen dörflichen Scherz über Diepoldsau bei Wikipedia eintrug, der drei Jahre lang stehen blieb: „wird alljährlich am ersten Oktoberwochenende ein Empfang für Oberrieter vorbereitet. Dann werden die Oberrieter mit Fahnen und Ballonen empfangen. Dies ist ein Brauch von früher, als die hohen Herren von Oberriet nach Diepoldsau zogen, um die Untertanensteuern einzuziehen.[1]
Linus Schöpfer: Ich habe nie Kompromisse gemacht – Interview mit Felicitas Hoppe, Basler Zeitung, 5. Juni 2012 „Ich glaube, die von Ihnen erwähnte Einschätzung [erstaunliche Produktivität] hat nicht zuletzt mit meinem Wikipedia-Eintrag zu tun, der alle meine Publikationen als Monografien aufführt. Eigentlich ist mein Werk nicht voluminös. […] Aber was mich eben auch fasziniert, ist die Manipulation von Wissen, die bei Wikipedia stattfindet; dass sich jemand immer wieder hinter den Hoppe-Eintrag macht und ihn aktualisiert, fast täglich. Meistens sehr verlässlich, aber es gibt auch Ausnahmen – wenn man plötzlich verheiratet wird etwa. «Was ist wahr, was ist erfunden?», das ist natürlich auch die Frage in «Hoppe».“
Marcel Reuss: Ein Zwischenraum, um durchzuschaun, Tages-Anzeiger, 5. Juni 2012 „Was ist ein Fenster? Schwierige Frage, weil man sich über das Selbstverständliche ja oft zu wenig Gedanken macht. Ein Wandloch? Etwas primitiv. Viel exakter beschreibt es unser aller liebste Wikipedia. Also, was ist ein Fenster? «Eine spezielle Öffnung, welche reproduzierbar geschlossen und wieder geöffnet werden kann.» Und wozu dient es? «Fenster dienen dazu, natürliches Licht in Gebäude zu lassen und gleichzeitig das Innere der Gebäude vor den Einflüssen der Witterung abzuschirmen. Weiters ermöglichen sie zumeist die Belüftung und das Hinaus- und Hineinsehen.» Kann man es schöner sagen?“
"Kulturflatrate? Unsinn!", berliner-zeitung.de, 24. Mai 2012 Selbstverständlich ist nicht jede digitale Publikation von geringer Qualität. Aber Wikipedia wimmelt von Fehlern. In meinem Fall stehen einige Informationen drin, die hinten und vorne nicht stimmen. Von etlichen Kollegen weiß ich, dass Fehlinformationen ebenfalls sehr häufig anzutreffen sind.
„Professor der Herzen“ nimmt Abschied, Gießener Anzeiger, 2. Mai 2012 Was schenkt man einem Professor wohl, wenn er nach mehreren Jahrzehnten Forschung und Vorlesungen in den Ruhestand geht? Mit einem Blumenstrauß ist es da längst nicht getan. Die Mitarbeiter und Doktoranden der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. rer. nat. Rudolf Geyer am Biochemischen Institut der Justus-Liebig-Universität (JLU) hatten eine ganz besonders originelle Idee: sie schenkten ihm eine Seite bei Wikipedia, der größten Wissensplattform im Internet.
Wirtschaftsexperten geben Hotelier Hilpert Rückendeckung, Märkische Oderzeitung, 16. April 2012 „Axel Hilpert ist nicht Ehren-Oberst der kubanischen Armee“, stellte sie klar. Angaben dazu auf Wikipedia, die von der Staatsanwaltschaft als Indiz für Fluchtgefahr gewertet werden, seien falsch. (Siehe auch Wikipedia:Kurier#Der lange Schatten der DDR und Wikipedia Diskussion:Kurier/Archiv/2012/04#Wikipedia-Artikel als Grundlage für Haftbefehl)
Autor: „Sehr unglücklich“; RÜGE In Walsrode kungelt das örtliche Blättchen mit einem Zuhälter. Dem Presserat wurde es jetzt zu viel, taz, 10. April 2012 „Der Presserat hat die Walsroder Zeitung gerügt. … Erst im Dezember war das Blatt wegen eines ähnlichen Vorfalls in die Kritik geraten: Es hatte über einen Anschlag und eine Morddrohung gegen einen lokalen Rechtsanwalt berichtet, aber nicht erwähnt, dass auch der sich zuvor öffentlich kritisch über die Rocker geäußert hatte. Dieses Versäumnis schrieb ein Nutzer in den Wikipedia-Eintrag der Zeitung. Der Verlag tilgte den kritischen Passus aus dem Onlinelexikon. Sehr unglücklich hatte der Presserat das Vorgehen der Zeitung damals genannt.“
Mjw: WER BIN ICH, Jüdische Allgemeine, 2. Februar 2012, S. 22 (Frage); 9. Februar 2012, S.22 (Lösung) „Liebe deutsche Wikipedia-Macher: Korrigiert mal euren Eintrag zu mir. Es stimmt nicht, dass ich in einem Kibbuz gelebt und drei Monate in der israelischen Armee gedient habe. Richtig ist, dass ich als Teenager mit einer jüdischen Jugendgruppe Israel besucht habe. Mein Vater betreibt auch nicht, wie ihr schreibt, einen Handel mit koscheren Lebensmitteln. Er ist Schlachter.“
Bertram Müller: Lauterbach – Maler im Zwielicht, Rheinische Post Düsseldorf, 27./28. Februar 2012 „Jahrzehntelang stand der Düsseldorfer Künstler, Sammler und Mäzen Carl Lauterbach (1906–1991) in hohem Ansehen. Jetzt fällt ein Schatten auf sein Leben und seine Arbeit: Lauterbach war unter dem NS-Regime kein Widerständler, sondern diente sich den Machthabern an. Hier irrt Wikipedia, das sonst meist zuverlässig informierende Internet-Lexikon:“
Wie man aus Christian Kracht einen Nazi macht, Welt-Online, 17. Februar 2012 „Georg Diez dürfte zufrieden sein. Für einen Autor […] muss es ein Triumph sein, wenn der eigene Wikipedia-Eintrag plötzlich doppelt so lang ist wie zuvor. Diez hat es nun schwarz auf weiß. Unter „Werdegang“ findet sich dort jetzt ein zweites, brandneues Kapitel namens „Debatte“, das referiert, wie sein „Spiegel“-Artikel „Die Methode Kracht“ den gleichnamigen Schweizer Schriftsteller als Wegbereiter antimodernen, demokratiefeindlichen und totalitären Denkens beschreibt, was wiederum, genau: zu einer Debatte geführt habe.“
Wikipedia-Korrektur: Rudolf Hagelstange „war nicht in der SS“, Darmstädter Echo, 12. Januar 2012 „Horst Anthoni, Vorsitzender des Historischen Vereins für die Kreisstadt und die ehemalige Grafschaft Erbach, (…) zeigte sich verärgert, „weil Hagelstange nie (…) Uniform [der Waffen-SS] trug“. Leichtfertig sei dies aus der Internet-Enzyklopädie Wikipedia übernommen worden. „Es stimmt aber nicht“, sagt Horst Anthoni. Und: „Wenn man heute den Artikel anklickt, fehlt die Angabe.“ (…) Doch auch das kann sich womöglich wieder ändern.“